Film
Deutscher Titel Das Verhör
Originaltitel Garde à vue
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1981
Länge 86 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Claude Miller
Drehbuch Claude Miller,
Jean Herman,
Michel Audiard,
John William Wainwright (Roman)
Produktion Georges Dancigers,
Alexandre Mnouchkine
Musik Georges Delerue
Kamera Bruno Nuytten
Schnitt Albert Jurgenson
Besetzung

Das Verhör ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Claude Miller aus dem Jahr 1981. Der Thriller basiert auf einem Roman des britischen Schriftstellers John William Wainwright und wurde von den Filmstudios Les Films Ariane und TF1 Films Productions produziert.

Handlung

Die Handlung des Films beschränkt sich zeitlich auf die Stunden zwischen einem Silvesterabend und dem darauf folgenden Neujahrsmorgen. Im Polizeirevier von Cherbourg hat sich der angesehene Notar Martinaud eingefunden, um den ermittelnden Beamten einige Fragen zu beantworten. Etwa einen Monat zuvor waren in der Stadt binnen weniger Tage zwei kleine Mädchen vergewaltigt und ermordet worden. Der Film beginnt mit der Ankunft des erfahrenen Polizisten Gallien, der den Notar vernehmen soll, während sein junger Kollege Belmont dessen Antworten protokolliert. Es bleibt jedoch nicht bei einigen ergänzenden Auskünften, sondern es entwickelt sich zwischen Gallien und Martinaud ein verbaler Schlagabtausch, in dessen Verlauf immer deutlicher wird, dass Gallien in Martinaud nicht bloß einen Zeugen, sondern einen Verdächtigen sieht: Dieser hatte beim Spazierengehen mit dem Hund seiner Nachbarin eines der Opfer entdeckt und in unmittelbarer Nähe des anderen Tatortes seinen Wagen abgestellt.

Obwohl der im vornehmen Smoking gekleidete Notar kaum eine Antwort schuldig bleibt, zerbröselt seine gutbürgerliche Fassade nach und nach unter dem Druck der Befragung. So besteht seine Ehe wohl nur noch auf dem Papier und seine zunächst durchgängig sehr gewählte Ausdrucksweise ist jetzt gelegentlich von Begriffen aus der Vulgärsprache durchsetzt. Aber auch Gallien blickt zunehmend grimmig drein und geht von der respektvollen Anrede "Maître Martinaud" zum bloßen "Martinaud" über. Und als Gallien zum Rapport beim Polizeichef ist und von diesem zu größtmöglicher Zurückhaltung ermahnt wird, wird sein Assistent Belmont gegen den Notar sogar handgreiflich.

Das Verhör wird daraufhin mit einem anderen Protokollführer fortgesetzt, bis Martinauds Frau Chantal auf dem Polizeirevier erscheint. Sie eröffnet Gallien unter vier Augen, dass sie ihren Mann für den Täter hält und liefert auch einen Beweis für dessen Schuld. Anschließend konfrontiert Gallien den Notar mit der Aussage seiner Frau, er habe nicht sofort nach Auffindung der Mädchenleiche von zu Hause aus die Polizei angerufen, sondern erst seinen Regenmantel gewechselt. Als Gallien ihm den entsprechenden Beleg der Reinigung präsentiert, kann Martinaud es zunächst nicht fassen, dass seine Frau ihn auf diese Weise der Polizei ausgeliefert hat. Schließlich gesteht er erschüttert und resigniert die Ermordung der beiden Mädchen.

Doch noch während er sein Geständnis diktiert und Gallien vom Polizeichef zur Aufklärung des Falles beglückwünscht wird, beweist ein Zufallsfund seine Unschuld: Ein Polizist hat Blutspuren am Kofferraum eines Autos, das gestohlen und anschließend bei einem Unfall beschädigt worden ist, entdeckt. Daraufhin wird der Kofferraum geöffnet und darin das nächste Opfer des Mädchenmörders gefunden. Plötzlich ist der Eigentümer des Fahrzeugs dringend tatverdächtig und Gallien zerreißt Martinauds Geständnis. Dieser verlässt das Polizeirevier als freier Mann, doch als er zu seiner Frau in den Wagen steigt, muss er feststellen, dass diese sich selbst gerichtet hat. Fassungslos schreit er nach Gallien, der gerade aus dem Polizeirevier heraustritt.

Entstehungsgeschichte

Der Film basiert auf dem Kriminalroman Brainwash („Gehirnwäsche“) des Briten John William Wainwright, der erstmals im Jahr 1979 veröffentlicht wurde. Wainwright hatte nach dem Zweiten Weltkrieg zwanzig Jahre lang als Polizist in Yorkshire gearbeitet und u. a. auch unter dem Pseudonym Jack Ripley Geschichten verfasst. Der französische Drehbuchautor Michel Audiard entdeckte das Potential des Romans und adaptierte ihn für das Kino. Audiard bot dem Filmstudio Ariane Films sein Skript an, woraufhin die Produzenten Georges Dancigers und Alexandre Mnouchkine Claude Miller die Regie des Films übertrugen. Miller überarbeitete Audiards Skript zusammen mit Drehbuchautor Jean Herman.

Der Film wurde fast komplett in chronologischer Reihenfolge in den Studios Éclair in Épinay-sur-Seine (Département Seine-Saint-Denis) gedreht. Die Filmsequenz, die in einem Hotel spielt, entstand im Pariser Hôtel Royal Monceau (35 avenue Hoche, Paris 8).

Rezeption

Millers Film hatte am 23. September 1981 in den französischen Kinos Premiere; er spielte bis zum Folgejahr einen Bruttogewinn von 23 Mio. Francs (ca. 3,5 Mio. Euro) ein und wurde von Kritik und Publikum gefeiert. Gelobt wurde das kraftvolle Spiel der beiden Hauptdarsteller Michel Serrault und Lino Ventura sowie die spannende, kammerspielartige Inszenierung Millers. Der Film spielt fast ausschließlich im Büro des Kommissars und wird durch Rückblenden ergänzt. In der BRD ging er am 18. Februar 1982 an den Start, in der DDR erfolgte der offizielle Kinostart am 2. September 1983.

Im Jahr 2000 drehte Stephen Hopkins ein Remake mit dem Titel Under Suspicion – Mörderisches Spiel. Darin spielte Gene Hackman die Rolle des vermeintlichen Kindermörders und Morgan Freeman die des Inspektors. Die italienische Schauspielerin Monica Bellucci übernahm die Rolle, die Romy Schneider in Millers Film verkörperte. Das Remake, das sich nur in Grundzügen an das Drehbuch Claude Millers hielt, kam nicht an den Erfolg des Originals heran und war in den USA ein finanzieller Flop.

Kritiken

Das Lexikon des internationalen Films lobte: „Spannendes Kammerspiel um Identität und Differenz von juristischer und moralischer Schuld, das seinen Rang vor allem aus dem glänzenden darstellerischen Vermögen der Protagonisten gewinnt.“

Anmerkungen

  • Für Romy Schneider war es der vorletzte Film, den sie drehte. Kurz nach Die Spaziergängerin von Sans-Souci (1982) wurde sie am 29. Mai 1982 tot in ihrer Wohnung in Paris aufgefunden.
  • Lino Ventura und Claude Miller arbeiteten in Das Verhör zum zweiten Mal zusammen: Bereits bei der Komödie Die Filzlaus kehrt zurück (Originaltitel: Fantasia chez les ploucs) aus dem Jahr 1971 hatte der französische Schauspieler eine Hauptrolle gespielt, Miller war dabei einer der Drehbuchautoren.
  • Claude Miller und Michel Serrault setzten ihre Zusammenarbeit mit dem 1983 erschienenen Film Das Auge (Originaltitel: Mortelle randonnée) fort.

Auszeichnungen

Das Verhör wurde im Jahr 1982 in acht Kategorien für den César, den wichtigsten französischen Filmpreis nominiert. Zwar avancierte der Thriller mit vier gewonnenen Trophäen zum erfolgreichsten Film des Jahres, musste sich aber in den wichtigen Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“ Jean-Jacques Annauds Fantasyfilm Am Anfang war das Feuer geschlagen geben. Unter den Gewinnern waren auch Hauptdarsteller Michel Serrault als mordverdächtiger Notar und Nebendarsteller Guy Marchand als junger, impulsiver Polizeiinspektor vertreten.

Ferner wurde Millers siebte Regiearbeit vom Syndicat Français de la Critique de Cinéma gemeinsam mit Bertrand Taverniers Kriminalfilm Der Saustall als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Auf dem Montréal World Film Festival wurde das Drehbuch mit dem Preis der Jury prämiert.

César 1982

  • Bester Hauptdarsteller (Michel Serrault)
  • Bester Nebendarsteller (Guy Marchand)
  • Bestes Drehbuch
  • Bester Schnitt

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Beste Kamera
  • Bester Ton

Weitere

Syndicat Français de la Critique de Cinéma 1982

  • Bester Film

Grand prix du cinéma français 1981

  • Bester Film

World Film Festival 1981

  • Jurypreis für das beste Drehbuch

Literatur

  • John Wainwright: Gehirnwäsche. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-04903-2.
  • John Wainwright: Brainwash. Macmillan, London 1979, ISBN 0-333-24437-0 (engl. Ausgabe)

Einzelnachweise

  1. Das Verhör. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
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