Helmkräuter | ||||||||||||
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Sumpf-Helmkraut (Scutellaria galericulata), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Scutellaria | ||||||||||||
L. |
Die Helmkräuter (Scutellaria) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die 360 bis 460 Arten sind fast weltweit verbreitet.
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blätter
Scutellaria-Arten wachsen selten als einjährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen; einige Arten verholzen teilweise und wachsen als Halbsträucher oder Sträucher. Die Wuchshöhen variieren je nach Art von 5 Zentimetern bis zu 1 Meter. Einige Arten sind Wasserpflanzen. Manche Arten bilden Rhizome oder bei manchen Arten Pflanzenknollen. Die Pflanzenteile sind meist geruchlos. Die oberirdischen Pflanzenteile sind meist behaart, manchmal sind es Drüsenhaare (Indument). Die meist selbstständig aufrechten bis niederliegenden oder selten kletternden, einfache oder verzweigten Sprossachsen sind oft im Querschnitt viereckig.
Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist meist einfach oder selten fiederspaltig und ganzrandig oder gezähnt bis gekerbt, gesägt.
Blütenstände und Blüten
In endständigen oder seitenständigen, traubigen oder ährigen Blütenständen stehen viele Blüten oft in Paaren in den Achseln der Tragblätter zusammen. Es können Trag- und Deckblätter vorhanden sein, von denen die obersten meist mehr oder weniger sitzend sind.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf, manchmal drüsig behaarten Kelchblätter sind zu einer kurz Röhre verwachsen. Der seitlich abgeflachte, glockenförmige Blütenkelch ist mehr oder weniger gleich zweilippig. Die Kelchlippen sind einfach und meist ganzrandig oder schwach gelappt. Auf der Kelchoberlippe sitzt bei manchen Arten ein gerundeter, konkaver, horn- oder schildförmiger Fortsatz (Sporn, Höcker; Scutellum) und er ist deutlich sack-, deckel- oder helmförmig, daher der Trivialname der Gattung „Helmkräuter“. Die fünf Kronblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen. Die innen kahle und außen fein flaumig behaarte Kronröhre ist mehr oder weniger stark gekrümmt bis fast aufrecht. Die Kronröhre weitet sich allmählich zum Kronschlund. Die Blütenkronen endet zweilippig; wobei die Oberlippe kleiner ist als die Unterlippe. Die aufrechte, zweilappige Oberlippe ist mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt und kapuzenförmig. Bei der mehr oder weniger dreilappigen Unterlippe ist der mittlere Kronlappen breit, abgeflacht sowie einfach, die Seitenlappen sind mehr oder weniger mit der Oberlippe verbunden und sind manchmal ausgebreitet. Die Farben der Kronblätter reichen von weiß bis gelb und von rosafarben über rot bis blau.
Von den vier parallelen Staubblättern sind die vorderen, mehr oder weniger gleichen zwei die längeren und liegen unter der Oberlippe. Die bewimperten oder an der Öffnung bärtigen Staubbeutel stehen paarweise zusammen. Bei den vorderen Staubblättern bestehen die Staubbeutel aus zwei Theken, bei den hinteren ist eine Theke reduziert. Der grünlich-gelbe Diskus ist gut entwickelt unterhalb des Fruchtknotens. Der oberständige Fruchtknoten ist vierlappig. Der Griffel ist pfriemlich und an der Spitze ungleich zweiteilig.
Früchte
Die Klausenfrucht im beständigen Kelch zerfällt in vier einsamige Teilfrüchte (Klausen). Die braunen oder schwarzen, trockenen Klausen sind eiförmig, abgeflacht ellipsoid, verkehrt-eiförmig bis fast kugelig und ihre Oberfläche ist sehr unterschiedlich skulptiert bzw. strukturiert von fein- bis grobwarzig. Es ist kein Endosperm vorhanden.
Chromosomensätze
Die Chromosomenzahlen betragen 2n = 12 bis 88, meist 20, 22, 24, 32 oder 34.
Ökologie
Sobald die Blütenkrone nach der Anthese abgefallen ist, klappen die beiden Kelchlippen zusammen und bilden eine Höhlung, eine Kapsel worin sich die Klausen entwickeln, die auf der Kelchunterlippe sitzen. Der Kelch teilt sich zur Fruchtreife an den Nähten bis zur Basis bzw. die helmförmige Oberlippe reist ab. Die durch feine Haare im Kelch gehaltenen Klausen werden ombrochor ausgebreitet, genauer als Regenballisten.
So ein seltener, aufreißender und „ballistischer Kelch“ der die Samen freisetzt, findet sich auch bei Aeolanthus, einer anderen Gattungen der Lippenblütler.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Scutellaria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 598 aufgestellt. Typusart ist Scutellaria galericulata L. Synonyme für Scutellaria L. sind: Anaspis Rech. f., Cassida Ség., Cruzia Phil., Harlanlewisia Epling, Hastifolia Ehrh., Perilomia Kunth, Salazaria Torr., Theresa Clos.
Die Gattung Scutellaria gehört zur Unterfamilie der Scutellarioideae (Dumort.) Caruel innerhalb der Familie der Lamiaceae. Bei manchen Autoren ist die monotypische Gattung Salazaria Torr. nicht in Scutellaria eingegliedert. Es wurde versucht die Gattung zu gliedern, beispielsweise mit einseitswendigen und vierzeiligen Blütenständen in zwei Untergattungen, doch haben sich diese Versuche als unbrauchbar erwiesen.
Die Gattung Scutellaria ist fast weltweit verbreitet. Nur in den tropisch-feuchten Tieflandgebieten gibt es wenig Arten. Im tropischen Afrika gibt es nur wenige Arten. In China kommen etwa 98 Arten vor.
In der Gattung der Helmkräuter (Scutellaria) gibt es 360 bis 460 Arten: |
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Quellen
- Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Lamiaceae.: Scutellaria. S. 75–95 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1994, ISBN 0-915279-24-X. (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung)
- Lamiales: Scutellaria L. – Datenblatt des Royal Botanic Gardens, Kew (Abschnitte Beschreibung und Systematik).
Einzelnachweise
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- 1 2 3 4 5 6 7 B. K. Richardson: Scutellaria. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 135 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Richard G. Olmstead: Scutellaria. bei Jepson eFlora 2013.
- 1 2 3 4 5 6 Lamiales: Scutellaria L. – Datenblatt des Royal Botanic Gardens, Kew. (Memento des vom 1. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ Scutellaria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ Ludwig Griesselich: Deutsches Pflanzenbuch: Anleitung zur Kenntniss der Pflanzenwelt. Groos, 1847, S. 293.
- ↑ L. van der Pijl: Principles of Dispersal in Higher Plants. Springer, 1969, ISBN 978-3-662-00801-0 (Reprint), S. 73.
- ↑ Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Scutellaria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 17. September 2014.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 Scutellaria. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 5. Januar 2019.
- 1 2 3 Scutellaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. September 2014.
- 1 2 3 4 5 Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Pflanzenarten. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06223-6.
- 1 2 3 Suche nach „Scutellaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
- 1 2 3 Takasi Yamazaki: A Revision of Scutellaria in Taiwan. In: J. Jpn. Bot. Volume 67, 1992, S. 315–319.
Weblinks
- Bestimmungsschlüssel und Fotos der in Schwaben vorkommenden Arten.
- Suche nach „Scutellaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
- Karl Reiche: Flora de Chile, Tomo 5: Scutellaria., S. 245–246 eingescannt.
- Datenblatt bei der Annotated Checklist of the Flowering Plants of Nepal.
- C. U. Ulloa, P. M. Jørgensen: Scutellaria. bei Árboles y arbustos de los Andes del Ecuador.
- USDA-Datenblatt.
- Nirmal Joshee, Thomas S. Patrick, Rao S. Mentreddy, Anand K Yadav: Skullcap: Potential Medicinal Crop. S. 580–586 In: J. Janick, A. Whipkey (Hrsg.): Trends in new crops and new uses. ASHS Press, Alexandria, VA, 2002. Volltext online.
- Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora Mesoamericana. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Scutellaria bei Tropicos.org. In: Peru Checklist. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora de Nicaragua. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora of Panama (WFO). Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Scutellaria bei Tropicos.org. In: Catalogue of the Vascular Plants of Ecuador. Missouri Botanical Garden, St. Louis.