Bad Kleinen
Empfangs- und Dienstgebäude, hinten Lokschuppen mit Wasserturm (2012; alles abgerissen 2017)
Daten
Lage im Netz Kreuzungsbahnhof
Bauform ehem. Inselbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung WK
IBNR 8010018
Preisklasse 4
Eröffnung 1848
bahnhof.de Bad Kleinen-1035280
Lage
Ort/Ortsteil Bad Kleinen
Land Mecklenburg-Vorpommern
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 46′ 0″ N, 11° 28′ 0″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Mecklenburg-Vorpommern
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Der Bahnhof Bad Kleinen in der gleichnamigen Gemeinde ist eine der ältesten und wichtigsten Bahnstationen in Mecklenburg-Vorpommern und zudem ein Eisenbahnknoten, an dem die Strecken von und nach Wismar, Grevesmühlen/Lübeck, Schwerin sowie Bützow/Güstrow/Rostock zusammenlaufen. Das Bahnhofsensemble mit Empfangsgebäude und mehreren Nebengebäuden stand bis zum Abriss der Bauten im Jahr 2017 unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der Ort Kleinen (der Zusatz „Bad“ wurde 1915 verliehen) bekam 1848 mit der Verlängerung der ein Jahr vorher eröffneten Bahnstrecke Hagenow Land–Schwerin nach Wismar seinen Bahnhof. Bei der Planung der anschließenden Bahnstrecke nach Rostock entschied man sich dafür, die Strecke nicht auf dem direkten Weg von Schwerin zu führen, was eine Querung des Schweriner Sees erfordert hätte. So wurde Kleinen nach Hagenow Land zum zweiten Eisenbahnknoten Mecklenburgs. 1870 kam eine Strecke aus Lübeck über Grevesmühlen hinzu.

Um 1920 wurde der Bahnhof umgebaut. Vorher hatten zu beiden Seiten des zwischen den Gleisen liegenden Empfangsgebäudes Hausbahnsteige gelegen, die übrigen Bahnsteige waren durch Überschreiten der Gleise zu erreichen gewesen. Danach wurden die Gleise direkt an das Gebäude gelegt. Die Bahnsteige am Haus entfielen beim Umbau, dafür entstanden Inselbahnsteige, die durch einen Tunnel zu erreichen waren.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war die Ost-West-Relation Hamburg–Lübeck–Bad Kleinen–Bützow und weiter nach Stettin beziehungsweise zu den Fähren in Warnemünde und Saßnitz die wichtigste Verbindung. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Teilung wurde stattdessen der Bahnhof vor allem für den Personen- und Güterverkehr aus dem Süden der DDR über Magdeburg–Wittenberge nach Rostock und Wismar wichtig. Ab 1980 wurde der Rangierberg mit RTE (Rangiertechnische Einrichtung) teilautomatisiert, es wurden Elektrodynamische Gleisbremsen (EDG) der Bauart FEW in zwei Staffeln a 20 m eingebaut. In der nachfolgenden Gleisharfe wurden Dreikraftbremsen der Bauart FEW in Staffeln als Richtungs- und einzeln als Gefälleausgleichbremsen installiert. Die Rangierkapazität wurde dadurch auf ca. 500 Güterwagen pro Tag erhöht. Ein rechnergesteuertes Rangierstellwerk auf der Seeseite regelte den halbautomatische Auflaufbetrieb. Nach 1995 wurde der Rangierbahnhof schrittweise zurückgebaut. Heute steht noch eine Werkstatt die zur zentralen Aufarbeitung der EDG der Deutschen Reichsbahn vorgesehen war, in die dann eine Starkstrommeisterei (Stm) einzog, an der Seeseite.

Am 3. April 1975 ging das 300. Gleisbildstellwerk der DDR im Bahnhof in Betrieb. Es ersetzte mehrere mechanische Stellwerke. 1985 wurden der Bahnhof und die Strecken nach Bützow–Rostock, Wismar und Schwerin–Magdeburg elektrifiziert. Am 12. April 1986 feierte man dort im Rahmen des Zentralen FDJ-Jugendobjektes „Streckenelektrifizierung“ den 1000. seit 1981 elektrifizierten Kilometer Bahnstrecke in der DDR. Die Gedenktafel dazu fiel den Veränderungen Anfang der 1990er Jahre zum Opfer. Die Elektrifizierung aus dem Magdeburger Raum bis nach Wismar diente vorrangig dem Kaliexport via Seehafen Wismar.

Bekannt wurde der Bahnhof 1993 durch den GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen gegen die RAF-Terroristen Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams. Dabei erschoss Grams den GSG-9-Beamten Michael Newrzella auf einem der Bahnsteige und beging etwas später Suizid.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 entfiel der Halt in Bad Kleinen bei fast allen Intercity. Bis dahin wurde Bad Kleinen stets von den meisten Fernverkehrszügen bedient.

Von 2011 bis 2013 wurden die Gleisanlagen (Schotterbett und Schwellen) saniert. Der Bahnhof kann seitdem mit 100 km/h durchfahren werden. Arbeiten zur grundlegenden Umgestaltung der Bahnhofsanlagen begannen im Herbst 2016. Eine barrierefreie Überführung und der Bahnsteigneubau waren geplant. Von Januar bis März 2017 wurden das Empfangsgebäude, der Lokschuppen und die übrigen Gebäude in Insellage, die alle 137 Jahre alt waren, vollständig abgerissen. Der Abriss des historischen Bahnhofsemsembles stieß in der Öffentlichkeit auf ein geteiltes Echo. An dessen Stelle befindet sich nun Brachland. Die Umbauarbeiten wurden im Dezember 2018 abgeschlossen.

Anlagen

Situation vor dem Umbau 2016/2017

Der Bahnhof wurde als Inselbahnhof gebaut. Das Empfangsgebäude lag zwischen dem südlichen Inselbahnsteig 1/2 (vor allem dem Verkehr in Richtung Wismar und Rostock dienend) und dem nördlichen Inselbahnsteig 3/4. Der Bahnsteig 5 war durch Überschreiten über Gleis 4 zu erreichen, wurde nach 2000 entfernt und Ende 2016 für den Umbau provisorisch wiederhergestellt. Die Gleise auf dieser Seite dienen vor allem dem Verkehr in Richtung Schwerin und Lübeck.

Der Bahnhof liegt in Hanglage zwischen dem Dorf und dem Schweriner See. Dadurch ergab sich eine bauliche Besonderheit: bis Mitte der 1980er Jahre verlief der Zugang zum Bahnhof über einen Steg vom Vorplatz über die Gleise in den auf gleichem Höhenniveau liegenden ersten Stock des Empfangsgebäudes und über eine Treppe im Gebäudeinneren ins Erdgeschoss.

Am Empfangsgebäude gab es keine Bahnsteige; alle Bahnsteige waren nur durch einen Bahnsteigtunnel zu erreichen. Mit den Elektrifizierungsarbeiten wurde der Steg abgerissen und der Tunnel in Richtung Westen verlängert, von wo eine Treppe zum Bahnhofsvorplatz gebaut wurde. Einige Stufen im Tunnel ließen die Grenze zwischen dem älteren und dem neueren Teil erkennen. Einen direkten Ausgang zum Schweriner See gab es nicht. Dazu dient der westlich des Bahnhofs gelegene Eiertunnel.

Fahrkartenschalter und Gastronomie im Bahnhofsgebäude wurden in den 1990er Jahren geschlossen.

Das Empfangsgebäude und die meisten baulichen Anlagen im Bahnhof stammten aus dem 19. Jahrhundert. Hierzu zählte auch ein 1880 erbautes Gebäude, das einen Wasserturm und einen Lokschuppen enthielt. Zwischen dem Empfangsgebäude und dem Lokschuppen befanden sich ein Postgebäude sowie ein weiteres Dienstgebäude. Die Bahnsteige waren im äußeren Zustand seit dem Umbau 1920 bis 2016 praktisch unverändert.

Nach dem Umbau 2017

Nach dem Umbau verblieben zwei Inselbahnsteige, die über eine Fußgängerbrücke zu erreichen sind. Von der Brücke führen Aufzüge zu den Bahnsteigen, was es der Deutschen Bahn erlaubt, den Bahnhof als seit dem 9. Dezember 2018 barrierefrei zu bewerten. Auf einem kurzen Stück sind die Inselbahnsteige überdacht. Eine öffentliche Toilette befindet sich auf dem Bahnhofsvorplatz. Anstelle der früheren Gebäude befindet sich zwischen den beiden Bahnsteigen eine Freifläche. Einen direkten Ausgang in Richtung Schweriner See gibt es weiterhin nicht.

Personenverkehr

Nahverkehr

Der Bahnhof wird von folgenden Regionalverkehrslinien bedient:

Linie Strecke Taktfrequenz EVU Fahrzeugmaterial
RE 1 RostockBützowBlankenbergBad KleinenSchwerin–Hagenow Land–Hamburg Zweistundentakt
mit einzelnen zusätzlichen Zügen zwischen Rostock und Schwerin
DB Regio Nordost Lok + 5 Doppelstockwagen
RE 4 LübeckBad KleinenBlankenbergBützowGüstrowNeubrandenburgPasewalkSzczecin/Ueckermünde Stundentakt zwischen Lübeck und Bad Kleinen,
Zweistundentakt östlich von Bad Kleinen
DB Regio Nordost Alstom Coradia LINT 41 (Baureihe 623)
RE 8 Flughafen BER Terminal 1-2BerlinNauenWittenbergeLudwigslustSchwerinBad KleinenWismar Zweistundentakt Ostdeutsche Eisenbahn Stadler KISS
RB 17 LudwigslustSchwerinBad KleinenWismar Zweistundentakt, gemeinsam mit RE 2 eine Verbindung pro Stunde DB Regio Nordost Bombardier Talent 2
RB 18 Bad KleinenSchwerin Zweistundentakt DB Regio Nordost Bombardier Talent 2
Stand: 11. Dezember 2022

Zwei Zugpaare der RB 18 fahren im Berufsverkehr durchgehend von Rostock über Bad Kleinen nach Schwerin und zurück.

Bis Ende 2014 gab es alle zwei Stunden einen Taktknoten, bei dem die RE Wismar–Berlin, Rostock–Hamburg und Bad Kleinen–Lübeck und ihre jeweiligen Gegenzüge sich im Bahnhof trafen und Anschlüsse in alle Richtungen hergestellt wurden. Seit 2015 erreichen die Züge aus Richtung Ludwigslust den Bahnhof Bad Kleinen erst nach der Knotenzeit, so dass sie keine Anschlüsse mehr haben. Anschlüsse aus Schwerin werden alle zwei Stunden mit dem RE 1 erreicht, zu den anderen Stunden fährt eine Pendellinie RB 18 zwischen Schwerin und Bad Kleinen.

Fernverkehr

Der Bahnhof wird morgens von zwei ICE-Zügen aus Stralsund bzw. Rostock in Richtung Hamburg, Hannover und weiter nach Karlsruhe und am späten Nachmittag/Abend in Gegenrichtung bedient, wobei das Angebot je nach Wochentag etwas variiert. Im Sommer täglich, ansonsten am Wochenende hält noch ein Intercity-Zugpaar der Relation Warnemünde–Rostock–MagdeburgLeipzigDresden im Bahnhof.

Commons: Bahnhof Bad Kleinen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred Berger, Historische Bahnhofsbauten, Bd. 1, Sachsen, Preußen, Mecklenburg und Thüringen, Transpress-Verlag (1980), S. 214
  2. Ostsee-Zeitung: Strecke Grevesmühlen–Bad Kleinen–Schwerin wird vier Wochen gesperrt, 10. März 2011
  3. Ausschreibung „Umbau Bahnhof Bad Kleinen“ (Memento des Originals vom 26. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  4. Bilder der Abbrucharbeiten in Bad Kleinen auf eisenbahnen-in-mv.de, abgerufen am 15. April 2017.
  5. Lübecker Nachrichten: Bad Kleinen: Letzte Fotos vor dem Abriss, 21. Januar 2017, online.
  6. Michaela Krohn: Endlich! Bahnhof Bad Kleinen ist fertig. In: Ostsee-Zeitung. 9. Dezember 2018, abgerufen am 9. März 2019.
  7. Bad Kleinen Bahnhof. In: BauInfoPortal. Archiviert vom Original am 8. Januar 2019; abgerufen am 9. März 2019.
  8. Bauprojekt Bad Kleinen Bahnhof. Infobroschüre der Deutschen Bahn, 2016.
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