Bogenschießen

Bogenschießen, das, ist ein archaisch (deshalb englisch Archery) anmutender Schießsport, der jedoch spontan zum Scheißsport mutiert, wenn man ihn mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreiben will. Die anfängliche Faszination geht schnell flöten, sobald man die Körperhaltung, den Bewegungsablauf und das Sportgerät kennenlernt.

Der Ursprung: Darbende Neandertalerfamilie auf der Pirsch.

Bogenarten

Traditioneller Bogen

Der Traditionelle Bogen ist im Grunde nichts anderes als ein langes Stück Holz. Er ist nur was für Kinder und einfache Leute, die sich kein High-Tech-Spielzeug leisten können.

Recurvebogen

Der Recurvebogen ist der häufigste Bogentyp. Er besteht aus einem Mittelstück, zwei Wurarfmen mit nach außen gebogenen Enden und beliebigen weiteren Anbauten, die das Zielen erleichtern oder den Status des Bogenschützen markieren sollen. Entgegen der landläufigen Meinung kommt der Name „Recurvebogen“ nicht von der Form des Bogens, sondern von der rückläufigen Leistungskurve des Schützen. Daher ist er auch der einzige Bogentyp, der zu olympischen Spielen zugelassen ist.

Compoundbogen

Modebewusster Compoundschütze: Zielscheibe und Frisur im einheitlichen Look.

Der Compoundbogen ist der technisch am meisten verschnickschnackte aller Bögen. Er hat zwei exzentrisch aufgehängte Räder an den Wurfarmenden, einen komplizierten Bowdenzug Sehnen-Verlauf und eine stufenlose Gangschaltung: Je weiter der Auszug, desto geringer die Haltekraft. Am ehesten ist dieser „Bogen“ mit einem Mini-Faltfahrrad zu vergleichen. Genau genommen besteht da auch kein signifikanter Unterschied. Es wurden schon Compoundbögen in Fahrradständern gesichtet.

Compoundschütze auf dem Heimweg: Dieses Fahrrad ist echt zum Schießen!

Blankbogen

Der Blankbogen ist ein Sportbogen ohne Visier und Stabilisatoren. Der Bogenschütze war nach dem Kauf des Bogens und der Pfeile so blank, dass es nicht mehr für die weitere Ausrüstung reichte.

Technik

Der Bogenschütze steht zur Salzsäure (Schützen können ätzend sein) Salzsäule erstarrt mit dem Hauptgewicht auf den Fußspitzen seitlich zum Ziel. Zunächst glotzt er stur geradeaus. Hat er der gegenüber stehenden linkshändigen Schützin (der linkshändige Schütze stellt sich der Rechtshändigen gegenüber) lange genug in den Ausschnitt gegafft, hat er genug Körperspannung aufgebaut. Nun dreht er - falls er sich dazu noch überwinden kann - Kopf und Blick Richtung Ziel. Vereinfacht wird dies durch eine (Zielscheiben-)Auflage aus dem letztjährigen Pirelli-Kalender. Dann wird der Bogen angehoben, die Sehne gespannt, geankert, gezielt und die Sehne gelöst. Nun merkt der Bogenschütze, dass er vergessen hat, einen Pfeil aufzulegen. Der Recurvebogen überlebt dieses Malheur vielleicht, rächt sich jedoch mit einem gewaltigen Sehnenschlag gegen den Unterarm. Der - wesentlich teurere - Compoundbogen ist fast sicher Kernschrott und der Radfahrer muss nach Hause laufen.

Bei einem guten Trefferbild landen alle geschossenen Pfeile dicht beieinander, so dass man diese auf der Wiese schnell wiederfindet. Bessere Schützen treffen die Zielscheibe oder sogar die Zielscheibenauflage. Auf der Auflage befinden sich konzentrische Ringe, die von innen nach außen immer weniger Ringe zählen. Die Schützen beim Gelage zählen nur die Augenringe. Ein verschossener Pfeil wird als M gewertet. Kinder, die mit dem Bogenschießen beginnen, verstehen das zumeist falsch und schießen andauernd absichtlich daneben. Die kleinen Wesen hoffen auf einen Berg von M&M’s.

Ausrüstung

Den Armschutz legt sich jeder Bogenschütze schon vor dem ersten Schuss freiwillig und ohne Not an, weil er deutlich cooler anmutet als der Brustschutz. Spätestens, wenn zum ersten Mal eine Brustwarze in hohem Bogen davonfliegt und ein hässliches Triangel in das teure Lacoste-Shirt gerissen wurde, entscheidet man sich doch noch zum Anlegen des Brustschutzes – auch, wenn der halbe Netz-BH verdammt bescheuert aussieht.

Stabilisatoren sind an den Bogen geschraubte Stangen. Zu den modernen Legenden gehört die Behauptung, dass die Stabilisatoren den Bogen beim Zielen beruhigen. Tatsächlich geht es wie immer nur um eins: „Wer hat den Längsten?“. Ab einer Länge von zwei Metern verhindert der vordere Stabi, dass der nach dem Schuss nach vorne kippende Bogen mit dem unteren Wurfarm dem Schützen in die Fresse haut. Ganz schlaue Bogenschützen machen den Stabi genau so lang, wie die Schussdistanz ist, und benutzen ihn als Führung für den Pfeil.

Typische Bogenbrille eines Compoundschützen.

Das Visier am Recurvebogen nimmt einem die freie Sicht aufs Ziel und lenkt vor allem ab. Das Visier am Compoundbogen besteht aus einem ein- bzw. zweiteiligen Linsensystem. Eine Linse befindet sich vorne am Bogen am eigentlichen Visier, die zweite Linse sitzt direkt vor dem Auge auf einem seltsamen Brillengestell. Dieses hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den Rückspiegelsystemen bei Sportradlern – womit mal wieder der Bogen zwischen Compoundschützen und Radfahrern geschlagen ist.

Bei Turnieren nicht mehr erlaubt: extradicke Pfeile treffen immer die Zehn.

Last, but not least, kommt es auf den richtigen Pfeil an. Die Auswahl an Bogenprojektilen ist etwa so groß wie bei Reifen für PKW oder Zahnpasten bei Rossmann. Und genauso leicht kann man ins Klo greifen und einen sauteuren Pfeil kaufen, der ganz und gar nicht zum Bogen bzw. persönlichen Schießstil passt. Für große Distanzen eignen sich leichte, schlanke Pfeile; auf kurzen Distanzen haben sich solche bewährt, die das Flugverhalten eines nassen Sacks haben. Da bei einem Treffer auf der Grenze zwischen zwei Ringen der jeweils höhere zählt, sind findige Bogenschützen auf eine großartige Idee gekommen: Die Pfeile müssen nur so dick sein, dass es quasi unmöglich ist, keine 10 zu schießen. Weil es auf Dauer lästig wurde, nach jedem Schuss die nunmehr unbrauchbare Scheibenauflage zu wechseln, wurde das Reglement angepasst und der Pfeildurchmesser begrenzt. In nostalgischer Anlehnung an die beiden über Japan abgeworfenen Atombomben Little Boy und Fat Man heißen die dicksten für Turniere zugelassenen Pfeile Fat Boy.

Training

Der gemeine Trainer, der talentierte Anfänger betreut, vergrault verwirrt diese zunächst mit allerlei Tipps, damit der Anfänger den Fortgeschrittenen nicht alsbald im Können überholt. Beliebte Tricks sind dabei Hinweise auf anatomisch unmögliche Körperhaltungen oder solche, die schnell und sicher zur Arthrose führen. Immer wenn der Anfänger mit seinen Ergebnissen zufrieden zu werden droht, wirft der Trainer ihn um Monate zurück. Am besten werden mehrere Parameter gleichzeitig verändert (Körperhaltung, Anbauten am Bogen, Zugkraft des Bogens, Pfeilhärte usw.), damit der Jungschütze seinen eigenen Stil erst gar nicht findet. Erschwerend kommt hinzu, dass alles am Bogen möglichst wenig mit den standardisierten Einheiten zu tun hat. Einige, jedoch nicht alle Teile am Bogen sind nach dem Stupiden Nationalen Einheitensystem (kurz: SN-System) bemessen: Längen und Gewinde werden in Zoll gemessen; die Zugkraft der Wurfarme wird in lbs angegeben, Pfeilgewichte in grains usw.. Das kann sich keine halbwegs gebildete Sau merken. Und vor allem kann man sich nicht gegenseitig mit Ersatzteilen aushelfen, falls bei einem Turnier mal etwas zu Bruch geht.

Normale Trainingstage enden nicht selten in zünftigen Sauf- und Grillgelagen auf dem Schießplatz; das Training rückt in den Hintergrund. Der ambitionierte Schütze entwickelt früh ein ausgeprägtes Bedürfnis nach ungestörtem Training ohne Trainer und Orgien. Entweder weicht er auf die trainingsfreien Tage aus und übt heimlich oder er schafft sich zu Hause im Garten eine Gelegenheit zum Bogenschießen. Nicht selten führt das jedoch zu ausgeprägten Irritationen bzw. Verletzungen bei den Reihenhausnachbarn.

Wenn der Schuss daneben geht: Talentierte Schützen treffen sogar den Oberarm.

Wie bei vielen anderen Sportarten macht man auch beim Bogenschießen vorbereitenden Hampelkram, bevor man mit dem eigentlichen Sport beginnt. Diese Dehnübungen dienen jedoch nicht der Verbesserung der Bewegungsabläufe oder Verletzungsvermeidung, sondern im Gegenteil der Verletzungsförderung. Beispielsweise erhöhen sich mit der überdehnten Armbeuge die Chancen enorm, die Sehne statt zur Beschleunigung des Pfeils als durchblutungsförderndes Mittel für den Unterarm einzusetzen. Das täglich wechselnde Farbenspiel der dabei entstehenden Hämatome ist immer wieder beeindruckend.

Tuningmaßnahmen

Wie andere Sportler auch, versucht der ambitionierte Bogenschütze, sein miserables Ergebnis durch „Verbesserungen“ am Sportgerät zu kompensieren (wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt's an der Badehose). Snobs kaufen sich einfach die jeweils teuersten Komponenten zusammen. Die neidvollen Blicke der Konkurrenten sind ihnen damit fast sicher, zeigen sie doch zumindest ein gehobenes Maß an finanzieller Potenz. Dass die Kinder zu Hause dafür hungern müssen, sieht man auf Turnieren ja nicht.

Unabhängig von den Fähigkeiten des Bogenschützen ist der Schussablauf ein sehr komplexer Vorgang, der optimal aufeinander abgestimmte Komponenten erfordert. Selbst ein Physiker mit tiefgehendem Wissen in Schwingungsmechanik, Aerodynamik und Psychologie durchdringt den Vorgang nicht in Gänze. Unter Laien, Semi-Laien und Wichtigtuern herrscht deshalb ein Sammelsurium an nachgeplappertem „Wissen“ über das Tuning beim Bogenschießen, das sich schnell als widersprüchliches, esoterisches Geschwafel entpuppt.

Schuld an diesem Zustand tragen allen voran die verbraucherfeindlichen, imperialistischen, amerikanischen Ausrüster. Jeder Versuch der Hersteller aus anderen Ländern, Vergleichbarkeit zu schaffen, ist wegen des SN-Systems zum Scheitern verurteilt und verwirrt nur noch mehr.

Als Beispiel sei hier das „Pfeiltuning“ erwähnt. Selbst die Maße der Pfeile und Pfeilspitzen werden hinter kryptischen Zahlenkombinationen, die noch nicht mal mit dem SN-System korrelieren, versteckt. Eine konkrete Innen- und Außendurchmesserangabe im metrischen System sowie eine standardisierte Messmethode der Biegesteifigkeit der Pfeilschäfte fürchtet der Hersteller mehr als der Oligarch die Gewerkschaften. Der Bogner (bescheuertes Wort) muss sich also mühsam an die richtige Pfeilabstimmung herantasten und gibt ein Vermögen für Fehlkäufe aus (dafür weniger für die Kinder). Dass in die Pfeilschäfte des Herstellers „E“ auch die preiswerten – aber besseren - Spitzen des Herstellers „W“ passen, findet er allenfalls im Suff heraus, weil er beim Zusammenbau in die falsche Schachtel gegriffen hat. Vor manchen Bogenläden stehen Bodygards und kontrollieren die Kunden auf mitgebrachte Messschieber. Geschäftstüchtige Händler drehen dem experimentierfaulen Schützen sauteure, perfekt abgestimmte Pfeile an – wohl wissend, dass der Kunde bei der nächsten, obligatorischen Zugkraftsteigerung des Bogens wieder neue haben muss.

Nebenwirkungen

Durch das ständige Schießen nimmt die Armkraft kontinuierlich zu, so dass das Hebelgesetz allmählich außer Kraft gesetzt wird. So wirken nach einiger Zeit des Trainings selbst 1-Liter-Flaschen Bier zu leicht. Sie werden schlichtweg sofort nach dem Öffnen als fast leer empfunden und der vermeintliche Rest wird auf Ex in den Schlund gekippt. Alkoholgenuss wird übrigens bei Präzisionssportarten, zu denen das Bogenschießen gehört, nicht als Doping gewertet.

Literatur

  • E. Soterik und B. Kloppt: Von positiven und negativen Schwingungen beim Bogenschießen, Spanner-Verlag, Berlin 1984
  • G. Fährliches-Halbwissen: Der Button wird's richten – Pfeiltuning für Anfänger, in „Ringkampf, Fluchmagazin für Bogensport“, Ausgabe XLII, S. 98 – 87
  • N. O. Chance: Fuckin' FOC – Brain full of Arrows, http://www.fail-archers.us/lithosphere/
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