Schnellstraßenbahn
Eine Schnellstraßenbahn ist eine Straßenbahn, die auf eigenem oder besonderem Bahnkörper mit weiten Bogenradien und großzügigem Gleisabstand fährt und dazu teilweise wie eine Eisenbahn auf Dämmen oder in Einschnitten trassiert ist. Sie wird damit horizontal, teilweise auch vertikal, vom übrigen Straßenverkehr getrennt geführt. Höhengleiche Kreuzungen mit anderen Verkehrsmitteln sollen vermieden werden. Wenn sie in Ausnahmefällen nicht zu vermeiden sind, sind sie zu sichern und zugunsten des Schnellstraßenbahnverkehrs zu gestalten. Die Betriebsführung erfolgt durch Fahren auf Sicht, Betriebsmittel sind geeignete Fahrzeuge der Straßenbahn, die über eine hohe Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung verfügen. Die Haltestellenabstände sind gegenüber herkömmlichen Strecken größer. Um hohe Fahrgeschwindigkeiten realisieren zu können, wird die Oberleitung in der Regel als Kettenfahrleitung ausgebildet.
Mit Schnellstraßenbahnen werden heute Reisegeschwindigkeiten von über 25 km/h angestrebt. Solche Vorgaben werden heute in Deutschland auf einzelnen Strecken erreicht und übertroffen, beispielsweise in Bremen (26,1 km/h); in kompletten (Schnell-)Straßenbahn- oder Stadtbahnnetzen nur dort, wo es längere Tunnel- oder Überlandabschnitte gibt (z. B. Stuttgart 27,0 km/h). Im Verkehrswert liegt die Schnellstraßenbahn über der Straßenbahn und unterhalb der U-Bahn. Die Kapazität liegt bei maximal 15.000 Personen pro Stunde und Richtung.
Manche Autoren bezeichnen auch die U-Straßenbahn als Schnellstraßenbahn, deren erste Vertreterin bereits 1897 in Boston verkehrte. Jedoch erreicht die U-Straßenbahn ihre höhere Geschwindigkeit in der Regel durch Tunnel in den Zentren der Städte, die teilweise aufwändige Verzweigungs- und Kreuzungsbauwerke aufweisen. Im Gegensatz dazu entstanden die Schnellstraßenbahnstrecken meist an der Peripherie der Städte und weisen für gewöhnlich nur kurze Unterführungen auf.
Gelegentlich werden und wurden auch entsprechende Straßenbahnfahrzeuge als Schnellstraßenbahnen bezeichnet, so beispielsweise 1976 im Neuen Deutschland die damals modernen Tatra KT4D aus tschechoslowakischer Produktion.
In der Anfangszeit konnten Schnellstraßenbahnen als neues innerstädtisches Verkehrsmittel in mancher Hinsicht auf ältere Erfahrungen mit Überlandstraßenbahnen wie der Rhein-Haardtbahn und der Kleinbahn Düsseldorf–Krefeld aufbauen, wie Ernst Biedermann 1917 in seinem Artikel „Schnellstraßenbahnen“ erwähnt. Die Abgrenzung der Begriffe voneinander war und ist nicht immer eindeutig, insbesondere dort, wo Städte sich mit den Jahren gerade entlang solcher Schienenachsen weiter ausgedehnt haben.
Unabhängig vom Gegenstand dieses Artikels bezeichnen manche Betriebe auch Straßenbahnschnelllinien als Schnellstraßenbahn. In diesem Fall erfolgt die Beschleunigung jedoch ausschließlich durch ausgelassene Haltestellen, unabhängig von der jeweiligen Trassierung. Eine Mischung zwischen beiden Prinzipien stellen viergleisige Schnellstraßenbahnstrecken dar, wie sie etwa in Düsseldorf und Nürnberg anzutreffen waren. Hierbei konnten die schnellen Kurse die überall haltenden Regelkurse überholen.