Doris Leuthard (bürgerlich Doris Leuthard Hausin; * 10. April 1963 in Merenschwand; heimatberechtigt in Sarnen und Merenschwand) ist eine Schweizer Politikerin (CVP). Von 1999 bis 2006 war sie Nationalrätin und von 2004 bis 2006 Parteipräsidentin der CVP. Vom 1. August 2006 bis 31. Dezember 2018 war sie Mitglied des Schweizer Bundesrats. Sie ist in verschiedenen Verwaltungs- und Stiftungsräten aktiv.
Leben
Leuthard wuchs als ältestes von vier Geschwistern auf. Ihr Vater Leonz Leuthard war viele Jahre Gemeindeschreiber von Merenschwand und sass im Grossen Rat des Kantons Aargau. Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit in Merenschwand und Muri besuchte sie die Kantonsschule Wohlen. Sie studierte Rechtswissenschaft an der Universität Zürich, machte Studienaufenthalte in Paris und Calgary und erhielt 1989 den Titel lic. iur. 1991 erlangte sie das Rechtsanwaltspatent und arbeitete bis 2006 als Rechtsanwältin in Wohlen und Muri. Silvester 1999 heiratete sie den Chemiker Roland Hausin, der eine leitende Funktion bei der zum Chemiekonzern Dow Chemical gehörenden Dow Europe GmbH innehat.
Ihre politische Karriere begann 1993, als sie zur Schulrätin des Bezirks Muri gewählt wurde. 1997 folgte die Wahl in den Grossen Rat des Kantons Aargau. Durch diese Tätigkeiten wurde sie rasch bekannt. 1999 kandidierte sie sowohl für den Nationalrat als auch für den Ständerat. Ihr Wahlkampf sorgte für Aufsehen, da der damalige Parteisekretär der CVP Aargau, Reto Nause, Tausende von Duschmittel-Beuteln mit ihrem Porträt bedrucken und verteilen liess. Die Aargauer Zeitung kreierte die Schlagzeile «Duschen mit Doris», die zum inoffiziellen Wahlkampfspruch wurde. Zwar reichte es nicht für die Wahl zur Ständerätin, doch Leuthard erreichte bei der Wahl in den Nationalrat eines der besten Ergebnisse des gesamten Kantons.
Im Jahr 2000 gab sie ihre Mandate als Schul- und Grossrätin ab und wurde Vizepräsidentin sowohl der Kantonalpartei als auch der CVP Schweiz. Im Nationalrat gehörte sie der Kommission für Wirtschaft und Abgaben an. Von 2002 bis 2006 sass sie im Verwaltungsrat der Neuen Aargauer Bank und der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg. Nach dem Rücktritt von Parteipräsident Philipp Stähelin leitete Doris Leuthard die Partei interimistisch während einiger Monate. Am 18. September 2004 wurde sie schliesslich zur Parteipräsidentin der CVP gewählt. Als solche erhielt sie nationale Bekanntheit durch das Bestreben, der CVP Schweiz nach der Wahlniederlage von 2003 ein neues Profil zu verleihen.
Bei der Bundesratswahl 2006 am 14. Juni 2006 wurde Leuthard bei der Nachfolgewahl für Joseph Deiss in einer Einzelkandidatur mit 133 von 234 gültigen Stimmen in den Bundesrat gewählt. Ihr Nachfolger im Nationalrat war Markus Zemp, das Parteipräsidium übernahm Christophe Darbellay. Von 2006 bis 2010 war Leuthard Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD), ab 2010 stand sie dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) vor.
Am 10. Dezember 2008 wählte die Vereinigte Bundesversammlung Leuthard mit 173 von 198 gültigen Stimmen zur Vizepräsidentin für das Jahr 2009. Am 2. Dezember 2009 wurde sie mit 158 von 183 gültigen Stimmen zur Bundespräsidentin des Jahres 2010 gewählt. 2016 war sie erneut Vizepräsidentin des Bundesrats, 2017 Bundespräsidentin. Am 27. September 2018 gab Leuthard ihren Rücktritt per 31. Dezember bekannt. Anfang 2019 ist sie aus der Mietwohnung im Béatrice-von-Wattenwyl-Haus ausgezogen.
Seit 2019 ist sie im Verwaltungsrat von Coop (seit 2021 Vizepräsidentin) und Bell Food Group (seit 2020 Vizepräsidentin). Weitere Verwaltungsratsmandate hat sie bei der Coop Mineraloel, der Stadler Rail und bei der Transgourmet Holding. Sie ist im Stiftungsrat der ETH Zürich Foundation, der Stiftung Swiss Digital (Präsidentin) und der Ulrico Hoepli-Stiftung (Präsidentin). Ausserdem ist sie Co-Präsidentin des Europa Forum in Luzern und Jury-Präsidentin des Umweltpreises der Wirtschaft in Luzern.
Im Mai 2019 wurde Leuthard erste und einzige Ehrenbürgerin von Sarnen im Kanton Obwalden, wo die Familie ihres Mannes herstammt.
Leuthard spricht fliessend Deutsch, Französisch und Italienisch.
Auslandbesuche als Bundespräsidentin 2010
Datum | Ort | Hauptgrund |
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11. bis 13. Februar | Vancouver ( Kanada) | Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele und Besuch von Wettkämpfen |
22. Februar | Madrid ( Spanien) | Treffen mit dem spanischen König Juan Carlos I. und Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero |
25. und 26. Februar | Paris ( Frankreich) | Teilnahme am OECD-Agrarministertreffen |
25. und 26. März | Wien ( Österreich) | Treffen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Vizekanzler Josef Pröll |
12. und 13. April | Washington, D.C. ( Vereinigte Staaten) | Teilnahme am Nuklearen Sicherheitsgipfel |
23. April | Berlin ( Deutschland) | Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel |
6. und 7. Mai | Rom ( Italien) und Vatikanstadt | Teilnahme an der Vereidigung der Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde sowie Audienz bei Papst Benedikt XVI. und Treffen mit dem Staatssekretär des Vatikan, Tarcisio Bertone, sowie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi |
27. und 28. Mai | Paris ( Frankreich) | Teilnahme an einer Sitzung des OECD-Rats auf Ministerebene |
8. Juni | Berlin ( Deutschland) | Teilnahme an der Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel |
11. Juni | Johannesburg und Vanderbijlpark ( Südafrika) | Treffen mit südafrikanischen Regierungsvertretern, Besuch des Eröffnungsspiels der WM 2010 sowie Besuch im Trainingscamp der Schweizer Fussballnationalmannschaft |
6. bis 8. Juli | Jakarta und Surabaya ( Indonesien) | Staatsbesuch; Treffen mit Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und weiteren indonesischen Regierungsvertretern |
9. Juli | Singapur | Treffen mit Präsident Sellapan Ramanathan und weiteren Regierungsvertretern |
19. Juli | Brüssel ( Belgien) | Treffen mit dem Präsidenten des Europäischen Rats Herman Van Rompuy und dem Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso |
21. Juli | Paris ( Frankreich) | Treffen mit Präsident Nicolas Sarkozy |
10. bis 14. August | Chongqing, Shanghai und Peking ( Volksrepublik China) | Treffen mit Vertretern der chinesischen Regierung und Behörden sowie Vertretern der Schweizer Wirtschaft, Besuch der Expo 2010 sowie Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao und dem Vorsitzenden des Volkskongresses Wu Bangguo in Peking |
26. August | Sotschi ( Russland) | Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew |
6. September | Vaduz ( Liechtenstein) | Treffen mit dem liechtensteinischen Regierungschef Klaus Tschütscher und Erbprinz Alois |
23. September | New York City ( Vereinigte Staaten) | Teilnahme an der Generalversammlung der Vereinten Nationen |
3. Oktober | Doha ( Katar) | Treffen mit dem Emir von Katar, Hamad bin Chalifa Al Thani und Premierminister Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani |
4. und 5. Oktober | Amman ( Jordanien) | Treffen mit König Abdullah II. und Premierminister Samir Rifai sowie Besuch eines Flüchtlingslagers |
14. und 15. Oktober | Oslo ( Norwegen) | Staatsbesuch; Treffen mit König Harald und Premierminister Jens Stoltenberg |
1. November | Lübeck ( Deutschland) | Teilnahme am Treffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter |
8. und 9. Dezember | Cancún ( Mexiko) | Teilnahme an der UNO-Klimakonferenz |
Auslandbesuche als Bundespräsidentin 2017
Datum | Ort | Hauptgrund |
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6. April | Brüssel ( Belgien) | Treffen mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker |
10. April | Tallinn ( Estland) | Treffen mit Präsidentin Kersti Kaljulaid und Premierminister Jüri Ratas |
18. bis 20. April | Buenos Aires ( Argentinien) | Treffen mit Präsident Mauricio Macri und weiteren Regierungsvertretern |
21. April | Lima ( Peru) | Treffen mit Präsident Pedro Pablo Kuczynski |
25. April | Zagreb ( Kroatien) | Treffen mit Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović und Premierminister Andrej Plenković |
5. und 6. Mai | Rom ( Italien) und Vatikanstadt | Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni; Teilnahme an der Vereidigung der Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde sowie Audienz bei Papst Franziskus und Treffen mit Erzbischof Paul Gallagher |
13. bis 15. Mai | Peking ( Volksrepublik China) | Treffen mit Präsident Xi Jinping und Teilnahme am OBOR-Gipfel |
31. Mai | Leipzig ( Deutschland) | Treffen mit den Verkehrsministern des Güterverkehrskorridors Rotterdam-Genua |
12. Juli | Accra ( Ghana) | Treffen mit dem ghanaischen Präsidenten Nana Addo Dankwa Akufo-Addo |
13. Juli | Cotonou, Abomey-Calavi und Ouidah ( Benin) | Treffen mit dem Präsidenten Benins, Patrice Talon, und Teilnahme an der Eröffnung einer mit Schweizer Unterstützung errichteten Schule |
16. Juli | London ( Vereinigtes Königreich) | Besuch des Wimbledon-Finalspiels zwischen Roger Federer und Marin Čilić |
18. Juli | Paris ( Frankreich) | Treffen mit Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Édouard Philippe |
7. August | Kopenhagen und Ilulissat ( Dänemark) | Treffen mit Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sowie Besuch des Swiss Camps auf Grönland |
11. August | Astana ( Kasachstan) | Treffen mit Präsident Nursultan Nasarbajew sowie Besuch der Expo 2017 |
31. August und 1. September | Neu-Delhi ( Indien) | Staatsbesuch; Treffen mit Präsident Ram Nath Kovind und Ministerpräsident Narendra Modi |
18. bis 20. September | New York City ( Vereinigte Staaten) | Teilnahme an der Generalversammlung der Vereinten Nationen |
27. September | Luxemburg ( Luxemburg) | Teilnahme am Treffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter |
2. November | Sofia ( Bulgarien) | Treffen mit Staatspräsident Rumen Radew und Premierminister Bojko Borissow |
16. November | Bonn ( Deutschland) | Teilnahme an der UNO-Klimakonferenz |
27. November | Wien ( Österreich) | Teilnahme an der 17. Generalkonferenz der UNIDO sowie bilaterale Treffen mit dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Kern |
28. und 29. November | Lissabon ( Portugal) | Treffen mit dem portugiesischen Präsidenten Marcelo Rebelo de Sousa und Ministerpräsident António Costa |
4. Dezember | Tiflis ( Georgien) | Treffen mit dem georgischen Präsidenten Giorgi Margwelaschwili und Premierminister Giorgi Kwirikaschwili |
12. Dezember | Paris ( Frankreich) | Teilnahme am One Planet Summit |
Wirken
Leuthard wurde 2012 Preisträgerin der Arosa Humorschaufel 2012, eines Jurypreises des Arosa Humor-Festivals, erhielt 2019 das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Sarnen und wurde 2019 als ehemalige Studentin der Universität Zürich zur Ehrensenatorin.
Als «Doris National» bezeichnet, wird Leuthard als charmant und gar als Staatsfrau betitelt. Unter Leuthards Vorsteherschaft im Volkswirtschaftsdepartements wurde das Freihandelsabkommen mit China vorbereitet, das ihr Nachfolger abschliessen konnte. Zudem leitete sie im Bundesrat nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 den schrittweisen Atomausstieg ein und gilt als Initiantin der Energiewende. Leuthard war regelmässig an erster Stelle bei Umfragen zur Beliebtheit der Regierungsmitglieder und hat eine stolze Bilanz bei Schweizer Volksabstimmungen. 15 von 17 Mal gewann sie mit den Positionen des Bundesrates eine Abstimmung.
Dokumentation
- Die 7 Bundesrätinnen. In: SRF 1, DOK vom 29. November 2018 (50 Min.) (Videoausschnitte).
Literatur
- Andreas Steigmeier: Leuthard, Doris. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. Januar 2008.
- Doris Leuthard im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Doris Leuthard in: admin.ch
- Doris Leuthard auf der Website des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK (Archiv-Version)
- Doris Leuthard auf der Website der Bundesversammlung
- Publikationen von und über Doris Leuthard im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Sendung «Schawinski». Roger Schawinski im Gespräch mit Doris Leuthard. Video in: SRF 1 vom 16. Juni 2014 (Online, 28 Minuten)
Einzelnachweise
- ↑ Eidgenössische Bundeskanzlei: Der Bund kurz erklärt. S. 71, erschienen 2008.
- ↑ Das Dilemma der Doris Leuthard. In: NZZ Online. 29. April 2006, abgerufen am 14. April 2011.
- ↑ Präsidialjahr 2017. (Nicht mehr online verfügbar.) In: admin.ch. Archiviert vom am 28. Januar 2017; abgerufen am 1. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Doris Leuthard zur Bundespräsidentin gewählt. In: NZZ Online. 2. Dezember 2009, abgerufen am 14. April 2011.
- ↑ Der emotionale Auftritt von Doris Leuthard. Abgerufen am 27. September 2018.
- ↑ Ruedi Studer: Politiker-Palais steht leer: Bund prüft Umnutzung bei Von-Wattenwyl-Haus. In: blick.ch. 8. März 2022, abgerufen am 15. März 2022.
- ↑ Doris Leuthard Hausin bei Bell Food Group, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ lic. iur. Doris Leuthard Hausin In: Moneyhouse, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Alt Bundesrätin Doris Leuthard ist nun doppelte Sarnerin. In: Obwaldner Zeitung, 7. Mai 2019.
- 1 2 Armando Mombelli: Doris Leuthard: Schweizer Regierung verliert ihr strahlendes Gesicht. In: swissinfo.ch. 27. September 2018, abgerufen am 2. Mai 2019.
- ↑ 20 Minuten Online: Doris Leuthard für ihren Humor ausgezeichnet, abgerufen am 10. Dezember 2012.
- ↑ Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Doris Leuthard Hausin. Gemeinde Sarnen, 11. April 2019, abgerufen am 2. Mai 2019.
- ↑ Die Universität Zürich verleiht sechs neue Ehrenpromotionen. Universität Zürich, 27. April 2019, abgerufen am 2. Mai 2019.
- ↑ ase., dgy., gam., ks.: Bundesrätin Doris Leuthard kämpfte mit den Tränen – «Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit meiner Arbeit». In: Neue Zürcher Zeitung. 27. September 2018, abgerufen am 2. Mai 2019.
- ↑ Doris Leuthard tritt spätestens im Herbst 2019 ab. In: SRF 4 news. 31. Juli 2017, abgerufen am 2. Mai 2019.
Vorgänger | Amt | Nachfolgerin |
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Joseph Deiss | Mitglied im Schweizer Bundesrat 2006–2018 | Viola Amherd |