Massaker von Račak
Als Massaker von Račak wurde ein Ereignis in der innerstaatlichen Phase des Kosovo-Konflikts bekannt, bei dem am 15. Januar 1999 mindestens 40 Menschen von Mitgliedern serbischer Sicherheitskräfte erschossen wurden. Die Leichen wurden am folgenden Tag in und bei dem Dorf Račak (albanisch Reçak) im Kosovo aufgefunden.
Der Vorfall wurde auf diplomatischem Weg und in den Medien unverzüglich der serbisch-jugoslawischen Regierung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Massaker angelastet. Die jugoslawische Führung behauptete dagegen, die Getöteten seien Angehörige einer „terroristischen Gruppe“, der UÇK; sie seien von der Polizei bei einer Kampfaktion getötet worden, mit der die Polizei auf die Ermordung eines Polizisten durch die UÇK reagiert habe. Der Vorfall diente dann zur Legitimation des Eintritts der NATO in den Kosovokrieg (Operation Allied Force). Am 24. März begannen die ohne UNO-Mandat geführten Luftangriffe der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien.
Das Massaker von Račak ist zu einem bedeutenden Beispiel polarisierter Berichterstattung und politischer Instrumentalisierung geworden. Den Medien wird dabei vorgehalten, sich zum Sprachrohr der jeweiligen Kriegspartei gemacht zu haben. Für die Verbreitung unüberprüfbarer Bilder des angeblichen Massakers von Račak wie auch später von Rogovo nutzten UÇK-nahe Organisationen auch das Internet, das im Kosovokrieg erstmals der gezielten Kriegspropaganda diente. Die Widersprüche, die sich unter anderem aus den Berichten von OSZE-KVM, Menschenrechtsorganisationen, forensischen Expertenteams, jugoslawischen Behörden, UÇK-Organen und den Prozessen vor dem Haager Tribunal ergeben, haben zwar eine Vielzahl eklatanter Falschmeldungen und Fehlinformationen offenbart, doch wurden wichtige Dokumente bislang nicht freigegeben und die tatsächlichen Vorgänge nicht aufgeklärt.