Freiberg (Sachs)
Empfangsgebäude, Straßenseite (2008)
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Kreuzungsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung DFR
IBNR 8010115
Eröffnung 11. August 1862
bahnhof.de Freiberg (Sachs)-1039058
Architektonische Daten
Baustil Neugotik
Architekt Eduard Heuchler
Lage
Stadt/Gemeinde Freiberg
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 54′ 32″ N, 13° 20′ 41″ O
Höhe (SO) 413 m
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
i16i18

Der Bahnhof Freiberg (Sachs) ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecken Dresden–Werdau und Nossen–Moldava in Freiberg in Sachsen. Bis 1995 begann im Bahnhof außerdem die heute stillgelegte Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke.

Geschichte

Mit Eröffnung der Verlängerung der Bahnstrecke Dresden–Tharandt am 11. August 1862 nach Freiberg wurde auch der Bahnhof Freiberg (Sachs) eröffnet. Das für die damaligen Verhältnisse großzügige Empfangsgebäude entwarf der Freiberger Architekt und Professor Eduard Heuchler unter Verwendung neugotischer Stilelemente. Von diesen ist nach Instandsetzungsarbeiten im 20. Jahrhundert nicht mehr viel zu sehen, in seiner Grundsubstanz besteht das Empfangsgebäude von 1862 jedoch noch heute. Knapp sieben Jahre nach der Eröffnung ging am 1. März 1869 die Verlängerung der Bahnstrecke nach Chemnitz in Betrieb und der Bahnhof Freiberg wurde zum Durchgangsbahnhof. Im Folgejahrzehnt eröffnete die über Freiberg führende Bahnstrecke Nossen–Moldau. 1890 begann der Betrieb auf der Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke, die vor allem im Güterverkehr Bedeutung besaß. Der stark gewachsene Personen- und Güterverkehr erforderte ab 1900 den Umbau der Bahnanlagen des Bahnhofs. Die Gleisanlagen wurden nach Süden erweitert, Zwischenbahnsteige mit schienengleichen Reisendenzugängen durch Mittelbahnsteige mit Zugang durch Personentunnels und niveaugleiche Straßenübergänge durch Straßenunterführungen ersetzt.

Ein erster Bedeutungsrückgang trat ein, als der Reiseverkehr nach Halsbrücke (1975) und nach Nossen (1977) eingestellt wurde. 1997 endete dieser auch nach Brand-Erbisdorf und Langenau.

Die Freiburger IF-Unternehmensgruppe erwarb 2013 das Empfangsgebäude und einen Teil des Geländes von der Deutschen Bahn zu einem sechsstelligen Kaufpreis. Sie verkaufe es 2015 an die Aedificia Infrastruktur- und Entwicklungs GmbH aus Frankfurt/Main. Bei den beabsichtigten Sanierungsarbeiten sollten im Erdgeschoss weitere Einzelhandelsflächen und im Obergeschoss Büroflächen entstehen. Jedoch gab es kaum Bautätigkeiten und so verfiel das Gebäude immer mehr, sodass auch die Öffentlichkeit und die Stadt Freiberg selbst immer mehr Interesse an einem Kauf zeigte, die es von der Aedifica GmbH erwarb.

Seit dem 1. Dezember 2019 ist die Stadt Freiberg Eigentümer des Empfangsgebäudes und des umliegenden Grundstückes, sowie dem Parkplatz vor dem Gebäude. Erste Maßnahmen sind regelmäßige Müllabholungen und eine Reaktivierung der Außenbeleuchtung, zeitnah sollen zum einen die Wiedereröffnung der sanitären Anlagen und zum anderen die Eröffnung eines Kiosks sein, denn der ServiceStore der DB Station&Service war im März 2018 geschlossen worden, nachdem der Mietvertrag auslief; weiteres ist dazu nicht bekannt. Erste Überlegungen zur Nutzung seitens der Stadt beinhalten zudem eigene Verwaltungsbüros und privates Dienstleistungsgewerbe. Zur Erarbeitung eines Konzeptes fanden 2020 digitale Bürgerdialoge statt. Gleichzeitig wurde damit begonnen, das Dach abzudecken, um erste Erhaltungsmaßnahmen vorzunehmen. Zudem wurde ein Behelfsdach mit einem Gerüst errichtet. Die Wartehalle wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken gesperrt.

Fahrgastinformation

Der Bahnhof wurde etwa 2000 mit elektronischen Fallblattanzeigern der Firma Omega Electronics aus der Schweiz ausgestattet. Trotz der relativ geringen Verkehrsanbindung erhielt der Bahnhof vergleichsweise teure Anzeiger, welche auch Zugteilungen und zwei verschiedene Zugtypen, Zugnummern, Hinweise, Zugläufe und Zugziele anzeigen konnten. Diese Anzeiger waren die letzte Generation und ihre Produktion wurde 2016 eingestellt. 2018 wurde damit begonnen die Anzeiger gegen moderne LCD-Anzeigen auszutauschen. Ein Gerät von Gleis 1 wurde an den Förderverein Zellwaldbahn e.V. abgegeben. Der Verein wiederum musste ihn 2020 wegen finanziellen Engpässen veräußern. Er wurde an einen privaten Sammler nach Oberbayern verkauft.

Bahnbetriebswerk

In den Anfangsjahren genügte ein einfacher zweiständiger Lokschuppen. Mit dem Bahnhofsumbau ab 1900 wurde auch ein neuer Ringlokschuppen mit Drehscheibe sowie die entsprechenden Behandlungsanlagen errichtet.

Der Lokbahnhof wurde 1936 zum selbstständigen Bahnbetriebswerk Freiberg erhoben, dem die Lokbahnhöfe Bienenmühle, Klingenberg-Colmnitz und Sayda unterstanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Bahnbetriebswerk Freiberg erheblich an Bedeutung, da die ehemals wichtige Strecke nach Moldau unterbrochen wurde. Auch wurde der Lokbahnhof Klingenberg-Colmnitz an das Bahnbetriebswerk Wilsdruff abgegeben.

Mit der Stilllegung der Schmalspurbahn Mulda–Sayda wurde die Einsatzstelle Sayda 1966 geschlossen, die Einsatzstelle Bienenmühle gab es bereits seit 1960 nicht mehr. Am 31. Mai 1967 wurde das Bahnbetriebswerk als selbstständige Dienststelle aufgelöst und als Einsatzstelle dem Bahnbetriebswerk Nossen angegliedert. Bereits am 1. Januar 1968 wurde Freiberg dem neugegründeten Bahnbetriebswerk Karl-Marx-Stadt zugeordnet. Recht bald wurden alle noch in Freiberg vorhandenen Lokomotiven an andere Dienststellen abgegeben, Freiberg war aber mindestens bis in die 1990er Jahre eine Personaleinsatzstelle.

Lokomotiveinsatz

Anfangs wurden ausschließlich Lokomotiven der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen eingesetzt. Erst ab Ende der 1920er-Jahre kamen vereinzelt andere Fahrzeuge dazu. Sächsische Länderbahnlokomotiven wurden aber ebenfalls bis in die 1960er Jahre hier stationiert.

Eingesetzte Baureihen (Normalspur)
bis 1945nach 1945

Verkehrsanbindung

Der Bahnhof Freiberg war bis zu dessen Einstellung 2014 Verkehrshalt für den Franken-Sachsen-Express.

Gegenwärtig wird Freiberg von den Linien RE 3 Dresden–Hof und RB 30 Dresden–Zwickau der Bayerischen Oberlandbahn als Mitteldeutsche Regiobahn bedient. Hinzu kommen die Züge der Freiberger Eisenbahn (FEG) von und nach Holzhau. Alle Linien verkehren im Einstundentakt. Die Regionalexpress-Züge begegnen sich zur halben Stunde etwas vor der üblichen Symmetrieminute und haben jeweils Anschluss von und zu den Zügen der RB 83 nach Holzhau.

Seit 9. Dezember 2007 ist Freiberg auch ins Netz der S-Bahn Dresden eingebunden. Die Linie S 3 verkehrt montags bis freitags in den Hauptverkehrszeiten (5–7 Uhr und 13–16 Uhr) bis und ab Freiberg. Gemeinsam mit der RB 30 entsteht so zwischen Freiberg und Dresden in der HVZ ein 30-Minuten-Takt, der alle Unterwegshalte bedient. Zusammen mit dem RE 3 verkehren in der HVZ zwischen Freiberg und Dresden drei Zugpaare pro Stunde.

Zum kleinen Fahrplanwechsel am 12. Juni 2022 wurde die Intercity-Linie 17 der DB Fernverkehr mit zwei Zugpaaren täglich von Dresden über Freiberg nach Chemnitz Hbf verlängert.

Linie Zuglauf Takt (min) EVU
RE 3 Dresden Hbf – Freiberg (Sachs) – Chemnitz HbfZwickau (Sachs) HbfPlauen (Vogtl) ob BfHof Hbf 60 BOB
RB 30 Dresden Hbf – Freiberg (Sachs) – Chemnitz Hbf – Zwickau (Sachs) Hbf 60 BOB
IC 17

RE 17

WarnemündeRostock HbfBerlin Hbf tiefFlughafen BER – Terminal 1-2Dresden Hbf – Freiberg (Sachs) – Chemnitz Hbf DB Fernverkehr
RB 83 Freiberg (Sachs) – Holzhau 60 FEG
S 3 Dresden Hbf – Tharandt – Freiberg (Sachs) 60 DB Regio Südost
Stand: 12. Dezember 2022
Commons: Bahnhof Freiberg (Sachs) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten I. Sachsen, Preußen, Mecklenburg und Thüringen. Kapitel: Bahnhof Freiberg (Sachs). transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, ISBN 3-344-00066-7, S. 91 f.
  2. "Freiberg: Trostloser Anblick bleibt noch", Freie Presse, 14. Dezember 2011.
  3. "Die Sicherheitslage ist grundsätzlich gut" | Freie Presse - Freiberg. Abgerufen am 10. Januar 2020.
  4. Neuer Rückschlag für Bahnhof: Reisekiosk schließt Mitte März. In: Freie Presse. Abgerufen am 12. November 2019.
  5. Omega Fallblattanzeiger der DB (FIN). Abgerufen am 30. Januar 2023 (deutsch).
  6. 1 2 3 4 5 Kurt Kaiß, Matthias Hengst: Eisenbahnknoten Chemnitz – Schienennetz einer Industrieregion, Alba, Düsseldorf 1996, ISBN 3-87094-231-2, S. 151
  7. Klaus-Jürgen Kühne: Bahnbetriebswerke der DDR — 1949–1993, transpress-Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-71401-4, S. 13
  8. Klaus-Jürgen Kühne: Bahnbetriebswerke der DDR — 1949–1993, transpress-Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-71401-4, S. 53
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