Belgien
Belgien, auch Beneluxwüstung, amtlich:Königreich Belgien ist ein Katastrophengebiet in Mitteleuropa, das sich mit aller Macht weigert, zu den Niederlanden zu gehören und gleichzeitig selbst für Frankreich zu provinziell ist. Belgier sind glühende Demokraten und schon aus diesem Grund gegen die Europäische Union, die sie selbst mitverschuldet haben. Deswegen wählt man in Belgien überwiegend national und dreht den EU-Abgeordneten in Brüssel jeden Winter die Heizungen ab. Der belgische Nationalstolz drückt sich aber nicht nur politisch, sondern auch kulturell z.B. in zahlreichen kulinarischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus. Außerdem ist das Land der weltweit größte Produzent von Billiardkugeln. Wenn das nichts ist, worauf man stolz sein sollte,...
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Amtssprache | Alles zwischen deutsch und französisch | ||
Hauptstadt | Brüssel | ||
Staatsoberhaupt | Nein | ||
Staatsführer | König Philipp | ||
Regierungsform | parlamentarische Demokratie (das passt schon) | ||
Staatsform | polygonal gedrängt | ||
Nationalfeiertag | Samstag | ||
Fläche | etwas größer als ein Fußballfeld | ||
Einwohnerzahl | gefühlte 50 Mio. | ||
Nationalhymne | Somebody that i used to know | ||
Nationalgetränk | Obstfusel | ||
Nationalgericht | Pferd und Kartoffeln, alles frittiert | ||
Kfz-Kennzeichen | BAH | ||
Internet-TLD | .chti |
Belgien ist in vielen Schulatlanten gar nicht zu finden, weil es meist in einer kleinen Falte oder Ausbeulung des Kartenpapiers verschwindet oder man die Legende draufgedruckt hat. Seltsamerweise ist es aber immer genau dann da, wenn man es nicht gebrauchen kann. So hat Belgien mit seiner fatalen Neutralität bereits einen Weltkrieg angefacht. Deswegen hegen Belgier auch einen völlig unbegründeten Hass gegen Deutsche, deren Nationalflagge sie sogar mehr recht als schlecht parodiert haben.
Geographie
Gebiet
Belgien bringt viel mit, was ein richtiges Land so an Geographie braucht. Es hat einen Norden, einen Süden, Berge und Zugang zum Meer sogar Flüsse. Im Südosten befinden sich Ausläufer der französischen Ardennen, die zumindest der Süden des Landes auf französische Genehmigung benutzen darf, auf allen anderen Seiten Belgiens geht es bergab. Belgien hat eine Fläche, die nach Berechnungen des Königlichen Belgischen Instituts für Annexatiewissenschaften mit der Übernahme des eines Tages überschwemmten Resthollands noch vergrößert werden kann. Dieses Institut liegt im Norden Belgiens, wie alles und jeder, der in Belgien mittlerweile noch rechnen kann.
Das wichtigste geographische Merkmal Belgiens ist der belgische Äquator, der vom äußersten Nordosten von Liege bis nach Tournai durch das Land läuft. Er ist Teil der mentalen Geographie Belgiens und legt die verbindliche Sprachnutzung des Landes fest. Durch diese absolut natürliche Sprachgrenze ist eine deutliche topographische Zweiteilung seit den 60er Jahren entstanden. So müssen z.B. französisch klingende Flüsse aus der höheren Südseite Belgiens noch vor Brüssel gestaut und dann westwärts ins Meer geleitet werden. Durch diese strikte Trennung geht Belgien viel an Wandertourismus verloren, der sich im bergigen, wallonischen Süden leider nur im Kreis drehen würde, weil alle Wanderwege in Rundwanderwege verwandelt wurden. Französische Bergsteiger, die in Belgien ja häufig sind, würden es schwer mit ihren französischen Echos haben, die dann natürlich nicht über die flandrische Grenze schallen dürften. Besonders in Äquatornähe, wo sich die Gemüter stärker und schneller erhitzen als anderswo, ist durch die Konzentration auf das oberste Prinzip, der Sprachtrennung, in den letzten Jahren ein Defizit an Strukturprojekten vorhanden. Charakteristisch dafür ist z.B. die marode Infrastruktur um Lüttich, wobei nicht so ganz klar ist, ob das wirklich der Einfluss der Sprachgrenze verursacht hat. Aber auch mit der Benennung der Flurstücke in der Mitte des Landes tut sich Belgien schwer. So wird jede Gemarkung, deren Name sich im französischen, wie im niederländischen sprachlich überlappen könnte einfach einheitlich als etagère (Dingsbums) bezeichnet.
Fauna und Flora
Seit einigen Jahren ist die Tier- und Planzenwelt Belgiens ganz auf die Bedürfnisse des Landes angepasst. Seit fanatische Wallonier immer wieder große Zugvögelschwärme mit Schrotflinten vom Himmel geholt haben, weil sie dachten, sie seien aus dem Nordteil des Landes gekommen, hält sich der Besuch von Wanderfalken und Schwalben in Grenzen, englische Heringsmöwen und amerikanische Graureiher landen nur noch an der belgischen Küste und in Antwerpen, weil die Statuen dort so verlockend sind. Gerade die Graureiher haben ihre Ladung den ganzen Flug über den Atlantik über aufgespart und so denkt man im Norden noch über eine weitere Begrenzung der avifaunatischen Biodversität nach.
Die belgische Nordsee ist überfischt, die Fauna beschränkt sich hier auf Heringe, die aus französischen Heringsfarmen ausgebrochen sind, weil flamische Sporttaucher in Nacht- und Nebelaktionen die Fangnetze der Zuchtgebiete durchtrennt haben und tote Ziegen, die dann und wann aus der Themsemündung angespült werden. Weil man in Brugge und Zeebrugge immer noch kein anständiges Abwassersystem als Alternative zum Meer hat, ist dort auch eine umfangreiche Garnelenpopulation im trüben Hafenbecken entstanden, aus denen die Belgier ihre bekannten Meeresfrüchte machen, indem sie sie mit frei schwimmenden Nuss-Nougat-Pralinen kreuzen. In den Flüssen und Gewässern des Landes, die besonders im Norden zahlreich sind, finden sich an manchen Stellen bedenklich große Fischpopulationen, die immer wieder von gruseligen Karpfenmutanten begleitet werden, weil die Fressfeinde aus dem wallonischen Süden fehlen.
Um Brüssel herum ist vor allem eine europäische Tierwelt anzutreffen, die sich mit Dachs, Igel, Marder und Fuchs sehr international gibt. Der Süden des Landes hatte einst eine ähnliche Artenvielfalt, die letztlich aber wegen des großen französischen Einflusses auf dem Teller gelandet ist. Von den Nutztieren her überwiegen Pferde und Hasen, im agrarisch geprägten Flachland auch Kühe. Die Geräusche und Stimmen der Tiere wurden vor einiger Zeit genormt, im Norden ist bei Milchkühen das eher röhrende "Muhe" anzutreffen, während die franzöischen Großtiereinheiten durch mürrisches Meu zu identifiziern sind.
Auch wenn Belgien so dicht besiedelt ist wie ein afrikanisches Flüchtlingsboot hat es doch erstaunlich große Räume um eine beeindruckende und seltene Flora hervorzubringen. Was so im belgischen Hinterland heranwächst, ist ungewiss, im Grunde könnte dort, so nah und doch so fern jeglicher EU-Richtlinien alles sprießen, auch fliegende Kartoffeln. Flandrisch Bauern, die sich jeden Herbst mit einer Machete durch ihre in Wiesenhügeln belegenen Felder schlagen, haben sogar schon die verloren geglaubte Mauer-Erdrauchpflanze entdeckt, wer kennt sie nicht? In Belgien wächst auch das Rauschzustände verursachende Bilsenkraut, das aber mittlerweile nur noch im Süden des Landes vorkommt. In den niederländischen Regionen gibt es dafür zu viele interessierte, sagen wir, Botaniker.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Von den ersten Zählungen 1949 bis heute hatte Belgien kontinuierlich Einwohner und hört nicht auf, neue zu produzieren. Das ist auch der Grund, warum die demographische Kurve des Landes trotz des zweifelsfrei hohen Herzinfarktrisikos durch die belgische Küche weiter steigt. Vielleicht schönt auch die Bevölkerungseinteilung in Sprachgruppen die Statistik, denn bevor man in Belgien nicht richtig niederländisch bzw. französisch sprechen kann, gilt man nicht als registrierter Einwohner, sondern als kleiner, kulturzersetzender Defätist.
Belgien hat in der Regel eine sehr junge Bevölkerung, was einerseits an der hohen urbanen Bevölkerungsdichte, andererseits an der großen Zahl von Jungmüttern (i.d.R. 14 Jahre) liegt. Das wiederum ist entweder kulturell bedingt ist oder liegt am lockeren belgischen Rechtssystem, vermutlich letzteres. Die höchste Fertilitätsrate findet sich aber immer noch in den zahllosen nicht registrierten Wohnwagensiedlungen, die die frankophonen Einwohner immer wieder für Vorwürfe gegen ihre flämischen Nachbarn missbrauchen, z.B. dass diese ihre niederländischen Verwandten in solchen Siedlungen wohnen lassen, um hinterrücks vom belgischen Sozialsystem zu profitieren.
Sprache
Sprache ist in Belgien ein wichtiger Ausdruck von Respekt und Identität. Hier gilt noch der Grundsatz "Du bist, was du sprichst". Aus wallonischer Sicht ist daher der südliche Teil des Landes französisch, der nördliche Teil im Gegensatz dazu rückständig und widerlich. Aus flämischer Sicht ist der nördliche, niederländische Teil Belgiens der Inbegriff eines rustikalen und bodenständigen Nationalstolzes, die 80% französischsprachigen Einwohner, von denen unglücklicherweise auch noch einige im Norden leben, gibt es hingegen nicht. Irgendetwas in der Mitte ist Belgisch, vielleicht das Limburgische, was auch immer das für eine Sprache sein soll. Es gibt auch noch eine kleine deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien, die aber niemand ernst nimmt.
Weil das mit den Sprachgruppen in Belgien so einfach ist, gibt es besonders in der Landesmitte viele integrative Fazilitäten-Gemeinden, in denen beide Amtssprachen gesprochen werden dürfen, sofern man dort für jedes französische Wort einen extra Antrag stellt. Welche Sprache wo verwendet werden darf, ist einfach zu ermitteln und gesetzlich klar und präzise definiert. Die Verwaltungs- Unterrichts- Lokaldienstsprachen sind, je nach Sprachgebiet, die ausschließlichen Sprachen des Sprachgebiets, es sei denn, es handelt sich um gesetzliche, bzw. private Ausnahmen, die gesetzlich unterstützt sind. Feindstätten des föderalen Sprachmischmaschs können Grauzonen wie Universitäten und Abendschulen sein. Gesetze betreffend dieser Verwaltungs- Unterrichts- und Lokaldienststellen sind in den Sprachregionen unterschiedlich zweisprachig herauszugeben, so in Brüssel niederländisch und französisch, in Flandern niederländisch mit französischer Übersetzung, in Wallonien französisch mit einer deutschen Übersetzung, die aber in französisch ist und keinesfalls über das deutsche ins niederländische übersetzt werden darf und in der französischen Gemeinschaft in französisch mit niederländischem Unterton in der Taubstummenübersetzung. Die deutsche Region um Eupen hat sich unterzuordnen und gefälligst alles in beide Sprachen zu übersetzen. Betreffen die Gesetze flämische, wallonische, französische, deutsche oder andere niederländischer Abart entsprungene Verwaltungsvorschriften, die aber möglicherweise noch oder in Zukunft in französisch sind, werden die entsprechenden Vorschriften in die Sprache der jeweiligen Landesgemeinschaft übersetzt und die Originalvorschift anschließend verbrannt. Allgemeine, die Verwaltung und Unterricht betreffende Vorschriften müssen in Flandern zuerst niederländisch, dann französisch mit angewidertem Gesicht und in Wallonien umgekehrt, in den französischen Gemeinden gar nicht und in Brüssel nach Losentscheid verlesen werden, auch wenn der föderale Gesetzgeber hier absolute Gleichberechtigung der Sprachen vorschreibt.
In Flandern ist es verboten, französisch zu lernen, außer die Kinder lernen es im Unterricht auf niederländisch, in Wallonien wird eine andere Sprachnutzung als französisch nicht in Betracht gezogen, sonst wäre ja die ganze Sprachgesetzgebung sinnlos. Was Privatpersonen betrifft, ist natürlich eine völlig freie Sprachnutzung erlaubt, außer in privaten Vetragsangelegenheiten, jeglichen behördlichen Bescheinungen inklusive der Nummernschilder und natürlich in Telefongesprächen von Nord nach Süd oder umgekehrt, die früher noch von einer Telefonzentrale in Brüssel als Zwischenstelle in die korrekte Sprache der jeweiligen Sprachgemeinschaft übersetzt wurde, heute durch Zwischenschaltung des Google Übersetzers in das entsprechende Sprachgebiet weitergeleitet werden. Bei gemischtsprachlichen Ehen gilt allgemein die Regelung, dass die Frau die Sprache des Mannes animmt, auf Antrag können auch beide Sprachen beibehalten werden, außer natürlich in Fazilitäten-Gemeinden, die bereits zweisprachig sind und daher eine private Entscheidung für niederländisch bzw. französisch voraussetzen.
Andere Sprachen als die genannten gibt es in Belgien sowieso überhaupt nicht, wer im entsprechenden Sprachraum in der ein oder anderen Situation unerwünschte Laute von sich gibt, wird so lange böse angeschaut, bis er von selbst anfängt, entweder niederländisch oder französisch zu sprechen.
Ein Verteilungsschlüssel der Sprachen ist seit 1962 nicht mehr erhoben worden, als es die flämische Gemeinschaft als Erfolg feierte, dass eine absolut verbindliche und keineswegs jemals aktualisierungsbedürftige Sprachgrenze vom Brüsseler Innenpolitiker Gilson festgelegt wurde. Demnach sind und werden immer sein
- 60% der Bevölkerung flämisch, bei 80% französisch sprechenden Einwohnern.
- 40% der Belgier frankophon (deshalb grenzt die wallonische Sprachgrenze nur zwei Drittel des Landes ab...)
- unter 1% luxemburgisch (deutsch mit französischem Akzent). Das sind die Einwohner, die beim Kippeln mit ihren Gartenstühlen bei Ouren über die Grenze gefallen sind.
Dass alle mit diesem sprachlichen Kompromiss glücklich waren und sind, zeigt z.B. die flämische Wahlstadt Voeren, die aus flämischer Sicht als Muster sprachlicher Integration gilt. Proteste gegen die flämische Amtssprache dieser wichtigen Lütticher Kleinstadt hat es aus flämischer Sicht nie gegeben, französische Zeitzeugen, die etwas anderes behaupten, werden verprügelt.
Recht
Belgien hat ein Rechtssystem, das als liberal zu bezeichnen ist, als sehr liberal. Als sehr sehr liberal. Dennoch ist das, was Belgien als Rechtssystem bezeichnet, in den letzten 50 Jahren z.B. durch den Regelungswahn der Sprachgesetzgebung stark verbessert worden. Ein Freispruch ist in Belgien heute fast dreimal so teuer wie noch 1976, selbst wenn in der uneinheitlichen Zivilgesetzgebung immer noch großzügige Ausnahmen gemacht werden.
In speziellen Fällen ist es auch möglich, auf (gültige!) Rechtsdiplome von Universitäten auszuweichen, wenn man jemanden dort gut kennt. Selbst wenn Urteilssprüche immer häufiger werden, ist das noch kein Grund, sich über eine schärfere Rechtspflege in Belgien zu beschweren. Im Falle eines ungünstigen Prozessausgangs sollte man sich, soweit möglich, unbedingt an den Kassationshof als oberste Appellationsinstanz zu wenden. Wenn der feststellt, dass für den ein oder anderen Freispruch noch ein Gesetz fehlt, erlässt er es einfach selbst! Belgier prüfen ohnehin ganz genau, welche Umstände zu einem Prozess geführt haben und Richter ziehen dankbarerweise auch die kleinste Entlastung zur Urteilsfindung heran. Wichtig für die belgische Rechtssprechung ist nämlich, selbst in Flandern, die absolute Gleichheit vor dem Gesetz. Die soziale Stellung eines Menschen, sein Vermögen, sein Bildungsstand, ja nicht mal seine sexuellen Vorlieben, egal ob zu Tieren oder unbewegten Objekten oder Kindern spielen für den Ausgang eines Prozesses keine Rolle. Es sei denn, er dreht sich um diese Punkte und selbst dann... Greift man z.B. willkürlich die Pädophilie als Anklagepunkt heraus, fällt nicht nur auf, dass es in Belgien aus menschenrechtlicher Sicht verachtenswert wäre, das Thema durch Vereine und Auklärungsarbeit künstlich aufzuwerten, nein, vielmehr praktizieren sie ja Richter und Anwälte oftmals genauso wie die Angeklagten und kennen sich daher mit der Thematik bestens aus.
Was natürlich ein rechtliches Allheilmittel für die belgische Rechtssprechung ist, sind gegenseitige kulturell-linguistisch motivierte Denuntiationen. Hier kann das belgische Strafrecht endlich in seiner gesamten Klaviatur genutzt werden, z.B. wenn in einer Brüsseler Grenzgemeinde ein gemeingefährlicher französischer Straßenmusiker aufspielt. Vielleicht ist es als Glücksfall zu betrachten, dass eine einheitliche belgische Rechtspflege seit dem Ende des zweiten Weltkriegs noch immer nicht existiert.
Geschichte
Belgien wurde 1830 unabhängig und kann jetzt sehen, wie es zurecht kommt. Man könnte meinen, dass dies der Punkt war, mit dem die belgische Geschichte einsetzte, doch zum Leidwesen vieler Historiker war Belgien irgendwie schon immer vorhanden und hat von der erfolglosen Verteidigung der territorialen Integrität von Germania inferior bis zur erfolglosen Verteidigung der VVE in allen Epochen der europäischen Geschichte mitgemischt.
Antike
Als eigenständige Provinz wurde Belgien erstmals den Römern bekannt, als Land, das Caesar beim Marsch nach Germanien im Weg war. Vorher lebten dort nur einige keltische Volksstämme, die ziemlich beschissen aussehende Pferde züchteten und von denen die bekanntesten, die Flaumen, die Fallonen und die Trabanten, noch heute existieren. Der lange Laufweg der Legionen brachte den dort lebenden Völkern letztlich ihren Namen ein, denn Caesar benannte "Belgium" nach dem indogermanischen bhelgh ("zornig"), was wohl bedeutet, dass er ziemlich erbost über so viel unnötiges Land war.[1]
Nichtsdestotrotz bekam die Gallia Belgica einen eigenen Statthalter zur Verteidigung der Rheingrenze, der zu diesem Zweck in Reims (Durocortorum) saß, nicht unbedingt ein geographischer Glücksgriff. Später sah man das ein und teilte Belgien in Belgica I und II., wobei das Gebiet seine seltsame Rolle zwischen maximaler Bedeutungsloslosigkeit und Hauptsitz der wichtigsten Institutionen der bekannten Welt bekam. So gehörte zum damaligen Belgien u.a. auch die Augusta Treverorum, später besser bekannt als Trier, die als kaisertreuer Vorreiter zur Verbreitung des Christentums galt, während man im belgischen Hinterland noch Bäume anbetete und sich mit Fröschen bewarf.
Früh- und Hochmittelalter
Nachdem das Römische Imperium zu Ende war, kam das Mittelalter mit allem drum und dran nach Belgien. Zunächst einmal wurde es ins Frankenreich integriert. Als die Provinz Flandern dann begann, herumzuspinnen und durch Tuchproduktion reich zu werden, überlegten sich die westfänkischen Herrscher irgendwann, dass es doch eine gute Idee sei, Belgien mal wieder zu teilen. Also teilten die Erben Karls des Großen Belgien, die Westfranken bekamen Flandern die anderen den wertlosen Rest. Die anderen, das waren zunächst König Lothar, der aber schnell die Lust an einem Reich verlor, das zu einem Viertel aus belgischem Bergland bestand und nach ihm die sächsischen Kaiser des Heiligen römischen Reichs, die es an ihre Grafen verscherbelten.
Weil die römischen Kaiser ständig starben, fiel die Krone auch noch 1273 an Österreicher, die Belgien im Zuge ihres Herrschaftsantritts gleich hin- und hertauschten und es schließlich an das Haus Burgund verloren. Burgund teilte die Grafschaften in Westflandern, Ostflandern, das Herzogtum Trabant, ein paar Kirchenstaaten und den Rest, den es aus Mangel an Alternativen Burgundische Niederlande nannte. Doch den reichen Bürgern Flanderns reichte dieses ständige Geteile unter verschiedenen Herrschaftshäusern nicht und so machten sie sich nach und nach unabhängig von den Herren Franzosen und beschlossen, fortan, die Teilung und Ausbeutung des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Das belgische Huy wurde bereits 1066 als erste Stadt Europas eigenständig, ihm folgten die Städte Hurra und Tatütata.
Frühe Neuzeit
Als Martin Luther das Mittelalter zerstört hatte, begann in Belgien die Frühe Neuzeit. Wieder kamen Österreicher und heirateten ihre burgundischen Rivalen vom Stande weg, während sie Belgien an ihre spanische Seitenlinie abschieben konnten. Auch hier wollten sich die Belgier lieber aufteilen als spanisch zu werden und führten zahlreiche zu Recht vergessene Kriege, wie die „Devolutionskriege“ (als hätte man sich mit der niederländischen Revolution 1581 nicht zufrieden geben können). Jedenfalls führte der belgische Teilungswahn schließlich zum Anschluss an die Niederlande. Das hatten die Flandrinesen nun davon. Um weiter im eigenen Land Teilungen vornehmen zu können, nutzten sie fortan Religionskonflikte, die sich auch nach dem Westfälischen Frieden noch super für Kriege eigneten.
Vereinigte Niederlande
Ende des 18. Jahrhunderts war Belgien immer noch da und versuchte sogar, mit der Lütticher und der Trabanter Revolution dem Zeittrend zu folgen, was natürlich scheiterte. Erst, als den belgischen Revolutionären Frankreich zu Hilfe kam, das wegen eines Staatsbankrotts seit 1793 hauptsächlich Kriege exportierte, wurde Belgien die regierenden Österreicher los. Fatalerweise verleibte sich nun wieder Frankreich das belgische Gebiet ein. Während die belgischen Bürger der reichen Seestädte hauptsächlich damit beschäftigt waren, sich über die Folgen dieser Zugehörigkeit, u.a. der Kontinentalsperre Gedanken zu machen, zog wie immer das Weltgeschehen vor ihrer Haustür vorbei. Allerdings kümmerte sie das nicht, ebensowenig wie das Weltgeschehen sich um belgische Gedanken kümmerte. So waren mutmaßlich gerade Hafenschmuggler dabei, die Stapel entlang der Schelde für englische Waren zu öffnen, als Napoleon in Waterloo verzweifelt für den Erhalt des Grande Empire kämpfte.
Als Belgien merkte, dass es nicht nicht mehr zu Frankreich gehörte, war es bestimmt schon seit zehn Jahren in das Königreich der Vereinigten Niederlande eingegliedert worden. Das hatte England den Niederlanden zum Ausgleich für die Besetzung der Kapkolonie auf dem Wiener Kongress versprochen. Eine gute Idee. Kritisch wurde die Lage in Belgien aber nicht etwa wegen des zentralisierenden niederländischen Staats oder der immer noch schwelenden religiösen Konflikte zwischen Nord und Süd, sondern erst, als der holländische König Willem, dieses Schwein, versuchte, den jahrhundertlang gewachsenen Analphabetimus im Süden durch eine massive Schulpolitik zu bekämpfen. Die Belgier konnten nicht verstehen, warum sie plötzlich auch noch flämisch lesen und schreiben sollten, vielleicht auch, weil der Schulunterricht in niederländisch war und die französisch sprechenden Wallonier sowieso machten, was sie wollten.
Als alles anders wurde
Während liberale Stänkerfritzen wie Charles Rogier oder Constant die Forderung nach Relgionsfreiheit nutzten, um die protestantische Durchtriebenheit des holländischen Königs zu bemäkeln, machte der sich auch mit seinem willkürlichen Grundgesetzentwurf bei seinen Untertanen unbeliebt, dessen Annahme er nur dadurch erreichte, dass er alle belgischen Enthaltungen als Pro-Stimmen wertete. Das brachte die Flandrinesen ungeheuer auf, denn wenn dort jemand das Volk meinungsmäßig unterdrückte, wollten sie es gefälligst selbst sein. Bevor also der König den neuen Einheitsbrei mit seiner Sauce Hollandaise begießen konnte, verzichteten selbst die liberalen belgischen Handelszentren auf ihre neuen Handelsvorteile in Ostindien und machten lieber in einer wirtschaftlich und politisch ungünstigen Zeit eine Revolution.
Die belgische Revolution begann an einem Mittwoch, als ein verwirrter Kulturfan während der Vorstellung zu "Die Stumme von Portici" auf dem belgischen Opernplatz plötzlich eskalierte und eine tagelange Massenbewegung mit Maschinenstürmerei und allem drum und dran auslöste. Wie die Belgier eben sind, hatten sie dieses Spektakel von langer Hand geplant (um nicht zeitlich mit der französischen Julirevolution in Verwirrungen zu geraten) und höflicherweise einen entsprechenden Plan am Brüsseler Marktplatz ausgehängt (Montag: Feuerwerk, Dienstag: Lichterfest, Mittwoch: Revolution). Diejenigen, die dabei die meisten Arbeiter erschossen hatten, kamen am 28. August im Brüsseler Rathaus zusammen und forderten den niederländischen König zu Reformen auf. Der revolutionsunerfahrene König Willem erkundigte sich daher bei anderen europäischen Regenten, wie mit dieser Forderung zu verfahren sei und erhielt die Antwort, dass er als nächstes unbedingt so lange herumdruxen müsse, bis der Mob in Brüssel ausrastet und ihn köpft oder absetzt. Das war einen Monat später der Fall, als sich erst niederländische Regierungstruppen im Wanderranderpark in Brüssel zusammenschießen ließen und sich dann den revolutionären Freikorps anschlossen. Weil sie des Königs nicht habhaft werden konnten, begnügten sich ein paar belgische Beamte damit, am 4. Oktober die Unabhängigkeit der belgischen Staaten auszurufen.
Als alles wieder so wurde wie es war
Schnell richteten die Belgier nach der Revolution alles ein, was man so in neuen Staaten brauchte und wozu neben einem bald abzuschaffenden Verwaltungsausschuss auch ein zerstrittener Nationalkongress gehörte. Dem saß der spätere Regent Surlet de Chokier vor, der Belgien so gern regierte, dass er versuchte, schnellstmöglich wieder einen Monarchen für das Gebiet zu verpflichten, ganz zum Ärger aller Republikaner, (wie z.B. Schriftsteller und Zauberer Louis De Potter), die eher einen dauerhaften demokratischen Parlamentarismus begrüßt hätten. Schließlich fanden die Belgier ihre neue Lichtgestalt in einem thüringischen Kleinadligen auf Englandurlaub und vereidigten ihn bereits ein Jahr nach der Revolution am 21. Oktober. Die neuen Landesväter waren indes damit beschäftigt, mit der sezessionistischen Vergraulung der belgischen Handelspartner das Land in den sicheren wirtschaftlichen Ruin zu führen. Auch der Analphabetismus wurde schrittweise wiedereingeführt, weil er zur schlagartigen Massenarbeitslosigkeit gut passte. Stabile politische Verhältnisse hätten daran etwas ändern können, wenn nicht schon nach kurzer Zeit der Norden überlegte, in die Niederlande zurückzukehren und der Süden über einen Anschluss an Frankreich nachdachte. So blieb alles provisorisch wie es war, weil alle auf ein möglichst schnelles Ende hofften. Weit gefehlt.
Weil Frankreich Revolutionen zu dieser Zeit gerne fördern wollte, dachte die Grande Nation 1832 darüber nach, das revolutionäre neue Belgien langfristig zu unterstützen oder es sich am besten wieder ganz einzuverleiben. In dieser prekären Lage schaute ganz Europa auf die Niederlande, die aber mal so gar keine Lust hatten, einen Krieg wegen eines belgischen Rezesses zu organisieren. Um aber wenigstens so zu tun, als wären sie über die belgische Revolution und die geplante französische Intervention empört, ließ König Wilhelm in Antwerpen einige niederländische Soldaten an die Festungsbalken ketten, die dort so lange stehen bleiben sollten, bis sie von anrückenden französischen Soldaten losgemacht und nach Norden zurückgetrieben werden konnten.
Im Jahr 1839 verkündete der belgische König Leopold I., dass Belgien ewig neutral gegenüber allen Staaten Europas bleiben würde. Die meisten Staatsoberhäupter fragten sich zu dieser Zeit jedoch bereits: "Wer oder was war nochmal Belgien?" Jedenfalls fand König Willem beim Schreibtisch Aufräumen nach acht Jahren den Londoner Friedensvertrag wieder, in dem die Souveränität Belgiens offiziell festgehalten werden sollte, unterzeichnete ihn beiläufig und schickte in schnell nach England zurück. Belgien enthielt sich aller diplomatischer Beziehungen und baute sich nur vorsichtshalber eine Armee auf.
Kolonialzeit
Damit wäre die Sache erledigt gewesen, wenn nicht der zweite König Belgiens, noch so ein Leopold, 1885 auf der Kongo-Konferenz den Freistaat Kongo als Privateigentum erhalten hätte und Leopold behandelte sein Privateigentum nicht unbedingt gut. Weil der belgische France nicht gut stand, obwohl belgische Bäcker massenweise Schweizer Schokoladenhersteller in die Vogesen verschleppt hatten, um dort ihre Geheimrezepte für ihre Exportschlager aus ihnen herauszuprügeln, führte Leopold im Kongo den Zahlungsverkehr mit abgeschnittenen Gliedmaßen ein. Die faulen Kongonesen indes hielten das nicht aus, im Grunde hielten sie gar nichts aus, wenn sie von einer ihrer 16 Stunden-Schichten auf den Kautschukfeldern kamen und sie starben dem Belgier weg wie die Fliegen. So verendeten in den ersten 20 Jahren der belgisch-kongonesischen Freundschaft etwa 10 Millionen Menschen praktisch an Lappalien, sodass Leopold diese Glanzperle des Kolonialismus 1908 an seinen Staat abtreten musste. Der belgische Staat zeigte sich hocherfreut über dieses genozitäre Geschenk, stellte aber trotzdem den gut funktionierenden Handel mit dem Kongo auf lange Sicht ein, obwohl er für Belgien ein günstiges Geschäftsmodell darstellte: Terror und Folter exportieren, Kautschuk für die Brotbüchsen belgischer Schienenarbeiter importieren.
Europa findet Belgien
Im Jahr 1914 hatte Belgien, das mit so einer Kolonie quasi als Mekka des Völkerrechts gelten musste, nun doch in Europa allen Grund, sich über Völkerrechtsverletzungen aufzuregen, als das Deutsche Reich seinen Plan verwirklichte, in ausnahmslos alle diplomatischen Fettnäpfchen der Welt zu treten. Um einen Kreuzzug gegen Frankreich durchzuführen, hatten die Deutschen beschlossen, im großen Stil die belgische Neutralität zu verletzen. Das hatten sie den Belgiern aber erst gesagt, als schon Millionen deutscher Soldaten im Land standen, dem gut ausgebauten belgischen Schienennetz sei Dank. Weil aber die Deutschen nach Frankreich weiter wollten, wo sie nicht so recht vorankamen, mussten sie all ihre Pläne und Wünsche, die sie für ihren Krieg hatten, im belgischen Hinterland verwirklichen. Dort konnte man z.B. in Ypern testen, was passiert, wenn man 30 Kubiktonnen Senfgas gegen den Wind schießt oder wie man Städte am besten ausbombt, ohne auch nur einen Zivilisten zu verschonen.
Weil die Deutschen mit diesem Vorhaben im ersten Weltkrieg aber nicht fertig geworden sind, machten sie ab 1940 weiter und erweiterten es um die Deportation belgischer Immigranten aus Osteuropa.
Belgien erfindet Europa
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Belgien plötzlich der Mittelpunkt Europas. Über diese Entwicklung waren wohl beide verblüfft. Tatsächlich war Belgien aber das einzige Land, das nach 1945 von allen allierten Staaten Europas ohne Sorge betreten werden konnte, weil es ja zu keinem diplomatische Beziehungen unterhalten hatte und was will man machen, wenn die Schweiz oder der Vatikan die einzigen Alternativen sind? Außerdem hatten die Belgier auch noch einige Sitzungstische übrig und sie waren das einzige Land, in dem weder die Russen noch die eigenen Landsleute die letzten Lichtschalter abgeschraubt hatten. In Brüssel konnten endlich wieder Politiker verschiedener Nationen zusammenkommen, wo sie verschämt mit den Füßen vor sich hinscharren und die jüngste Vergangenheit leugnen konnten. Der belgische Außenminister Paul-Henri Spack, wohl der erste, der es schaffte, die Probleme im eigenen Land in die Außenpolitik abzulenken schlug dort vor, den europäischen Gedanken wiederzubeleben, um etwas für die Zukunft zu tun zu haben. Nach einigen gescheiterten Experimenten wie der EVG, dem EKG und dem EEG fand man schließlich die Wirtschaft als neutrales Entwicklungsfeld und aus der EGKS entwickelte sich unter dem Einfluss von TBC und OEEC schließlich die EWG, die mit den römischen Verträgen 1957 ins Leben trat, ojemine. Weil die EWG mit ihrer Sucht nach einem vereinten Markt immer mehr europäische Nationen in ihren Strudel zog, erfuhren immer mehr Mescnhen davon, dass es Belgien wirklich gibt, bis auf Polen, die noch bis 2004 dachten, dass hinter Deutschland das Meer anfängt. Im Jahr 1967 entdeckte auch die NATO die symbolische Sendkraft des Landes: Einigkeit vortäuschen, viel kosten, dabei aber wenig tun und verlegten deswegen ihren Hauptsitz nach Brüssel.
Politik
Föderalismus - Die separatistische Ausrede
Die belgische Verfassung enthält einen seit den 60er Jahren tollen Witz, den Föderalismus. Weil sich nämlich bereits um 1850 eine kleine Minderheit rückständiger Bauern aus den belgischen Norden erhoben hat, die gemerkt hatten, dass sie im neuen französisch-belgischen Staat niemand verstehen konnte und wollte, nehmen es der flämische Norden und der wallonische Süden nicht mehr so genau mit dem Föderalismus. Die zehn Provinzen, in die Belgien nach historischen Maßstäben eingeteilt ist, sind auch mehr so symbolisch da. Im Gegensatz dazu ist Sprache auch das alles beherrschende politische Treibgas des Landes, wobei es völlig klar ist, dass allein die Sprachzugehörigkeit wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme des Nordens und Südens verursacht hat. So ging z.B. die Textil- und Montanindustrie in der traditionell reicheren Wallonie in den 50er Jahren zu Grunde, weil der flämische Norden Zugeständnisse in der niederländischen Amtssprache erhalten hatte und sogleich die französische Industrie bei den umliegenden Nachbarn schlechtredete.
Aus diesem Grund besteht der belgische Föderalismus hauptsächlich auf der misstrauischen Belauerung der zwei erfundenen Großregionen Flandern und Wallonien und aus Brüssel. Vielleicht gibt es deswegen in Belgien auch ein Zweikammernparlament. Als föderales "Hauptparlament" wird es jedenfalls alle vier Jahre vom belgischen König aus den am wenigsten unangenehmen Abgeordneten der verfeindeten Regionalparteien zusammengekauft und tritt in Brüssel für föderale Angelegenheiten auf, d.h. für solche, die für die belgische Politik absolut nachrangig sind. Die einzelnen Gemeinschaften haben eigene Parlamente, die vor allem in der Gesetzgebung so mächtig sind, dass die flämische N-VA, vormals Volksunie, davor VNV, zu deutsch CSU, etwa im Zehnjahresrhythmus die flämische Abspaltung von Restbelgien meint verkünden zu müssen, während sich französische Stammtischtischnationalisten in Brüssel-nahen Eckkneipen mit ihren flämischen Nachbarn um die Zweisprachigkeit von Pommesbudenschildern prügeln. Diese wichtigen Fragen werden der Familien,- Sozial,- Kultur,- und Medienpolitik für die die Parlamente eigentlich zuständig sein sollten nachgestellt.
Der belgische Zweikammern-Föderalismus offenbart sich meist in leichten Schwierigkeiten bei der nationalen Koalitionsbildung. In der Regel dauert die Bildung einer regierungsfähigen Koalition so lange wie eine reguläre Legislaturperiode, dann werden Vertreter aus wallonischen und flämischen Parteien in die Regierung entsandt, die anschließend entlassen und durch einen kommissarischen Vertreter ersetzt werden, den abwechselnd die jeweiligen Führer der sieben größten belgischen Parteien stellt. Danach wird neu gewählt, bis alles wieder von vorn losgeht. Die in dieser Zeit am meisten pöbelnden Abgeordneten werden in die Provinz zurückgeschickt, um dort eigene Außenvertretungen des belgischen Staates aufzubauen. Belgier sind, was die Bildung regierungsfähiger Mehrheiten betrifft, politische Kamele, die gut und gerne jahrelang ohne politische Führung auskommen können. Die lokale Selbstverwaltungspraxis wird ohnehin nicht von diesen Vorgängen berührt, da Belgien ein avantgardistischer Vorreiter der absoluten Gewaltentrennung zu sein scheint (die Gesetze der Legislative gelten nicht für die Exekutive). Seit Belgien 2011 das letzte und erste Mal eine Parlamentsmehrheit unter dem frankophonen Sozialisten Elio di Rupio gebildet hat, sind die brisantesten Fragen im Parlament, wann man damit beginnen sollte, die nationalistischen Volksherde in Flandern zu fluten und welches Thema man am besten für die erneute Diskussion einer Staatsteilung hochspielen kann.
Die belgische Regierung setzt sich zusammen aus dem König und seinem Hofstaat, der in der Regel aus 15 Leuten besteht und tatsächlich so etwas wie einen Premierminister enthält. Dieses Amt wollte König Leopold einst unbedingt vom englischen Parlamentarismus übernehmen, vergaß dabei aber, ihm eine Funktion in der Verfassung zuzuweisen. Überhaupt erfüllt die belgische Regierung einzig und allein die Funktion, das gerade zusammengetretene Parlament davon abzuhalten, sich sofort wieder aufzulösen. Das verschlingt all seine Energie und Ressourcen und führt dazu, dass es den separaten Parlamenten im Norden und Süden nicht allzugroße Beachtung schenkt, von denen die flämisch-nationalistische Seite vermutlich schon einen volkseigenen Gegenkönig aufgestellt hat und die wallonische Südseite eine neue Revolution vorbereitet. Dabei gäbe es genug Möglichkeiten, politische Integrationsarbeit zu leisten. Man könnte z.B. mit den Problemen Ostbelgiens anfangen, aber wer will das schon hören?
Steuerpolitik
Die einzige Aufgabe der föderalen und regionalen Regierungen ist das Erdenken und Umsetzen von Steuererhöhungen. Steuererhöhungen sind zwar bei der Bevölkerung nicht beliebt, doch muß keine Partei aus diesem Grund um ihre Wiederwahl fürchten. Denn die belgische Verfassung schreibt zwingend vor, daß das Streben nach Steuererhöhungen bei allen Parteien in das jeweilige Grundsatzprogramm aufgenommen werden muß.
Damit die Wahlberechtigten die täglichen Steuererhöhungen als etwas weniger schlimm empfinden, hat eine belgische Föderal- bzw Regionalregierung normalerweise ein halb Dutzend Staatssekretäre, deren Aufgabe es ist, neue Bezeichnungen für die Steuererhöhungen zu finden. Als sehr tauglich haben sich bislang die Begriffe "Abgabe", "Gebühr", "Erhebung", "Zusatz", "Beitrag" und "Zuschlag" erwiesen. Abgaben, Gebühren, Erhebungen, Zusätze, Beiträge und Zuschläge werden grundsätzlich auf alles erhoben, selbstverständlich auch wechselweise. Das belgische Steuerrecht kennt daher auch Begriffe wie "Abgabengebühr", "Beitragszuschlag", "Gebührenzusatzbeitrag", "Erhebungszuschlagsabgabenbeitrag" usw. Bei solchen Kombinationen werden die Prozentsätze einfach addiert und die Summe in die dritte Potenz erhoben.
Um jedoch die Bürger nicht durch zu allzuhohe Steuern/Abgaben/Gebühren/Erhebungen/Zusätze/Beiträge/Zuschläge zu belasten, führt die Föderalregierung des Öfteren eine Steuerverschiebung durch (von der Regierung Michel I auch "Tax Shift" genannt). Diese funktioniert nach einem einfachen Prinzip: die tägliche Steuerhöhung für den einfachen Bürger wird eine Woche lang halbiert. Der Bürger erfährt dadurch eine enorme Ersparnis. Zugleich wird etlichen Unternehmen eine um so höhere Steuer auferlegt (z.B. eine drastische Erhöhung der Umsatzsteuer). Dies gilt jedoch nur für Quasi-Monopol-Unternehmen, die mehrheitlich in Staats-, Regional-, Provinzial- oder Kommunalbesitz sind und die die zusätzlichen Kosten unverzüglich in fünffach erhöhter Form auf den Bürger abwälzen. Dafür eignen sich z.B. Energieversorger, die Wasserwerke bzw die Müllabfuhr. Der "Tax Shift" ist selbstverständlich vollständig symmetrisch. Sobald die Regierung die täglichen Steuererhöhungen wieder auf das ursprüngliche Maß heraufgefahren hat, verdoppeln auch die Unternehmen noch einmal die Durchrechnung der Kosten. Auf diese erhöhte Durchrechnung der (fiktiven) Kosten wird natürlich noch eine weitere sogenannte "Tax-Shift-Steuer" erhoben, deren Höhe sich nach der augenblicklichen Mondphase richtet, jedoch nie weniger als 25% betragen kann. Auf die "Tax-Shift-Steuer" muß lediglich noch die Mehrwertsteuer entrichtet werden.
Außenpolitik
Trotzdem der belgische Staat noch immer neutral ist, leistet sich König Philipp für die ein oder andere Milliarde eine immerhin stattliche Streitmacht aus 36.000 Belgiern. Schließlich muss ja irgendwer Reißaus nehmen, sollte das Land jemals wieder von Feindtruppen besetzt werden. Außerdem kann der überwiegende Teil der Infanterie zum schicken Salutieren an Nationalfeiertagen verwendet werden. Seitdem Belgien nicht mehr in seinen eigenen Kolonien herumschießen darf, stellt der Staat seine Truppen der NATO zur Verfügung, damit die in den belgischen Kolonien herumschießt. An Krisenherden der Welt leisten auch belgische Truppen Aufbauarbeiten für zuvor durch NATO-Truppen zerstörte Kriegsziele. Da der belgische Staat trotz einer ausgeklügelten Steuerpolitik unbegreiflicherweise fast immer Haushaltsprobleme hat, sind die Streitkräfte dazu ausersehen worden, bei grundsätzlich jeder Haushaltsdiskussion die jeweilige Hälfte ihrer Mittel gekürzt zu bekommen.
In Europa ist die belgische Politik seit den 60er Jahren ganz auf Völkerverständigung gerichtet, weil das Land ja geradezu ein Sinnbild dafür darstellt. Deshalb beherbergt Brüssel auch jede noch so kleine ministeriale Schaltstelle der EU-Bürokratie, EU-Notenpressen, EU-Schneidereien und EU-Hundefrisöre. Belgien war maßgeblich an der Gründung der Montanunion, der EWG und der europäischen Währungsunion beteiligt und schämt sich nicht einmal dafür. Ganz im Gegenteil ist das belgische Engagement seit mindestens 20 Jahren auf die noch engere Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn gerichtet, wobei es irgendwann auch mal gut sein muss. Die belgischen Gemeinschaften und Regionen gestalten die Europapolitik nicht unwesentlich mit, wobei der bisherige flämische Vorschlag, die wallonische Region komplett zu entvölkern und in den Ostkongo zu deportieren auch auf EU-Ebene noch wenig Unterstützer gefunden hat. Sollte Belgien aber nach und nach die gesamte EU mit seinem Personal infiltrieren (dazu muss als nächstes das Europaparlament kaputtgeredet werden) wird sich die ein oder andere Ethnie dieses letzten Vielvölkerstaats Europas (neben Andorra) wohl mit seinem Ansinnen durchsetzen, vollständig in Europa aufzugehen.
Kultur
Religion
Etwa 69% der Belgier sind römisch-katholisch, weil sie gern der gallikanischen Kirche angehören würden oder so. Der Rest, vorwiegend der flämische Einwohneranteil im nördlichen Flachland, das sind etwa 1%, ist protestantisch. Das spiegelt nicht nur die kulturelle, sondern auch die konjunkturelle und intellektuelle Situation in Belgien außerhalb der Städte wieder. Die überwiegende Mehrheit der Belgier hat den Glauben an sein Land verloren und absolut niemand glaubt an eine zweite Amtsszeit von Elio di Rupio, ein Umstand, den Belgien mit dem Ausland teilt.
Früher, als Religionskriege noch richtig fetzten, weil man endlich einen Grund hatte, seinen verhassten Nachbarn wegen fadenscheiniger Motive zu töten, war die Durchsetzung des Protestantismus noch ein erfreulicher Anlass für das ein oder andere Gemetzel auf belgischen Boden. Seit aber die Revolution zur Durchsetzung des schrecklichen liberalen Gedankenguts im Land führte, wurde die Religion als polarisierendes Gewaltobjekt abgeschafft und ein egalisierender staatlicher Laizismus installiert, bis die Sprache als neues Hassobjekt entdeckt werden konnte. Durch den belgischen Annahmewahn anerkannter Kirchen ist der ursprünglich gewaltsame Grundgedanke des Katholizismus unrettbar verloren gegangen und dümpelt traurig im Parteinamen einiger flämischer Nationalisten vor sich hin, während sich im Land Religionsgemeinschaften wie die "Freigeistige Weltanschauungsgemeinschaft" breitmachen konnten, die es doch tatsächlich geschafft hat, jedes Sakrament der katholischen Kirche in ihren Ritus aufzunehmen, während sie gleichwohl als Missionarin des Agonstizismus auftritt.
Sport
Der belgische Nationalsport ist das Radfahren, wobei sich das Doping der belgischen Star-Radfahrer im internationalen Vergleich nicht wirklich bemerkbar macht. Das liegt einerseits an der zu geringen belgischen Erfahrung im internationalen Dopingsport (Tom Boonen wurde sogar mit Kokain erwischt, also echt) andererseits doch an der erstaunlichen Unbekanntheit des bekannten belgischen Radsports. Selbst viele belgische Radsportler wissen erst aus der Wikipedia, dass Belgien für seinen Radsport bekannt ist. Das mag auch daran liegen, dass Belgien nicht unbedingt die Topographie für Radsport mitbringt. Böse Zungen behaupten sogar, Ein-Tages-Radsportler, die in den Ardennen starten, kommen noch vor Sonnenuntergang im englischen Ipswich an, wenn sie einmal gerade durch Belgien fahren.
Ganz anders sieht es aus bei Rennsportarten, wo möglichst rasch im Kreis herumgefahren wird. Da Belgier teilweise sehr schnelle, rennsportgünstige Namen haben, wurden sie auch als Rennfahrer berühmter als ihre Nachbarn, die Holländer: Jacky Ickx, Eddie Merckx, Freddy Loix, Didier Theys. Namen, die nur so vorbeizischen. Im Gegensatz dazu die Niederländer: van den Klompen, van der Stape, Rothengatter, Verstapen tun sich da schon namensbedingt sehr schwer.
Belgien hatte einst in den 70er und 80er Jahren auch eine Fußballnationalmannschaft bis sich der Sprachkonflikt Ende der 80er Jahre zwischen Nord und Süd auf unerklärliche Weise zuspitzte und die Belgier fußballtechnisch leicht ausbremste. Zwar hatte Belgien in den 90er Jahren bis 2003 immer noch eine Nationalmannschaft, die war ab da aber über weite Strecken nicht mehr spielfähig, weil sich die flämischen Nationalspieler während eines Matches des Öfteren unvermittelt umdrehten, auf das eigene Tor spielten und danch ihre Mannschaftskollegen verprügelten. Das einzige was bis 2013 noch von der erfolgreichen Mannschaft der 70er Jahre geblieben war, war Marouane Fellainis Frisur. Erst 2013 konnte die belgische Mannschaft unter der Lichtgestalt Marc Wilmots aus dem lustigen Ort Dongelberg in ihre alte Favoritenrolle zurückkehren, als der ihnen versprach, für jedes Tor, das sie während der nächsten WM schossen je ein Haus einer Brüsseler Fazilitäten-Gemeinde niederzubrennen.
Siehe nicht
- Vive le Lux-en-Burgé
- Stalins Meinung über Menzingen und Graspop
Einzelner Nachweis
- Vgl. Caesar, de bello Belgico, 6, 12.
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