Wiederbeliebung
Diagnose und Sofortmaßnahmen
Schritt 1: Erkennen der Herzensversteinerung
Fühlt sich ein Mensch erst einmal ungeliebt oder beständig zurückgewiesen, ist schnell das Herz von dieser Situation betroffen. Der anfängliche Herzschmerz wird dabei – so überhaupt vorhanden – vom sozialen Umfeld der oder des Betroffenen meist zu spät oder gar nicht erkannt. Schnell wird der Schmerz chronisch und führt zur zunehmenden Abkühlung und schließlich Versteinerung des Herzens – bis es schließlich ganz stehen bleibt. In der Regel bemerkt das Umfeld der Betroffenen die Krise erst, wenn das akute Stadium erreicht ist - nämlich dann, wenn sie zusammenbrechen. Fälschlicherweise werden häufig Kreislaufprobleme hierfür verantwortlich gemacht - ein Trugschluss mit fatalen Folgen. Gerade Mädchen und junge Frauen neigen zum Zusammenbruch infolge anhaltenden Liebesentzuges, manchmal aber auch nur, weil sie den Unterricht schwänzen wollen. |
Herzensversteinerungen sind relativ leicht zu erkennen, meist genügt ein schlichtes Berühren der potentiell Gefährdeten am Hals. Die Betroffenen reagieren in der Regel abwehrend, bei akuter Erkrankung bleiben alle Reaktionen aus. In diesem Fall ist sofort Schritt 2 einzuleiten. Will man sich als Ersthelfer absichern, können zusätzlich die Augen des Betroffenen untersucht werden. Trägt dieser Kontaktlinsen, ist höchste Eile geboten: Personen mit starkem Liebesentzug unterziehen sich der allmorgendlichen Tortur des Linseneinsetzens in der Hoffnung, endlich wieder mit anderen Menschen in Kontakt treten zu können. Kontaktlinsen müssen als eine Art Hilfeschrei verstanden werden, mit dem die gepeinigte Seele auf sich aufmerksam zu machen versucht. Wiederbeliebende Maßnahmen sind in diesem Fall unabdingbar. |
Schritt 2: Mitfühlendes Zuhören
Der Volksmund weiß Bescheid: Ein Blick sagt mehr als tausend Worte - Recht hat er, und sei es auch nur der Blick auf ein lauschendes Ohr, in das der oder die Betroffene ihren Kummer hineinsprechen kann. Es ist gar nicht so sehr die tatsächliche Anteilnahme am Schicksal des an Lieblosigkeit Erkrankten, sondern die Geste, die zählt (anders wäre professionelle Wiederbeliebung wohl kaum denkbar; welcher Arzt, Apotheker oder Sanitäter kann sich schon wirklich auf die oft banalen und selten unterhaltsamen Problemchen seiner Kunden einlassen?). Ein immer wieder vorgebrachter Einwand ist die häufige Bewusstlosigkeit der Betroffenen. Ersthelfer verzichten leider oft auf mitfühlendes Zuhören, weil die Erkrankten scheinbar nichts vorzubringen haben und von der Maßnahme keine Notiz nehmen. Dies ist allerdings ein Irrtum: Selbst Bewusstlose schätzen unterbewusst die reine Geste. Wie Erhebungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Herzbrüchiger zeigen, können sich über 75% der geretteten Lieblosen daran erinnern, wenn ihnen trotz scheinbarer Bewusstlosigkeit ein lauschendes Ohr zur Seite stand. |
Bewusstlos oder nicht - das eigene Ohr ist in vielen Fällen der Schlüssel zur schnellen Genesung des Verlieblosungsopfers. Meist hilft es schon, sich über den Erkrankten zu beugen, den Kopf leicht zu drehen und ihm so die Verbalisierung der Misere zu ermöglichen. Nähe ist dabei entscheidend: Lieblose sind oft völlig entkräftet, wodurch ihnen lautes Sprechen schwerfällt. |
Schritt 3: Gefühlsstau beseitigen
Häufig erfolgt der Zusammenbruch erst, wenn die Herzsubstanz bereits stark angegriffen ist. In solchen Fällen genügt mitfühlendes Zuhören nicht mehr zur Wiederbeliebung, stattdessen muss das Herz selbst wieder in Gang gebracht werden. Hierzu muss zunächst der Gefühlsstau gelöst werden, der zu Verhärtung beziehungsweise Versteinerung des Herzens geführt hat. Die Betroffenen selbst sind dazu nur in den seltensten Fällen in der Lage, weshalb hier die Ersthelfer aktiv werden müssen. |
Wie in jeder guten Beziehung gilt: Auch wenn das Reden nicht mehr hilft, lässt sich auf mechanischem Wege noch so einiges drehen. Mit beherztem Körpereinsatz lässt sich auch der hartnäckigste Gefühlsstau beseitigen. Hierzu sucht man zunächst das Herz. Bei den meisten Menschen sitzt es an der gleichen Stelle, weshalb es hilfreich ist, die eigenen Gefühle zu erforschen. Klopft ihr Herz vor Aufregung, weil Sie einen Gefühlsstau lösen müssen? Perfekt! Wo ihr Herz schlägt, sollte es auch bei ihrem Patienten schlagen - was es leider nicht tut. Deshalb: Hände auflegen und dann drücken im Rhythmus von Lindenbergs "Ein Herz kann mann nicht reparieren" - medizinisch mag es ein Quell von Unwahrheiten sein, aber der Beat stimmt. |
Schritt 4: Schneewittchentherapie
Mit der Behandlung der organischen Krise ist es jedoch nicht getan. Die meisten Lieblosen weisen neben versteinerten Herzen auch eklatante mentale Liebesdefizite auf. Im Rahmen von Ersthilfemaßnahmen ist es natürlich kaum möglich, diese völlig abzubauen, jedoch gilt hier wie überall sonst auch: Der stete Tropfen höhlt den Stein. Da die Situation kritisch ist, sollte der Tropfen möglichst groß sein. Parallel zur Beseitigung des Gefühlsstaus im Herzen ist das Geben langer, intensiver und möglichst gefühlvoller Küsse die wirksamste Methode bei der Wiederbeliebung. Wie viele wirksame Therapien birgt auch diese einige Gefahren. Unerfahrene Ersthelfer neigen zu Extremen: Entweder sind die applizierten Küsse scheu und kaum spürbar wie die eines scheuen Teenies beim Erstversuch, oder aber so rabiat, dass dem Behandelten Luft und Spucke wegbleiben und in seltenen Fällen der zerbissenen Lippen wegen sogar Blut fließt. Wie stets im Leben gilt auch bei der Schneewittchentherapie: Mittelmaß ist langweilig, aber auf lange Sicht die Siegerallee. Und hierzu ist eines unerlässlich: üben, üben und nochmals üben. |
Kein Kunststück, aber eine Herausforderung. Die Schneewittchentherapie verlangt von den Ersthelfern ganzen Körpereinsatz und ebensoviel Überwindung wie von der Prinzessin angesichts des Frosches. Tödlichen Pannen kann nur durch frühzeitiges, intensives und kontinuierliches Üben vorgebeugt werden, weshalb ja die Geschlechtertrennung an Schulen abgeschafft wurde. |
Sonderfälle und erweiterte Maßnahmen
Lepidopteration
Die Lepidopteration ist der Rolls Royce unter den Wiederbeliebungsmaßnahmen. Dabei werden mithilfe eines Lepidopterators Schmetterlinge in den Bauchraum des Erkrankten eingebracht, um die so genannten Frühlingsgefühle auszulösen, die zu schlagartiger Gesundung führen können - allerdings nur bei sachgemäßer Handhabung der dazu notwendigen Geräte und der parallelen Anwendung der bereits beschriebenen Maßnahmen. Generell sollten Lepidopteratoren nur von Personen verwendet werden, die in der Anwendung dieser Apparate ausgebildet sind. Insofern wird dem durchschnittlichen Ersthelfer von der Verwendung abgeraten, selbst wenn ein Lepidopterator zur Verfügung steht. Die Gabe von Schmetterlingen zur Bekämpfung von Verlieblosungserscheinungen ist nicht unumstritten. Besonders jüngere Patienten reagieren überdurchschnittlich oft mit ausgeprägten Suchterscheinungen, die wiederum zu medizinisch und ethisch entschieden zu verurteilender selbstständiger Einbringung von Schmetterlingsraupen oder -kokons über den Bauchnabel in den eigenen Bauchraum führen. Meist versuchen die Süchtigen, ihr Verhalten zu verstecken, indem sie Tarnpiercings über der Einbringungsstelle anbringen. Diese sollen den Blick auf sich ziehen und so von dem erschreckenden Beweis für die Suchthandlung ablenken. |
Lepidopteration ist nichts für schwache Nerven. Zunächst werden die - vorzugsweise weiblichen - Erkrankten so entblößt, dass der Bauch freiliegt (alles andere ist Zugabe). Anschließend wird der Lepidopterator anschlossen und ein Knopf gedrückt. Fertig. In der Regel wirkt die Maßnahme Wunder und die eben noch niedergeschlagenen Verlieblosungsopfer hüpfen plötzlich herum wie das blühende Leben selbst. Das große Problem ist für den engagierten, aber ungeübten Ersthelfer, den richtigen Knopf des Apparates zu erwischen, der zuvor idealerweise auch an der richtigen Stelle angebracht wurde. Die Hürden sind enorm, und mit Schmetterlingen in der Lunge ist niemandem geholfen - deshalb gibt es auch kein Lied darüber. |
Herzensbruchbehandlung
Ein gesondert zu betrachtender Notfall ist das gebrochene Herz. Ausgehend von den eingangs beschriebenen Symptomen findet keine Abkühlung und Versteinerung des Herzens statt, sondern ein spontaner Verlust der strukturellen Integrität – der Volksmund spricht hierbei gerne vom gebrochenen Herzen. Wie jeder andere Bruch auch muss eine solche Verletzung zunächst provisorisch geschient und bandagiert werden, um Folgeverletzungen auszuschließen. Unabdingbar ist jedoch, dass das gebrochene Herz möglichst schnell unter klinischen Bedingungen weiterbehandelt wird, um eine Heilung zu ermöglichen. |
Da das Vorgehen bei Herzensbrüchen nur schwer trainiert werden kann, empfiehlt es sich, die Bandagierungstechniken vorab zu üben. Idealerweise stellt dazu ein Partner Fuß oder Hand zur Verfügung - alles andere ist Verhandlungssache. Diese Maßnahme hat nachweislich präventiven Charakter: Personen, die am jeweils anderen Bandagierungstechniken üben, leiden deutlich weniger unter Verlieblosungserscheinungen. |