Spiegelwelten:Chiliinsel
Die Chiliinsel ist die sonnige und vor allem chillige Heimat vieler Spiegelweltenhippies, die mit dem gleichnamigen Gemüse dort bestens versorgt sind, was aber nicht bedeutet, dass es an Hanf mangeln würde. Die Insel liegt direkt westlich neben der Insel Verdun und ist zwischen einigen weiteren Inseln und dem westlichen Streifen des Subkontinents Astralea gut versteckt. Im Umkreis von mindestens 300 Kilometern ist das Meer nur selten tiefer als 50 Meter, wobei selbst bei Flut zahlreiche Felsspitzen noch über die Meeresoberfläche herausragen. Dieser Umstand macht jede Anreise zur See zu einem gefährlichen Abenteuer, schützt jedoch auch recht zuverlässig vor Tsunamis. Die Chiliinsel ist also der ideale Ort für alle Menschen, die einen entspannten Urlaub oder gar ein entspanntes Leben haben wollen, sofern man ihn lebend erreicht...
Nachrichten: nicht vorhanden | Staatsoberhaupt: Clement Gottlos Die ehemals Russland zugehörige, von Hippies bewohnte Insel kifft vermutlich das meiste Gras in der Spiegelwelt weg. Alternativ stopft man sich Chili rein. Sonderbar sind auch die Tiere, die auf der Chiliinsel leben sollen. Es gibt nämlich so gut wie gar keine. Jedes unliebsame Exemplar, das den Bewohnern auch nur in irgendeiner Art und Weise unangenehm hätte sein können, wurde gleich getötet. Entweder im Rausch, im Chiliwahn oder beides zusammen. Besondere Verehrung genießt der Autor Günter Grass, der die Hippie-Kultur auf der Insel begründete und deshalb bis zu seinem Tod im bushländischen Todestrakt saß. |
Chiliinsel | |
Wahlspruch: "Chili ist gesund für den Ruf. Hanf ist gesund für die Birne!" | |
Kontinent | Desertopia |
Amtssprache | Chillig |
Hauptstadt | Peperonia |
Staatsform | Räterepublik |
Staatsoberhaupt | Clement Gottlos |
Regierungschef | Kent Clark |
Fläche | 34.776,75 km² |
Einwohnerzahl | 666'666 |
Währung | Chilidollar (Inoffiziell auch Gras. Wird meistens in Gramm verrechnet.) |
Nationalhymne | Hasch in der Suppe, ob gekocht oder roh - Hasch in der Suppe macht das Leben froh... |
Nationalfeiertag | Hanferntetag |
Telefonvorwahl | +22 |
Geographie und Klima
Die Chiliinsel befindet sich in einer subtropischen Kleinklimazone. Durch den nördlichen Meereskorridor dringt warme Luft aus der Äquatorregion. Die Vegetation wuchert an den meisten Stellen dieser Insel regelrecht, doch gibt es im Zentrum auch eine hochalpine Gebirgskette, welche bis zu 3216 Meter über dem Meeresspiegel hoch und ansich vergleichsweise kahl ist. Sie staut vorbeiziehende Wolken auf und sorgt für häufige lokale Regenfälle und für ein insgesamt feuchtes Klima. Weiter unten im Mittelgebirge sprudeln die meisten Quellen. Sie liefern hochwertiges Trinkwasser, welches sich auf langen Wegen ins Meer bahnt.
Während die unmittelbaren, nebelbedeckten Küsten mit ihren Kiesstränden für die Bewohner und Touristen nur mäßig einladend sind, bieten die vielen Seen weiter im Landesinneren idyllische Bedingungen zum Ausspannen, sprich Chillen.
Aus bestimmten geophysikalischen Gründen hält sich der Tourismus auf der Chiliinsel dennoch in engen Grenzen. Die Meeresengen um die Insel herum bestehen zu großen Teilen aus Riffen und Felsen, welche knapp unter der Wasseroberfläche herausragen, was für Seefahrer eine ernstzunehmende Gefahr darstellt. Weiter draußen im offenen Meer befinden sich breite Siedlungsgebiete vieler besonders aggressiver Plesiosauri. Aus diesem Grund ist die Chiliinsel nur durch einen Flug gefahrenlos zu erreichen. Da es keine Landeplätze gibt, lässt sich das nur mit einem Luftballon, Hubschrauber oder mit einem Doppeldeckerflugzeug bewerkstelligen.
Die Temperaturen belaufen sich zwischen 15 und 40 Grad, in der Regel jedoch haben sie sich tagsüber relativ stabil um den Wert von 30 Grad eingependelt. Eine Ausnahme stellt das Hochgebirge dar, welches an den Spitzen sogar mit Schnee bedeckt ist. Vor langer Zeit wurde die Insel von Aristokraten und Klerikern beherrscht. Deswegen zwangen sie immer wieder einige ihrer Untertanen zu mühevollen Wanderungen an die Bergspitzen, um Eisklumpen für ihre Cocktails zu holen.
Fauna und Flora
Die Chiliinsel wird als Naturparadies bezeichnet. Nun. Paradies ist vielleicht noch eher zutreffend. Aber natürlich ist dieses Paradies mitnichten. Um es überhaupt erst entstehen zu lassen, waren viele menschliche Eingriffe notwendig. Aussenstehende wundern sich sicherlich des Öfteren, warum die Chilianer so brutal mit der Natur umgehen. Aber das Resultat gibt ihnen Recht.
Die Chiliinsel hatte bis ins vorige Jahrhundert hinein viele Tiere, welche den Menschen unangenehm oder sogar gefährlich werden konnten. Heute stellen sie faktisch keine Gefahr mehr dar. Darunter:
- Der bis zu acht Meter lange Ultrawaran; bis zum Jahr 1600 wurde er jedoch vollständig ausgerottet.
- Der chilianische Tiger als eine der größten Tigerarten Ozeaniens; das letzte in der Wildniss lebende Exemplar starb 1709. Heute leben einige wenige dieser Tiere noch im kleinen Zoo Peperonias.
- Das chilianische Krokodil; bis 1650 vollständig ausgerottet. Knochenreste sind noch in den Museen zu besichtigen.
- Der graue Steppentaipan, eines der giftigsten aber auch scheuesten Schlangen überhaupt, welches allerdings nur noch in Gefangenschaft überlebt hat.
- Die chilianische schwarze Witwe; letztes Expemplar starb vor 50 Jahren. Fossilien sind noch erhalten und in den Museen zu besichtigen.
- Die Raketenspinne, hochgiftig und außergewöhnlich aggressiv, aber schon vor 100 Jahren komplett von der Bildfläche verschwunden.
- Die Menschenfressende Riesenhornisse; vor 40 Jahren mit heißen Wasserdampfhochdruckreinigern vollständig ausgerottet.
- Diverse Bienenarten; durch das Fehlen jeglicher Imkereien kaum vorhanden.
Fazit: Durch das fleissige Ausrotten, unangenehmer Zeitgenossen haben es die Chilianer geschafft, die Natur von den meisten Gefahren und schmerzbringenden Erfahrungen für den Menschen zu befreien.
Wirtschaft
Aussenstehende halten die Chilianer deffinitiv für das faulste Volk Ozeaniens. Ein Vollzeitjob nimmt 32 Stunden in der Woche in Anspruch. Das sind vier Wochentage zu je acht Stunden. Hausarbeit und Kinderbetreuung sind meistens in den großen Hippie-Kommunen zentralisiert. Auch beim Lernen gelten chilianische Kinder als faul bzw. wird von ihnen nur mäßige Leistung gefordert. Die Schulpflicht dauert nur sechs Jahre. In den ersten drei Jahren lernen sie lesen, schreiben und die vier Grundrechnungsarten. In den letzten drei Jahren können sie sich relativ frei aussuchen, was sie lernen um sich auf den künftigen Beruf zu spezialisieren.
Landwirtschaft
Auch in der Landwirtschaft schlägt sich die Faulheit der Inselbewohner wieder. Das sieht man schon alleine daran, dass sie ihre Felder nie mit Haken oder Pflügen bearbeiten, sondern einfach wuchern lassen und auch mit dem Aussaat und der Ernte sehr nachlässig sind. Oft stellt man einfach nur Körbe unter die Pflanzen und wartet, bis sie mit Fallobst gefüllt sind. So kam man auf die Idee der Permakultur. Nur 20% der Bevölkerung sind hauptsächlich mit der Landwirtschaft beschäftigt, aber mindestens weitere 40% haben als Hobby kleine Gärten, meistens für den Anbau von Kräutern oder Drogen. Die Landwirtschaft und der Gartenbau werden trotz aufwendiger Modernisierungsprogramme nach wie vor nur halbmechanisiert betrieben. Leichte, elektrisch betriebene Maschinen für den Aussaat und kleine Mähdrescher sind üblich. Da fruchtbares Land gerecht verteilt und im Überschuss vorhanden sowie das Klima optimal ist, müssen sich die chilianischen Bauern für gute Erträge nicht sonderlich anstrengen und die leichte Ausrüstung reicht völlig aus. In kleinem Umfang wird auf der Insel auch Fischerei- und Viehwirtschaft betrieben.
Energiemangel
Am stärksten leidet die Gesamtwirtschaft jedoch unter der Tatsache, dass es auf der ganzen Insel keine fossilen Bodenschätze gibt. Kein Mineralöl, kein Erdgas und auch keine Kohle. Aufgrund der isolierten geographischen Lage lässt sich auch kaum etwas davon importieren. Die unmittelbare Folge davon besteht darin, dass es keine Kraftfahrzeuge gibt und dass der ganze Straßenverkehr nur zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad bewältigt werden kann. Trotzdem haben die Bewohner im Laufe der letzten Jahrzehnte das Beste aus ihrer Situation gemacht. Aus diesem Grund sind heute unzählige Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung und Windmühlen zum Kornmahlen auf der ganzen Insel aktiv. Manche Bewohner haben auch Eigeninitiative gezeigt und Solarzellen an den Dächern ihrer Häuser montiert, um sich selbst mit Strom zu versorgen. Alles in allem reicht die Stromproduktion gerade aus, um die Wirtschaft in Gang zu halten. Es gibt auch ein Eisenbahnnetz, welches gezwungenermaßen vollständig elektrifiziert ist. Es dient vor allem dem Gütertransport. Menschen, welche auf diesem Wege befördert werden wollen, müssen sich mit hohen Fahrpreisen und langen Wartezeiten herumschlagen.
Industrie
Die Wirtschaft der Chiliinsel ist durchaus industrialisiert. In der Hauptstadt Peperonia gibt es ganze Industrieviertel, welche mit der Herstellung alltäglicher Gebrauchsgüter beschäftigt sind. Inzwischen haben quasi alle Haushalte auf der Insel Glühbirnen und Radioempfänger. Mehrmals wurde vorgeschlagen, die Glühbirnen durch Energiesparlampen zu ersetzen. Allerdings fehlt der chilianischen Industrie dazu noch das nötige know how und so sind die Lagerräume mit veralteten, stromfressenden Glühbirnen überfüllt. In der Hauptstadt steht auch die größte technische Universität. Die dortigen Professoren beschäftigen sich in erster Linie mit dem Thema Energiewirtschaft. Sie errechnen Tag für Tag neue Diagramme und Modelle aus, wie man den wenigen Strom besser erzeugen und verteilen kann, ohne die Energiekrise jemals wirklich gelöst zu haben.
Aussenhandel
Der Aussenhandel spielt denn auch eine ziemlich geringe Rolle. Täglich steigen und landen nur ein paar Duzend Heißluftballone, welche Fisch- und Fruchtkonserven, einfache industrielle Fertigwaren und chemische Erzeignisse, wie Seifen, Plastikbehälter usw. exportieren. Über diesen Weg ist auch lange Zeit der Hanf nach Bushland geschmuggelt worden, was jedoch aus diplomatischer Rücksicht durch die chilianische Regierung unterbunden wurde. Allerdings ist der Cannabisexport nach Russland auch weiterhin ein sehr lukratives Geschäft für die chilianischen Händler, weil aufgrund der traditionellen Feindschaft zum russischen Zaren hier keine Rücksicht genommen werden muss.
Umweltschutz
Obwohl man auf der Chiliinsel dazu gezwungen ist, ausschließlich erneuerbare Energiequellen zu verwenden, machte man sich auf dieser Insel ansonsten niemals besonders viel aus Umweltschutz. Abfälle werden einfach in die Flüsse geworfen, aber das macht nichts, denn das Ökosystem der Insel selbst ist dadurch kaum gefährdet. Die ungewöhnlich starken Meeresströme in der unmittelbaren Umgebung schwemmen den gesamten Abfall nämlich Tausende von Kilometern weit weg und verstreuen ihn auf alle Kontinente. Ein großer Teil davon verschmutzte ausgerechnet die amerikanensischen Strände, wo man sich wegen Umweltschutz besonders den Kopf zerbrach. Durch den Untergang Amerikaniens wurde die chilianische Regierung von dem Gejammere aus Amerikanien befreit, von wegen, sie solle endlich etwas für den Umweltschutz tun...
Geschichte
Obwohl die Chiliinsel lange Zeit unbewohnt war, trieft ihre Geschichte nur so vor Blut. Zwischen 1380 und 1500 (OZR) herrschen einmalig seltsame Klimaschwankungen, welche die sonst so starke Meeresströmung um die Insel herum in diesem Zeitraum zum Erliegen brachten. Die Einwanderer, die in vielen kleinen Gruppen die Insel besiedelten, hielten es für ein göttliches Wunder und feiern es mit Menschenopferfesten. Die Priesteraristokratie veranstaltete in ihren Dörfern rituelle Selbstmorde, welchen mit der Zeit insgsamt etwa die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer fiel.
Wie in vielen anderen ozeanischen Ländern, kam es auch auf der Chiliinsel 1639 zu einer Revolution. Die Bevölkerung stürtzte die Priesterkaste und nahm die Kleriker gefangen. Die erste chilianische Republik wurde ausgerufen. Sklaverei, Folter, Menschenopfer, Zwangsselbstmorde, das Kastensystem und sonstige archaische Rituale wurden abgeschafft. Eine Bodenreform zur gerechten Landverteilung wurde in Gang gesetzt und die Menschenrechte wurden eingeführt.
All das missfiel dem russischen Zaren gewaltig. Entschlossen, die vorrevolutionären Zustände auf der Chiliinsel wiederherzustellen, startete er gemeinsam mit Teilen des russischen Adels einen Angriff auf die Chiliinsel. Angesichts der tödlichen Meeresströmungen zerschellten jedoch die russischen Boote an den Felsklippen, noch bevor es überhaupt zu Kampfhandlungen kam. Damit erlitt die Konterrevolution eine peinliche Niederlage und heizte die Stimmung unter den chilianischen Revolutionären weiter an.
1640 wurde der fundamentalistisch orthodoxe Hohepriester Istaphanos, der als der blutrünstigste aller Priester auf der Chiliinsesl galt, hingerichtet. Auch andere Priester und Aristokraten fanden in einer darauf folgenden Hinrichtungswelle den Tod. Nur einige ganz wenige Mitglieder der alten Elite der Chiliinsel schafften die Flucht über die Meeresströmungen. In Russland gelang es ihnen, den Zaren zu einer weiteren Invasion zu überreden, welche 1642 erneut an den unüberwindbaren Strömungen vollkommen und verlustreich scheiterte.
Drei weitere gescheiterte russische Invasionen (1645, 1647 und 1650) wurden von den Revolutionären mit der Hinrichtung der übrigen Mitglieder des Adels und des Klerus sowie mit dem Abriss der restlichen Kirchen und Herrenhäuser gefeiert. Doch danach endete die Einigkeit der Revolutionäre. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen darüber, ob nun eine bürgerliche oder sozialistische Republik geschaffen werden sollte. Dem folgte ein 10 Jahre langer Bürgerkrieg, in welchem sich die radikalsten Revolutionäre 1675 endgültig durchsetzten.
1680 wurde die zweite Republik ausgerufen, welche von Sozialisten, Kommunisten und Anarchos regiert wurde. Sie setzten ein Rätesystem ein, welches bis heute gültig ist. Ab 1691 folgte eine noch stärkere Demokratisierung und Liberalisierung. Ab 1700 wurden alle unabhängigen Parteien und freie Gewerkschaften zugelassen. Auch die Todesstrafe wurde in diesem Jahr abgeschafft. Heute ist die Chiliinsel eine für ozeanische Verhältnisse ungewöhnlich friedliche Region.
Die moderne Chiliinsel
Ab 1720 wurden die Regierungsmethoden erneut revolutioniert: Durch kräftige staatliche Investitionen und konsequente Korruptionsbekämpfung erreichte die Wirtschaft bis dahin nie gekannte Wachstumsraten. Der bisher hungernden Bevölkerung standen die Tränen in den Augen, wenn sie nun die überfüllten Märkte Peperonias am hellichten Tag und die elektrische Beleuchtung bei Nacht erblicken. Vorher hatte niemand daran geglaubt, dass ein solcher Wohlstandsanstieg innerhalb dieser kleinen Inselgemeinschaft jemals möglich gewesen wäre.
Um 1750 war die chilianische Gesellschaft wohlhabend, aber bieder, prüde und spießig. Das konservative Kleinbürgertum beherrschte das Straßenbild. Doch die Jugend und die Studenten starteten, angeleitet von intellektuellen Spinnern, eine kleine Revolte. Die Regierung griff aber hart durch, indem sie Studentenwohngemeinschaften verbat, Demonstrationen auflösen und Hippies systematisch verhaften ließ. 1755 waren die meisten Studentenvereinigungen verboten, die Rebellen deprimiert und die Bewegung fast zerschlagen. Um das Hippietum zu retten, landete schließlich der legendäre chilianische Hippieanführer Günter Grass auf der Insel. Er versammelte schnell alle Hippies hinter sich und konnte durch seine Überzeugungskunst und Redegewandtheit schnell mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Chiliinsel zu Hippies machen. Die Massenbewegung war nicht mehr aufzuhalten.
Die Regierung war den Krawallen überhaupt nicht mehr gewachsen und muss sich den Forderungen des Volkes beugen. Nirgendwo erreichte die internationale 59er-Bewegung Ozeaniens eine so starke Durchschlagkraft, wie auf der Chiliinsel. Die Wehrpflicht wurde abgeschafft, Cannabis legalisiert und alle weiteren Sittengesetze verworfen. Seither gilt Günter Grass als Nationalfigur der Chilianer, allerdings sitzt er seit 1783 im bushländischen Todestrakt. Seine Verhaftung und Verurteilung in Bushland löste eine gewaltige Protestwelle auf der Chiliinsel aus. Als Massenpetitionen und -demonstrationen in den 80ern keine Wirkung zeigten, spitzte sich die Stimmung der Günter-Grass-Fans noch stärker zu.
Im Sommer 1791 belagerten über 10 000 wütende Demonstranten die bushländische Botschaft in Peperonia. Im Gebäude drinnen befanden sich 50 Mitarbeiter des bushländischen Außenministeriums und 100 chilianische Polizisten, welche sich im Gebäude verbarrikadieren. Über drei Monate lang war die Festung komplett von der Aussenwelt abgeriegelt und konnte nur über Luftballons versorgt werden. Auf der anderen Seite waren die dort stationierten Polizeikräfte zu gut gerüstet, als dass ein Sturm auf das Gebäude aussichtsreich gewesen wäre. So verharrten beide Seiten in einem passiven Nervenkrieg. Bush verlor natürlich als Erster die Geduld und forderte einen Militäreinsatz gegen die Protestierenden, was von der chilianischen Regierung strikt abelehnt wurde. Im Herbst wurde die Belagerung aufgrund der Kälte gewaltlos beendet.
1992 kam es wieder zu Unruhen, als der bushländische Aussenminister die Chiliinsel besuchte. Die bushländische Botschaft wurde durch ein 1 km breites militärisches Sperrgebiet abgeriegelt und vom chilianischen Militär beschützt, der bushländische Minister entging aber trotzdem nur knapp einem Bombenattentat.
In den Folgejahren entwickelten sich die Proteste jedoch friedlich. Heute haben sie inzwischen eher einen fröhlichen Happeningcharakter.
Politik
Die Chiliinsel ist eine doppelte Demokratie mit einer parlamentarischen Zentralregierung und einflussreichen, basisdemokratisch gewählten Räten auf Gemeindeebene. Eine Besonderheit des politischen Systems der Chiliinsel besteht darin, dass die Bevölkerung mit Petitionen Neuwahlen und Volksabstimmungen erzwingen kann.
Auf der anderen Seite garantiert die Verfassung diverse Menschenrechte, welche weder per Volksabstimmung noch per Parlamentsbeschluss abgeschafft werden dürfen. So müssen Drogen legal sein und jede Form von Zwangsarbeit ist total untersagt, auch in Form von Zwangsdiensten, wie der Wehrpflicht und in Form von Zwangsarbeit in der Haft.
Sozialpolitik
Aufgrund der ausgesprochen hohen Vermögens- und Erbschaftssteuer seit 1680 gibt es auf der Chiliinsel keine großen sozialen Unterschiede. Das reichste Zehntel der Bevölkerung hat nur ein doppelt so hohes Einkommen und Vermögen, wie das ärmste Zehntel. Die Sozialprogramme fressen sich tief ins staatliche Haushaltsbudget. Dafür werden alle, die in Not geraten oder einfach nur zu faul sind, in den Suppenküchen kostenlos durchgefüttert. Auch die Bevölkerung verhält sich oft sehr großzügig und nimmt sogar Fremdlinge in die Kommunen auf, wo es sich zweifellos besser lebt als in den staatlichen Notheimen.
Da es ohnehin nur wenige Besucher gibt, spart sich die Politik die ganze Bürokratie mit dem Asyl und mit der Staatsbürgerschaft. Solange man sich auf der Chiliinsel befindet, wird man von der chilianischen Regierung de facto wie ein Staatsbürger behandelt, da braucht man gar keine Papiere vorzuweisen.
Bildungspolitik
Obwohl die Einwohner der Chiliinsel einen sehr hohen Bildungsstandard haben, beträgt die Schulpflicht nur 6 Jahre, und da seid 1791 Universitäten als Bürokratisch gelten und daher nicht mehr existieren, muss man sich danach gefälligst andere Quellen für weiteres Wissen suchen.
Militär
Die Chiliinsel hat ein kleines Berufsheer, welches in Soldatenräten basisdemokratisch organisiert wird. Gerüchten zufolge soll es sich um die undisziplinierteste Armee Ozeaniens handeln. Auch die Ausrüstung ist dürftig. Luft- und Panzerwaffe fehlen praktisch völlig, weil das Benzin verbrauchen würde, welches es auf der Insel nicht gibt. Allerdings sind einige strategische Schlüsselbefestigungsanlagen und Bunker mit recht modernen Maschinengewehren und Kanonen bestückt. Da die Chiliinsel seit mehr als 100 Jahren in keine Kriege mehr verwickelt war, denkt man sogar über die völlige Abschaffung des Militärs nach.
Kultur und Gesellschaft
Die vielen Revolutionen im vergangenen Jahrhundert und die seit etwa 1755 aufkommende Hippiebewegung haben die Lebensweise der Chilianer vollkommen verändert. Die früheren nationalen Trachten waren für die Wetterverhältnisse viel zu warm, schwerfällig und unpraktisch. Heute laufen die Inselbewohner nur noch in Badeanzügen herum. Auch völlige Nacktheit erregt in dieser Gesellschaft kein Aufsehen mehr. Aber nicht nur die Hitze macht leichte Bekleidung empfehlenswert. Denn auf dieser Insel sind die häufigen Regenfälle so extrem, wie aus einer Dusche. In solchen Fällen verbleiben die Bewohner jedoch nur selten in Häusern. Vielmehr veranstalten sie spontane Regentänze. Früher war die Teilnahme an solchen Tänzen ein traditioneller Zwang und war dazu gedacht, die Geister zu besänftigen. Heute wird er nur noch als Freizeitunterhaltung zelebriert und artet manchmal in Sexorgien aus.
Eine weitere kulturelle Besonderheit dieser hippieartigen Bewohner liegt darin, dass man nicht nach Alter oder Geschlecht getrennt wird. Es gibt keine einzige Einrichtung, wo tatsächlich überwiegend oder gar nur ältere oder jüngere Menschen, nur Frauen oder nur Männer anwesend wären. In den Diskotheken tanzen auch Greise mit, während in Pflegeheimen nicht nur ältere pflegebedürftigte Menschen, sondern auch junge Faulenzer versorgt werden. Die wohl berühmteste Disco auf der Chiliinsel ist wohl das Icf. Abgesehen von Kindern unter 10 Jahren gibt es auch keine Altersgruppe, welche nicht an sexuellen Handlungen beteiligt wäre.
Das Familienleben spielt auf der Chiliinsel keine große Rolle mehr. Die vorherrschenden Lebensgemeinschaften stellen Kommunen dar. Auch gibt es keine besonders starke Bindung zwischen Eltern und Kindern, da es für die Kinder in den großen, offenen Lebensgemeinschaften viele Bezugspersonen gibt.
Auch der Umgang mit Drogen hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte fundamental verändert. Bis dahin waren so harte Drogen, wie Alkohol volkstümlich und bei verschiedenen Kulten und Prozessionen obligatorisch. Inzwischen spielt der Alkoholkonsum nur noch ein fast unbedeutendes Nischendasein. Viel häufiger wird der Cannabis konsumiert. Gekifft wird offen auf der Straße und keiner hat was dagegen. Trotzdem sind alkoholhaltige Getränke nach wie vor in fast allen Geschäften und Bars frei erhältlich. Dort besaufen sich dickköpfige Touristen, vor allem jene aus Bushland, welche jede Anpassung an die Sitten der Chiliinsel verweigern und sich dann in den Saufkneipen ziemlich alleine vorkommen...
Neben freier Sexualität und Hanfeuphorie hat das Leben auf dieser Insel aber auch eine sehr intellektuelle Seite, weshalb die Chiliinsel auch gelegentlich als Insel der Philosophen bezeichnet wird. Jeder Bewohner und Besucher hat das Recht, Manuskripte, welche von keinem Verlag angenommen wurden, in der Bibliothek zu hinterlassen und für den Zeitaufwand entschädigt zu werden. Im Radio werden philosophische Diskussionen und Kontroversen recht häufig übertragen und jeder hat die Möglichkeit an so einer Sitzung teilzunehmen. Diese moderne Philosophie hat inzwischen den meisten Bewohnern der Insel entscheidend zu völlig neuen Lebenseinstellungen verholfen. Die meisten haben sich inzwischen dazu durchgerungen, die alte primitive Moral "Gut und Böse" völlig abzulehnen, oder wenigstens sehr kritisch zu hinterfragen.
Anstatt eines Religionsunterrichts, welcher in anderen Ländern praktziert wird und nur dazu dient, die Schüler von Anfang an in die entsprechende Religion hineinzuzwingen, gibt es auf der Chiliinsel einen Weltanschauungsunterricht, wo alle Weltanschauungen in ihren Grundsätzen vorgestellt werden und die Schüler ermutigt werden, sich ihre Lebenseinstellung und Weltanschauung selber auszusuchen. Das hat zu einer großen Vielfalt an Denkarten ausgelöst. Allerdings sind weltanschauliche Streitigkeiten auch recht häufig.
Religionen
Religionen und dogmatische Weltanschauungen spielen sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft der Chiliinsel kaum noch eine Rolle. Im vorigen Jahrhundert wurden alle Kirchen abgerissen. Auch wird diese Insel von den Päpsten konsequent gemieden. Obwohl inzwischen alle Religionen wieder geduldet werden, gehört heute nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung einer Religionsgemeinschaft an.
Aussenpolitik
Bedingt durch die schwere Erreichbarkeit der Insel, befindet sich diese auch politisch gesehen in weitgehender Isolation, obwohl die Chilianer durchaus weltoffen sind und ihre Regierung sich um Offenheit bemüht. Als gravierendes Hinderniss für gute diplomatische Beziehungen erwiesen sich allerdings auch die großen kulturellen Unterschiede.
Die chilianische Regierung kritisiert die Tieropferrituale Amerikaniens, die fundamentalistische Haltung Bushlands, die "pharaonische Beschneidung" in Hamunaptra, die Leibeigenschaft im zaristischen Russland, die systematische Ausrottung aller Erwachsener im Kinderland, die exzessive Sklaverei des Imperium Verdinga und die Menschenopfer des Aztekenreiches sehr heftig.
Umgekehrt erntet die Chiliinsel aus dem restlichen Ozeanien regelmäßige Kritik wegen Unmoral und der Verschmutzung der Meere.
Am schlechtesten sind die Beziehungen mit Russland, mit welchem sich die Chiliinsel theoretisch sogar im Krieg befindet, welcher nach all den fehlgeschlagenen Invasionen des Zaren jedoch völlig ergebnisslos blieb.
Techologie und Wissenschaft
Obwohl die chilianische Politik und Gesellschaft im Gegensatz zu Amerikanien um eine umfangreiche Modernisierung und Technisierung bemüht ist, befindet sich die Chiliinsel keineswegs auf dem technisch neuesten Stand. Diverse Versuche, aus Bushland größere Mengen an Öl, aus Electronia Transistoren oder aus dem Hetenland spaltbares Uran für den Bau eines Kernkraftwerkes zu importieren, scheiterten jedes Mal aus logistischen und finanziellen Gründen.
Aufgrund des Fehlens jeglicher fossiler Brennstoffe lässt sich selbst Stahl nicht oder nur sehr schwierig herstellen, was schwerwiegende Folgen für die Rüstungsindustrie hat. Die meisten Bunker mussten aus Gründen des Stahlmangels nur aus Beton oder aus Eisen fertiggestellt werden.
Auf der Chiliinsel gibt es zwei staatliche Fernsehsender, welche ihre Sendungen sogar in Farbe ausstrahlen. Allerdings breitet sich der Fernseher nur sehr langsam auf der Insel aus. Da zahlreiche Bauteile importiert werden müssen, ist die Flimmerkiste unverhältnismässig teuer. Nur jeder zehnte Haushalt besitzt daher überhaupt eine.
Auch fehlt es an Klimaanlagen und Kühlschränke sind ein sehr teures Luxusgut. Immerhin gibt es in den meisten Städten eine große Kühlzentrale. Das ist ein unterirdisches, wärmeabweisend ausgerichtetes Gebäude mit einer großen elektrischen Kühlanlage, wo jeder seine Ware kostenlos unterbringen kann. Hier werden auch die Limonaden gelagert, welche von den Geschäften gekühlt verkauft werden.
Auf der Chiliinsel gibt es keinen Mobilfunk. Festnetzteletone sind dagegen bekannt, doch haben nur größere Unternehmen einen solchen Anschluss. Diese werden bei Bedarf von den Bürgern dann von den öffentlichen Telefonzellen aus angerufen, weil Haushalte keinen Anschluss haben, welcher im Allgemeinen zu teuer wäre. Allerdings ist auch das Interesse an diesen Kommunikationsmitteln nur mässig. Auf der Chiliinsel sind lockere Spontanbesuche von Freunden üblich. Eine flächendeckende Einführung von Telefonen würde nur dazu führen, dass man sich vor jedem Treffen einen Termin machen müsste, was in den Augen vieler Chilianer als spießig angesehen wird.
The Great Offer
1790 unterbreitet Bushland der Chiliinsel das "Great-Offer"-Programm für eine enge wirtschaftliche, militärische und technologische Zusammenarbeit. Darin bietet Bush technische Entwicklungshilfe in Milliardenhöhe an. Allerdings fordert er als Gegenleistung Bedingungen, welche einer weitgehenden Aufgabe der politischen und kulturellen Souveränität der Insel gleichgekommen wären. Die meisten chilianischen Parlamentarier empfinden das "Great-Offer"-Programm als dreißte Provokation und lehnen es empört ab. Einige wenige Persönlichkeiten sehen in diesem Angebot jedoch auch eine Chance für einen beschleunigten technischen Fortschritt auf der Insel und äußern sich über die mehrheitlich ablehnende Haltung enttäuscht.
Tourismus
Jahr für Jahr landen inzwischen durchschnittlich 450 Gäste oder Einwanderer auf der Chiliinsel. Das sind sehr viel mehr als noch vor 50 Jahren, wo man in Ozeanien von der Chiliinsel noch fast nichts wusste und es damals niemals mehr als 20 Besucher im Jahr gab. Trotzdem hat die Chiliinsel auch heute noch fast den Status eines Insidertipps.
Die meisten Reisenden kommen mit Heißluftballons angeflogen und machen hier eine Zwischenlandung. Statistisch gesehen kommen die meisten Besucher aus Bushland, doch diese bleiben hier auch am kürzesten, weil es hier keine Kirche zum Beten, keine Rindersteaks zum Essen und kein Öl zum Suchen gibt. Bis vor wenigen Jahren, als das Kennedyreich noch existierte, kamen vergleichsweise viele Besucher aus Amerikanien.
Manche verwirren sich aber auch durch die Energielöcher aus der realen Welt hierher. Obwohl die Chiliinsel im Vergleich zu den meisten anderen Ländern Ozeaniens einen überdurchschnittlich hohen Lebensstandard und eine natürliche Schönheit bietet, werden die meisten unfreiwilligen Besucher aus der realen Welt depressiv, weil sie ihr Internet oder ihr Playstation vermissen. Immerhin gibt es ein Recht auf freiwilligen Selbstmord, auch wenn die Selbstmordrate in der Praxis und vor allem im historischen Vergleich extrem gering ist.
Für Touristen hat die Insel ohnehin zahlreiche Attraktionen zu bieten. Dazu gehören:
- Die Vergnügungs- und Shoppingmeile in der Hauptstadt Peperonia mit einigen Diskotheken garantiert ohne Türsteher und ohne künstlich aufgepeppelter Modepuppen!
- Der kleine Zoo Peperonias.
- Der große Marktplatz Peperonias mit seinen kulinarischen Gewürzen und köstlichen Spezialitäten.
- Die vielen Wanderrouten über Berge, Täler und durch den Dschungel.
- Zahlreiche romantische Kreuzfahrten über den Seen.
- Viele abenteuerliche, versteckte Orte mit vielen Flüssen, Seen und besten Schwimmgelegenheiten.
- Die vielen Hippiekommunen die zum Kiffen, zum Sex und zu Gesprächen über die Welt und die Revolution einladen.
Zweifellos ist die Chiliinsel eine Reise wert. Vor allem für Kulturreisende und Abenteurer - Abenteurer in wahrlich jeder Hinsicht...