Bürger für Thüringen
Partei­vorsitzender Steffen Teichmann
General­sekretär Clarsen Ratz
Stell­vertretender Vorsitzender Mathias Goldhan
Landes­schatz­meister Stefan Sandmann
Gründung 2020
Gründungs­ort Suhl
Haupt­sitz Ilmenau
Farbe(n) Lila
Sitze in Landtagen
2/90
Mitglieder­zahl 44 (Stand: 12. Januar 2023)
Website www.buerger-fuer-thueringen.de

Bürger für Thüringen (Kurzbezeichnung: BfTh) ist eine seit 2020 in Thüringen aktive Kleinpartei. Sie ist derzeit nach Parteiübertritten mit zwei Mandaten im Landtag vertreten.

Geschichte

Die Partei Bürger für Thüringen ging aus dem gleichnamigen Verein hervor, der im März 2020 im Zusammenhang mit der Regierungskrise in Thüringen gegründet worden war und sich gegen den Rücktritt des mit Stimmen von AfD, CDU und FDP gewählten Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) eingesetzt hatte. Die Partei wurde schließlich am 27. November 2020 im Suhler Ringberghotel mit neun Mitgliedern gegründet. Zwischen Verein und Partei bestanden nahezu keine personellen Unterschiede.

Am 1. September 2021 wurde Ute Bergner, zuvor Mitglied der FDP-Landtagsfraktion, Parteimitglied und vertrat die BfTh zunächst als Einzelperson im Thüringer Landtag. Im Jahr 2022 traten drei vormalige Mitglieder der AfD-Landtagsfraktion der Partei bei: Birger Gröning und Tosca Kniese waren zuvor aus der AfD ausgetreten, Lars Schütze war von der AfD ausgeschlossen worden. Im Juli 2022 wurde dem Antrag der vier Abgeordneten stattgegeben, als parlamentarische Gruppe im Thüringer Landtag anerkannt zu werden; die Bildung einer Fraktion ist erst ab fünf Abgeordneten möglich. Bergner übernahm den Vorsitz der Gruppe. Mitte Dezember 2022 wurde bekannt, dass die Partei Gröning und Schütze wegen „parteischädigenden Verhaltens“ ausschließen möchte. Kurz darauf traten Gröning und Schütze selbst aus der Partei und der Landtagsgruppe aus. Im Zuge dessen verloren die Bürger für Thüringen ihren Gruppenstatus im Thüringer Landtag.

Im März 2023 wurde bekannt, dass die aufgelöste Landtagsgruppe wegen mutmaßlicher Untreue angezeigt wurde. Den Parlamentariern wird vorgeworfen, Landesmittel von 80.000 Euro zur Beschaffung von Büromaterial von einem befreundeten Unternehmen verwendet zu haben, ohne die erforderliche öffentliche Ausschreibung durchzuführen.

Zur Landtagswahl 2024 planten die Bürger für Thüringen, die Freien Wähler Thüringen, dieBasis Thüringen und die Werteunion Thüringen eine gemeinsame offene Liste. Dieses Vorhaben scheiterte am Einspruch des Bundesvorstands der Freien Wähler.

Einordnung

Bürger für Thüringen bezeichnet sich selbst als „ökologisch-liberal“.

Die Frankfurter Rundschau ordnet die Partei dem rechten Parteienspektrum zu. Politikjournalist Ulli Sondermann-Becker kommentierte zur Bildung der parlamentarischen Gruppe 2022: „Dass die Bürger für Thüringen die drei ehemaligen AfD-Politiker kommentarlos schlucken, zeigt […], wohin die Bürger künftig politisch reisen werden.“

Die Partei agierte vielfach im Zusammenspiel mit radikalen Vertretern der sogenannten Querdenker-Bewegung und rechtsextremistischen Einzelpersonen. So verbreitete beispielsweise der selbsternannte „Querdenker-Anwalt“ Ralf Ludwig, der zuvor als Mitgründer von Widerstand2020 und Fürsprecher von dieBasis in Erscheinung getreten war, bei einer von Clarsen Ratz, Generalsekretär der Bürger für Thüringen, initiierten Kundgebung „zahlreiche Inhalte, wegen derer der Verfassungsschutz Teile der Querdenken-Bewegung auf dem Radar hat“. Im Jahr 2021 fanden sich Texte auf der Website der Bürger für Thüringen, in denen Extremismusforscher „wesentliche Merkmale von Verschwörungserzählungen“ sahen, die die Diskreditierung demokratischer Strukturen zum Ziel hatten.

Commons: Bürger für Thüringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. mdr.de: Thüringer Landtag löst Gruppe "Bürger für Thüringen" einstimmig auf –. In: mdr.de. 21. Dezember 2022, abgerufen am 12. Januar 2023.
  2. n-tv.de: Neue Parlamentsgruppe steht für wechselnde Mehrheiten, 23. Juni 2022.
  3. 1 2 Ulli Sondermann-Becker: Gestern noch AfD - heute schon Bürger für Thüringen. In: mdr.de. 22. Juni 2022, abgerufen am 14. September 2022.
  4. 1 2 3 4 „Bürger für Thüringen“: Linksfraktion fragt nach Nähe der Partei zu Extremisten. In: mdr.de. 6. Mai 2022, abgerufen am 14. September 2022.
  5. sueddeutsche.de: Bürger für Thüringen: Landtag erkennt neue Gruppe an, 15. Juli 2022, abgerufen am 30. November 2022.
  6. tlz.de: Thüringer Landtag: AfD-Fraktion schließt Abgeordneten Lars Schütze aus, 13. Oktober 2021, abgerufen am 30. November 2022.
  7. Anerkennung des Zusammenschlusses. Abgerufen am 24. November 2022.
  8. Ex-Abgeordnete von AfD und FDP gründen Gruppe im Thüringer Landtag. In: mdr.de. 22. Juni 2022, abgerufen am 14. September 2022.
  9. „Bürger für Thüringen“ im Landtag vor dem Aus | MDR.DE. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 16. Dezember 2022, abgerufen am 16. Dezember 2022.
  10. Landespolitik: Partei Bürger für Thüringen: Gröning und Schütze ausgetreten. In: zeit.de. 20. Dezember 2022, abgerufen am 12. Januar 2023.
  11. mdr.de: Untreue-Verdacht: Anzeige gegen aufgelöste "Bürger für Thüringen". In: mdr.de. MDR Thüringen, 11. März 2023, abgerufen am 18. April 2023.
  12. mdr.de: Thüringer Freie-Wähler-Vorsitzender Rückert tritt zurück | MDR.DE. Abgerufen am 25. September 2023.
  13. zeit.de: Partei Bürger für Thüringen gegründet, 27. November 2020.
  14. fr.de: Bürgermeister greift Journalisten an: Finstere Zeiten im Thüringer Wald, 24. November 2022.
  15. Ronen Steinke: Verfassungsschutz warnt vor Verschwörungsideologen. In: sueddeutsche.de. 7. Juni 2022, abgerufen am 15. April 2023.
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