Markus Lanz

Markus Lanz − ein Name, der wie Musik klingt - jedenfalls in den Ohren der Fernsehverantwortlichen des ZDF. Doch der Weg des Marki Lanzen war nicht immer von per Hand selektierten Rosen und Nelken gesäumt. Nach langen, harten Jahren führte er jedoch zielsicher in den ZDF-Fernsehgarten Fernsehhimmel, vielleicht auch als harmonische Steigerung des Anforderungsprofils für zu besetzende Stellen im Showbusiness bzgl. der Merkmale Dauergrinsfähigkeit, Bübchenschema, Talkgast-Souffleurismus mit einer Geschmeidigkeit wie Kriechöl.

Ausbildung

"Hier haben wir Mario M. einen brutalen Vergewaltiger mehrerer alleinstehender Seniorinnen, Neonazi und Volksmusiker..."
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"Gott sieht DER mal gut aus!!! Werner, worum gehts eigentlich?"

Seine Geschichte beginnt in seinem Südtiroler Elternhaus, das von unbeschreiblicher Armut geprägt war. Seine Eltern waren so arm, dass sie sich noch nicht einmal Armut leisten konnten. Als er richtig laufen konnte, war er deshalb gezwungen, seine Familie mit dem Austragen von Zeitungen zu unterstützen. Während der Botengänge in dem unwirtlichen Land mit unzugänglichen Berghöfen und furchtbar schlechter Verkehrs-Infrastruktur blieb ihm als Vierjähriger viel Zeit, um sich mit den auszuliefernden Zeitungen das Lesen beizubringen. Ihm kam dabei zugute, dass in seiner Heimat sehr viele Sprachen parallel gesprochen werden. Als Schätzgröße kann die Anzahl aller Südtiroler Ortschaften herangezogen werden. So nahm er damals die Funktion als wandelndes Kommunikations-Bindeglied zwischen den Zeitungsadressaten ein und lernte die wichtigsten Dialekte, wie bayrisch, südbairisch, hochdeutsch, knödeldeutsch, italienisch, ladinisch, rätoromanisch, bünderromanisch und furlanisch auswendig und wusste, dass das Kommunizieren einst sein Beruf sein wird. Außerdem wurde seine penible Ausdrucksweise durch den nüchternen Stil der Nachrichten und Reportagen maßgeblich geprägt und entfachte überhaupt sein journalistisches Interesse. Nebenbei korrigierte er noch die gefundenen Rechtschreibfehler und berichtete seinen Eltern, die sich diese Zeitungen nicht leisten konnten, von den Neuigkeiten aus aller Welt. Aus seinem Gedächtnis schrieb er die gelesenen Ereignisse in sein Tagebuch zusätzlich nieder und tauschte in seiner Vorstellungswelt den tristen Alltag gegen Weltgeschehen aus. Als kleine Berufskrankheit behielt er lange Zeit eine Eigenart zurück, vor der eigentlichen Aussage immer einen Ortsnamen zu nennen.

Die Einschulung markierte den Beginn seiner Karriere. Schnell verzichtete man seitens des Lehrkörpers auf die Stellung eines Pädagogen, als erkannt wurde, dass ML Lerninhalte stets besser als jeder zur Verfügung stehende Lehrer wiederzugeben vermochte. Im Brixner Vinzentinum, einem humanistischen Gymnasium, unterrichtete er seine jeweiligen Jahrgangsklassen in Vollzeit, sorgte in den Schulpausen für die Einhaltung der Schulordnung und gab nach Schulschluss Nachhilfe in allen relevanten Fächern. Nachweislich verhinderte er 25 Selbstmordversuche durch an Wochenenden anberaumte Supervisionen, darunter die von 18 Lehrern.

Vielleicht ist die Begriffsgebung eines Strebers allein durch Neid bestimmt; durch den Vorwurf eines egoistischen Auslebens der eigenen Größe zur Ausschöpfung von Vorteilen, die sich verheißungsvoll mit der bloßen Leistungsbekundung verknüpfen. Damit geht in der Regel eine Vervollständigung eines "Feindbildes" für den gemeinen Betrachter einher. Nicht so bei ML, da er keiner auch noch so fantasievollen Kritik seines Charakters durch ein Übermaß an versprühter Sympathie Angriffsfläche bot. Ein Mister "Everyones Darling", vielleicht mit einer Wolke von Scheißhausfliegen, die aber im Insektizidnebel suzidierten. Bis heute. Er konnte und kann halt nicht anders.

Zur Vermeidung von Langeweile engagierte er sich im lokalen DLRG-Verein zur Rettung von Lawinenopfern im Winter und zur Rettung von Ertrinkenden in Südtiroler Bergseen im Sommer. Er spendete all sein immer noch durch Zeitungsaustragen verdientes Geld, das nicht für die Familie bestimmt war, zu caritativen Zwecken in Namibia, gab Klavierunterricht für mongolid behinderte Mitmenschen, strickte Norwegerpullover für alle Freunde und Bekannte, übersprang nebenbei drei Klassen und schloss zeitnah seine Traum-Ausbildung zum Kommunikationswirt im Abendstudium ab. In sein Tagebuch schrieb er: "Brixen. Und was kommt jetzt?" Freilich konnte das nur eine rhetorische Frage an sich selbst gewesen sein, deren Antwort ihm eben bereits vorlag: Die Welt braucht ihn und gerade ihn!

Berufsweg

Das Logo seiner wichtigsten Sendung

Durch seine durch ihn schier neu verkörperte Definition von Sympathie wurde er auch so gern als Vertreter für alteingesessene Sendungen herangezogen, da niemand in dem leckeren Burschen aus Südtirol einen Konkurrenten sah, der viel zu nett schien, um jemandem den Posten streitig zu machen. Zu spät entdeckten die Betroffenen, namentlich die offiziell "nur zur Babypause" abgelöste Eligmann und der "sich anderweitig orientierte" Kerner, dass sich hinter dem Werdegang ML ein perfides Konzept verbarg, das aber nur im Sinne des Zuschauers die Qualität der Bekömmlichkeit trockener Inhalte zum Ziel hatte.

ML ist in der Tat nicht nur das, worauf die debile deutsche Talkshow-Kultur jahrzehntelang gewartet hatte, sondern das, was nur noch nach dem Wirken Johannes Baptist Kerners optisch und inhaltlich kommen konnte. So stellt er optisch eine nun vollkommene Befriedigung des durch die kopflastige Alterspyramide begründeten Erwartungshorizonts eines perfekten Schwiegermutter/-vater-Lieblings mit Vanillepudding-Lächeln und Astralkörper dar. Auch die durch Kerner begonnene stille Wegrationalisierung des Interviewpartners durch Suggestivfragen und vorweggenommene Antworten führte er erst einer stilistischen Reinheit in aller Konsequenz zu, wobei er unspektakulärere Themen mit einer Bedeutungsscheinschwangerschaft in bisher nie gekannter Güte zu paaren weiß.

Sein Fingerspitzengefühl stellt er regelmäßig unter Beweis, besonders im Umgang mit körperlich behinderten Menschen. Um das Eis zu brechen und mit einem Gast über dessen Unfall zu sprechen, das Wort Querschnittslähmung aber zu vermeiden, greift ML auf taktvollere Formulierungen zurück, wie zum Beispiel du hast nicht nur deinen Sinn für Humor verloren.

Lanz-Friedmann-Schule

Die Lanz-Friedmann-Schule ist eine rhetorische Schule in der Redetechnik, viel zu sagen, um Inhalte zu vermeiden, die mit einer ganzen Reihe von Methoden das Bild einer Rede entwerfen, die auf die Erfindung der moralischen Integrität durch Michel Friedmann (ein Begriff von Markus Lanz) zurückgeht und lanztastisch ist. Im Gegensatz zur Rede, ohne etwas zu sagen, die darauf abzielt, durch das Reden lassen des Redners viel sagen zu lassen, was nicht gesagt werden muss, besteht die Kunst der Lanz-Friedmann-Schule darin, andere das reden zu lassen, was man selbst sie sagen hören möchte, was aber nicht gesagt werden muss. Abgesehen vom Erfolg der Technik, die so erfolgreich ist, weil sie Markus Lanz anwendet, schwören einige Redner, die sich zum besseren Verständnis unverständiger Worte anschicken, die Möglichkeit dieser Schule zu begreifen, als eine solcher derer sie sich über andere die Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Sinnlosigkeit bestätigen lassen können, die sich Lanzjünger oder Lanzianisten nennen, als Epigonen des Meisters, von dem festen Glauben erfüllt, dass durch rhetorisches Manipulieren fremder Meinungen die eigene Meinung auf die fremde Meinung übergeht und sich sogar infektartig über Weitermanipulation Dritter, nicht direkt belanzter Beteiligter epidemisch ausweitet. Hierzu sind einige Regeln maßgeblich, die durchaus streitbar in der Anwendung sind, aber jedenfalls im direkten Gespräch für das Unterdrücken fremder Inhalte wirksam, oder, wie Markus Lanz es nennt, lanzsam. Um jedoch lanzsam wirken zu können muss der junge Novize wenigstens vier lanzene Regeln sicher beherrschen

  1. Verhindere Nebensätze, bevor sie entstehen! In Nebensätzen können sich unangenehme Zwischenwahrheiten verbergen, die einem totalen Schwarz-Weiß-Denken entgegenstehen. So etwas ist nicht nur schädlich für das Gespräch, sondern auch für den Ruf und der kommt schließlich von Markus Lanz! Daher sind ausgebildete Lanzianer in der Lage, das Komma oder den Punkt ihres Kommunikationspartners fünf bis sieben Wörter vor dem Eintreffen zu hören und mit erbittertem Widerstand abzublocken.
  2. Penetranz! Es ist gar nicht wichtig, was der Gesprächspartner sagt und zwar so lange nicht, bis er ein Wort fallen lässt, an das sich der gierige Lanzianist hängen kann wie ein junger Bluthund und gnadenlos zu wühlen beginnt. Sollte das Gegenüber nicht auf seine lästigen Rückfragen reagieren, so macht das nichts, der Lanzianist kann mit fertigen Behauptungen kontern oder sie seinem Gegenüber gleich in den Mund legen.
  3. Liebe deine Aussagen! Alles was ein Lanzianist sagt, steht methodisch im weitesten Sinn im Zusammenhang mit Markus Lanz und da ist es schon einmal angebracht, sich in der Schwelgerei an die eigenen Worte zu verlieren.
  4. Erziehe deine Hörer! Ein Lanzianist hat kein Publikum, ein Publikum hat einen Lanzianisten. Das muss es bei jeder Gelegenheit zu spüren bekommen, denn es kann vorkommen, dass Zuhörer an den falschen Stellen Emotionen zeigen, die ein Lanzianist für absolut unzulässig erachtet. Dann muss er aus dem engen Korsett der Gesprächsführung ausbrechen und gut patriarchalisch kleine Denkzettel verpassen, um sein Publikum auf den richtigen Weg zu führen, der der Weg von Markus Lanz ist.

Es ist hier bereits offenbar, dass die avantgardistischen Redetechniken der Rede, ohne etwas zu sagen entstammen, trotzdem sie einige neuartige und weiterführende Punkte anführen, die für einen Markus Lanz unabdingbar sind, denn ein Journalist, wie Markus Lanz einer ist, hat natürlich etwas zu sagen, er hat eine Meinung, er hat Inhalte, die sich schon daran erkennen lassen, dass er sie jede Woche wechselt wie seine Krawatten, doch die Lanzianische Schule möchte diese Inhalte auch vertreten wissen, sie will das gute, eben das lanzianische in der Rede zurückbringen und vielleicht eines Tages einen Konsens auf Markus Lanz schaffen.

Qualitätsnachweis

Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung der jetzt schon legendären Technik:

Michael Hirte, Gewinner des vom Sender RTL initiierten sensationssüchtigen Tränendrüsen-Medienspektakels "Das Supertalent" des Jahres 2009 betritt das Studio, also die Bühne MLs.

Lanz: "Und hier haben wir Michael Hirte, Gewinner der Sendung "Das Supertalent" des Jahres 2009."
Hirte: "Ja."
ML: "Herr Hirte, ich begrüße Sie. Die Zuschauer freuen sich, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Ihr <<neues>> Leben als <<Supertalent>> ist ja sicher sehr stressig..."
Hirte: "Ja, sicher!"
ML: " Sie haben die Fußgängerzone gegen große Bühnen ausgetauscht!"
Hirte: "Gott sei Dank!"
ML: "So spielt das Leben. Und manchmal sogar auf einer Mundharmonika! Dabei fing bei Ihnen alles ja eigentlich ganz normal an: mit einem Beruf als LKW-Fahrer. Aber dann..."
Hirte: "Dann..."
ML: "Dann hatten Sie einen sehr schweren Unfall, der Sie monatelang ans Bett fesselte...
Hirte: "Ja!"
ML: "Und Sie kamen nur langsam wieder auf die Beine. Eine aufwändige ReHa, über die Sie von Ihrer Frau verlassen wurden. Meistens ist es ja umgekehrt... Der einzige Trost stellte für Sie das Mundharmonika-Spiel dar, mit dem Sie Ihr Hartz-IV aufbesserten und auch Passanten in der Fußgängerzone in der Innenstadt Potsdams erfreuten!"
Hirte: "Genau!"
Lanz: "Über das Fernsehen erfuhren Sie von der Sendung <<Das Supertalent>> und..."
Hirte: "Da bewarb ich mich..."
ML: "Trinken Sie ruhig Ihr Wasser, wir haben genug Zeit! Sie bewarben sich und kamen Runde um Runde weiter. Vor allem Bohlen war ja so beeindruckt von Ihrem Spiel..."
"Hirte: "Das war er!"
ML: "Tja, wer hätte das gedacht, dass Sie dem deutschen Publikum so in sein rührseliges Herz zu spielen wussten, gepusht von Bohlen natürlich!"
Hirte: "Ja, der Bohlen, das hätte ich nicht gedacht!"
Lanz: "Sie gewannen den Wettbewerb - hätten Sie damit gerechnet?"
Hirte: " Nein, damit hätte ich nicht gerechnet!"
ML: "Und so tauschten Sie nun große Bühnen mit der Fußgängerzone aus. Wieviel Platten haben Sie mittlerweile verkauft? Es müsste ja mittlerweile ja schon eine siebenstellige Zahl sein....
Hirte: "Ja, eine Million!"
ML: "Vielen Dank für Ihren Besuch! Das war Michael Hirte, <<der Mann mit der Mundharmonika>>!"

Fazit

Markus Lanz als Moderator von "Wetten, Lanz...?"

Und das war nicht nur die Version für kommunikationsgestörte Hobbymusiker, die einen abgebrühten Fließband-Produzenten an seine kindlichen Weihnachtsabende in den Sechzigern erinnerten, sondern ist mit jedem anderen Talkshow-Gast kompatibel, indem diesem persönlich gecaterte Informationshäppchen mundgerecht zubereitet werden. Bekömmlich und gefällig. Als Hausherr bestimmt er die Eintrittskarten-Konditionen und entlässt alle mit beispielloser Routine der Stereotypie in den Alltag. Dieses mediale Massenbetäubungsmittel lässt so nun auch endlich den Besuch von Kindermassenmördern, willfährigen Gotteskriegern, unverbesserlichen Altnazis und bekennenden Pädophilen zu. Damit hat sich das ZDF als bisher einziger Sender perfekt auf die künftigen Erfordernisse des Talk-Marktes vorbereitet: Auch der Niedrigste unter den Söhnen und Töchtern Gottes wird gern zu Lanz gehen, weil er keine (politisch) unkorrekte Wertung befürchten muss.

Als komplett von allem weltlichen Übel desinfizierter Saubermann installiert, kann nur er selbiges wie ein Heiland dies den Sündern soufflierend, gleichzeitig auch in sich aufsaugen und mit einem halb psychiatrischen Dackelblick zu einer Art Zoobesuch verklären.

Er ist paradoxerweise in seinem an Perversion grenzenden Drang nach Wahrheit eben kein Richter oder anklagender Staatsanwalt, zu dem man sich in seiner Situation gerne aufwerfen würde. Er steht fernab dieser menschlichen Schwäche und fungiert als halbautomatisches Diktiergerät im Wiedergabemodus, außer in den Momenten, in denen er dem Gegenüber eifrig zunickend einige Worte zu sagen übrig lässt. Mit seiner Art, sich lasziv über die Lippen zu lecken oder bei aller Jungenhaftigkeit überlegen zu lächeln, weist er den Weg in die Sterne und verwandelt mit gebetartiger Sprache biedere Spannung in ein mediales Nirwana. Dass man kaum mehr weiß, wer nun gerade von ML interviewt wurde, stört wie eine Art kombinierter Krebs- und Alzheimer-Diagnose niemanden mehr.

Er allein bleibt der erste Konsument seines Talks und war es von Anfang an. Der leibhaftige Adonis belässt die Junkies der Unschuld in einer Blase von bewundernder Starre außerhalb des goldenen Käfigs und scheint doch entfernter vom selbst erzählten Geschehen, von alltäglichen Schrecklichkeiten, als es der Unbeteiligste je sein könnte. Damit erhebt er den Talk zum Selbstzweck und rationalisiert letztlich die Zuschauerplätze zu Sitzgelegenheiten für Pavillonbesucher einer Kuriositätenmesse, die man genauso schnell vergessen hat, wie die Nummer des Ausstellungsbereiches.

Lebensmotto

"[...] das Fernsehen ist ein Massenmedium. Wenn du dort zu sehr polarisierst, ist es schön fürs Feuilleton, aber die Leute lassen dich dann vielleicht nicht mehr so gern ins Wohnzimmer." - TV-Beilage des Stern Nr. 47/2008 vom 13. November 2008, S. 3

Lanzianische Floskulatur

  • "Darüber werden wir gleich noch zu reden haben..."
  • "Eine wunderbare Stadt, wie ich finde..."
  • "Ich freue mich, dass Sie reinschauen..."
  • "Ein großer Spaß".
  • "Herrlich".
  • "Sensationell".
  • "Ja". damit beginnt er jede Sendung
  • "womit wir bei dem Satz wären...".
  • "womit ich zu der Überleitung komme...".
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