Colmdorf Kreisfreie Stadt Bayreuth | |
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Koordinaten: | 49° 56′ N, 11° 36′ O |
Höhe: | 365 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. April 1939 |
Postleitzahl: | 95444 |
Vorwahl: | 0921 |
Colmdorf ist ein am östlichen Stadtrand gelegener Stadtteil von Bayreuth. Bis 1939 war Colmdorf eine Gemeinde.
Lage
Colmdorf liegt erhöht über der Stadt am Nordwesthang des Eichelbergs. Seit ihrem Bau im Jahr 1937 trennt die Autobahn Berlin–München (heutige A 9) den Ortsteil von der Innenstadt. Diese Trennung wurde durch die Errichtung von Schallschutzwänden nach dem sechsspurigen Ausbau um die Jahrtausendwende noch unterstrichen.
Durch Colmdorf verläuft seit 1863 die Bahnstrecke Weiden–Bayreuth, eine Bahnstation existierte im Ort jedoch nie.
Geschichte
Colmdorf, damals „Kolbendorf“ genannt, wurde erstmals im Landbuch A des Amtes Bayreuth von 1386 erwähnt. Bereits ab 1421 wurde es nur noch als Colmdorf bezeichnet. Der nördlich der Königsallee gelegene Ort war überwiegend landwirtschaftlich geprägt, mit Bauernhöfen, einer Gastwirtschaft und einem kleinen Schloss.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Colmdorf 9 Anwesen (1 Schlösslein, 4 Sölden, 1 Wirtshaus, 2 Tropfhäuser, 1 Häuslein). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen hatte das Amt St. Johannis.
Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Nachdem im Jahr 1810 das Königreich Bayern das Fürstentum Bayreuth käuflich erworben hatte, wurde Colmdorf bayerisch. Infolge des Gemeindeedikts wurde Colmdorf dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt St. Johannis zugewiesen. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Colmdorf, zu der Monplaisir, Obere Röth, Rollwenzelei und Untere Röth gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Bayreuth zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Bayreuth (1919 in Finanzamt Bayreuth umbenannt). Ab 1862 gehörte Colmdorf zum Bezirksamt Bayreuth (1939 in Landkreis Bayreuth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Bayreuth (1879 in Amtsgericht Bayreuth umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,243 km². Am 1. April 1939 wurde Colmdorf nach Bayreuth eingemeindet.
Umstritten war die Führung der Reichsautobahn an der Stelle bei Colmdorf. Der Gauleiter Karl Schlumprecht und der Architekt Hans Reissinger wandten sich diesbezügleich an Adolf Hitler, als dieser im März 1935 anlässlich der Trauerfeier für Hans Schemm in Bayreuth weilte. Hitler sagte zu, noch Korrekturen vornehmen zu lassen, „auch wenn die Brücken in die Luft gesprengt werden“ müssten. Der Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen Fritz Todt erhielt eine entsprechende Weisung, worauf die bereits fertiggestellte Brücke über die Königsallee tatsächlich wieder gesprengt wurde. Wegen des Zeitdrucks wurde jedoch von einer Trassenverlegung nach Westen hin abgesehen und lediglich eine breitere und gefälligere Brücke aus Sandstein errichtet.
Baudenkmäler
- Colmdorf 8: Schloss Colmdorf
- Königsallee 55: Wohnhaus
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Colmdorf
Jahr | 1822 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 |
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Einwohner | 89 | 111 | 113 | 120 | 132 | 150 | 150 | 136 | 139 | 190 | 199 | 184 | 187 | 194 | 232 | 216 | 200 | 216 |
Häuser | 16 | 17 | 20 | 20 | 21 | 27 | ||||||||||||
Quelle |
Ort Colmdorf
Jahr | 1819 | 1822 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 111 | 82* | 103 | 117 | 159 | 164 | 182 | 94 | 53 | 48 | † |
Häuser | 15* | 17 | 18 | 24 | 13 | 8 | † | ||||
Quelle |
Aktuelle Situation
Der Stadtteil ist zum reinen Wohngebiet geworden, es gibt nur noch einen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb. Der historische Ortskern besteht weitgehend aus nur einer Häuserzeile gegenüber dem großen Park mit dem Schloss. Mitte der 1950er Jahre entstanden südlich der Königsallee die ersten einzeln stehenden Siedlungshäuser. Zwanzig Jahre später begann dort der Bau einer Reihenhaussiedlung.
- Straße aus Sankt Johannis
- Blick über die Bahn zum Schloss
- Schloss Colmdorf
Rollwenzelei
Am Ostrand des Neubaugebiets, an der Gabelung der Straße in Richtung Eremitage und Aichig, steht das ehemalige Chausseehaus und spätere Gasthaus Rollwenzelei, benannt nach dem Ehepaar Rollwenzel, welches das Gebäude im späten 18. Jahrhundert erworben hatte. Berühmtheit erlangte es durch die Freundschaft der Wirtin Anna Dorothea mit dem Dichter Jean Paul, der von 1809 bis zu seinem Tod 1825 dort Stammgast war. In seiner „Dichterstube“, die ihm die Wirtin eingerichtet hatte, schrieb er seine bedeutendsten Werke. Der Raum wurde von 2009 bis 2010 renoviert und kann besichtigt werden. Im Mai 1970 wurde der Gastronomiebetrieb aufgegeben.
- Rollwenzelei mit erhaltener Dichterstube
- Die Wirtin Anna Dorothea Rollwenzel
Religion
Colmdorf ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannis (Bayreuth) gepfarrt.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Colmdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 538 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Bayreuth (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 6). Deutscher Kunstverlag, München 1959, DNB 451450914, S. 75–76.
- Kurt Herterich: Im östlichen Bayreuth. Ellwanger, Bayreuth 2002, ISBN 978-3-925361-42-5.
- Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9.
- Richard Winkler: Bayreuth – Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 30). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1999, ISBN 3-7696-9696-4.
Weblinks
- Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e. V.
- Colmdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- Colmdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- Colmdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 14. Dezember 2022
Fußnoten
- ↑ Colmdorf im BayernAtlas
- 1 2 R. Winkler: Bayreuth, S. 348.
- 1 2 3 R. Winkler: Bayreuth, S. 462ff.
- 1 2 3 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1026 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 600.
- ↑ Bernd Mayer: Von der „Hitlerbahn“ zur Katastrophenstrecke in: Heimatkurier 4/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 f.
- 1 2 Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- 1 2 3 4 5 6 7 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 138, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- 1 2 Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 843, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 129 (Digitalisat).
- 1 2 Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1012–1013, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 49 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 142 (Digitalisat).
- 1 2 K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 959 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 143 (Digitalisat).
- 1 2 K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1004 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 143 (Digitalisat).
- ↑ A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 16 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 865 (Digitalisat).
- 1 2 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 636 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
- ↑ Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt, S. 304.
- ↑ Kurt Herterich: Im östlichen Bayreuth, S. 182.
- ↑ Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V bei jeanpaulstube.de, abgerufen am 28. Januar 2022
- ↑ Bernd Mayer: Bayreuths Freizeitgesellschaft vor 100 Jahren in: Heimatkurier 5/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 ff.