Spiegelwelten:Das Königreich des Lichtes
Das Königreich des Lichtes gehört zu den Staaten, die in der Andersrum-Welt angesiedelt sind. Durch einen unglaublichen Zufall befindet sich das Land ausgerechnet an der Stelle, wo laut eines Mythos die Welt ihren Ursprung nahm.
Staatsform
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich hierbei um eine Monarchie, genauer um eine religiös geduldete Monarchie. Die momentan herrschende Königin Bel Anglos hätte die religiöse Kaste am liebstem im Meer begraben, hatte sie doch seit Jahren jegliche Hochzeit mit allen möglichen Thronbewerbern kategorisch abgelehnt. Den Grund dafür wusste sie genau. Bartalomäus, der oberste Priester der Nacht, hatte selbst Ambitionen auf den Stuhl an ihrer Seite. Damit hätte er wohl dann sein Ziel erreicht, er wäre dann endlich der mächtigste Mann der Welt. Aber die Königin ließ sich in dieser Beziehung zu nichts zwingen und glücklicherweise war das Gesetz auf ihrer Seite, zumindest noch die nächsten 20 Jahre. Dann war sie 40 und musste den nehmen, den ihr die Kaste vorschrieb. Sie schaudert jetzt schon.
Gesellschaft
Die Gesellschaft, meistens als das gemeine Volk bezeichnet, obwohl das in diesem Fall vollkommen unzutreffend war, denn es gab keine Kriminalität, konnte als gebildete Oberschicht bezeichnet werden. Leider hinkt der Vergleich schon wieder etwas, weil man so annehmen müsste, dass es auch eine Mittelschicht und eine Unterschicht hätte geben müssen, was wiederum zur Folge haben müsste, dass es auch einen Bodensatz der Gesellschaft geben müsste, aus der in anderen Ländern Habgier, Neid und Missgunst erwuchs, das wiederum zu der in anderen Ländern üblichen und teilweise gewollten Kriminalität führt.
Um zurück auf diese Gesellschaft zu kommen, so waren alle gebildet und gleichmäßig wohlhabend. Alle teilten dieses gesellschaftliche Glück, es sei denn, sie hatten das Pech in die religiöse Kaste hinein geboren zu werden. Hier war all das zu finden, was man im allgemeinen als normal in einer Gesellschaft ansah. Glücklicherweise blieben sie lieber unter sich.
Religion
Die Religiöse Kaste war wie ein Fels in der Brandung. (Obwohl diese Ausdrucksweise zwar sehr beliebt bei den Priestern war, verstehen tat sie keiner. Das Meer war grundsätzlich flach, um nicht zu sagen platt, windlos und unbewegt und besaß folglich auch keine Brandung.) Sie folgten streng den 4 Gesetzen der Andersrum-Welt, die da lauten:
- Wir sind allein
- Die Welt ist flach wie das Meer und nicht hohl wie eine Kugel
- Tag und Nacht entstehen nicht dadurch, dass nicht durch ein Loch der Welt Licht auf das Zentralgestirn fällt.
- Der Schöpfer fand das Ergebnis seiner Schöpfung so gut, dass sie die einzige bleiben sollte.
(Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass sich die 4 Gesetze der Priester ein wenig von denen anderer Völker in der Andersrum-Welt unterscheiden)
Zudem waren sie der Meinung, dass Engel grundsätzlich böse und Dämonen lieb, nett und die Beschützer der Menschen seien.
Diese bemerkenswerte Feststellung beruhte auf dem kurzen Besuch eines Necronomics, der in ein Priesterseminar platzte und bei der anschließend üblichen Feier die versammelte Priesterschaft unter den Tisch soff, nur um wieder spurlos zu verschwinden.
Engel sah man nur durch die Teleskope der Wissenschaft und, wie alle Priester wussten, Wissenschaft bedeutete Veränderung. Priester hassten Veränderung.
Wissenschaft
(Der Autor beglückt sich selber zur gelungenen Überleitung, *räusper*) Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Wissenschaft. Die Wissenschaft hatte im Königreich des Lichtes einen hohen Stellenwert. Zum einen lagerten in großen Bibliotheken die verschiedensten Schriftzeugnisse, die Neuzugänge aus anderen Welten teilweise unfreiwillig mitgebracht hatten. Hierzu muss erklärt werden, dass die meisten Portale, die den Zugang zur Andersrum-Welt bildeten, ausgerechnet auf öffentlichen Toiletten entstanden. Zudem ist allgemein die Unsitte bekannt, die Menschen dazu veranlasst, bei einer großen Sitzung auf der selbigen zu lesen. Auf die Art waren alle möglichen Lesestoffe vom billigen grafischen Roman bis zur detaillierten Anleitung zum Bau einer Fusionsbombe in die Andersrum-Welt gelangt. Zum Glück verstanden die Forscher nicht alles, was sie lasen.
Zum anderen beschäftigte man sich am königlich astronomischen Institut mit den Ausblicken, die man durch einen lupenreinen Zentralgestirnskristall hatte. Und das Fenster zu den anderen Welten war über dem Königreich des Lichtes wirklich groß.
Wirtschaft
Gibt es eigentlich nicht, zumindest nicht so, wie man erwartet. Das lag vor allem daran, dass man im Königreich das Geld nie erfunden hatte. Dafür gab es jede Menge Leute, die gerne etwas taten. Ein kleines Beispiel:
Auf dem Land gab es Bauern, die gerne Feldfrüchte anbauten. Diese waren sogar noch glücklicher darüber, wenn sie mehr anbauten, als sie selber essen konnten. Die Nahrung, die sie nicht essen konnten, legten sie auf dem Äquivalent eines Marktes ab und gingen wieder zurück auf ihre Felder, um weiterhin zu säen und zu ernten.
Über den Markt lief zum Beispiel ein Bäcker. Er sammelte Mehl, das von glücklichen Müllern aus Getreide gemahlen worden war, und Obst ein und backte daraus Brot und Kuchen, weil er einfach Freude daran hatte.
Man könnte die Beschreibung nun endlos fortführen, bis man durch die ganze Gesellschaft durch ist, was aber an dieser Stelle wohl zu weit führen würde. Um es kurz zu machen, alle machten das, was ihnen Spaß machte und trotzdem gab es von allem genug, um davon gut und vor allem glücklich zu leben.
Außenpolitik
Nun kommen wir zu einem Thema, das eine gewisse gesellschaftlich Sprengkraft enthielt. Alle Menschen im Königreich waren felsenfest davon überzeugt, nicht allein zu sein, allen voran die Königin. Sie war der Meinung, dass es an der Zeit sei, ihren Horizont zu erweitern, der wie mittlerweile hinlänglich bekannt an einer Nebelwand und ganz viel plattem Meer endete. Also befahl sie ihren Leiter des königlich astronomischen Institutes, eine entsprechende Expedition auszurichten. Als diese dann nach 19 Jahren zurückkehrte, hatte sie endlich einen Grund, glücklich zu sein:
- Sie waren tatsächlich nicht allein.
- Sie bekam endlich den Ehemann, den sie verdiente.