Gebersdorf Markt Thalmässing | |
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Koordinaten: | 49° 5′ N, 11° 14′ O |
Höhe: | 478 m ü. NHN |
Einwohner: | 40 (2. Jan. 2018) |
Postleitzahl: | 91177 |
Vorwahl: | 09173 |
Gebersdorf |
Gebersdorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Thalmässing im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Lage
Das Kirchdorf liegt südöstlich des Gemeindesitzes Thalmässing am Hagenicher Mühlbach, einem Seitenbach der Thalach, am Abhang der Jurafläche zur Thalach hin. Gemeindeverbindungsstraßen gehen in nordöstlicher Richtung nach Hagenich und weiter zur Staatsstraße 2227, sowie in südwestlicher Richtung nach Waizenhofen und zur Staatsstraße 2225. Die Dorfflur von 68 Hektar ist dreiseitig von einem nur mäßig höheren, bewaldeten Höhenzug umgeben und öffnet sich nur nach Osten bzw. Nordosten hin. Durch den Ort führt der nach Waizenhofen führende Thalmässinger Wanderweg Nr. 3.
In einer Beschreibung von 1787 heißt es: „Der Ort liegt zwischen hohen Bergen in einer romantischen Gegend, welche durch die vielen hier gepflanzten Welsch- oder Wallnußbäume, die im Sommer fast das ganz Dörfgen bedeken, sehr verschönert wird.“
Ortsnamendeutung
Der Ortsname soll nach dem althochdeutschen Personennamen Gebiheri gebildet worden sein.
Um 1800 lautete der Ortsname auch auf „Gebersburg“.
Geschichte
Nördlich von Gebersdorf befinden sich an einem bewaldeten Abhang zwei Grabhügel der Hallstattzeit.
Der Ort ist wahrscheinlich im Schenkungsbuch der Propstei Berchtesgaden um 1150 erstmals erwähnt. Dort tritt ein „Werinhere de Giebestorf“ als Urkundenzeuge auf. Etwa aus der gleichen Zeit ist im Schenkungsbuch mit „Gotscalch de Giebestorf“ ein weiterer Ortsadeliger genannt. Gesichert ist die Nennung des Ortsnamens von 1343 mit Heinrich Geberstorfer zu Geyern. Der Ortsadel hatte einen ebenerdigen, von einem Graben umgebenen kleinen Ansitz im Dorf. Die heutige Seniorenpension auf diesem Gelände, eine Nachfolgeeinrichtung eines vormaligen Bauern-, dann Wirtshauses, „bewahrt jedenfalls Mauerbestände vom mittelalterlichen Wohnbau, den man sich klein vorstellen muß.“
1340 verkaufte Chunrat der Swer von Rutlantzholz (= Rudletzholz) sein Gut im Dorf an die Herren von Sandsee. Aus einer Urkunde des Klosters Plankstetten von 1368 erfährt man, dass der Ritter Ulrich von Morsbach, sein Sohn Heinrich und dessen Sohn Hartunch an der St. Johanneskapelle des Klosters eine tägliche Messe stifteten und als Ausstattung dazu unter anderem ein Gut zu Geberstorf gaben. 1480 wird die Kirche St. Nikolaus in Gebersdorf als Filialkirche von St. Gotthard in (Thal-)Mässing erwähnt; die Reformation erfolgte mit der Mutterkirche 1534. Zwei von einem Flügelaltar stammende Flachreliefs aus der mittelalterlichen Kirche von Gebersdorf, die hl. Elisabeth und die hl. Katharina darstellend, kamen ins Germanische Nationalmuseum Nürnberg. Im „Schloß“ wohnten später die Auer von Aue, dann die Eckmannshofer. 1548 waren hier die Ehenheimer begütert.
Für das 18. Jahrhundert wird von zwei warmen Quellen in Gebersdorf berichtet.
Gegen Ende des Alten Reiches unterstand Gebersdorf, ein Weiler von zehn Untertanen-Familien, bis 1796 hochgerichtlich dem brandenburg-ansbachischen Landvogtei-Oberamt Stauf-Landeck. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Stauf inne, das alleiniger Grundherr über die zehn Anwesen im Dorf und über die drei zum Dorf gehörenden Mühlen war, darunter die Bergmühle. Außerdem gab es bereits das Wirtshaus im ehemaligen „Schlossgelände“ und ein gemeindliches Hirtenhaus. 1796 fiel das Fürstentum Ansbach und damit auch Gebersdorf im Amt Stauf-Landeck an das Königreich Preußen.
Im Königreich Bayern (1806) bildete Gebersdorf mit Eckmannshofen, Hagenich und der Bergmühle (auch: Guckerlamühle) 1818 die Ruralgemeinde Hagenich im Steuerdistrikt Thalmässing im Landgericht Raitenbuch, ab 1812 im Landgericht Greding.
1840 bestand das Dorf aus 14 Wohnhäusern mit 58 Einwohnern, 1875 aus insgesamt 47 Gebäuden mit 44 Einwohnern. In den Ställen standen 1875 drei Pferde und 35 Stück Rindvieh. Die Kinder besuchten die protestantische Schule in Thalmässing. Um 1900 standen im Dorf 13 Wohngebäude, in denen 59 Personen lebten. 1952 wurden elf, 1961 zwölf Wohngebäude gezählt. In den 1960/70er Jahren war die Einwohnerzahl auf 28 abgesunken.
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das Kirchdorf zum 1. Januar 1972 in den Markt Thalmässing eingegliedert.
Einwohnerentwicklung
- 1818: 54 (13 „Feuerstellen“ = Haushaltungen, 14 Familien)
- 1823: 54 (12 Anwesen)
- 1840: 58 (12 Häuser)
- 1871: 44
- 1900: 59
- 1937: 42 (mit Guggen- und Lehmermühle)
- 1950: 66 (10 Wohngebäude)
- 1961: 32
- 1970: 28
- 1. Januar 2014: 57
Evangelisch-lutherische Filialkirche St. Nikolaus
Die heutige Kirche, ein zweigeschossiger Putzbau mit Halbwalmdach, ist laut Unterlagen im Pfarrarchiv ein Neubau von 1765/66. Sie wurde nach Plänen von Johann David Steingruber im sogenannten Markgrafenstil erbaut. Der Kirchturm springt nach Osten aus, ist im Untergeschoss quadratisch und hat ein oktogonales Obergeschoss mit Kuppeldach. Der flachgedeckte Saalbau ist mit einem Kanzelaltar, der in einer Blendnische des Turmes steht, und mit umlaufenden Emporen ausgestattet.
Baudenkmäler
Neben der Kirche gelten als Baudenkmäler das ehemalige Gasthaus Gebersdorf Nr. 6 im Areal und mit Mauerresten des spätmittelalterlichen Schlösschens, heute eine Senioren- und Pflegepension, und das ehemalige Gütlerhaus Gebersdorf Nr. 12 aus dem 18. Jahrhundert.
Literatur
- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
- Johann Kaspar Bundschuh: Gerbersburg oder Gebersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 300 (Digitalisat).
- Gerhard Hirschmann: Eichstätt. Beilngries-Eichstätt-Greding (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 6). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1959, DNB 452034655 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Gebersdorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 332 (Digitalisat).
- Felix Mader: Bezirksamt Hilpoltstein (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 3). R. Oldenburg, München 1929, DNB 831022647, S. 64.
- Gottfried Stieber: Gebersdorf. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC 231049377, S. 391 (Digitalisat).
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
- Gebersdorf auf der Website des Marktes Thalmässing
- Gebersdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 14. September 2021.
Einzelnachweise
- ↑ Thalmässing
- ↑ Gebersdorf im BayernAtlas
- ↑ Wiessner, S. 29
- ↑ Fischer, S. 338.
- ↑ Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 45 (1930), S. 106
- ↑ Fischer, S. 331; Bundschuh II, Sp. 300
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Archäologischer Weg Thalmässing (Nr. 10)
- ↑ Mader, S. 64; Wiessner, S. 114, 121
- ↑ C. H. de Lang: Regesta sive rerum boicarum autographa, München 1841, S. 199; Wiessner, S. 15, 140 (Anm. 778)
- ↑ Buchner II, S. 857 f.
- ↑ Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1890, S. 39
- ↑ Bundschuh II, Sp. 300; Mader. S. 64
- ↑ Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 39 (1924), S. 12; Mader, S. 64
- ↑ Bundschuh II, Sp. 300; Wiessner, S. 200; Johann Bernhard Fischer: Oberamt Stauf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 331–332 (Digitalisat).
- ↑ Hirschmann, S. 105; Bundschuh II, Sp. 300
- ↑ Hirschmann, S. 226
- ↑ Joseph Anton Eisenmann und Karl Friedrich Hohn: Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. 1. Band, Erlangen 1840, S. 504; Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1162
- ↑ Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1223
- ↑ Wiessner, S. 29; Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
- ↑ Website des Marktes Thalmässing
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise ... enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 29
- ↑ Hirschmann, S. 226
- ↑ Max Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt, München 1840, S. 334
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1162
- ↑ Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte Sp. 1223
- ↑ Buchner II, S. 415
- ↑ Hirschmann, S. 226
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Bd. 1978 = 380, München 1978, S. 167
- ↑ Website des Marktes Thalmässing
- ↑ Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 190
- ↑ Mader, S. 64; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 373