Hypergraphie

Hypergraphie (Lautschrift: HYPERGRAPHIE!), auch Schreibzwang oder Schreibwut, nicht zu verwechseln mit Schnellschreiberitis ist eine affektive Zwangsstörung, bei der unwichtige oder uninteressante Zusammenhänge von Wahnsinnigen in Wikis, Foren, Blog oder selten auch auf Wohnhäusern niedergeschrieben werden.

Klassifikation nach ICD-10
F42.8 Sonstige Zwangsstörungen
F73.9 Profilneurose vom Allerfeinsten
F89.4 Schreib-o-mania
F90.1 Mitteilungsbedürfnis deluxe



Diagnose

Betroffene legen nahezu jeden Ihrer Gedanken in Wort und Schrift nieder. Viele Hypergraphen realisieren erst dann ihr Leiden, wenn sie schreiben, bis der Arzt kommt.

Der Patient gibt sich nicht damit zufrieden, seine Ergüsse stur in einer Word-Datei zu speichern. Es besteht ebenfalls ein Zwang in der Wahl des Speicherortes. Manche Texte werden dann sogar in mehreren Internet-Speichern abgelegt (siehe auch Fernschreiber). Damals im unvernetzten Zeitalter wurde dieses Bedürfnis ausgelebt, indem auch Wände oder irgendwelche Gegenstände beschriftet wurden.

Teilweise wird noch nicht einmal Wert auf kreativen Inhalt gelegt, es geht nur darum zu schreiben. Quantität überflügelt die Qualität. In der Copy-&-Paste-Epoche erhält dieses Krankheitsbild somit einen völlig neuen Twist.

Hypergraphen schreiben oft simple Begebenheiten aus ihrem Alltag nieder und finden kein Ende. Beispielsweise wird dann geschrieben, dass draußen wieder mal schlechtes Wetter ist. Macht ja nichts, ich hab sowieso keine Lust rauszugehen. Obwohl frische Luft ja auch mal ganz gut tut. Aber hier drin ist es gerade auch sehr gemütlich. Andererseits könnte ich mal wieder an den Hafen gehen. Ich find Schiffe ja toll. Kann mich gar nicht dran sattsehen. Wozu hab ich damals eigentlich diesen Bootsführerschein mal gemacht? Sowieso bin ich ziemlich wasserverbunden. Nachher geh ich nochmal schwimmen. Aber dieses Chlor immer! Dass es da nicht mal langsam eine bessere Erfindung gibt. Teuer ist es auch geworden. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Allerdings hab ich mir ja vor Kurzem erst einen neuen MP3-Player geleistet. Aber einmal Schwimmen wird ja wohl noch drin sein! Wie dem auch sei, heute ist kein schlechter Tag! Ich könnte mich mal wieder besser ernähren. Morgen kauf ich frisches Gemüse, und dann gibt's mal wieder was Gesundes. Warte mal, ach nee, doch nicht. Ich dachte kurz, mir würde was Interessantes einfallen. Da hatte ich mich wohl getäuscht.

Entstehung

Uralte Krankheit: Früher wurden Schreibzwänge in sogenannter Handschrift ausgelebt.

Schreibzwang gibt es schon, seit das Schreiben erfunden wurde. Seit jeher gab es Menschen, die sich einen Wolf schrieben. Dies haben beispielsweise die Gebrüder Grimm in ihrer Schreib-Weise "Rotkäppchen" getan. Unter dem Deckmantel eines Kunstwerks wurde immer wieder bis zum Abwinken geschrieben, ohn' Unterlass Floskeln gedroschen.

Hypergraphie wurde in Nazideutschland kurzerhand verboten, erfuhr gegen Ende des Krieges jedoch einen ordentlichen Hype durch die Besatzungsmächte.

Psychische Krankheiten im Allgemeinen erfreuen sich gerade in der Postmoderne zunehmender Beliebtheit. Darum bilden sich auch immer mehr Menschen aus einer Profilneurose heraus ein, unter Schreibzwang zu leiden, ohne echte Hypergraphen zu sein. Auf der nach oben offenen Dichterskala der extravagantesten Krankheiten werden solche Personen nur noch getoppt von Leuten, die sich einbilden, Hypochonder zu sein. Und natürlich von solchen, die glauben, zwei Hypochonder zu sein.

Ursachen

Andere Form des Schreibzwangs: Ein Schreib-/Lese-Kopf hat keine Wahl.

Als häufigste Krankheitsursachen gelten zu viel Freizeit (siehe auch Student), ein hohes Geltungsbedürfnis (siehe auch Amerikaner) oder einfach die Ermangelung eines Hirns (siehe auch Amerikaner). Studenten geraten dabei oft in einen Teufelskreis: Sie können nicht aufhören, sich immer wieder einzuschreiben und werden damit zu Langzeitstudenten mit immer mehr Freizeit.

Gerade in der heutigen Zeit etabliert sich die Ansicht, man könne durch Veröffentlichung seiner Gedanken wenigstens einen kleinen Teil des digitalen Pöbels erfreuen. Gepaart mit der Hoffnung auf Ruhm und Ehre entsteht so ein explosives Gemisch aus Mitteilungsbedürfnis und Logorrhoe (Sprech-Durchfall).

Differentialdiagnose

Der Schreibzwang sollte nicht verwechselt werden mit dem erzwungenen Schreiben einer Klausur. Dies ist zwar auch unangenehm, aber ist eine andere Krankheit: Schulunterricht. Das zwanghafte Abschreiben von Hausaufgaben auf dem Abschreibeklo sowie die Rechtschreibreform sollen hier ebenfalls nicht näher als Schreibzwänge erörtert werden.


Behandlung

Unangenehm: Die bislang einzige wirksame Methode zur Behandlung der Hypergraphie.

Manche Therapeuten empfehlen ihren Patienten, ein Hypergraphie-Tagebuch zu schreiben. Dies ist jedoch in vielen Fällen als kontraproduktiv empfunden worden. Alleine mechanisch-restriktive Methoden scheinen erfolgsversprechend. So wird immer öfter das Tragen von modischen (Schreib-)Zwangsjacken angeraten. Auch ein 24-stündiger Aufenthalt in einem Gebärmutterrückführungsball liefert in manchen Fällen positive Resultate. Hilfreich soll auch eine strenge Diät sein. Es wird hierbei pauschal auf 20% aller Lebensmittel verzichtet (außer Tiernahrung).

Eltern wird angeraten, ihre Kinder in den Schönschreibunterricht zu schicken. Falls das auf Unmut stößt, hilft der gute alte Hinweis darauf, dass sie gefälligst dem zu gehorchen haben, unter dessen Schreibtisch sie ihre Füße stellen. Vorschreiben kann man es ihnen letzten Endes aber nicht. Kinder halten sich einfach zu selten an ungeschriebene Gesetze.

Medikamentöse Behandlung

Da helfen eigentlich nur Schlaftabletten oder Plazebos. Man könnte auch Cortison nehmen, bringt aber nichts. Die meisten Medikamente sind verschreibungspflichtig. Viele Betroffene können sie daher nicht in Anspruch nehmen, denn Verschreiben ist ein absolutes Tabu für Hypergraphen.

Schläge

Über diese Behandlungsmethode wird nur in der FSK18-Fassung dieses Artikels berichtet.

Prognose

Nachwuchs: Schon in jungen Jahren werden Erdenmenschen zum Schreiben gezwungen.

Für 2009 werden noch mehr Hypergraphen denn je erwartet. Auf unverantwortliche Weise wird diese Entwicklung auch durch ausgeschriebene Schreib-Wettbewerbe geschürt, die in Hypertext-Systemen den Nachwuchs fördern sollen. Die Schreibzugriffe steigen stetig an, die Schreibdichte und Schreibkraft wächst. Es werden regelrechte Schreib-Maschinen gezüchtet; ja, es wird geradezu mit Schreibbedarf gehandelt. Wehrlose Youngster mit Lese-Rechtschreibschwäche, bei denen der Schreibschutz noch nicht voll ausgebildet ist, werden rigoros ausgenutzt. Allzu oft werden zwielichtige Verträge blind unterschrieben, in deren Kleingeschriebenem den Veranstaltern sämtliche geistigen Besitztümer überschrieben werden.

Kritiker fordern mittlerweile einen Entzug der Schreibrechte. Sie träumen von einer Welt, in der das Schreiben nicht um des Schreibens willen stattfindet, sondern wenigstens ein bis zwei Kalauer oder Geistesblitze enthält. Extremisten aus der Opposition haben sich vollends dem Kampf gegen den Schreibzwang verschrieben und drohen mittlerweile gar mit einer Schreibblockade.


Zitate

  • "In der Kürze liegt die Würze!" - Internationaler Verband der Penisneider
  • "Es ist in manchen Fällen notwendig und freundlich, lieber nichts zu schreiben als nicht zu schreiben." - Goethe
  • "Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen." - Anselm Paul Johann von Feuerbach
  • "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige." - Voltaire
  • "Schreiben Sie es auf, ich beschäftige mich später damit!" - Dieter Hallervorden

Siehe auch:

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