Geschichte der Acetylsalicylsäure
Die Geschichte der Acetylsalicylsäure beginnt mit ihrer Synthese und Herstellung, noch bevor sie im Jahr 1899 in die Therapie eingeführt würde. Als Abkürzung für Acetylsalicylsäure wird ASS verwendet, im englischen Sprachraum ASA für acetylsalicylic acid. Auch Aspirin, eine geschützte Marke der Bayer AG, ist teilweise Gattungsname oder auch Synonym für die Acetylsalicylsäure geworden.
Salicylsäure wurde seit der Antike medizinisch verwendet. Arzneimittel aus Weidenholz und anderen salicylatreichen Pflanzen kommen in Tontafeln aus dem alten Sumer sowie im Papyrus Ebers aus dem alten Ägypten vor. Hippokrates bezog sich 400 v. Chr. auf die Verwendung von Salicyl-Tee, um Fieber zu senken. Salicylatreiche Pflanzen waren Teil des Arzneibuchs der westlichen Medizin in der klassischen Antike und im Mittelalter. Weidenrindenextrakt wurde Mitte des 18. Jahrhunderts für seine spezifischen Wirkungen auf Fieber, Schmerzen und Entzündungen bekannt. Im 19. Jahrhundert experimentierten und verschrieben Apotheker mit einer Vielzahl von Chemikalien, die mit Salicin, der aktiven Komponente des Weidenextrakts, in Zusammenhang stehen.
1853 behandelte der Chemiker Charles Frédéric Gerhardt Acetylchlorid zum ersten Mal mit Natriumsalicylat, um Acetylsalicylsäure herzustellen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellten andere akademische Chemiker die chemische Struktur der Verbindung fest und entwickelten effizientere Synthesemethoden. 1897 begannen Wissenschaftler der Arzneimittel- und Farbenfabriken Bayer, Acetylsalicylsäure als weniger magenreizenden Ersatz für gängige Salicylat-Standardarzneimittel zu untersuchen und stellten einen neuen Syntheseweg ohne Verunreinigungen her. Bis 1899 hatte Bayer dies Aspirin genannt und verkaufte es weltweit. Das Wort Aspirin war der Markenname von Bayer und nicht der generische Name des Arzneimittels. Die Markenrechte von Bayer gingen jedoch in vielen Ländern verloren oder wurden verkauft. Die Popularität der Acetylsalicylsäure wuchs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und führte zu einem heftigen Wettbewerb mit der Verbreitung von ASS-Produkten und ASS-Marken.
Nach der Entwicklung von Paracetamol (Acetaminophen) im Jahr 1956 und Ibuprofen im Jahr 1962 nahm die Häufigkeit der ASS-Einnahmen ab. In den 1960er und 1970er Jahren entdeckten John Robert Vane und andere die grundlegenden Wirkungsmechanismen der Acetylsalicylsäure, während klinische Studien und andere Studien aus den 1960er bis 1980er Jahren die Wirksamkeit des Medikaments als Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) ergaben, der das Risiko von Gerinnungskrankheiten (Koagulopathien) verringert. Die ASS-Verkäufe belebten sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erheblich und blieben auch im 21. Jahrhundert weit verbreitet zur vorbeugenden Behandlung von Herzinfarkten und Schlaganfällen.