Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 21′ N,  32′ O

Basisdaten (Stand 1974)
Bestandszeitraum: 1821–1974
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Verwaltungssitz: Schlüchtern
Fläche: 430,31 km2
Einwohner: 43.600 (31. Dez. 1973)
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: SLÜ
Kreisschlüssel: 06 1 51
Kreisgliederung: 14 Gemeinden
Lage des Landkreises Schlüchtern in Hessen

Der Landkreis Schlüchtern war ein von 1946 bis zur Gebietsreform 1974 bestehender Landkreis in Hessen. Sein Gebiet gehört seitdem zum Main-Kinzig-Kreis. Die Kreisstadt war Schlüchtern.

Geographie

Der Landkreis grenzte Anfang 1974, im Osten beginnend im Uhrzeigersinn, an die Landkreise Bad Kissingen und Main-Spessart in Bayern sowie an den Landkreis Gelnhausen, den Vogelsbergkreis und den Landkreis Fulda in Hessen.

Geschichte

Der Kreis Schlüchtern wurde 1821 aufgrund einer kurfürstlichen Verordnung als ein Kreis der kurhessischen Provinz Hanau gebildet. Infolge der Märzrevolution 1848 wurde der Landkreis Schlüchtern am 31. Oktober 1848 aufgelöst und in den neugebildeten Bezirk Hanau eingegliedert. Am 15. September 1851 wurde der alte Kreis wiederhergestellt. 1860/61 wurde dem Landkreis Schlüchtern der bayerische Teil von Züntersbach angegliedert.

Durch die Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem Preußisch-österreichischen Krieg 1866 wurde der Kreis Schlüchtern preußisch. 1867 wurde er Teil des neuen Regierungsbezirkes Kassel und 1868 der neu gebildeten Provinz Hessen-Nassau. Zum 1. Juli 1944 wurde die preußische Provinz Hessen-Nassau in die neugebildeten Provinzen Kurhessen und Nassau aufgeteilt und dabei wurden die Kreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern sowie die kreisfreie Stadt Hanau vom Regierungsbezirk Kassel in den Regierungsbezirk Wiesbaden überführt. Im April 1968 wechselte der seit 1946 Landkreis Schlüchtern nach der Auflösung des Regierungsbezirks Wiesbaden in den Regierungsbezirk Darmstadt.

Bis zu den ersten Gemeindefusionen im Jahre 1969 umfasste der Landkreis 46 Gemeinden, darunter die drei Städte Bad Soden, Salmünster und Schlüchtern, sowie den Gutsbezirk Spessart. Im Jahr 1972 änderte sich die Abgrenzung des Landkreises:

  • Die Gemeinde Katholisch-Willenroth des Landkreises Gelnhausen wurde am 1. Juli in die Stadt Salmünster im Landkreis Schlüchtern eingegliedert.
  • Die Gemeinden Oberkalbach und Uttrichshausen wurden am 1. August in die Gemeinde Kalbach des Landkreises Fulda eingegliedert.
  • Die Gemeinde Reinhards wurde am 1. August in die Gemeinde Freiensteinau des Vogelsbergkreises eingegliedert.

Durch eine Reihe von weiteren Gemeindefusionen verringerte sich die Zahl der Gemeinden des Landkreises bis Juni 1974 auf 14.

Im Rahmen der Kreisreform in Hessen ging der Landkreis Schlüchtern am 1. Juli 1974 gemeinsam mit den Landkreisen Hanau und Gelnhausen sowie der kreisfreien Stadt Hanau im Main-Kinzig-Kreis, dem bevölkerungsreichsten Landkreis Hessens, auf. Gleichzeitig fanden zum 1. Juli 1974 noch weitere Eingemeindungen statt, so dass aus dem Altkreis Schlüchtern neben dem Gutsbezirk Spessart letztendlich die Städte Bad Soden-Salmünster und Schlüchtern sowie die Gemeinden Sinntal, Steinau und Züntersbach in den Main-Kinzig-Kreis eintraten.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
182117.557
187130.626
189028.497
190028.093
191031.964
192530.692
193931.338
195045.533
196040.400
197044.000
197343.600

Politik

Landräte

Von Bis Name
1821 1825 George Stern
1825 1829 Karl Friedrich Giesler
1829 1833 Wilhelm Henß
1834 1840 Heinrich Rudolph Ferdinand Wachs
1840 1845 Jacob Adrian Wilhelm von Specht
1847 1849 August Emil Wegner
1849 1851 Martin Schlott
1851 1859 Karl Friedrich Leopold Cöster
1860 1863 Heinrich Kramm
1863 1880 Hermann Wolff von Gudenberg
1880 1904 Eugen Albert Heinrich Roth
1904 1906 Wilhelm zu Solms-Laubach
1906 1916 Justus Theodor Valentiner
1916 1927 Bodo von Trott zu Solz
1927 1933 Friedrich Müller (DDP)
1933 1945 Adolf von und zu Gilsa (NSDAP)
1945 1946 Josef Christian Körling (später CDU)
1946 1964 Walter Jansen (CDU)
1964 1970 Wolfgang Seibert (CDU)
1970 1974 Eckhard Momberger (SPD)

Wappen und Flagge

Wappen

Das Wappen des Landkreises Schlüchtern ist in ein Mal geteilt und ein Mal gespalten. Heraldisch oben rechts sind auf goldenem Hintergrund drei rote Sparren (für das ehemalige Fürstentum Hanau). Auf der oberen linken Seite befindet sich auf blauem Hintergrund ein neunmal silbern und rot geteilter steigender Löwen (für das ehemalige Kurfürstentum Hessen). Unten rechts ist ein durchgehendes schwarzes Kreuz (für das ehemalige Hochstift Fulda). Der vierte Teil, unten links, ist viermal schrägrechts mit Rot und goldenen Streifen geteilt (für die Standesherren von Hutten).

Das Wappen wurde am 15. April 1935 genehmigt. Gezeichnet wurde das Wappen des Landkreises von Heinz Ritt.

Flagge

Am 19. Juni 1956 wurde dem Landkreis Schlüchtern durch das Hessische Innenministerium eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:

„Das von Rot und Gold geteilte Flaggentuch zeigt das Wappen das Kreises Schlüchtern, das im gevierten Schild 1. drei rote hanauische Sparren in Gold, 2. den rot-weiß gestreiften hessischen Löwen in Blau, 3. das Schwarze Fuldaer Kreuz in Silber und 4. die beiden Hutt’schen Schrägbalken in Rot darstellt.“

Gemeinden

Die folgende Liste enthält alle Gemeinden, die dem Landkreis Schlüchtern während seines Bestehens angehörten, sowie die Daten aller Eingemeindungen:

Gemeinde eingemeindet
nach
Datum der
Eingemeindung
AhlBad Soden1. April 1972
AhlersbachSchlüchtern1. Dezember 1969
AltengronauSinntal1. Juli 1974
Bad Soden, StadtBad Soden-Salmünster1. Juli 1974
BellingsSteinau1. Dezember 1969
BreitenbachSchlüchtern1. Dezember 1969
BreuningsSterbfritz1. Dezember 1969
EckardrothBad Soden1. April 1972
ElmSchlüchtern1. Dezember 1969
GundhelmSchlüchtern1. Dezember 1969
Spessart, Gutsbezirkzum Main-Kinzig-Kreis1. Juli 1974
HerolzSchlüchtern1. Dezember 1969
HeubachUttrichshausen31. Dezember 1971
HintersteinauSteinau1. Juli 1974
HohenzellSchlüchtern1. Dezember 1969
HuttenSchlüchtern1. Dezember 1969
JossaSinntal1. Juli 1974
KerbersdorfSalmünster1. Dezember 1970
KlosterhöfeSchlüchtern1. Dezember 1969
KressenbachSchlüchtern31. Dezember 1971
MarbornSteinau1. Dezember 1969
MarjoßSteinau31. Dezember 1971
MottgersSinntal1. Juli 1972
NeuengronauAltengronau1. Dezember 1969
NeustallSteinau1. Juli 1974
NiederzellSchlüchtern1. Juli 1974
OberkalbachKalbach, Landkreis Fulda1. August 1972
OberzellSinntal1. Juli 1974
ReinhardsFreiensteinau, Vogelsbergkreis1. August 1972
RomsthalSalmünster1. Dezember 1970
Salmünster, StadtBad Soden-Salmünster1. Juli 1974
SannerzSterbfritz1. Dezember 1969
SarrodUlmbach1. April 1972
Schlüchtern, Stadtzum Main-Kinzig-Kreis1. Juli 1974
SchwarzenfelsSinntal1. Juli 1972
SeidenrothSteinau1. Dezember 1969
Sinntalzum Main-Kinzig-Kreis1. Juli 1974
Steinauzum Main-Kinzig-Kreis1. Juli 1974
SterbfritzSinntal1. Juli 1974
UerzellUlmbach31. Dezember 1971
UlmbachSteinau1. Juli 1974
UttrichshausenKalbach, Landkreis Fulda1. August 1972
VollmerzSchlüchtern1. Dezember 1969
WahlertBad Soden1. Dezember 1970
WallrothSchlüchtern31. Dezember 1971
WeichersbachSinntal1. Juli 1972
WeiperzSterbfritz1. Dezember 1969
Züntersbachzum Main-Kinzig-Kreis1. Juli 1974

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen SLÜ zugewiesen. Es wurde bis zum 30. Juni 1974 ausgegeben. Seit dem 2. Januar 2013 ist es aufgrund der Kennzeichenliberalisierung im Main-Kinzig-Kreis mit Ausnahme der Sonderstatusstadt Hanau wieder erhältlich.

Literatur

  • Georg-Wilhelm Hanna: Der Landkreis Schlüchtern und seine Landräte. Kreissparkasse Schlüchtern, Georg-Wilhelm Hanna (Kreisarchiv), Druckerei Griebel, Schlüchtern/Gelnhausen 1991

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Verordnung vom 29. Juni 1821 über die Umbildung der bisherigen Staatsverwaltung betreffend. In: (Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen vom Jahre 1821, Hof- und Waisenhaus-Druckerei, Cassel) kurhess GS 1821, S. 29–62; auch in: Wilhelm Möller, Karl Fuchs (Hrsg.): Sammlung der im Kurfürstenthum Hessen noch geltenden gesetzlichen Bestimmungen von 1813 bis 1860. Elwert’sche Universitäts-Buchhandlung, Marburg/Leipzig 1866, S. 311–351.
  2. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
  4. Johann Peter Eyring: Der Landkreis Hanau. In: Georg-Wilhelm Hanna (Bearb.): Der Landkreis Hanau und seine Landräte. Hrsg.: Kreissparkasse Hanau. Hanau 1989, S. 7.
  5. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung 1871
  6. 1 2 3 4 5 6 7 Michael Rademacher: Schluechtern. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
  8. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1975
  9. Genehmigung einer Flagge des Landkreises Schlüchtern im Regierungsbezirk Wiesbaden vom 19. Juni 1956. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1956 Nr. 27, S. 665, Punkt 601 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,2 MB]).
  10. Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
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