Liebeskummer
Liebeskummer (Morbus amoritalis) ist eine heimtückische Krankheit, die den Seelenzustand eines Menschen verändert, psychosomatische Auswirkungen auf innere Organe hervorruft und letztlich suizidal tödlich sein kann, wenn nicht sofort ambulante Hilfe eingeleitet wird. Mittlerweile ist die bis vor Kurzem stark unterschätzte Krankheit als solche anerkannt und zahlreiche Organisationen bieten heilbringende Dienste an.
Geschichte
Das Krankheitsbild des Liebeskummers ist der Medizin seit ca. 1.000 Jahren bekannt und tauchte zunächst nur bei Frauen auf. Man kann davon ausgehen, dass die Krankheit auch vorher existierte, nur wurde sie zu diesem Zeitpunkt weder wissenschaftlich noch statistisch untersucht, sodass erste Studien auf handschriftliche Belege [1] zurückzuführen sind. Dem Leiden der von der Krankheit Befallenen sollte hiernach durch Besprechen, Zaubertranks, Gifte und Gegengifte sowie Schwüre auf Knochen oder andere Fetische entgegengewirkt werden.
Später nahm sich die katholische Kirche dieser Volkskrankheit an und empfahl Selbstgeißelung mittels Büßergürtel, Peitschen oder Verbrennungen. Notfalls sollte auch Gott durch Gebete mit in den Genesungsprozess einbezogen werden. Der unermüdliche Liebeskummer-Einsatz der Missionare brachte enormen Zulauf der Bevölkerung, sodass die Kirche sich ab dem 15. Jahrhundert gezwungen sah, Konkurrenten, die sich ebenfalls auf Liebeskummerheilung verstanden, aus dem Weg zu räumen. Sie führte hierzu die Heilige Inquisition ein und erwarb sich praktisch die Monopolstellung bei der Liebeskummerbeseitigung.
Dann begann im Zuge der Renaissance von Italien ausgehend eine neue Herangehensweise an die Leidensbekämpfung. Man führte anatomische Sezierungen der an Liebeskummer Verstorbenen durch, untersuchte Blutbahnen, entnahm subkutane Gewebsproben, verglich Gehirnformen und –größen und zeichnete alles akribisch auf. Im Vergleich zur sakralen Herangehensweise der Kirche war dies ein erster und entscheidender Schritt in Richtung naturwissenschaftlicher Kausalitätsprüfung.
Doch trotz aller Bemühungen kam man der Lösung nicht näher. Die Forscher jener Zeit waren sich lediglich einig darüber, dass Liebeskummer keine anatomische Ursache hat. Später lieferten Gregor Mendel und Charles Darwin neue Erklärungen für das Phänomen, Blaise Pascal konnte dies noch mathematisch unterstützen, René Descartes philosophisch. Doch trotz aller empirischen und wortreichen Forschungsergebnisse blieb das Leiden Liebeskummer unverändert bestehen.
Im 18. und frühen 19. Jahrhundert änderte sich die Einstellung zur Krankheit. Man sah es als gegebene Tatsache, für einige auch als gottgegebene Tatsache an, dass Liebeskummer existiert und suchte nicht mehr nach Heilungsmöglichkeiten sondern nach Formen des Umgangs mit der Krankheit. Hierbei halfen Schriftsteller ebenso wie Politiker. Johann Wolfgang von Goethe beispielsweise riet bei Liebeskummer zum Selbstmord, was einerseits damals häufig praktiziert wurde und sich seit Goethe bis heute als moderner Ausweg aus der Misere gehalten hat. Politische Lösungen, wie Robespierre sie vorschlug, haben sich allerdings nicht dauerhaft halten können. Er glaubte nicht an autogene Hilfe und stürzte ein ganzes Politsystem, um zu beweisen, dass nur der Mensch dem Menschen helfen könne. Bei Liebeskummer setzte er auf Guillotinieren, was flächendeckend zumindest in seinem Heimatland Frankreich viele von ihrem Leiden befreite.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Psychoanalytiker dem Rätsel etwas näher. Siegmund Freud, Carl G. Jung und Alfred Adler nahmen sich des Problems an und konnten Liebeskummer lokalisieren. Durch Gespräche mit Betroffenen erkannten sie, dass Liebeskummer seine Ursache im Unterbewussten hat und auf Verlustängste (Freud), nervöse Reflexionen bzw. Minderwertigkeit (Adler) oder auf einen psychischen Defekt (Jung) zurückzuführen sei. Am Nahesten kam allerdings Wilhelm Reich, der mit seiner Orgon-Strahlen-Theorie der Sonneneinwirkung Schuld an den vom Morbus amoritalis Befallenen gab. Leider konnte er seine Versuchsreihe nicht fortsetzen, da er ob seiner Theorie in eine Heilanstalt eingeliefert wurde, und den Rest seiner Forschungsserie in einer Gummizelle unter Ausschluss der Öffentlichkeit beenden musste.
Liebeskummer ist somit eine der meist erforschten Krankheiten und doch fehlte ihr bis ins dritte Jahrtausend die offizielle Anerkennung auf Leistungen aus dem Abrechnungspaket der Krankenkassen. Erst nachdem sich Alkoholismus, Pädophilie, Sammelleidenschaft und Eifersucht als echte, manische Krankheiten etabliert haben, konnte man dem Liebeskummer den Aufstieg in die erste Liga schwerer Ausfallerscheinungen nicht länger verwehren. Heute hat eine betroffene Person Anspruch auf medizinische Hilfe und auf die begehrte gelbe Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zur Vorlage beim Arbeitgeber.
Ursachen
Liebe
Ach Herz! Wie süß ist Vollbesitz der Liebe,
Da schon so reich an Freud ihr Schatten ist. Romeo, Chameau d’amour
Liebe ist wissenschaftlich formuliert eine Wahrnehmungsverfälschung, die auf einen veränderten Hormonhaushalt zurückzuführen ist. Der Liebe Verfallene schütten hierbei Hormone aus, die von bestimmten, körpereigenen Hormonrezeptoren, proteinhaltige Zellen mit einer spezifischen Wirksamkeit, empfangen werden. Diese senden darauf hin im Falle der Liebesbereitschaft Botenstoffe, sog. Pheromone aus, die einerseits den Testosteronspiegel des eigenen sowie des zu empfangenden Körpers erhöht. Diese Freisetzungsstimuli bewirken eine gegenseitige Anziehung, die unter Ausschaltung kognitiver Warnhormone (z. B. Adrenalin) funktionieren. Der Volksmund formuliert diese Erkenntnis als „Liebe macht blind!“
Nachdem die Liebesbereitschaft, die auch von nur einer Person signalisiert werden kann und nicht zwingend erwidert werden muss, z. B. wenn es sich bei dem Objekt der Begierde um einen Gegenstand, um rohes Fleisch bzw. um ein animalisches Wesen handelt oder bei Beziehungen mit interhumaner Grundlage, wenn das zu liebende Objekt kein Interesse zeigt, weil die verliebte Person zu hässlich, zu dumm oder zu arm ist oder wenn das angeliebte Objekt eher von fiktiver Natur ist (Pornoaktreuse[2] auf DVD oder in Zeitschriften), kommt es zu einer Verlangens-Fixierung. Ein amorisierter Mensch ist dann mit seinen Sehnsüchten allein und hofft anfangs minütlich, später dann stündlich, seinem Liebesobjekt näher zu sein. In dieser Situation empfindet er das Warten auf ein Wiedersehen als Schmerz.[3]
Dieses als Craving bezeichnete Verhalten ist auf eine Nervenbrücke zwischen Sub- und Hypothalamus, beide bedeutend in der Rolle der Hormonaggregatoren und –rezeptoren, zurückzuführen. Die endokrinen Sekrete, die im Liebeszustand gebildet und ausgesandt werden, erzeugen eine Art Kurzschluss im Thalamus, die zur Bewusstseinstrübung führt. Auswirkungen dieses Fehlverhalten sind gefühltes Schweben, unkonzentriertes Arbeiten, roségefärbte Irismanipulation und stomachale Frequentation (Kribbeln im Bauch).
Pathologischer Liebesrausch
Am Beispiel eines verliebten Mannes kann dargestellt werden, wie Liebe eine emotionale Apotheose erzeugt, die, wenn sich der Nervenstau nicht auf natürliche Weise abbaut, pathogene Züge annehmen kann. Wenn sich ein Mann verliebt und er das Objekt seiner Sehnsucht nicht in seiner Nähe weiß, leidet er „wie ein Hund“. Folglich ergötzt sich der Verliebte an einem Ersatzstimulus, der in Form von Fotos, Gerüchen, Kleidungsstücken usw. eine ähnliche hormonelle Reaktion hervorruft, wie sie das reale Objekt erzeugen würde. Zwar ist die Satisfaktion spontan erreicht, jedoch hält die Wirkung nicht lange an. Die Sehnsucht nach dem begehrten Objekt wird anschließend nur noch potenziert.
Sollte sich das Verlangen nach dem Fetisch verstärken und die reale Person nicht mehr wichtig sein, spricht man von einer nichttherapierbaren Neurose. Wer sich jedoch weiterhin nach seinem Liebesgrund sehnt und die Reliquie als Verstärkung seines Leidens nimmt, hat die Vorstufe des Liebeskummer erreicht.
Morbus amoritalis
Ist man in der Phase des Verliebtseins allein, bzw. ohne seinen Partner, wächst die Sehnsucht und damit der Leidensdruck. Man wünscht sich nichts sehnlicher, als jetzt das Objekt in den Arm zu nehmen, sich auf einem Bärenfell vor dem Kamin zu rekeln, die Hände festhaltend barfuss einen Strandspaziergang zu machen oder gemeinsam die Sterne zu zählen bzw. den Mond zu betrachten. Doch all dies ist nicht möglich. Also heißt es Warten, bis der Partner endlich erscheint. Die Zeit bis zu diesem Auftauchen wird als Liebeskummer bezeichnet. In diesem Zeitraum leidet man, spürt imaginäre Nadeln im Herzen und einen Kopfschmerz, der einem die Tränen in die Augen treibt. In dieser Phase macht sich Verzweiflung breit und nicht selten sucht man nach einer Steigerung des Schmerzes, weswegen sich von Liebeskummer Befallene zu diesem Zeitpunkt häufig tätowieren lassen.
Krankheitsverlauf
Der Krankheitsverlauf erfolgt über drei Stufen. Liebeskummer taucht hierbei vermehrt in der ersten Phase auf und entwickelt hierbei seine stärkste Entfaltung.
Phase 1: Verliebtsein
Wie bereits voran beschrieben, entsteht der Leidensdruck, wenn eine Liebe nicht erwidert wird, man begehrlich wartet oder das geliebte Objekt sich in der Anfangsphase des Verliebtseins doch wieder trennen möchte. Die hierbei auftretenden Hormonschwankungen rufen Reaktionen hervor, die zu geröteten Wangen, Tränen, Kopfschmerz oder Magenproblemen führen. Ebenso sind unverhältnismäßig hoher Harndrang, Unkonzentriertheit und nervöse Zuckungen zu verzeichnen. Ein sich in dieser Phase befindlicher Mensch sollte tunlichst nicht auf sein Leiden angesprochen werden, da man sonst damit zu rechnen hat, sich für mehrere Stunden eine sich ständig wiederholende Geschichte anzuhören, die im dramatischen Verlauf auch noch durch Wutanfallattacken, Tränen oder Flüche gesteigert wird.
Weitere, allerdings therapierbare Auswirkungen wären Briefe schreiben, die Telefonnummer des geliebten Menschen anwählen und dann sofort wieder auflegen bzw. vor der letzten Nummer innehalten, bei jeder Gelegenheit Herzchen malen oder Blumen kaufen. Im Falle der antiquierten Methodik des Briefeschreibens tauchen auch zunehmend technische Medien bei der Botschaftsübermittlung auf. So kann es passieren, das Sehnsuchtsgedanken, Liedgut und Gedichte per SMS oder Email gesandt werden. Dies wird aber unter Umständen als unromantisch und damit der Situation des Liebeskummers als nicht gerecht werdend eingestuft.
Phase 2: Eheähnliches Verhältnis
Ist man über die Phase der ersten Liebe hinweg, entsteht ein neues Krankheitsbild. Man kann dann sehr gut auf den Ehe- oder Lebenspartner verzichten und ist froh, wenn man mal für eine gewisse Zeit allein ist. Männer nutzen diese Möglichkeit, um mit der Fernbedienung kommentarlos zwischen den Programmen hin und her zu wechseln, dabei ein Bier und eine Pizza direkt von der Pappe zu konsumieren, während Frauen sich mit Freundinnen treffen. Liebeskummer ist dann höchst selten intersexueller Natur und taucht eher dann auf, wenn der Mann z. B. seinen Werkstattschlüssel verlegt hat oder das Lieblingskleid der Frau in der Reinigung ist.
Die allmähliche Entfremdung kann allerdings dazu führen, dass einer der Beteiligten sich in eine andere Person verliebt und dann automatisch in Phase 1 landet. Der Partner sollte dann die Veränderungen sehr sorgfältig analysieren und diagnostizieren. Frauen sind hierbei deutlich im Vorteil, da sie Veränderungen am Partner mit seismografischer Genauigkeit wittern, während Männer dieses elementare Sinnesorgan fehlt und Liebeskummer erst bemerken, wenn der/die Lebensgefährte/in für mehrere Tage verschwunden ist. Besonders sensibilisierte Männer entdecken das Fehlen des Partners erst, wenn sich der Müll in der Küche nicht mehr wie von selbst materialisiert oder es keine gebügelten Kleidungsstücke mehr gibt.
Erkennt man Anzeichen von Liebeskummer bei seinem Lebensgefährten, ist es ratsam, sich professioneller Hilfe anzuvertrauen. Hierfür stehen zahlreiche medizinische Beratungsstellen zur Verfügung.
Phase 3: Trennung
Taucht der Partner trotz bangen Hoffens doch nicht wieder von alleine auf, spricht man von Trennung. Erst jetzt greifen Reflexe, wie sie in Phase 1 auftauchen. Man sehnt sich nach seinem Partner zurück und lästigerweise fallen einem dann nur die positiven Augenblicke des vorherigen Zusammenlebens ein. So wird der von Verlustängsten geprägte Leidensdruck nur noch erhöht. Doch während in der Situation des Verliebtseins noch mit einer gewissen Hoffnung auf Beendigung des Schmerzes zu rechnen ist, bleibt dies in der dritten Phase aus. Probates Mittel zur Schmerzlinderung ist dann Alkohol (Mann) oder Schokolade (Frau). Wie lange der Liebeskummer anhält, ist immer eine Frage der psychischen Stabilität des Betroffenen.
Wichtig ist für Freunde, Verwandte oder Weggefährten, die vom Liebeskummer befallene Person auch in dieser Phase nicht anzusprechen, da man sonst mit der gleichen Reaktion, wie in Phase 1 rechnen kann.
Heilungschancen
Alternativ Translozierende Gestaltungs Causa (Humangenetik)
Erste Heilungsansätze beim Morbus amoritalis fußten auf einem Denkansatz, der seine Wurzeln in einer Zeit hatte, in der der Liebeskummer weitgehendst unbekannt war. Man ging beim Lösungsansatz zur Beseitigung des Seelenschmerzes an die Frühmenschen heran und fragte sich, warum diese noch relativ schmerzfrei in oder aus einer Beziehung kamen und seit welchem Ereignis Liebe zum Martyrium wurde. Dieses Ereignis galt als der Schlüssel zur Auflösung.
Die humanen Frühstämme galten als robust, aber kurzlebig. Folglich musste alles Erlebbare in sehr kurzer Zeit erledigt werden. Für Liebe und dementsprechendem Liebeskummer war in dieser angespannten Situation einfach keine Zeit. Man umwarb einen Partner durch männliches Imponiergehabe oder weibliche Reizdarstellung (Essen vorrätig halten). Danach konnte die Nachwuchszeugung schon losgehen. Notfalls half der Mann noch durch Waffengewalt (Keule, Stein, Fäustel) nach. Erst mit Beginn der Zivilisation, die mit Sesshaftwerden, Beherrschung des Feuers und geregelten Tagesabläufen einherging, hatte man mehr Zeit, mehr Auswahl und weniger Futterneid, sodass die Möglichkeit zur Liebe gegeben war.
Liebeskummer ist demnach eine Zivilisationskrankheit, die darauf beruht, dass der Mensch sich intellektuell gesteuerten Regeln anpasst. Für die Genforscher, die sich seit Langem dem Problem annahmen, kam es jetzt darauf an, das Chromosom15[4]das für genau diese Fähigkeiten zuständig war, herauszufiltern und Betroffenen einzupflanzen. Die dadurch notwendige Zwangsverdummung wurde von den Leidenden billigend in Kauf genommen und erklärt die Einschaltquoten bestimmter Fernsehserien oder den Erfolg gängiger Computerspiele. Nachdem die Forscher die Hürde des Ethikrates überwunden hatten, gingen sie dazu über, die Volkskrankheit präimplantiv zu bekämpfen. Hierzu veränderten sie die Erbinformationen der Basisproteine und wundern sich heute über die Zunahme von Sexualstraftaten oder den Bildungsstand der Jugend. Aber wenigstens kennen diese nur auf Balzsignale Reagierenden keinen Herzschmerz mehr. Ein großer Erfolg für die Wissenschaftler.
Konditioniertes Reaktiv (Psychologie)
Eine andere Herangehensweise an das Problem ist die Therapieform. Hier wird Leid durch Freud kuriert. Dies kann sowohl im Einzelgespräch (Privatpatient) als auch in einer Gruppentherapie (Kassenschlachtvieh) durchgeführt werden und hat immer den Inhalt, sich seine Sorgen von der Seele zu reden, was den Schmerz schon einmal mildert. Da man durch Gespräche allein keine Krankheit besiegen kann, verschreiben die Therapeuten häufig abhängig machende Medikamente, die ihnen den Folgebesuch des Patienten sichern.
In einer Sitzung werden dann die Beziehung zu den Eltern, den Geschwistern, den Arbeitskollegen und schließlich auch zum geliebten Partner erleuchtet, hinterfragt und analysiert. Der Psychoanalytiker erstellt anschließend ein Soziogramm, in dem die Stellung des Patienten in der Gesellschaft aufgezeichnet wird. Hieraus kann der Therapeut den sozialen Stand ablesen und weiß, wie er seine Gebühren berechnen kann. Bei gut Situierten können diese Sitzungen sich deshalb schon mal über Jahre hinziehen. Ist das Vermögen des Patienten aufgebraucht, gilt die Therapie als beendet.
Der Therapieerfolg ist hierbei denkbar einfach. Während zu Beginn der Sitzungen sich die Gedanken nur um den nicht erreichbaren Partner drehen, wechselt im Laufe der Behandlung der Fokus des Patienten auf die Kernfragen: „Was mach ich hier überhaupt?“ und „Wie lange kann ich den Typen noch bezahlen?“. Dadurch werden die Sinne abgelenkt vom Kern des Liebeskummers und der Patient ist sozusagen fast geheilt.
Rezidives Korrektiv (Humanmedizin)
Im Gegensatz zu den vorgenannten Behandlungsmethoden erkennt die Humanmedizin die Heilung durch alternative Möglichkeiten nicht an. Morbus amoritalis ist eine Krankheit und bei Krankheiten wird operiert. Factum est!
Wesentlich haben sich zwei anamnesale Operationsansätze herauskristallisiert: die causa cardiaca, die meist den Magen, selten auch das Herz betreffen, sowie die causa cassa, die eine generelle Operation ohne ersichtlichen Grund vorsieht. Während sich im ersten Fall die Bemühungen auf die Auswirkung des Liebeskummer auf die inneren Organe bezieht, können im zweiten Fall die medizinischen Kunstgriffe auch auf Chirurgie, Neurologie und Orthopädie ausgedehnt werden. Fachärzte der Geriatrie sahen sich benachteiligt und ihre Fälle Felle wegschwimmen und klagten ihr Recht auf Liebeskummerbehandlung vor dem Europäischen Gerichtshof ein. Allerdings scheiterten sie kläglich.
Hat man die Liebeskummerursache mittels Perkussion, Palpation oder Auskultation entdeckt, gehen die Operateure frisch ans Werk. Man seziert, transplantiert, exhäresiert oder minimiert die von Liebeskummer befallenen Organe, verschließt die Wunden und wartet die histologische Untersuchung ab. Da sich in der Regel Infektionen und Reinfektionen einschleichen, darf der Patient auch gerne mehrfach operiert werden.
Verlässt der angeschlagene Patient dann nach mehreren Wochen Krankenhausaufenthalt sein Krankenzimmer, hat sich der Liebeskummer erledigt. Der entlassende Proband ist dankbar, noch am Leben zu sein und richtet sein Dasein als dem Tod von der Schippe Gesprungener auf die neue Situation ein. Hierbei fällt der ehemalige Liebeskummergrund häufig durch das Raster, da der Patient diesen als Grund für sein Leiden erkennt und nicht mehr an die peinlichen Situationen mit Bettpfanne und Urinalflasche erinnert werden möchte.
Aurasomatische Heilquellen (Esoterik)
Natürlich kann man Liebeskummer auch esoterisch behandeln. Unverzichtbare Hilfsmittel sind hierbei ein nach Feng Shui-Regeln gestaltetes Interieur, Räucherstäbchen und weite, luftig wallende Kleidung, die das gute Karma ungehindert passieren, das schlechte hingegen entweichen lassen. Weiterhin bedarf es eines Bücherregals, dessen Buchrücken Titel zieren, die Worte wie Rheiki, Chakra, Ganzheitlichkeit, Freie Energie, Erdstrahlengesetz oder Altered states of consciousness enthalten.
Ähnlich wie die Psychoanalytiker versuchen die Esoteriker aufs Unterbewusstsein zu zielen. Als Patient mit Liebeskummer-Karma (Ayukadnanan) ergreift man aus einem bunt sortierten Flaschenregal intuitiv vier Flaschen, bei denen Farbe, Form oder sonst etwas gefällt, heraus und übergibt sie seinem Brahmanen. Aufschriften, die einem die Auswahl erleichtern können (z. B. Rum, Weinbrand, Bier) fehlen.[5] Man ist also vollkommen auf seine Sinne angewiesen. Der gutbezahlte Yogi deutet die Auswahl der Flaschen und gibt einem Erklärungen für sein Leiden.
So steht die erste Flasche für die Intensität des Liebeskummers, die Zweite für den Partner, die Dritte für Optimismus und Heilungschancen und die Vierte für die Rechnung, die nach einer alten indischen Weisheit vom Mahavishnu errechnet wird.
Krankenkassen glauben nicht an einen Genesungserfolg und Aurasoma-Techniken werden daher auch nicht abgerechnet. Glücklicherweise haben wir aktuell eine Gesundheitsministerin, bei der auch das Unmögliche möglich wird, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch Wunderheiler in den Leistungskatalog aufgenommen werden. Wenigstens können diese keine bleibenden Schäden verursachen. Und das ist im Bezug auf Liebeskummer-Rekonvaleszens gar nicht mal zu verachten.
Helfende Einrichtungen
85 Prozent der Bundesbürger sind wenigstens einmal im Leben von Liebeskummer betroffen. So erstaunt es nicht, dass teilweise sehr skurrile Vereine sich mit versprochener Hilfe rühmen und am gewaltigen Markt partizipieren wollen. Doch nicht alle Hilfsorganisationen sind seriös. Die nachfolgende Aufstellung verschafft einen groben Überblick der zur Zeit aktiven Helfer. (Angaben ohne Gewähr)
Seelsorger
Seelsorger helfen, indem sie Trost, Zuversicht und Geborgenheit vermitteln. Sie hören zu, geben praktische Lebenshilfe und stellen sich als sehr kompetent dar. Besonders schlimm nerven diese Gestalten, wenn sie davon erzählen, wie man in Amerika aktuell Liebeskummer-Probleme behandelt.
Ambulant
In Zeiten drohender Arbeitslosigkeit überlegen viele Menschen, wie sie sich ein zweites Standbein oder eine neue Existenz aufbauen können. Die ambulanten Seelsorgedienste sind für diese Art der Geldbeschaffung wie geschaffen. Man braucht weder eine besondere Ausbildung, erhält sein Honorar in bar und in einer nach keiner Verordnung geregelten Beitragshöhe, sodass man sein Einkommen nicht einmal versteuern muss.
Man kann die seelsorgerische Tätigkeit sowohl zu Hause, in einem gemieteten Gewerbeobjekt oder auch mobil in trauter Umgebung des Patienten durchführen. Kein Wunder, dass in der heutigen Zeit viele Kleinwagen die Straßen überfluten, deren meist rote Farbe durch an allen vier Seiten angebrachte Werbetafeln mit Aufschriften wie Gabi’s mobile Seelsorge verdeckt wird.
Zu hohe Konkurrenz ist auch der einzige Vermuttropfen, der dieser einfachen Art der Vermögensanhäufung entgegensteht.
Kirchlich
Warnend heben die Seelsorger der kirchlichen Organisationen die Finger, wenn es um die Einschätzung der ambulanten Konkurrenz geht. Diese seien weder geschult, noch befähigt, diese Aufgabe wahrzunehmen. Darüber hinaus fehle es ihnen an einer starken Führung, die in der Lage ist, Forderungen der Liebeskummer-Patienten notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen. Besonders argwöhnisch betrachten die klerikalen Seelsorger den Umstand, dass Gott bei den mobilen Diensten keine tragende Rolle spielt. Das kann also auf keinen Fall erfolgversprechend sein.
Kirchliche Seelsorge nimmt den Patienten an die Hand und führt ihn mit sicherem Geleit zu Gott, dem obersten Heilbringer. Die Liebe zum Herrn sollte an erster Stelle stehen, sodass sie ihren Patienten klar machen, irdisches Leiden wegen einer anderen Liebe sei bedeutungslos. Vor diesem Hintergrund sind die eingeschüchterten Gläubigen schnell kuriert und verlagern ihre Liebe in den Bereich der Platonischen Liebe, die ein Auftauchen von Liebeskummer verhindert.
Gottes Liebe ist allumfassend und der Gläubige wird im Glauben an diesen Merksatz als geheilt entlassen, da er sich die Liebe Gottes uneingeschränkt sicher sein kann. Die Bezahlung für diesen Ratschlag erfolgt ebenfalls für den Fiskus nicht nachprüfbar im Klingelbeutel.
Televisionär
Top-Aktuell, Ultra-Modern und Hyper-Spacig ist die seelsorgerische Betreuung durch das Fernsehen. Sie löst die Vorherrschaft der Liebeskummerbehandlung durchs Radio oder Zeitschriften ab. In diesen Medien waren noch selbsternannte Doktoren[6] maßgeblich für das Seelenheil verantwortlich, die mit praktischen Tipps den Ratsuchenden zu helfen wussten. Breitere Massen erreicht man heute jedoch durch Nachmittagssendungen des Privatfernsehens.
Hier treffen sich vom Liebeskummervirus befallene Paare und stellen ihr Leiden einem breiten Publikum dar. Es gilt als des Volkes Stimme, denn in diesen Sendungen wird Klartext geredet. Man umgeht den heißen Brei, indem die Moderatoren durch psychologisch fundierte Fragen den Teilnehmern genau auf den Zahn fühlen.
Moderatorin: „Also, Bernd, du liebst Jennifer noch immer, aber sie will nichts mehr von dir wissen. Erzähl doch mal.“
Bernd: „Ja.“
Moderatorin: „Warum glaubst du, hat sie dich verlassen?“
Bernd: „Weiß ich nich. Zuerst war ja alles gut. Dann is sie immer alleine los. Abends. Fitness-Studio und so.“
Moderatorin: „Ah, du vermutest, sie hat einen anderen?“
Bernd: „Keine Ahnung, ich glaub ja. Jedenfalls kam sie erst immer später nach Hause, dann gar nicht mehr.“
Moderatorin: „Gut Bernd. Du leidest jetzt also an Liebeskummer und willst deine Jennifer auf jeden Fall zurück, nicht wahr?“
Bernd: „Jo.“
Moderatorin: „Dann fragen wir Jennifer doch mal selbst. Begrüßen sie mit mir: Jennifer!“
Es erscheint ein bis zur Unförmigkeit in die Breite gegangenes weibliches Wesen, das neben extrem schwarzgefärbten Haaren durch reichlich Metallapplikationen im Gesicht auffällt. Sie watschelt zum Sofa und setzt sich demonstrativ weit von Bernd entfernt hin. Lässig kaut sie ein Kaugummi. Ihr Gesicht zeigt die Emotionsstufe wütend.
Moderatorin: „Hallo Jennifer. Warum hast du Bernd verlassen?“
Jennifer: „Der Blödmann bringt es doch nicht. Der Typ törnt doch total ab.“
Moderatorin: „Das mag ja sein, aber er liebt dich noch immer. Gibst du ihm noch eine Chance?“
Jennifer: „Der Schlappschwanz kann mich ma. Erst fickt der dauernd mit Nadine rum und dann will der…“
Moderatorin: „Moment mal. Willst du sagen, Bernd hätte noch eine Andere gehabt? Bernd, was sagst du dazu?“
Bernd: „Nee, nich wirklich. Nur ein zwei mal.“
Jennifer kreischt: „Du blöde Sau. Die Schlampe hat doch tausendma bei dir angerufen. Hab ich doch aufm Handy gesehn!“
Auf diesem Niveau setzt sich die angeregte Diskussionsrunde bis kurz vor Ende der Sendung fort. Nachdem auch noch Nadine, ein H2O2blondiertes Busenwunder im Minirock und Jürgen, der beste Freund Bernds erschienen, hatte die Moderatorin merklich Mühe, die Wogen zu glätten und eine gewaltsame Eskalation zu verhindern. Nach Tränen, Wutausbrüchen und Beschimpfungen aus dem Publikum stellt die Moderatorin die finale Frage.
Moderatorin: „So, Jennifer. Nachdem wir jetzt alle Ungereimtheiten beseitigt haben, möchte ich von dir wissen, ob du Bernd die Chance gibst, es noch einmal mit dir zu versuchen?“
Jennifer schluchzt: „Ja.“
Bernd steigen die Tränen in die Augen und er fällt vor seiner Angebeteten plump auf die Knie. Dann fallen sie sich ungelenk in die Arme. Das Fernsehen hat einen Liebeskummerfall gelöst und Millionen konnten dieser Hilfe beiwohnen.
Heilsarmee
Die seelsorgerische Betreuung unglücklich Verliebter nimmt einen hohen Stellenwert innerhalb der Heilsarmee ein. Diese protestantisch geprägten Glaubensbrüder und –schwestern helfen vor Ort, da sie mit Gottes Kraft und akustischen Instrumenten da hinziehen, wo es normalerweise wehtut. So findet man sie auffallend oft vor Diskotheken und in Amüsiervierteln. Um den verlorenen Seelen zu helfen, spielen sie trostspendende Lieder, sie singen das Übel hinfort und beten, damit Gott der Gerechte, den Liebeskummer hinwegzaubert.
In der monatlich erscheinenden Vereinszeitschrift „Der singende Hirte“ berichten Heilsarmeeangehörige von immer neuen Wundern, die Gott der Herrliche, bei den Liebeskummerpatienten vollzogen hat. In der Ausgabe 09/08 konnte man folgenden Beitrag finden:
Ich bin der Herr, dein Arzt!
Ich fand Norbert an einem Sonntagmorgen auf der Hohenzollern-Brücke. Er hatte sich bereits betrunken und war gewillt, dies durch weitere Flaschen Doppelkorn, die er zu diesem Zwecke mit sich führte, auch weiterhin zu tun. Ich fragte nach dem Anlass seines Kummers und er sprach „Gerti liebt mich nicht!“ Da wusste ich, der Mann hat Liebeskummer und braucht Gottes Hilfe.
Ich sang ihm daher sofort „Lobet den Herrn für seine Taten, lobet ihn für seine große Herrlichkeit.“ Dann betete ich für Norbert und Gerti. Als ich die Augen wieder öffnete, war Norbert verschwunden. Nur die Flaschen standen als Zeichen seines Vorhandenseins noch herum. Gott hat ihn sicher zu seiner Geliebten geführt. Dafür wollen wir ihm dankbar sein. Mein Gebet wurde erhört und der Herr konnte Norbert heilen.
Man darf im Bereich der therapeutischen Liebeskummerbeseitigung vieles anzweifeln, die Heilsarmee jedoch gehört in den engeren Kader hocheffektiver Problemlöser.
Liebesdiener/innen
Wenn einen die Sehnsucht quält, man aber dennoch nicht bereit ist, sich therapieren zu lassen, gibt es Hilfestellung im horizontalen Gewerbe. Die hier werktätigen Damen und Herren erweiterten ihren Horizont durch psychologische Schulungen und sind in der Lage, den Ratsuchenden durch Zuhören, Peitschenschläge oder Sexualakrobatik vom Kummer kurzfristig zu befreien.
Doch Obacht ist geboten, da der Besuch dieser Institutionen selbst dazu führen kann, in den Suchtbereich abzugleiten. Wenn dies innerhalb einer Liebesbeziehung einseitig passiert, ist der Liebeskummer oder in seiner Steigerung die Eifersucht beim Partner vorprogrammiert. Um dies zu verhindern, sollte man den Besuch dieser Etablissements auf maximal dreimal wöchentlich beschränken.
Rotes Kreuz
Metaphorisch stellt das Rote Kreuz Liebeskummer in einer ausweglosen Situation dar. Die liebende Achse ist dabei waagerecht, die Kontrastierende hingegen vertikal angezeigt. Rot als Farbe der Liebe ist Sinnbild des höheren Zieles, das dies einfach gestrickte grafische Symbol darstellt. Legt man die kontroversen Achsen übereinander erhält man einen Schnittpunkt, eine Übereinstimmung, den Ansatz für Hilfe.
Das Rote Kreuz ist eine weltweit operierende Organisation, die häufig in Krisengebiete zieht, um dort praktizierte Liebeskummerlinderung anzuwenden. Hierzu kennzeichnen sie ihre Gerätschaften (Transporter, Zelte, Uniformen) mit ihrem deutlich erkennbaren Symbol und hoffen, dadurch schnell von den Betroffenen gefunden zu werden. Krisengebiete sind sehr oft Kriegsgebiete, in denen religiöse Gründe zur Verfeindung mehrerer Gruppen führt. Wenn zwei sich Liebende zu den verfeindeten Lagern gehören, ist die Ausübung der Liebe sowohl riskant als auch mit technischen Schwierigkeiten behaftet.
Hier setzt das Rote Kreuz mit ihrer Hilfe an. Es werden große Zelte aufgebaut, mit Betten und medizinischem oder psychologisch geschultem Personal besetzt und durch die großflächigen roten Kreuze kenntlich gemacht. Ursprünglich war geplant, rote Herzen zu nehmen, doch dieses Symbol wurde sowohl von den herumstreunenden Soldaten wie von der Bevölkerung missverstanden. Die hier eintreffenden Patienten können das Bett, das durch neutrale Leinenwände abgeschirmt wird und dadurch den Eindruck einer Intimzone vermittelt, für die Dauer des Liebesaktes nutzen. Diese als Love-Center bezeichneten Zelte sind aufgrund einer phonetischen Unachtsamkeit in Deutschland fälschlicherweise als Lazarett bezeichnet worden. Ist der Liebeskummer abgebaut, muss das Bett wieder geräumt werden.
Da das Rote Kreuz mit ihrer wichtigen Mission eine international anerkannte helfende Einrichtung ist, steht es unter besonderem Schutz und hat einen Nicht-Angriffs-Status.
Pro Famila
Wenn etwas bei Liebeskummer hilft, dann ist es, seine Sorgen durch Frustationskäufe zu kompensieren. Grund genug für die bundesweit agierende Lebensmittelkette FAMILA ihr Angebot speziell auf die Leidenden abzustimmen. Diese nach verkaufspsychologischen Erkenntnissen zusammengestellten Waren werden in auffälligen Auslagen, den sogenannten Aktions-Displays, an markanten Stellen angeboten. So finden sich hierin viele Süßigkeiten, Alkoholika, Non-Foods und frei erhältliche Medikamente. Gut sortierte Märkte bieten darüber hinaus Stricke, Äxte, hochtoxische Pflanzenschutzmittel sowie Fleischermesser an.
Die Aktionsflächen werden durch ein pfeildurchbohrtes Herz und dem Aktionsnamen PRO FAMILA gekennzeichnet. Man wählte den Aktionsnamen, da die Ähnlichkeit zu Pro Familia, einer Organisation, die für Paarberatung bei schwerwiegenden Entscheidungen zuständig ist, sehr auffällt. Die PRO FAMILA Sonderposten werden zu günstigen Preisen angeboten und decken einen bislang unterbewerteten Markt ab.
Malteser
Erfahrene Liebeskummerpatienten wussten es schon lange: wenn etwas wirksam hilft, dann Alkohol. Kein Wunder, dass der Malteserorden, eine Organisation im ambulanten Bereich der Hilfe und Pflege, eine eigene Spirituose für diesen Zweck auf den Markt brachten. Ihr Malteser Aquavit half bislang Millionen Menschen beim konditioniertem Vergessen und Verdrängen des Schmerzes. Dem Malteserorden daher ein dreifach Vivat, vivat, aquavivat!
Krankenversicherungsdisput
Liebeskummer ist der Menschheit seit seiner grauesten Frühzeit als schmerzhafte Krankheit bekannt. Um so schlimmer, dass die Krankenkassen sich seit Bismarcks Sozialgesetzgebung weigerten, diese auch als solche anzuerkennen. So waren bis zum Beginn des dritten Jahrtausend die seelisch Angeschlagenen mit ihren Problemen allein gelassen. Ein Zustand, der die Situation der Kranken noch verschlechterte.
Abhilfe konnte erst geschaffen werden, nachdem Ulla Schmidt, die für dieses Dilemma zuständige Gesundheitsministerin, nach einer verhängnisvollen Affäre mit ihrem Chauffeur zu einer bei Politikern ungewöhnlichen menschlichen Regung neigte und sich in den Fahrdienstleistenden unsterblich verliebte. Sie durchlitt die Stufen der Krankheit und kam letztlich zur Einsicht, dass Liebeskummer sehr wohl eine therapierbare Krankheit sei. So wurde in einer hastig angeordneten Eilabstimmung die Gesetze zugunsten der Patienten geändert. Die verantwortlichen Abgeordneten unterzeichneten blind, da sie der häufig unüberlegt eingereichten Gesetzesentwürfe der wankelmütigen Ministerin erstens überdrüssig waren und zweitens Frau Schmidt die Abstimmung auf einen Donnerstag legte, da sie wusste, dass ihre Berufskollegen ins wohlverdiente Wochenende wollten.
Als Gegenleistung für die nun arg gebeutelten Krankenkassen versprach sie eine Entlastung durch die in der Höhe variabel gestaltbare Praxisgebühr.
Gesetzlich
Gesetzlich Krankenversicherte gelten als Menschen zweiter Klasse. Ihnen wird bei schlechterer Leistung der höhere Beitrag vom Lohn abgezogen. Zusätzlich sind sie zur Zahlung der Praxisgebühr verantwortlich und müssen neuerdings viele medizinische Inanspruchnahme selbst finanzieren oder im erheblichen Maße dazubezahlen. Im Gegenzug haben sie dafür Anspruch auf volle Erstattung der Kosten bei Liebeskummerbefall. So gesehen ist die Gesundheitsreform für die Kassenpatienten ein Segen.
Privat
Privat Versicherte gelten als Leistungsträger der Gesellschaft. Somit sind sie von der Zahlung der Praxisgebühr befreit, erhalten alle ärztlichen Kosten erstattet und müssen für die Leistungen auch weniger bezahlen. Liebeskummer ist seit der Gesundheitsreform von der Abrechnung mit der Privatärztlichen Vereinigung ausgenommen, was aber kein Beinbruch ist, da die Alphatiere der Wirtschaft Liebeskummer entweder nicht kennen oder intelligent genug sind, diese als Depression, Burnout-Syndrom oder Midlife Crisis zu kaschieren.
Fußnoten
- Hexenalmanach Nr. 3 (Nuremberg), Quacksalberwissen A-Z (Worms), Fränkisches Kochbuch gegen Depressionen (München), alle aus dem 11. Jahrhundert.
- Wusste ich doch, dass hier jeder nachliest...!
- Zahlreiche Komponisten und Librettisten griffen diesen Gefühlszustand auf, um daraus Lieder zu formulieren, die jeder in dieser Phase Befindliche auf Anhieb versteht und nachvollziehen kann. Für die Musik-Industrie entwickelte sich sowohl die Liebe als auch der daraus resultierende Liebeskummer zu einer exorbitanten Gelddruckmaschine.
- Hier werden Sie geholfen:
- Die Aurasoma-Techniken werden auch von Alkoholikern genutzt, die häufig mit kreisenden Handbewegungen und geschlossenen Augen vor dem Spirituosen-Regal des Supermarktes stehen und bei der Wahl des gewünschten Getränkes auf meditative Eingebung hoffen. Meist erwischen sie bei dieser Methode einen Artikel der günstigeren Machart (Attraktiv & Preiswert, Cheap & Awful, Weiße Serie, Gutes Günstig usw.).
- Legendär ist der Radio-Seelsorger Dr. Markus, der seine Hilfestellungen jeweils durch ein sehr in die Länge gezogenes "Joaaaa..." einleitete, sowie der BRAVO-Seelsorger Dr. Sommer, der insbesondere Jugendlichen Hilfe in Liebeskummerfragen anbot (Wenn dein Freund seine Zunge in ein fremdes Eis steckt, heißt das nicht, dass er das Eis mehr liebt als dich).