Held der Arbeit
Der Begriff Held der Arbeit – abgekürzt HdA – bezeichnet in der Stupidedia ein paar Jungspunde, die aus Gründen der politischen Korrektheit oft noch als „halbgebildet“ bezeichnet werden und dann trotzdem beleidigt sind.
Dieser Artikel ist eine einfühlsame Darstellung der realen Begebenheiten. Für kühles Regelwerk ohne emotionalen Nährwert siehe hier. |
Stupid Community Der nachstehende Beitrag erfordert Hintergrundwissen über die Stupidedia und ihre Mitglieder. Für diejenigen, die noch nicht so lange bei der Stupidedia sind, könnte folgender Text unverständlich und/oder nicht nachvollziehbar sein. Wir empfehlen denjenigen daher hier weiterzugehen. |
Definition
Formal korrekt definiert ist ein Held der Arbeit jemand, der den Titel „Held der Arbeit“ trägt, eine Auszeichnung, die von Funktionären und Diktatoren für überdurchschnittliches Engagement in der Stupidedia verliehen wird. Vor der Beförderung ist die Person ein so genannter Nutzer der Stupidedia gewesen, hat sie also genutzt, meistens als Plattform für ihren Senf, der für die Wikipedia zu seriös, für eine eigene Homepage zu wenig und zum Wegwerfen zu schade war. Gelegentlich wird die Stupidedia auch einfach zur Unterhaltung genutzt.
Nach der Beförderung zum Helden der Arbeit stellt der Nutzer nun plötzlich fest, dass ihm seine Tätigkeit als Stupidedianer überhaupt keinen Spaß macht. Im Gegenteil, ganz offensichtlich handelt es sich selbst bei der einfachsten Benutzung der banalsten Vorlage nicht nur um Arbeit, sondern sogar um eine äußerst anstrengende. Wie tausend Tonnen Blei lastet die Verantwortung auf seinen schmalen Schultern, nasskalt-schwere Schwaden tiefer Furcht und gramer Hoffnungslosigkeit verfinstern sein Gemüt. Gleich nach seiner Beförderung ist der Held der Arbeit bereits vollkommen am Ende.
Aufgaben
Jetzt beginnt nämlich der Ernst des Lebens. Da der HdA von den Vorgesetzten keinerlei Aufgaben zugewiesen bekommt – was deren grausame Tyrannei mitnichten erträglicher macht – sucht er sich selbstständig welche. Unter größten Anstrengungen schreibt er auch weiterhin Artikel, die er – und das ist besonders mühsam – sorgfältig in die bescheiden goldgerahmte Tabelle auf seiner Benutzerseite einträgt; genauestens (hierbei ist immense Konzentration notwendig) achtet er darauf, dass alle Sterne, die er für seine Arbeit von den geizigen anderen Stupidedianern bekommen hat, an ihrem Platz sind.
Nebenbei befleißigt er sich einer umfangreichen Kenntnis sämtlicher Vorlagen – ihm ist wirklich keine Mühe zu groß – und schickt sich nun an, ein richtiger Held zu werden, ein mächtiger Krieger also, der alle das Fürchten lehrt, die die Stupidedia bedrohen. Schwer bepackt macht er sich in den letzten und vorletzten Änderungen auf die Pirsch nach potentiellen Missetätern; nimmt er die Witterung eines Trolls auf, so hetzt er diesen gnadenlos durch die weite Prärie Stupidediens, stellt ihn schließlich und verlangt: „füttere mich!“ Kommt der Troll diesem Befehl nach und wird beleidigend, fordert der siegreiche Held mit mächtiger Stimme die längst überfällige Mithilfe der Diktatoren ein, die den erbeuteten Übeltäter zügigst wegzusperren haben.
Dieser Sieg erfüllt den traurigen Helden nun allerdings nicht mit Freude. Ganz im Gegenteil, er hat nur seine Pflicht getan, bitter sieht er sich in seiner Vermutung bestätigt, dass die Welt nur Böses will, und noch bitterer ist ihm einmal mehr vor Augen geführt worden, dass ohne ihn alles den Bach runtergehen würde, dass er Tag und Nacht wachen muss und nie wieder an die frische Luft gehen, nie wieder den Himmel sehen, nie wieder die Vögel zwitschern hören und die warme Sonne auf der Haut spüren darf. Das Glück hat ihn endgültig verlassen, er ist lebendig begraben, für immer verloren unter einer viele Millionen Meilen dicken Schicht massiven Granitgesteins, wo er für alle Ewigkeit leiden muss.
Soziale Stellung
Neben der inhumanen, erdrückenden und nicht einmal ansatzweise bewältigbaren Arbeitslast plagt den tragischen Helden noch ein weiteres Leid: seine Position in der Hackordnung der Stupidedia. Mit Hilfe einer außerordentlich kunstvollen Gestaltung seiner Benutzerseite und Signatur (wie im Stupidedia-Karriere-Coach anempfohlen) und nicht zuletzt auch durch sein äußerst bestimmtes, fast schon barsches Auftreten wird der HdA von Außenstehenden (also Nutzern, siehe oben) oft für einen Diktator gehalten. Und nichts ist schmerzlicher, als unterwürfige Anfragen an den vermeintlichen Diktator mit der traurigen Offenbarung zu beantworten, dass man nicht nur kein Diktator ist, sondern nicht einmal ein Funktionär, im Klartext also ungefähr so viel zu sagen hat wie der, der gerade mit dem Chef sprechen wollte.
Noch unerträglicher ist allerdings die nicht enden wollende Misshandlung durch die tatsächlichen Diktatoren. Selbst nicht dazu bereit, auch nur einen einzigen Finger krumm zu machen, lassen sie die Helden der Arbeit alles machen, wozu sie sich herabzulassen gerade nicht für nötig erachten, und erdreisten sich hinterher auch noch, deren Arbeit beim nichtigsten Anlass aufs Schärfste zu kritisieren. Geistige Mitarbeit, und damit die Teilhabe an richtungsweisenden Entscheidungsprozessen, ist pro forma zwar erlaubt, wird in der Praxis aber konsequent unterdrückt. Kommt beispielsweise ein Held der Arbeit nach gründlicher Erwägung zum Schluss, dass die wichtige Vorlage:gnuPF-bilnZ ihren Zweck mit blaugrünem Hintergrund doch noch besser erfüllen würde als mit dem jetzigen türkisen, und trägt sein Anliegen – oder besser gesagt: seinen Beitrag zum Gemeinwohl, denn die Formulierung „sein Anliegen“ lässt eigennützige Beweggründe hineininterpretieren, die er nicht hat – mit beispielloser Behutsamkeit vor, dann kann er trotzdem sicher sein, dass die Antwort lautet: nö! Das wars. Keine Begründung, keine nähere Auseinandersetzung, von Zustimmung ganz zu schweigen. Tolle Wurst! Und dafür hat er die ganze Nacht wachgelegen.
Dabei wäre der HdA selbst jederzeit zum Diktator geeignet! Das hat er ja hinlänglich bewiesen. Wer im Sekundentakt Artikel zu Löschung vorschlagen kann, der könnte sie auch gleich selbst löschen, und wer jeden noch so vorsichtigen Troll zielsicher aufstöbern und in die Enge treiben kann, der könnte ihn auch gleich selbst sperren. Das Vorrecht dieser beiden unerhört genussvollen Tätigkeiten – aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass insbesondere das Löschen jedes erotische Abenteuer bei weitem übertrifft – wird von den dekadenten Bonzen (präzis: verschnöselte, weltfremde Technokraten, die sich mit ihren Allüren dermaßen die Sicht vernebeln, dass sie die Hand vor Augen nicht mehr sehen; kurz: dumme Wichser) jedoch eifersüchtig verteidigt; aus purem Egoismus verweigern sie der jungen Generation jede Aufstiegsmöglichkeit und lassen ihr nur die Drecksarbeit.
Ausweg?
Die Funktionäre als Zwischenstufe könnten zwar vermitteln, bilden aber de facto weniger das Bindeglied als vielmehr die Trennmauer zwischen den beiden Fronten. Gebettet auf weiche Lorbeeren und mit nichts bekleidet als Tüll und Renommee, tun sie nichts Anderes, als Absinth aus teuren Gläsern zu trinken und still die eigene Hektodenz zu feiern; die meisten sind seit vielen Jahren vollkommen inaktiv. Das ist auch nur konsequent, denn es heißt ja schließlich „Funktionär“ und nicht „Aktionär“.
Wenn ein Funktionär doch einmal unverhofft aus seinen abenteuerlichen Choose-Opium-Träumen erwacht, kann er mit der kleinen, aber ungemein ausfüllenden Hoffnung den Tag beginnen, dass er heute zum Diktator erhoben wird. Genau diese sinnstiftende Hoffnung aber bleibt dem HdA verwehrt, wenn er beim ersten Morgengrauen vom Knallen der Peitsche geweckt wird: Er könnte höchstens darauf hoffen, heute Funktionär zu werden. Und das will nun wirklich niemand.
Und selbst wenn er es wollte, die Entscheidung liegt ja nicht bei ihm. Wie oben ausgeführt, ist der Weg nach oben von denen blockiert, die schon dort sind und keine weitere Gesellschaft wünschen. Was bleibt, ist folglich nur noch der Weg zurück ins Dasein des einfachen Nutzers. Doch ein solcher wieder werden zu wollen ist, als wollte man wieder Jungfrau werden. Zu viel hat der HdA schon gesehen, zu oft schon am Nektar der Macht immerhin riechen dürfen, um die Unschuld eines stillen Daseins in Bedeutungslosigkeit noch reizvoll finden zu können. Und so schiebt er seine Bürde immer weiter vor sich her, angetrieben nur noch von der diffusen Ahnung einer besseren Zukunft hinter der trübseligen Tristesse, die sein Leben geworden ist.