Technokratie

Als Technokratie bezeichnet man eine vollständig rationalisierte Herrschaftsform, in der die Gesellschaft von Experten aus Wissenschaft und Technik nach Maßgabe unfreundlicher Prinzipien wie Objektivität, Effizienz und Zielorientierung regiert wird. Der Begriff ist deutlich negativ besetzt, hauptsächlich weil die Technokratie kaum Platz lässt für emotionale Entgleisungen, spontanes nacktes Tanzen im Regen und überhaupt alles, was den Menschen so wunderbar menschlich macht – nach gängiger Meinung ausschließlich seine Schwächen und Fehler – und weil in der Technokratie selbst intuitiv Richtiges kategorisch verneint wird, wenn es nur sachlich widerlegt werden kann.

Vielsagendes Bild eines bedrohlich glühenden Kernreaktors

Nach aktuellem Kenntnisstand ist die Technokratie mit Bach-Blüten nicht heilbar und selbst Schüßler-Salze zeigen keinerlei Wirkung.

Noch vielsagenderes Bild beängstigend aufgetürmter Maschinerie. (Foto: die Molkerei der Stadt Wuppertal)

Abgrenzung

Als reine Expertenherrschaft steht die Technokratie im direkten Gegensatz sowohl zum emokratischen System, der Herrschaft der Emos, als auch zur Demokratie, der Herrschaft derjenigen, die in der freien Wirtschaft keine Chance hätten, aber dennoch großen Wert auf einen finanziell sorgenfreien Lebensabend legen. Noch weiter entfernt ist sie von Monarchie und Diktatur, denn welcher halbwegs vernünftige Alleinherrscher gibt schon ein paar vollvernünftigen Akademikern das Szepter in die weiche Hand? Eben.

Eine gewisse strukturelle Ähnlichkeit besteht dagegen zwischen der Technokratie und der Meritokratie, der Herrschaft derer, die es eben verdient haben zu herrschen. Letztere hat allerdings keinen auch nur annähernd so schlechten Ruf und die ausführliche Darstellung ihrer Vorzüge würde hier jetzt auch den Rahmen sprengen.

Etymologie

Das Wort "Technokratie" stammt – genau so wie "Pathogenese", "Pharmazie" und "Tonizität" – aus dem Griechischen und bedeutet nichts Gutes. Schon bei "tech" läuft dem sensibleren Zuhörer ein kalter Schauer den Rücken herunter, der sich beim furchtbar negativen "no" zu schierer Furcht verdichtet, und hat sich schließlich auch "kratie" tief bis ins Mittelohr gebohrt, fühlt man schon fast die Lebensgeister aus dem erstarrten Körper weichen. Mit angstgeweiteten Augen, unfähig sich zu bewegen, sieht man ölig-schwere, schwarze Rauchwolken aus aschfahl verräucherten und verrosteten Fabrikschloten die Sonne verfinstern, hört kalte Ketten klirrend über den stahlbetonasbestasphaltierten Boden schleifen; der Mensch als letzter Überlebender auf einem toten Planeten geht tief gramgebeugt, mit gefesselten Händen und zu Boden gefallenem, leerem Blick im unbarmherzigen Dienste der Maschine, die vor Äonen einst sein Leben hätte erleichtern sollen; stattdessen hat er alles verloren, leichtfertig verspielt und verspekuliert, was ihm hätte lieb und teuer sein sollen. Kein Vogelzwitschern füllt mehr die Stille, kein Rauschen ist mehr in den verbrannten Bäumen zu hören, kein Lachen und kein Gesang werden jemals mehr zu hören sein. Die Krone ist vom Haupt der Schöpfung hinab ins Mahlwerk ihrer eigenen Eitelkeit gestürzt.

Der technokratische Bausatz für ein multifunktionales Feindbild

  • Merke: Die Technokratie ist ganz nach Belieben mit allem in Verbindung und zu allem in Gegensatz zu bringen.
  • Vergleiche auch: Katzen zusammensetzen (anfängerfreundlich)
Giftmischer mit irrem Blick – ein durchaus gelungenes Exemplar!

Der Technokrat ist ein menschenverachtender, dem Leben entfremdeter Fachidiot und Menschenfeind, der nur noch seine Modelleisenbahn im Kopf hat. Er weiß alles und empfindet nichts, glaubt an nichts und hat auch keine Moral. Dass er außerdem einen gewissen Hang zur Mathematik hat, gereicht ihm ebenfalls mehr oder weniger zum Nachteil in einer Gesellschaft, in der beruflicher Erfolg trotz Fünf in Mathe allemal höher angesehen ist als beruflicher Erfolg wegen Eins in Mathe.
Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Rassismus gehören nicht zu den eigentlichen Merkmalen des Technokraten, sollten aber zur Sicherheit grundsätzlich immer unterstellt werden; dies ist insofern unproblematisch, als Technokraten auch nicht ausdrücklich für das jeweilige Gegenteil einstehen. Im Zweifelsfalle sollte wenigstens eine sträfliche Vernachlässigung der Minderheiten moniert werden.

Die darüber hinausgehende Zuordnung negativer Charakterzüge ist optional und sollte darauf abgestimmt werden, wem der Technokrat als Buhmann präsentiert werden soll. Zugunsten einer in sich schlüssigen Schauergestalt sollten Widersprüche unbedingt vermieden werden; großzügige Übertreibungen hingegen sind in aller Regel ungefährlich, wenn auch nicht unbedingt notwendig. Einer emanzipierten, linksliberalen VegetarierIn reicht in der Regel schon, dass der gemeine Technokrat überhaupt ein Mann ist, vermutlich Fleisch isst und höchstwahrscheinlich auch Atomkraftwerke befürwortet. Bei einem pragmatischen Sozialdemokraten, der seit dreißig Jahren als Mechaniker arbeitet, muss man dagegen schon dicker auftragen, da es sich bei ihm durchaus um einen Sympathisanten handeln könnte, der womöglich selbst mit Genmais kein Problem hat. Doch auch hier findet man schnell wunde Punkte, in die der Technokrat hineingedrängt werden kann: so sollte schon der beiläufige Hinweis Wunder wirken, dass die technokratische Regierung auf Kosten des Steuerzahlers Millionen – man kann auch Milliarden sagen, der Unterschied ist marginal und fällt nicht weiter auf – in Forschungsprojekte mit Null Realitätsbezug investiere; reicht es nicht, dann muss eine unheilvolle Vernetzung zwischen dem Technokraten und der oben genannten grünen Vegetarierin gesponnen werden. Dass Beiden eine unerhörte Überheblichkeit zugeordnet wird, sollte in diesem Falle selbstverständlich sein. Man beachte die eingangs erwähnte Vielseitigkeit.

Disput mit einem Technokraten

  • Vorsicht: Übertreibung kann hier schnell das Gegenteil des Gewünschten bewirken. Ein gewisses Feindgefühl ist unabdingbar! Übung macht wie immer den Meister.
  • Nicht nur, aber auch gegen Technokraten immer hilfreich: Schopenhauer to go (nur nicht unterkriegen lassen)

Ist das technokratische Feindbild fertig, kann sogleich mit der Bekämpfung begonnen werden. Diese muss, wenn sie in der Öffentlichkeit geschehen soll, zunächst leider verbal erfolgen und gestaltet sich oftmals als äußerst zäh und schwierig. Am schlimmsten ist zweifellos, dass der Technokrat in sehr vielen Fällen inhaltlich unleugbar Recht hat und mit seiner argumentativen Überlegenheit noch einen zweiten unfairen Vorteil hat. Man hat im Grunde überhaupt keine Chance, wenn man sich auf sein Spiel einlässt: diskutieren, argumentieren, begründen, belegen, nachweisen, ausrechnen. Derart in die Enge getrieben ist es nur legitim, ebenfalls zu unlauteren Mitteln zu greifen.

Es kann zum Beispiel nie schaden, emotional zu werden. Der Technokrat wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ruhig und sachlich bleiben und wirkt bei geeigneter Inszenierung der eigenen Gefühlswallungen schnell unterkühlt und damit unsympathisch. Gewisse Grenzen sollten dabei allerdings nicht überschritten werden. So ist es durchaus im Rahmen des Erlaubten, laut zu werden, beliebig weit vom Thema abzuweichen und gegebenenfalls mit den Armen zu fuchteln – das alles kann und wird noch als gesundes Temperament verbucht werden. Übermäßiges Abgleiten in die Vulgärsprache, insbesondere in Verbindung mit allzu schrillem Kreischen, wirkt dagegen schnell unsouverän und führt schnell zur Beschädigung des eigenen Rufs, sobald sich Schaum vorm Mund bildet. Auch Tränenfluss sollte, wenn überhaupt, dann nur mit der gebotenen Sparsamkeit eingesetzt werden und es sollte durch den Technokraten wenigstens so etwas ähnliches wie ein Anlass (vgl. Gefühleverletzen) gegeben worden sein. Grundsätzlich wirkt Weinen bei Frauen authentischer als bei Männern, hat aber bei Letzteren – falls glaubhaft eingesetzt – eine noch stärkere Wirkung.

Da dem Technokraten einerseits, wie eingangs erwähnt, auf sachlicher Ebene kaum beizukommen ist, und er andererseits eine eher unsympathische Figur ist, bieten sich Argumente ad hominem unbedingt an. Trägt der Gegner etwa Brille oder Schnurrbart oder ist anderweitig entstellt, sollte man dies gleich zu Beginn des Disputs in humorvoller Art und Weise kommentieren und im weiteren Verlauf der Diskussion mehrmals darauf zurückkommen, sobald es eng wird. Modische Fehltritte sind gegebenenfalls ebenso zu behandeln.
Hat der jeweilige Technokrat sich irgendwann einmal befürwortend zu Reizthemen wie Kernenergie, Genmanipulation oder Abtreibung geäußert, ist die aktuelle Diskussion die ideale Plattform für eine umfassende Kritik daran. Wenn er eine Stellungnahme zu solchen Themen bisher abgelehnt hat, umso besser: dann ist es ja nur umso verständlicher, endlich einmal hartnäckig nachzuhaken.
Generell ist der Technokrat abseits seiner jeweiligen Fachrichtung verwundbar. Er mag wissen, dass es in der minimalen supersymmetrischen Erweiterung des Standardmodells der Teilchenphysik zwei Higgs-Dupletts und in Folge dessen fünf Higgs-Bosonen gibt, kann aber dafür einen Sperling nicht von einer Drossel unterscheiden und denkt bei Letzterer womöglich zunächst an Maschinenbau: auf solches Glatteis gilt es ihn zu locken, fernab des Themas werden Diskussionen gewonnen!

Abschließender Tipp: Atheismus ist kaum stichhaltig zu begründen, da die Nichtexistenz Gottes so unmöglich zu beweisen ist wie seine Existenz. Kein Technokrat wird aus dem Stegreif eine allgemein eingängige Antwort auf die Frage finden, warum er für die Errichtung von Forschungszentren eintritt, aber gegen den Bau von Kirchen. Es wird ihm zudem sauer aufstoßen, wenn Wissenschaft und Religion auf eine Stufe gestellt werden, und er wird sich ohne Bruch der politischen Korrektheit kaum angemessen dagegen wehren können – perfekt!

Kritische Stimmen

(notfalls einfach auswendig lernen)

  • Die wollen uns alle zu Robotern machen. Das ist doch nicht normal!
  • Ja also ich stelle mir das irgendwie so vor, dass sie versuchen wollen, jeden Menschen quasi als Tabelle zu erfassen und abzuspeichern. Aber das geht doch nicht, ein Mensch ist ein Mensch und keine Tabelle oder sowas.
  • Ist doch alles kranke Scheiße. APPD wählen!
  • Wir mussten auch damals immer unfassbar lange im Flur stehen und warten, bis die dämliche Roboter-AG endlich fertig war. Kannste keinem erzählen!
  • Und natürlich die klassische Nazikeule: „Man muss sich einfach mal vor Augen führen, wohin das alles letztendlich führt. Eine konsequent fortgeführte Technokratisierung gipfelt am Ende zwingend in Gaskammern und der millionenfachen Tötung Unschuldiger im industriellen Maßstab.

Siehe auch

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