Löffelchenstellung

Die Löffelchenstellung ist eine militärische Positionstaktik, die erstmals im punischen Krieg, genauer gesagt vom römischen Feldherren Scipio, im Laufe der Schlacht von Zama, 202 v. Chr., eingesetzt wurde.

Funktion der Löffelchenstellung

Die perfekte Löffelchenstellung - Die Armee ist überhaupt nicht zu sehen.

Die Löffelchenstellung wird allgemein als defensive Kontertaktik klassifiziert. Carl von Clausewitz beschreibt sie in seinem Werk "Vom Kriege" als "perfide List, um in des Gegners Rücken zu gelangen".

Die allgemeine Setzung und Benutzung einer Löffelchenstellung ist relativ simpel - Die ausführende Armee gräbt mit den Löffeln aus ihrem Marschgepäck ein Loch, um sich dort vor dem angreifenden Gegner zu verstecken. Hat die ausführende Armee sich in der ausgelöffelten Stellung verschanzt und die obere Öffnung ordnungsgemäß mit einem stabilen Stück Rollrasen verschlossen, wartet sie ab, bis der verwirrte Gegner in seinem Vormarsch über den Rollrasen hinwegmarschiert. Ist der Gegner vorbeigezogen, rollt die ausführenden Armee den Rollrasen zurück, steigt aus den Löchern und bewirft den Gegner von hinten mit den Löffeln.

Jahrhundertelang galten die Funktion sowie das Grundprinzip einer korrekt ausgeführten Löffelchenstellung als völlig frei von jeder Kritik, waren doch zahlreiche Schlachten durch sie gewendet worden. Lediglich die Rolle des Rollrasens geriet wieder und wieder in den Mittelpunkt hitziger Diskussionen, deren Kernpunkt die Gretchenfrage war, ob der Rollrasen als solcher in jeder Schlacht auf jedem Terrain einen tieferen Sinn ergibt. Vor allem Mohammed kritisierte in einer unveröffentlichen Koran-Sure aus dem Jahre 630 die Verwendung eines Rollrasens, da dieser im heiligen Krieg vor allem in Wüstengebieten oft deplatziert wirkt, und der Feind, sollte er des kritischen Denkens mächtig sein, die List an der Anwesenheit einer Rasenfläche im Wüstengebiet erkennen würde. Mohammed ersann eine Alternativvariante, in welcher der Feind statt über den Rasen über eine "zufällig in der Gegend herumliegende" Sammlung feinster Teppiche hinwegläuft. Diese Variante erfreute sich lange Zeit bei zahlreichen Konflikten, vorwiegend im Nahen Osten, großer Beliebtheit.

Geschichte

Antike

9 nach Christus - Sehen Sie die Germanen? Nein? Die Römer auch nicht!

Die Verwendung einer Löffelchenstellung gehörte bis in die Moderne hinein zum Standardrepertoire annähernd jeder relevanten Armee der Weltgeschichte. Erfunden und erstmals eingesetzt wurde sie von den Römern, um die auf eigenem Terrain überlegenen Karthager in der großen Entscheidungsschlacht des zweiten punischen Krieges bei Zama zu schlagen.

Die Römer hatte im vorherigen Kriegsverlauf schwere Niederlagen auf eigenem Boden erlitten. Auch, weil der karthagische Feldherr Hannibal Taktiken einsetzte, die den Römern völlig unbekannt waren. Als Hannibal mit Elefanten, welche die Römer nicht kannten, über die Alpen zog, war das Maß voll. Die Römer sannen auf Rache. Sie wollten es Hannibal mit gleicher Münze heimzahlen. Monatelang überlegte man im Senat, was den Karthagern völlig unbekannt und für einen Krieg verwendbar sein könnte. Man entschied sich letztendlich für Holzlöffel und Rollrasen und zog damit heroisch über das Mittelmeer. Die List gelang. Die Elefanten verendeten reihenweise an gegen den Hinterkopf geworfenen Löffeln und Karthago verlor die Schlacht, sowie kurze Zeit später den Krieg.

Einige Jahrhunderte später mussten die Römer selbst die Effektivität ihrer eigenen Taktik spüren, als sie bei der Varusschlacht, 9 n. Chr. in einen germanischen Hinterhalt gerieten nachdem sie arglos über die Löffelchenstellungen gelaufen waren, die der Überläufer Arminius hatte graben lassen. Da die Römer in den dichten Wäldern Ostwestfalens keine Möglichkeit hatten, ihre überlegene Kriegstechnik auszuspielen, gingen sie in den gezielten Löffelwurfattacken der Germanen bis zum letzten Mann unter. Was keiner wusste: Es sollte das letzte Mal bis heute bleiben, dass eine Truppe aus Ostwestfalen irgendetwas gewinnen konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mittelalter

Zeitgenössische Darstellung der Kreuzzüge: Alle Armeen sind eingegraben und selbst der hosenlose Herrgott pennt ein vor Langeweile

Im Mittelalter hatte die Löffelchenstellung Hochkonjunktur, schließlich wusste man zu jener Zeit nicht mehr, dass man Essbesteck auch zur Nahrungsaufnahme verwenden kann. Löffel, Messer und Gabel wurden ausschließlich auf dem Schlachtfeld benutzt, am heimischen Esstisch genügten die Finger, falls vorhanden.

Löffelchenstellungen wurden zu einem festen Bestandteil beider Kriegsparteien im Verlaufe der Kreuzzüge, da es sich im lockeren Sand um Jerusalem bequem graben ließ. Leider trugen die Löffelchenstellungen hier aber entscheidend dazu bei, dass sich die Kreuzzüge über Jahrhunderte hinweg hinzogen, ohne, dass eine der beiden Kriegsparteien, ob Kreuz, ob Halbmond, sich entscheidend durchsetzen konnte. Da beide Kontrahenten sich auf die gleiche Taktik verließen, gruben sich beide Armeen in Löffelchenstellungen ein und warteten auf das notwendige Anrennen des Gegners, welches aber so natürlich niemals erfolgen konnte. Es dauerte über 200 Jahre, bis zum Jahre 1204, bis man einsah, dass es so wohl ewig bei einem Unentschieden bleiben würde. Die Kreuzritter verließen schließlich die Stellungen, machten sich auf den Rückweg und plünderten auf halber Strecke das damals noch christliche Konstantinopel aus, damit wenigstens irgendetwas zählbares nach Hause mitgebracht werden konnte. Wirklich zufrieden war damit am Ende jedoch niemand. Die Bewohner des späteren Istanbuls erst recht nicht.

Moderne

Beendete die Ära der Löffelchenstellungen auf klägliche Weise: Saddam Hussein

Als das Mittelalter endete und man die Löffel lieber zum Gegenstand barocker Prunksucht und absolutistischen Übermaßes machte, schien die militärische Relevanz der Löffelchenstellung zu schwinden. Prompt wurde die Löffelchenstellung nicht mehr vernünftig in die militärische Ausbildung einbezogen, was sich vor allem für die Sachsen zu Beginn des siebenjährigen Krieges 1756 fatal auswirkte. Am 9. September 1756 grub die sächsische Armee unter Graf Rutowski Löffelchenstellungen, um die Preußen bei ihrem Sturm auf Dresden zu überraschen. Doch ihnen unterlief ein schlimmer Fehler: Die Sachsen gruben zu tief und kamen nicht mehr heraus. Die Preußen konnten Dresden kampflos einnehmen.

Doch Friedrich II., der in Dresden noch von einer schlecht ausgeführten Löffelchenstellung profitiert hatte, sah auch die Vorteile dieser klassischen Taktik und setzte sie letztendlich am 5.Dezember 1757 in der Schlacht bei Leuthen ein. Im Schlesischen Wintertreiben übersahen die zahlenmäßig weit überlegenen Österreicher den gut eingegrabenen preußischen Gegner, dem es letztendlich gelang, die Zündgewehre des Feindes mit gezielten Löffelwürfen aus dem Hinterhalt zu verstopfen. Preußen konnte die Schlacht für sich entscheiden.

Den letzten großen Erfolg einer Löffelchenstellung markierte die Schlacht von Waterloo am 18.Juni 1815, die für Napoleon zur entscheidenden Niederlage seines Lebens wurde. Gegen die Engländer allein auf Augenhöhe kam für ihn der Untergang, als sich überraschend die Preußen aus dem Rollrasen erhoben und die Franzosen mit ihrem Essbesteck niederknüppelten. Genau zur rechten Zeit, wie der britische Kommandant Lord Wellington zugab. „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen. Und da waren sie plötzlich.“

Weitere Versuche, die Löffelchenstellung wieder ins Kriegsgeschehen einzubringen, scheiterten jedoch. Im ersten Weltkrieg setzte man auf andere Stellungen. Der Versuch der Wehrmacht, die Löffelchenstellung in Stalingrad einzusetzen, endete im Fiasko, da die eingekesselten Armeen, nachdem sie ihr Essgeschirr auf den Gegner geschleudert hatten, ihre Feldrationen nicht mehr einnehmen konnten und verhungerten. Der Löffelchenstellung den Todesstoß versetzte letztendlich der Versuch Saddam Husseins, in einer Ein-Mann-Löffelchenstellung der US-Army aufzulauern. Am 13. Dezember 2003 wurde Saddam ausgegraben. Die Operation war damit gescheitert.

Nachwirkung

Militärisch ist die Löffelchenstellung in Zeiten von Wärmebildaufnahmen und Drohnenüberwachung kaum noch relevant. Aber immerhin hatte sie über einen Zeitraum von Jahrtausenden zahlreiche, teils höchst relevante Schlachten entschieden.

Heute hat sich die Löffelchenstellung längst in ganz subtiler Weise ins kollektive Bewusstsein der Menschheit eingegraben. Man findet sie heute eingebettet in den Gewohnheiten und vor allem im Sprachgebrauch der Menschen. So erkennt man die Präsenz der Löffelchenstellung relativ eindeutig in bekannten Sprichworten, wie zum Beispiel "(...) bis Gras über die Sache gewachsen ist" oder "Da muss er die Stellung jetzt halt auslöffeln."

Und wer weiß? Wenn irgendwann in Belgien ein maroder Atomreaktor explodiert und die überlebende, enttechnologisierte Restmenschheit sich in blutigen Schlachten um das letzte, unverseuchte Trinkwasser prügelt, wird die Tradition der Löffelchenstellungen vielleicht auf den Schlachtfeldern der Welt ihr glorreiches Comeback feiern. Man lasse sich überraschen.

Ganz bestimmt.

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