Stadtgemeinde
Attnang-Puchheim
WappenÖsterreichkarte
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Oberösterreich
Politischer Bezirk: Vöcklabruck
Kfz-Kennzeichen: VB
Hauptort: Attnang
Fläche: 12,32 km²
Koordinaten: 48° 1′ N, 13° 43′ O
Höhe: 416 m ü. A.
Einwohner: 9.201 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 747 Einw. pro km²
Postleitzahl: 4800
Vorwahl: 07674
Gemeindekennziffer: 4 17 03
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rathausplatz 9
4800 Attnang-Puchheim
Website: www.attnang-puchheim.at
Politik
Bürgermeister: Peter Groiß (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021)
(37 Mitglieder)
Insgesamt 37 Sitze
Lage von Attnang-Puchheim im Bezirk Vöcklabruck
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Attnang-Puchheim ist eine Stadtgemeinde im Hausruckviertel im Bezirk Vöcklabruck in Oberösterreich, am Kreuzungspunkt der Westbahn mit der Salzkammergutbahn, mit 9201 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023). Der zuständige Gerichtsbezirk ist Vöcklabruck. In der Nähe von Attnang-Puchheim liegt die Einmündung der Aurach in die Ager.

Geografie

Attnang-Puchheim liegt auf 416 m Höhe im Hausruckviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 4,8 km, von West nach Ost 4,1 km. Die Gesamtfläche beträgt 12,32 km². 38,7 % der Fläche sind bewaldet, 36,3 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende 10 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023):

  • Aham (67)
  • Aichet (72)
  • Attnang (3255)
  • Hohenbaumgarten (209)
  • Landertsham (3)
  • Niederstraß (1521)
  • Oberstraß (945)
  • Puchheim (2953)
  • Sonnleithen (55)
  • Steinhübl (121)

Die Gemeinde besteht aus der Katastralgemeinde Attnang-Puchheim.

Nachbargemeinden

Pilsbach Pühret Redlham
Vöcklabruck Desselbrunn

Geschichte

Attnang und Puchheim entwickelten sich im späten 8. Jahrhundert bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts aus Ansiedlungen bairischer Einwanderer. Puchheim wird erstmals 1135 als Pucheiman (‚Heim bei der Buche‘) und Attnang 1242 als Otinange (‚Wang des Otto‘) urkundlich erwähnt. Erst 1912 wurde der Gemeindename Puchheim aufgrund der wachsenden Bedeutung des Ortsteiles Neu-Attnang auf Attnang-Puchheim abgeändert.

In einigen Schriften wird das Jahr 1050 als Errichtungsdatum für den Aufbau der Feste auf dem Hain am Buchenhügel genannt, kann aber urkundlich nicht belegt werden. Im Jahre 1585 brannte die Feste zur Gänze nieder. Das in den darauf folgenden Jahren errichtete Schloss Puchheim entspricht im Wesentlichen seiner heutigen Form.

Die Geschichte von Attnang und Puchheim wurde bis 1870 im Wesentlichen von den Besitzern der Feste Puchheim beeinflusst. Heute ist das Schloss mit dem schönen Arkadenhof ein Kloster und im Eigentum der zur Seelsorge nach Puchheim berufenen Redemptoristen. Diese wurden 1851 durch Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este, den damaligen Herren über Schloss Puchheim, herbeigerufen. Das Vorschloss ist im Eigentum der Stadtgemeinde sowie der Diözese Linz.

In der Schlosskapelle, die dem heiligen Georg geweiht ist, wurden der 1936 verstorbene letzte spanische Thronprätendent der ersten carlistischen Dynastie, Alfonso Carlos (I.) von Bourbon und Österreich-Este und dessen Gemahlin Maria das Neves von Portugal sowie die Herzogin Maria Antonia von Bourbon-Parma 1959 und ihr Sohn, Prinz René von Bourbon-Parma 1962 bestattet.

Die letzte österreichische Kaiserin Zita von Bourbon-Parma besuchte 1982 nach langem Exil Österreich, nachdem Bundeskanzler Bruno Kreisky ermöglicht hatte, dass sie – entgegen der Gesetzeslage – auch ohne Thronverzicht einreisen konnte. Sie kam nach Puchheim um am Grab ihrer Mutter, Maria Antonia von Bourbon-Parma, zu gedenken.

Unter Rektor P. Matthias Paprian wurde von 1886 bis 1890 die große Wallfahrtsbasilika Maria Puchheim erbaut, die 1951 von Pius XII. zur Basilika minor erhoben wurde. Sie enthält eine Breinbauer-Orgel aus dem Jahr 1891. Mit 1.647 Pfeifen auf 24 Registern ist sie ein Instrument mittlerer, für die Periode der romantischen Orgeln des 19. Jahrhunderts durchaus großer Bauart. Orgelbau Kuhn aus Männedorf renovierte das Instrument im Jahr 2006. Das kostbare Instrument kommt auch konzertant zum Einsatz.

Mit dem Bau der Salzkammergutbahn und deren Inbetriebnahme im Jahre 1877 wurde die Entwicklung des Ortes zu einem maßgeblichen Eisenbahnknoten gesetzt, da Attnang-Puchheim bereits Endstation und Umschlagplatz der Niederstrasser-Bahn, der ersten Kohlenbahn Österreichs, war.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am 21. April 1945 Attnang-Puchheim stark durch amerikanische Bombenangriffe zerstört, vor allem, da die Alliierten Nachschub für die angebliche Alpenfestung der Nazis befürchteten. Der Angriff von 300 Flugzeugen dauerte drei Stunden. Mindestens 700 Menschen starben im Bombenhagel (von 2340 Bomben mit 640 Tonnen Sprengstoff), darunter viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten und aus Schlesien, die in Zügen am Bahnhof getroffen wurden. Der Bahnhof fungierte außerdem als Umladebahnhof für eine geheime Raketentestanlage im KZ-Nebenlager Redl-Zipf. Der Angriff machte Attnang-Puchheim zur Stadt mit der höchsten Todesrate Österreichs im Zweiten Weltkrieg.

Der Wiederaufbau erfolgte zunächst aus Eigeninitiative, ab März 1946 nach einem Gesamtplan des Gmundner Architekten Lois Stelzer, bei dem ein kompaktes Ortsbild entstand. Um zeitverzögernde Konflikte hinanzuhalten, wurden konservative Bauformen bevorzugt.

Nach dem Ende des Krieges wurde Attnang-Puchheim zu einem bedeutenden Ort mit Industrie und Gewerbe sowie einem großen Bahnhof; hier mussten die Lokomotiven umgespannt werden, da in Attnang die Elektrifizierung endete.

1955 beschloss man, Attnang-Puchheim wegen der großen Wiederaufbauleistung nach dem Krieg zur Marktgemeinde zu erheben. Am 3. März 1990 erfolgte die Erhebung zur Stadt.

Religion

In Attnang-Puchheim gibt es zwei katholische Pfarren, die Pfarrkirche Puchheim und die Pfarre Heiliger Geist in Attnang. Die Evangelische Pfarrkirche Rutzenmoos liegt rund fünf Kilometer südlich von Attnang-Puchheim in der Gemeinde Regau.

Bevölkerungsentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vor rund 800 Jahren Erbauung einer sogenannten Feste, 1585 durch Feuer vollständig zerstört, danach Wiederaufbau des Schlosses in der heutigen Form. Heute beherbergt Schloss Puchheim eine Galerie für zeitgenössische Kunst – die Galerie Schloss Puchheim, und eine Artothek.
Der Spatenstich für die Wallfahrtskirche fand am 24. Februar 1886 statt und die Konsekration am 5. August 1890. Die Innenausgestaltung und Einrichtung dauerten jedoch noch bis August 1896 an. Im Jahr 1951 wurde die Kirche von Papst Pius XII. zur „Basilika minor“ erhoben und ist seit der Pfarrerrichtung „Maria Puchheim“ am 1. Februar 1968 auch eine Pfarrkirche.
Durch das starke Wachstum des Ortes und die Verlagerung des Zentrums um den Bahnhof, wurde der Bau einer größeren Pfarrkirche notwendig. Erst 1951 konnte die Weihe des fertiggestellten Gotteshauses, das nach Plänen von Hans Feichtlbauer errichtet wurde, durch Prälat Leopold Hager, den Propst des Stiftes St. Florian, vollzogen werden. Der Großteil der Innen-Ausstattung in moderner Form, aber aus einem Guss, stammt aus der Bildhauerwerkstätte Klothilde Rauch aus Altmünster. Den Mittelpunkt über dem Hochaltar bildet ein Kruzifix von Bildhauer Franz Forster aus St. Florian, die sich dem Stil der Inneneinrichtung anpassenden Glasfenster stammen von der Wiener Firma Greyling und gehen auf Entwürfe der Wiener Malerin Lucia Jirgal zurück. Die große und schöne Weihnachtskrippe ist ein Werk von F. Binder (Figuren) und N. Stüger (Landschaft) aus Steinkogl bei Ebensee.
  • Filialkirche Alt-Attnang
1367 erste urkundliche Erwähnung, wahrscheinlich zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert erbaut. Seit der Fertigstellung der Hl. Geist-Kirche im Zentrum von Attnang im Jahre 1936 dient die Martinskirche der Bevölkerung hauptsächlich als Begräbnis- und Hochzeitskirche.
  • Kellerbühne Puchheim
1965 gründete Werner Böhm mit einigen Gleichgesinnten eine Kellerbühne im Unterbau der Basilika Puchheim. Seither wurden dort 85 Theaterproduktionen realisiert. Insgesamt haben daran rund 300 Theaterbegeisterte aus Attnang-Puchheim und den Nachbargemeinden mitgearbeitet. 1993 begann man mit einer eigenen Kinder- und Jugendschiene. Seit 1998 sorgt „N2O“, die Improgruppe der Kellerbühne Puchheim, für monatliche Herausforderungen. Einige Umbauphasen – zuletzt 2009 – erforderten Investitionen im höheren sechsstelligen Bereich. Eines der Resultate davon ist die kleinste Drehbühne vermutlich nicht nur in Ober-, sondern in ganz Österreich. Heute bietet der Zuschauerraum 127 Leuten Platz mit durchwegs guten Sichtverhältnissen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Attnang-Puchheim verfügt über eine Anzahl großer Betriebe. Das größte Unternehmen ist die STIWA Group. Mit auswärtigen Standorten werden über 1000 Mitarbeiter beschäftigt. In der Firma Spitz werden von rund 650 Mitarbeitern Lebensmittel hergestellt, die über die Handelskette Hofer vertrieben werden.

Verkehr

Attnang-Puchheim ist ein Verkehrsknotenpunkt.

Schienenverkehr

Siehe auch: Bahnhof Attnang-Puchheim

Durch Attnang-Puchheim führt die zweigleisige, elektrifizierte Westbahn, wodurch die Stadt eine überregionale Bedeutung hat. Zudem bietet der Bahnhof Anschlussmöglichkeiten an die Salzkammergutbahn Richtung Bezirk Gmunden bis hin in die Steiermark nach Stainach-Irdning, weiters eine Bahnstrecke nach Schärding über Ried im Innkreis. Der eingleisige Streckenabschnitt bis Stainach-Irdning ist elektrifiziert, die eingleisige Strecke nach Schärding jedoch nicht. Seit dem Fahrplanwechsel 2007 werden bereits von Linz aus Züge bis nach Stainach-Irdning und umgekehrt geführt, um das Umsteigen am Attnanger Bahnhof zu reduzieren. Obwohl die Kammerer Bahn erst in der Gemeinde Timelkam von der Westbahn abzweigt, werden einige Züge bis Schörfling am Attersee von Attnang-Puchheim aus geführt. Durch die vielen Anschlussmöglichkeiten fungiert Attnang-Puchheim als Bahnknotenpunkt, in dem auch InterCity-Züge Halt machen. Ein Umbau des Bahnhofes wurde 2014 abgeschlossen.

Straßenverkehr

Busverkehr

Umliegende Gemeinden sind durch das Busnetz von Montag bis Samstag tagsüber gut erreichbar. Neben den Busverbindungen nach Vöcklabruck, Schörfling am Attersee und Schwanenstadt gibt es in Attnang-Puchheim auch einen City Bus und City Taxi.

Politik

BW

Der Stadtgemeinderat hat 37 Mitglieder.

Bürgermeister

  • 1912–1918 Matthias Stadlmaier
  • 1918–1919 Matthias Plötzeneder
  • 1919–1926 Karl Tober
  • 1926–1927 Alois Weeder
  • 1927–1930 Karl Jakubetz
  • 1930–1934 Ferdinand Kohlbacher
  • 1934–1938 Johann Maier
  • 1938–1939 Fritz Krassnitzer
  • 1939–1942 Alois Schiene
  • 1942–1945 Karl Loidl
  • 1945–1946 Fritz Krassnitzer
  • 1946–1961 Friedrich Kühberger
  • 1962–1968 Franz Schürer
  • 1968–1980 Franz Bogner
  • 1980–1987 Franz Nöhammer
  • 1987–2007 Ludwig Glaser (SPÖ)
  • seit 2008 Peter Groiß (SPÖ)

Wappen

Blasonierung (Offizielle Beschreibung des Gemeindewappens): Geteilt und halbgespalten; oben in Gold über roten Flammen ein schwarzer, flugbereiter Phönix; unten rechts in Blau eine goldene heraldische Lilie, unten links dreimal von Silber und Rot gespalten. Die Gemeindefarben sind Rot-Gelb-Blau.

Das Wappen wurde Attnang-Puchheim anlässlich der Markterhebung im Jahr 1955 verliehen. Der aus der Asche auferstehende Phönix symbolisiert den Wiederaufbau des Ortes nach der schweren Zerstörung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg. Die Lilie entstammt dem Stammwappen der Salburger, den ehemaligen Besitzern der Herrschaft Puchheim, und ist gleichzeitig Symbol für Maria, Patronin der Wallfahrtskirche Puchheim. Die weiß-roten Pfähle sind dem oberösterreichischen Landeswappen entnommen.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Ehrenbürger der Stadtgemeinde

  • Ludwig Glaser, Altbürgermeister 1987–2007
  • 2015 Helmut Böhm, Hauptschuldirektor, Lokalhistoriker

Söhne und Töchter der Stadtgemeinde

Mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten

Ehrenringträger

  • Bruno Primetshofer CSsR (1929–2014), römisch-katholischer Ordensgeistlicher und Kirchenrechtler

Literatur

  • Helmut Böhm: 1945 – der Tag der Tränen – Attnang-Puchheim im Bombenhagel zweier US-Luftflotten – Dokumentation nach neuesten Forschungsergebnissen, Verlag Moserbauer, Ried im Innkreis 2007, ISBN 978-3-902121-86-8
  • Helmut Böhm (Hg.): 750 Jahre Attnang. Eine Dokumentation in Wort und Bild über die Geschichte der Stadt Attnang-Puchheim 1242–1992. Stadtgemeinde, Attnang-Puchheim 1992.
  • Friedrich Steffe: Die Geschichte der Herrschaft Puchheim in Österreich ob der Enns. Innsbruck 1950.
  • Kurt Palm: Kein Ort. Nirgends. Lokalaugenschein, Festival der Regionen. In: Der Standard, 25./26. Juni 2011 (online, derStandard.at ›Kultur ›Kultur & Politik ›Kulturpolitik der Bundesländer, 24. Juni 2011, https)
Commons: Attnang-Puchheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. Helmut Böhm: 1945 – der Tag der Tränen. Attnang-Puchheim im Bombenhagel zweier US-Luftflotten. Dokumentation nach neuesten Forschungsergebnissen. Moserbauer, Ried im Innkreis 2007. ISBN 978-3-902121-86-8.
  3. Johannes Hintermaier: Alle Wege führen nach Nang-Pu. In Bilder und Zeiten, Beilage der FAZ vom 28. Mai 2011, Nr. 124, Zi. (Online).
  4. Datum 03/05: Ausführlicher Artikel über den 21. April 1945, als Attnang-Puchheim zum Ort mit der höchsten Todesrate Österreichs im Zweiten Weltkrieg wurde (Memento vom 23. Juni 2012 im Internet Archive)
  5. Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band I, Residenz Verlag, Salzburg und Wien, 1980, S. 24
  6. Zahlen&Fakten. Gemeinde Attnag-Puchheim, abgerufen am 18. September 2022 (österreichisches Deutsch).
  7. https://orf.at/wahl/ooe21/ergebnisse/41703
  8. Bürgermeistergalerie 1912 bis 2007. In: Unser Attnang-Puchheim. Nachrichtenblatt der Stadtgemeinde. Jänner Februar 2008, Seite 4.
  9. Land Oberösterreich: Wappen der Gemeinde Attnang-Puchheim
  10. 30 Jahre Städtepartnerschaft. Gemeinde Attnang-Puchheim, abgerufen am 18. September 2022 (österreichisches Deutsch).
  11. Neuer Ehrenbürger kam vor 70 Jahren als Flüchtling nach Attnang-Puchheim. Stadtgemeinde hat Lokalhistoriker Helmut Böhm (85) zum Ehrenbürger ernannt. OÖN, 23. September 2015.
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