Amerikanisches Wahlsystem

Das amerikanische Wahlsystem gehört zu den kompliziertesten der Welt. In keinem anderen Land beeinflussen neben den Stimmen der wahlberechtigten Bürger noch so viel andere Dinge das Wahlergebnis.

Hier zählen noch schlagkräftige Argumente...

Der Kongress

Im Kongress sitzen eine Menge unheimlich wichtiger Menschen, die was zu sagen hätten, wenn nicht der Präsident von Amerika ständig sein Veto dazu geben würde. Der Kongress wird in 2 Häuser aufgeteilt, was im Wesentlichen den Zweck hat, dass beide großen Parteien gleichzeitig irgendwo die Mehrheit haben können.

Das Repräsentantenhaus

Das Repräsentantenhaus ist ein buntes Mischmasch aus dem Salatpizzaschmelztopf der amerikanischen Gesellschaft. Sollten zum Beispiel in irgendeinem Staat die Bürger auf die Idee kommen, alle für sich selbst zu stimmen, und nur einer stimmt für einen Anderen, so würde dieser mit einer stolzen Mehrheit von 2 Stimmen ins Repräsentantenhaus einziehen.

Man stimmt also nicht für den, den man für am Fähigsten hält, seine persönlichen Interessen zu vertreten (denn dann würde exakt die obige Situation eintreten), sondern nimmt andere Kriterien hinzu: Wer hat die größte Ranch, den größten Hut, das größte Ego und so weiter. Dadurch bringt es meistens jemand zu einer anständigen relativen Mehrheit und darf sich im Kongress breit machen. In den meisten Staaten wohnen so viele Leute, dass sie sogar mehrere Abgeordnete ins Repräsentantenhaus schicken dürfen - somit haben auch diejenigen mit der zweitgrößten Ranch, dem zweitgrößten Hut und dem zweitgrößten Ego eine Chance.

Der Senat

Der Senat besteht, wie schon der Name vermuten lässt, aus alten Männern mit riesigen, meterlangen Bärten, die gerne für so tolle Sachen stimmen wie ein Verbot des Schwangerschaftsabbruchs nach einer Vergewaltigung. Dadurch ist auch das Wahlkriterium für diese Abgeordneten anders: Es zählt primär, wer den längsten Bart hat.

Um deutlich zu machen, dass der Senat etwas viel Erhabeneres und Angeseheneres ist als das Repräsentantenhaus, unterscheidet sich das Wahlsystem deutlich: So schickt jeder Staat immer 2 Senatoren in den Senat, egal wie groß er ist, wieviele Einwohner er hat oder wieviele davon große Hüte haben. Dieses System hat bisher wunderbar funktioniert, jedoch wird es zu einem politischen Super-GAU führen, falls irgendwann einmal der Fall auftritt, dass ein Staat überraschenderweise nur noch einen Einwohner hat.

Die Präsidentschaftswahl

Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten stellt das ganze Kongress-Gewähle völlig in den Schatten: Hier geht es um Macht, Öl und schöne Frauen. Und da man diese ganzen Dinge ungern von dem Willen irgendeiner Mehrheit abhängig macht, hat man sich eine Menge Schikanen einfallen lassen, die die Mehrheit bestehen muss, um auch als Mehrheit anerkannt zu werden.

Präsidentschaftskandidatenwahl

Die ganze Odyssee fängt ziemlich logisch an: Wenn man Präsident werden will, muss man erst mal Präsidentschaftskandidat werden. Oder Vollpigmentierter-Präsidentschaftskandidat (weil Vollpigmentierte sind in den USA ja inzwischen unheimlich gleichberechtigt, aber das hindert trotzdem niemanden daran, ständig auf dem Fakt, dass ein Präsidentschaftskandidat dunkle Hautfarbe hat, herumzureiten).

Der Präsidentschaftskandidatenwahl geht wie jeder ordentlichen Wahl natürlich ein Präsidentschaftskandidatenwahlkampf voraus. Um genau zu sein sind es 2 Wahlkämpfe, denn immerhin braucht man ja mindestens 2 Kandidaten, die sich dann nachher bei der Präsidentschaftswahl endgültig die Köpfe einschlagen. Um dies sicherzustellen, sind während dem Präsidentschaftskandidatenwahlkampf auch keine Angriffe auf die Köpfe der Mitbewerber erlaubt; deshalb befinden sich die meisten persönlichen Angriffe unter der Gürtellinie.

Um nun die Kandidaten zu wählen, reisen alle erst mal nach Iowa. Das hat keinen besonderen Grund, außer vielleicht, dass einige Mitbewerber gleich mal aus dem Rennen fliegen - denn die weitere Tournee durch die USA ist so geplant, dass der gesamte Reiseweg möglichst lang ist und damit auch möglichst viel Geld verschlingt, was sämtliche Leute mit unter einer Million Dollar Vermögen abschrecken soll. Denn natürlich ergibt es keinen Sinn, einen Präsidenten zu wählen, der nicht mindestens eine große Ranch besitzt, auf der er Staatsgäste empfangen kann (nunja, zur Not kann man ja auf die Ranch eines Mitglieds des Repräsentantenhauses ausweichen).


Nach demselben Schema werden dann die restlichen Staaten abgearbeitet, nur, dass sich zum Ende hin jene beiden Kandidaten als Sieger herauskristallisieren, von denen man eigentlich sowieso schon vorher gewusst hat, dass sie die Präsidentschaftskandidatenwahl gewinnen werden. Dadurch müssen die Ergebnisse in den anderen Staaten natürlich anders ausfallen als in Iowa, und da das ebenfalls alle wissen, ist es auch kein Problem, dies zu realisieren.

Wahlkampf

Nachdem nun endlich 2 Kandidaten bereitstehen, die sich in den folgenden Wochen und Monaten gegenseitig die Köpfe einschlagen können, machen sich noch ein paar andere Leute wichtig, indem sie ebenfalls kandidieren. Warum die nun kandidieren können, ohne irgendwelche Vorwahlen, ist völlig schleierhaft, aber vermutlich sieht man einfach darüber hinweg, weil sie sowieso keine Chance haben.

In der übriggebliebenen Zeit bis zur Wahl gibts nur eine oder mehrere TV-Duelle zwischen den beiden Kandidaten (die anderen dürfen nicht mitmachen). Das läuft folgendermaßen ab:

  • Beide Kandidaten ziehen sich bis auf die Unterwäsche aus und bewerfen sich gegenseitig mit Schlamm
  • Ein Moderator stellt den beiden Kandidaten währenddessen einige Standardfragen wie was gedenken sie mit den vielen Arbeitslosen zu tun?
  • Die Kandidaten geben ein paar Standardantworten wie die Truppenzahl unserer Armee vergrößern
  • Irgendwann wird das Duell für beendet erklärt und ganz Amerika diskutiert wochenlang darüber, wer denn nun gewonnen hat

Die Wahl

Irgendwann ist es dann endlich soweit: Das gesamte amerikanische Volk stürmt die Wahllokale. Man versucht, einen Punkt anzukreuzen, der zu seinem Favoriten gehört; allerdings kann man bei den schlampig gedruckten Wahlzetteln nie sicher sein, welcher Punkt zu welchem Kandidaten gehört. Ist ja auch nicht so wichtig, denn wie gesagt gibt es noch einige weitere Faktoren, die das Wahlergebnis beeinflussen:

  • Pluspunkte bekommt man für jeden Verwandten, der bereits Präsident der USA gewesen ist.
  • Minuspunkte gibts für alle zukünftigen Friedensnobelpreisträger, denn ein amerikanischer Präsident hat ein paar anständige Kriege zu führen, anstatt die ganze Zeit an der globalen Erwärmung rumzujammern.
  • Pluspunkte gibts für jeden, über den irgendein verrückter Filmemacher Bücher schreibt. Schließlich ist schlechte Presse besser als gar keine Presse.
  • Minuspunkte gibts, wenn man das Wahlergebnis nicht anerkennt, selbst wenn es gefälscht war. Vor allem wenn es gefälscht war.
  • Noch mehr Minuspunkte gibts, wenn der gegnerische Kandidat Sympathisanten im Surpreme Court hat.
  • Eine zweite Amtszeit gratis gibts für alle, die Präsident geworden sind, obwohl sie eigentlich gar nicht gewählt wurden. (Außer man heißt Gerald Ford)

Veröffentlichung der Ergebnisse

Während der Auszählung sendet NBC eine unheimlich interessante Sendung, die nach und nach die Ergebnisse der Wahl in den Äther streut. Im Prinzip wurden sämtliche Wahlzettel schon vorher ausgezählt, aber im Fernsehen muss das Ganze natürlich ein Mindestmaß an Spannung haben, also wird nur hin und wieder einer der Staaten in der Farbe der Partei, die dort gewonnen hat, angemalt. Zum Schluss sieht das Ganze dann aus wie ein kleines Risiko-Spielbrett. Den Rest der Zeit labert der Moderator belangloses Zeug über Demokratie, Freiheit und so unnütze Sachen.

Wenn alle Ergebnisse bis auf die von 2, 3 Staaten bekanntgegeben worden sind, feiern erst mal beide Kandidaten ihren Sieg. Weil im Prinzip können ja beide noch gewinnen (das ist a priori so und hat kaum was mit den bisher eingegangenen Stimmen zu tun). Hauptsache gefeiert. Wenn die Feiern zu Ende sind und alle hackestrunzendicht unterm Tisch liegen, werden auch die letzten Ergebnisse preisgegeben. Aber die interessieren dann keinen mehr, schließlich ist ja Feiern viel wichtiger als die Frage, wer denn jetzt die nächsten 4 Jahre die USA regiert.

Ich bin ein Neger, wählt mich!
Ich bin eine Frau, wählt mich!
Ich bin ein Mann. Öhm. Wählt nicht die Frau!
Ich bin Ralph Nader. Mir doch egal wen ihr wählt, Dabeisein ist alles!
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