Dresden Mitte
Daten
Betriebsstellenart Bahnhofsteil (Bahnhof Dresden)
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung DM
IBNR 8013444
Preisklasse 4
Eröffnung 1. Oktober 1897
Lage
Stadt/Gemeinde Dresden
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 3′ 23″ N, 13° 43′ 27″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
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Der Bahnhof Dresden Mitte befindet sich am Rand der Dresdner Innenstadt. Der 1897 als Haltestelle Wettiner Straße eröffnete Bahnhof liegt an der Verbindungsbahn zwischen Dresden Hauptbahnhof und Bahnhof Dresden-Neustadt. In seiner Geschichte war er mehrfach als neuer Zentralbahnhof Dresdens in der Erörterung.

Lage

Der Bahnhof Dresden Mitte liegt nahe der Dresdner Altstadt etwa 500 Meter westlich des Dresdner Zwingers an der Grenze zwischen den Stadtteilen Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Kongresszentrum Dresden, die ehemalige Zigarettenfabrik Yenidze, die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden im ehemaligen Wettiner Gymnasium, das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, sowie das Ostragehege mit der Messe und diversen Sportangeboten. In der Nähe des Bahnhofes liegt außerdem die Staatsoperette Dresden auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Mitte.

Geschichte

Vorgeschichte und Errichtung

Die ursprünglichen Eisenbahnanlagen in Dresden folgten keinem Gesamtkonzept. Vielmehr hatte jede Privatbahn ihren eigenen Bahnhof als Endpunkt ihrer Fernstrecke gebaut, sodass es ab 1875 vier verschiedene unzureichend verknüpfte Fernbahnhöfe in Dresden gab. Außerdem stellten viele Kreuzungen zwischen Eisenbahn und Straße ein wesentliches Verkehrsproblem dar. Nachdem Ende der 1880er Jahre alle Dresden tangierenden Eisenbahnanlagen sich in Staatshand befanden, entschloss man sich zu einer grundlegenden Umgestaltung des Eisenbahnknotens Dresden unter Federführung von Baurat Otto Klette. Dabei sollte ein neuer Zentralbahnhof entstehen, über dessen Standort jedoch lange Zeit keine Einigkeit erzielt wurde. Nach dem Elbhochwasser im März 1845 hatte der Vermessungsinspekteur Karl Pressler angeregt, das Flussbett der Weißeritz nach Cotta umzuleiten und das ehemalige Flussbett für einen Dresdner Zentralbahnhof zu nutzen. Dieser Plan wurde aufgegriffen und das ehemalige Flussbett für eine Verbindungsbahn zwischen den Dresdner Fernbahnhöfen genutzt, anstelle eines Zentralbahnhofes wurde nun jedoch ein einfacher Bahnhof für den Vorortverkehr auf Höhe der Wettiner Straße eingerichtet. Neuer Hauptbahnhof wurde der ehemalige Böhmische Bahnhof, einerseits aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zur Prager Straße, die sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zur bedeutendsten Geschäftsstraße Dresdens entwickelte, andererseits, da er bereits den am stärksten frequentierten Dresdner Bahnhof darstellte.

Von 1891 bis September 1893 wurde die Weißeritz verlegt und am 1. August 1896 wurde der heutige Bahnhof Mitte provisorisch für den Durchgangsverkehr eröffnet. Die Einweihung als Haltestelle Wettiner Straße erfolgte am 1. Oktober 1897. Nach dem Vorbild der beiden Bahnhöfe Alexanderplatz und Friedrichstraße an der Berliner Stadtbahn erhielt dieser Bahnhof eine 100 Meter lange und 36 Meter breite Bahnsteighalle, die alle sechs Gleise überspannte. Die Gleise 1 und 4 waren dem Vorortverkehr und die Gleise 2 und 3 dem durchfahrenden Fernverkehr vorbehalten. Die Gleise 5 und 6 schließlich dienten dem Güterverkehr, der in südlicher Richtung sowohl nach Dresden-Friedrichstadt als auch in Richtung Hauptbahnhof geleitet werden konnte. Die Bahnhofshalle wurde von vier mit Türmchen verzierten Eckpfeilern flankiert, die die Lager der Halle kaschierten. Große Rundbogenfenster zierten die Längsseiten der Bahnsteighalle. Unter den in Hochlage gelegenen Gleisen waren Eingänge, Fahrkartenschalter, Gepäckabfertigung, Wartesäle und Restauration auf Straßenniveau untergebracht, ähnlich wie im Bahnhof Dresden-Neustadt. Diese für einen Nahverkehrsbahnhof umfangreichen Anlagen sind ein Hinweis auf seine große Bedeutung für den Berufs- und Geschäftsverkehr.

Umbaupläne und Abriss der Bahnsteighalle

Auch in der Folgezeit wurde ein Umbau des Bahnhofs zum Dresdner Hauptbahnhof mehrfach erwogen. Ende der 1930er Jahre planten die Nationalsozialisten eine Neugestaltung Dresdens, die einen neuen Zentralbahnhof anstelle des Bahnhofs Wettiner Straße vorsah. Das Geltungs- und Repräsentationsbedürfnis im Dritten Reich verlangte nach gewaltigen Dimensionen, der neue Zentralbahnhof sollte sich auf 300 Metern Länge und 200 Metern Breite ausdehnen, außerdem waren ein überdimensionierter Vorplatz und großzügige Straßen vorgesehen, um Platz für Kundgebungen und Aufmärsche zu schaffen. In der Nähe sollte zwischen Freiberger Straße und Ehrlichstraße, dem sogenannten Reichsbahnbogen, eine ebenso dem Zeitgeist entsprechende wie Macht demonstrierende Bebauung entstehen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren diese Pläne jedoch schnell hinfällig. Während der Luftangriffe auf Dresden 1945 wurde die Hallenkonstruktion stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Beschädigungen waren jedoch nicht so schwerwiegend, dass sie den im Jahr 1953 vollzogenen Abriss der Bahnsteighalle einschließlich dreier Eckpfeiler gerechtfertigt hätten. Lediglich einer von vier Eckpfeilern blieb erhalten, da sich in ihm der Rauchabzug der Bahnhofsheizung befand.

Zuvor war erneut ein Umbau des Bahnhofs in einen Zentralbahnhof ins Auge gefasst worden. Die großflächige Zerstörung Dresdens hätte eine weitreichende Neugestaltung der Eisenbahnanlagen ermöglicht und so wurden in den Jahren 1946 und 1947 mehrere Entwürfe zu einem neuen großzügig dimensionierten Hauptbahnhof anstelle des Bahnhofs Wettiner Straße erstellt. Dieser sollte mit 17 Durchgangs- und drei Kopfgleisen auf 400 Metern Länge und 186,5 Metern Breite parallel zur Könneritzstraße entstehen. Das seitlich angeordnete Empfangsgebäude war auf der Innenstadtseite vorgesehen. In Folgeentwürfen wurden die Dimensionen durch Aufgabe der Gepäckbahnsteige etwas reduziert, der Entwurf aber im Wesentlichen beibehalten. Ein Hauptziel dieser geplanten Umgestaltung des Eisenbahnknotens war, Züge der Ost-West-Relation ChemnitzGörlitz ohne Fahrtrichtungswechsel über Dresden zu führen. Warum diese Planungen letztlich nicht durchgeführt wurden, kann nicht mehr mit Sicherheit beantwortet werden, jedoch werden Finanznot, Materialknappheit, Arbeitskräftemangel und allgemeine Planungsunsicherheit im gesellschaftspolitischen Wandel als mögliche Gründe genannt.

Der bisherige Name des Bahnhofs bezog sich auf das Fürstengeschlecht der Wettiner und war somit nicht im Sinne des sozialistischen Systems. Daher wurde der Bahnhof am 20. Juli 1946 in Dresden-Mitte umbenannt. In den folgenden 40 Jahren veränderte sich wenig. Da nun keine Bahnsteigüberdachung mehr vorhanden war, die Gleise und Gebäude jedoch für einen überdachten Bahnhof ausgelegt waren, bahnte sich in der Folge Regenwasser den Weg durch den unzureichend abgedichteten Boden und sorgte für einen schrittweisen Verfall.

Umbau nach der Wende

Nach der Wende gab es zunächst Pläne, eine gläserne Bahnhofshalle mit zwei Stockwerken, Läden und Büros nach Entwürfen des Architektenbüros Ingenhoven zu errichten. Aus Kostengründen wurde dieser Entwurf jedoch nicht verwirklicht. Im Jahr 1997 fanden kleinere Renovierungsarbeiten statt und ab November 2001 sanierte die Deutsche Bahn AG im Zuge des Streckenausbaus Leipzig–Dresden den Bahnhof von Grund auf. Straßenbahnen fahren seit Mitte 2002 unter den Gleisen durch und halten direkt vor dem Bahnsteigzugang in der Jahnstraße an der Großmarkthalle. Die neuen Bahnsteige 1 und 2 wurden im Januar 2003 und die Bahnsteige 3 und 4 im Oktober 2004 fertiggestellt. Am nördlichen Bahnsteigende wurde außerdem ein zunächst nicht geplanter zusätzlicher Personentunnel erbaut, der die Wegebeziehungen in die nördliche Friedrichstadt verbessert. Als erster Schritt des Innenausbaus eröffnete im März 2005 ein DB Service Store.

Der zwischen dem Bahnhof Mitte und der Weißeritzstraße gelegene Bahnhofsvorplatz wurde im Jahr 2011 für etwa 850.000 Euro neu gestaltet. Auf dem Platz entstand auch ein 23 Meter langes Band aus Granitfindlingen und leuchtend roten Steinnachbildungen aus Glasfaser, das an den früheren Verlauf der Weißeritz erinnern soll. Die Seite zur Könneritzstraße ist mit Wandbildern gestaltet, die teils zur Bahnbögengalerie gehören.

Aufbau

Der Bahnhof Dresden Mitte ist ein Durchgangsbahnhof mit vier Bahnsteigkanten. Die Züge der S-Bahn Dresden verkehren über die Gleise 1 und 2. Auf den Gleisen 3 und 4 verkehren Regional- und Fernverkehrszüge, wobei nur für die Regionalzüge auch Verkehrshalte bestehen. Zwei weitere Gleise an der Nordwestseite des Bahnhofs dienen dem Güterverkehr. Im Südwestkopf des Bahnhofs zweigt die Strecke der Berliner Eisenbahn zum Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt ab. Nordöstlich des Bahnhofs liegt die Marienbrücke über die Elbe und daran anschließend der Bahnhof Dresden-Neustadt.

Verkehrliche Bedeutung

Aufgrund der zentralen Lage innerhalb Dresdens und der vielfältigen Umsteigemöglichkeiten kommt dem Bahnhof Mitte für den Nah- und Regionalverkehr große Bedeutung zu. Alle Regionalzüge sowie die drei S-Bahnlinien, die auf der Dresdner Verbindungsbahn verkehren, halten hier.

Linie Linienverlauf Takt (min) EVU
RE1 Dresden Hbf Dresden MitteDresden-NeustadtDresden-KlotzscheBischofswerda Bautzen Löbau (Sachs) Görlitz Mo–Fr: 60, Sa u. So: 120 trilex
RE2 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt – Dresden-Klotzsche – Bischofswerda Ebersbach (Sachs) Zittau (– Liberec) 120 trilex
RE15 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt Großenhain Cottb Bf Ruhland – Hoyerswerda 120 DB Regio Nordost
RE18 Dresden Hbf – Dresden Mitte – Dresden-Neustadt – Großenhain Cottb Bf – Ruhland Senftenberg Cottbus 120 DB Regio Nordost
RE50 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt Riesa Leipzig Hbf 60 DB Regio Südost
RB60 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt – Dresden-Klotzsche – Bischofswerda – Bautzen – Löbau (Sachs) – Görlitz 120 trilex
RB61 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt – Dresden-Klotzsche – Bischofswerda – Ebersbach (Sachs) – Zittau 120 trilex
S1 Meißen-Triebischtal Coswig (b Dresden) – Dresden-Neustadt Dresden Mitte – Dresden Hbf Heidenau Pirna Bad Schandau Schöna 10/20 (Meißen-Triebischtal–Pirna Mo–Fr zur HVZ)
30 (60 nach Schöna)
DB Regio Südost
S2 Dresden Flughafen – Dresden-Klotzsche – Dresden-Neustadt Dresden Mitte – Dresden Hbf (– Heidenau – Pirna) 30 (nach Pirna Mo–Sa) DB Regio Südost
S8 Dresden Hbf Dresden Mitte – Dresden-Neustadt – Dresden-Klotzsche Kamenz (Sachs) 60 (30 zur HVZ) DB Regio Südost
Stand: 12. Dezember 2021

Außerdem besteht Anbindung zu folgenden Linien der Dresdner Verkehrsbetriebe (Stand April 2022):

Linie Linienverlauf
1 Prohlis – Gruna – Pirnaischer Platz – Postplatz – Bahnhof Mitte – Friedrichstadt – Leutewitz
2 Kleinzschachwitz – Gruna – Pirnaischer Platz – Postplatz – Bahnhof Mitte – Cotta – Gorbitz
6 Niedersedlitz – Tolkewitz – Schillerplatz – Bahnhof Neustadt – Bahnhof Mitte – Wölfnitz
10 Messe Dresden – Friedrichstadt – Bahnhof Mitte – Hauptbahnhof – Straßburger Platz – Striesen
68 Cossebaude/Niederwartha – Cotta – Bahnhof Mitte – Postplatz – Leubnitzer Höhe (– Goppeln)

Literatur

  • Kurt Kaiß/Matthias Hengst: Dresdens Eisenbahn: 1894–1994. Alba Publikation, Düsseldorf 1994, ISBN 3-87094-350-5
Commons: Bahnhof Dresden Mitte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kaiß/Hengst: Dresdens Eisenbahn, S. 10f
  2. Kaiß/Hengst: Dresdens Eisenbahn, S. 40ff
  3. Dietrich Conrad: Die Dresdner Bahnhöfe, S. 126. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch 2, 1996.
  4. Kaiß/Hengst: Dresdens Eisenbahn, S. 27f
  5. 1 2 3 Kaiß/Hengst: Dresdens Eisenbahn, S. 62f
  6. Kaiß/Hengst: Dresdens Eisenbahn, S. 44ff
  7. Ein Zelt für Züge, Online-Artikel der WELT vom 15. November 2001.
  8. Vernetzung der S-Bahnen mit dem Dresdner Stadtverkehr – Stand und Perspektiven (Memento vom 29. Juni 2011 im Internet Archive), Pressemitteilung des Verkehrsverbund Oberelbe vom 11. März 2004 (PDF; 50 kB).
  9. Moderne S-Bahn-Strecke für den Nahverkehr, Dresdner Amtsblatt Nr. 43/2005, S. 8.
  10. Bürgermeister Jörn Marx eröffnet neuen Stadtplatz am Bahnhof Mitte. In: dresden.de. Landeshauptstadt Dresden, 29. Dezember 2011, abgerufen am 21. April 2017 (Pressemitteilung).
  11. Peter Hilbert: Rotes Steinwunder, Sächsische Zeitung vom 24. Dezember 2011.
  12. Meldung Sanierung der Marienbrücke. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2003, ISSN 1421-2811, S. 101.
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