Diverses:Meine Urlaubsreise durch die Spiegelwelten
Jeder möchte einmal im Leben eine ganz ungewöhnliche Reise machen. Eine Reise, bei der man niemals vorher weiss, was im nächsten Augenblick geschehen wird. Es gibt bisher in der Literatur kaum Reiseführer für die Spiegelwelten. Man ist dort ganz auf sich selbst angewiesen. Wichtig ist es, die richtigen Reisebegleiter mitzunehmen. Auch die mitzunehmende Literatur sollte sorgfältig ausgewählt werden. Allerdings kann man sich in der Bibliothek der Chiliinsel kostenlos mit guten philosophischen Büchern versorgen.
Bielefeld als Ausgangsort
Für eine Reise in die Spiegelwelt gibt es keinen besseren Ausgangspunkt als Bielefeld. Es ist kein Zufall, dass die beiden Worte "Bielefeld" und "Spiegelwelt" sich reimen, sie haben den gleichen Rhythmus, die gleichen Vokale. Die Bielefeldverschwörung, die eigentlich eher die Bielefeldverschwörungsverschwörung heissen sollte, ermöglicht es mir, hier in Bielefeld den Einstieg in die Spiegelwelten zu finden.
Ich grabe in Bielefeld ein Loch und zitiere einen geheimen Zauberspruch. Sofort falle ich ein Loch, welches sich auf der anderen Seite der Erde in Aquanopolis öffnet.
Aquanopolis
Ursprünglich hatte ich die Absicht, meine Freundin Loreley auf die Reise mitzunehmen und sie dabei von ihrem Burnout-Syndrom zu kurieren. Aber dann fürchtete ich, dass sie sich unterwegs zu intensiv mit ihrem Hobby "Schiffe versenken" beschäftigen würde. Deshalb beschloss ich, mir meine Reisebegleiterinnen erst unterwegs auszusuchen.
Die erste, die mir in Aquanopolis ins Auge fällt, als ich vom Meeresgrund auftauche, ist Ariane. Sie wird von einem Plesiosaurus Rex bedroht. Ohne lange nachzudenken, rette ich sie: ich streue dem P. R. Salz auf den Schwanz. Während er das Salz ableckt, kann ich mit Ariane fliehen.
In Bezug auf Schlagfertigkeit und Witz scheint sie in Ordnung zu sein. Ich teste sie mit der Frage
"was fällt dir zum Thema Urlaub in der Südsee ein?"
Sie antwortet:
Eine Frau sieht ihren Mann die Koffer packen und fragt: "Was soll das?"
Er: "In der Südsee gibt's eine Insel, auf der Männer für jedes Mal Sex mit einer Frau 25 Mark bekommen."
Sie: "Ich komme mit. Ich will sehen, wie du mit 25 Mark im Monat auskommst."
Dieser Witz trifft den Nagel genau auf den Kopf. Ariane ist also als Reisebegleiterin bestens geeignet. Aber nach dem Motto "There is safety in numbers" beschliesse ich, noch eine zweite Reisebegleiterin auszuwählen: Semiane. Sie kommt gern mit, denn sie ist gerade Witwe geworden.
Im Mondreich
Wie bin ich überhaupt ins Mondreich gekommen?
Diese Frage muss offen bleiben, das heißt: ich weiss es selbst nicht. Vielleicht bin ich ja schon vorher ins Träumen gekommen und nicht erst hier!!!
Jedenfalls ist es schön hier! Wie man mühelos aus dem Bild erkennen kann!
Natürlich nehme ich Luna auf die Reise mit.
Sie ist noch nie aus dem Mondreich herausgekommen und freut sich darauf, Welten kennen zu lernen, in denen die Männer etwas zu sagen haben.
Auf nach Hamunaptra
In Hamunaptra besuche ich, um endlich einmal meinen Verpflichtungen als Tourist nachzukommen, den Palast des Pherostirch. Während der alte Palast 500 Meter hoch war und 2300 Räume hatte, ist der neue etwas kleiner. Leider dürfen Ariane, Semiane und Luna nicht mit in den Palast hinein, und sie dürfen auch nicht an die Badestrände von Krokobanda, weil die Bekleidungsvorschriften des Landes rigoros sind. Aus dem gleichen Grund scheitert auch der Besuch des Tals der Löwen und eine geplante und beantragte Audienz bei Pherostirch. Meine drei Grazien sitzen im Hotel herum und essen Hamunaptresische Feuerbällchen. Auch die angebotenen Konzerte auf der Luftgitarre und die Begegnung mit den Elohim können sie nicht aufheitern. Sie sind enttäuscht. Schon bald reise ich mit ihnen weiter.
Amerikanien
Nach kurzer Zeit gibt meine Reisegruppe ein Urteil ab: Amerikanien ist langweilig, es gibt hier überhaupt nichts zu tun. Die Pauschal-Touristen, die man hier kennen lernt, sind meistens Öko-Gammler, Eso-Tussen und Performance-Künstler. Wir reisen in das benachbarte Bushland weiter. Leider gibt das Land für den Tourismus auch nichts her. Vor allem die strenge Moral bewirkt, dass meine Ladies unruhig werden. Vergebens trage ich ihnen vor: "Frauen genießen in Bushland mehr Rechte als in irgendeinem anderen Land auf der Welt." Sie wollen keine Rechte, sie wollen etwas erleben!
Ein Ausflug nach Santiago bringt zunächst Freude. Ich interessiere mich sehr für die Werke von Luíz Díaz und befrage ihn über die Irrtümer der Menschheit. Die Mädchen suchen nach Abenteuern, scheitern aber an der Sprache, denn das dauernde Hin- und Herspringen zwischen Spanisch und Französisch ist ihnen zu anstrengend.
Schon sind wir auf dem Weg zur Chiliinsel.
Chiliinsel
Endlich habe ich den richtigen Ort erwischt. Die vielen Hippies, die hier ansässig sind, versetzen mein Dreigestirn in Trance. Dagegen habe ich überhaupt nichts einzuwenden. Ich gehe derweil in die Bibliothek, denn ich habe gehört, dass man sich dort mit moderner Philosophie auskennt. Ich entdecke ein philosophisches Buch "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" und nehme es mit. Vorher hatte ich mich morgens nach dem Aufwachen immer nur gefragt:
- Wer bin ich?
- wo bin ich?
- Warum bin ich hier?
Jetzt kommt die Frage hinzu:
- wie viele bin ich?
Plötzlich stehen Ariane, Semiane und Luna vor mir. Sie haben mit einigen Hippies zusammen in Peperonia die Nacht durchzecht. Nun fragen sie "Und was passiert jetzt?" Die vielen Fragen überfordern mich. Ich erkläre ihnen, dass ich gerade auf Seite 304 meines Buches die autopoietischen Systeme des Niklas Luhmann gefunden habe. Auf einmal verstehe ich sogar Bielefeld. Die drei Grazien sind von meinen neuen Erkenntnissen nicht beeindruckt, hatten wohl von ihrem Reiseleiter mehr erwartet. Um mein Buch in Ruhe weiter lesen zu können, erlaube ich ihnen, sich jeweils einen der Hippies auszuwählen, den sie in das nächste Land mitnehmen dürfen. Nun sind sie begeistert und springen davon.
Auf der Suche nach Freude
Während die drei lustigen Mädchen bei der Auswahl der mitzunehmenden Hippies einerseits sehr selektiv, andrerseits aber auch sehr gründlich vorgehen, habe ich Zeit, über das nächste Reiseziel nachzudenken. Dazu arbeite ich die ganze Liste der „Spiegelwelten:Ozeanien“ durch. Leider geht es nirgendwo ausgesprochen lustig zu. Für erlebnishungrige Touristen muss ich etwas anderes finden. Ich beschliesse deshalb, die Reise in der alten Welt fortzusetzen. Aber auch dort wird an allen Ecken und Enden Trübsal geblasen, Krieg geführt, es werden Revolutionen vorbereitet, Tourismus scheint nicht erwünscht zu sein.
Spontan entscheide ich mich. Ich rate Ariane, Semione und Luna, auf der Chiliinsel zu bleiben - jeder Ortswechsel würde eine Verschlechterung bedeuten. Ich selbst verabschiede mich von ihnen und kehre (wieder auf dem Weg über Bielefeld) in meine Heimat zurück,
- um mein Buch fertig zu lesen
- um meinen Reisebericht rechtzeitig für den 17. Stupid-Contest fertig zu stellen
- um die Frequently Asked Questions zu beantworten.
Frequently Asked Questions
- Q: Gibt es Bielefeld überhaupt?
- Q: An welcher Stelle muss man in in Bielefeld graben?
- A: Man kann graben, wo man will, jedesmal erreicht man einen anderen Ort in der Spiegelwelt.
- Q: Wie heißt der Zauberspruch?
- A: Walle - Strecke - Wasserfließe - Schwalle - Zwecke - Badegieße.
- Q: Wo kommt der Zauberspruch her?
- A: Ursprünglich war es ein Druckfehler des Weimarer Drahtziehers. Nachdem sich herausstellte, dass diese Druckfehler sehr häufig die Basis für wichtige Erfindungen waren, probierte der Forscher Pratze so lange herum, bis er die Verwendung dieser Zauberformel perfektioniert hatte.
- Q: Wie kommt es, dass drei attraktive Frauen mit einem so alten Knacker auf Urlaub fahren?
- A: Sie stritten, wer von ihnen die Schönste sei. Ich stellte mich als Animateur einer Reisegruppe vor und bot mich ihnen als Schiedsrichter an.
- Q: Kann es sein, dass du gern die Rolle von Charlie in "Drei Engel für Charlie" spielen möchtest?
- A: Ich habe mich schon um die Rolle beworben.