Werkdaten | |
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Titel: | Il trionfo del Tempo e del Disinganno |
Form: | Oratorium in zwei Teilen |
Originalsprache: | Italienisch |
Musik: | Georg Friedrich Händel |
Libretto: | Benedetto Pamphilj |
Uraufführung: | 1707 (?) |
Ort der Uraufführung: | Collegio Clementino, Rom (?) |
Spieldauer: | ca. 2 ¼ Stunden |
Personen | |
Georg Friedrich Händel komponierte das Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno (HWV 46a) 1707 während seiner Zeit in Italien und führte es möglicherweise im Mai oder Juni 1707 im Theater Collegio Clementino in Rom auf. Das Libretto stammte von Kardinal Benedetto Pamphilj.
Gestaltung
Die Instrumentalbegleitung sieht zwei Flöten, zwei Oboen, drei Violinen, Viola, zwei Violoncelli, Kontrabass, Cembalo und Orgel vor. Der musikalische Stil entspricht dem, den Händel aus seiner Zeit an der Hamburger Oper am Gänsemarkt und von den zeitgenössischen italienischen Oratorien kannte. Es handelt sich im Grunde um ein geistliches „dramma per musica“ mit abwechselnden Secco-Rezitativen und Da-capo-Arien sowie einigen Accompagnato-Rezitativen, Duetten und Quartetten. Chöre fehlen völlig.
Handlung
Im Ablauf geht es weniger um eine erzählte Geschichte oder Handlung der vier Personen oder Allegorien, sondern um eine Streitfrage: Sollte die junge „Schönheit“ sich ganz dem „Vergnügen“ hingeben oder sich schon früh, ermahnt von der „Zeit“ und der „Wahrheit“ (wörtlich: Enttäuschung), auf ihre Vergänglichkeit und wahre Werte besinnen? Als die Schönheit dem Vergnügen Treue schwört, weiß sie dennoch schon um ihre Vergänglichkeit und die Macht der Zeit, die jeder Blick in den „getreuen Spiegel“ offenbart. Die Zeit und die Wahrheit haben daher mit ihren Hinweisen auf den Lebenszyklus der Menschen und den Inhalt ihrer Gräber leichtes Spiel. Die Schönheit weist bald die Täuschungen des Vergnügens zurück, trennt sich von sinnlichen Freuden und bekehrt sich zum wahren Vergnügen der Einsicht in die himmlischen Wahrheiten, wo die Tränen der Gerechten zu Perlen werden. Sie beschließt daher, den Rest ihres Lebens in einer Einsiedelei oder einem Kloster zu verbringen.
„Wenn es einen Triumph gibt, so gehört dieser leider nicht dem Libretto, das unendlich musikalisch ist, ganz offensichtlich aus einem Herzen stammt, dass sich für Rhythmus und Melodie begeistert, seine Thesen jedoch bis zum Überdruss wiederholt und eher an der Oberfläche bleibt.“ Denn mit keinem Wort begründen Zeit und Wahrheit, warum die Freuden der Jugend den Freuden des Glaubens entgegenstehen, warum es notwendig sein soll, den einen zu entsagen, um an den anderen teilzuhaben – das aber war die auch die Werkgeschichte beeinflussende gewaltsam durchgesetzte Kirchenmoral.
Werkgeschichte
Il trionfo del Tempo e del Disinganno (deutsch etwa ‚Der Triumph der Zeit und der Erkenntnis [wörtlich: Ent-Täuschung]‘) ist Händels erstes Oratorium. Er komponierte es wohl im März oder April 1707 im Haus des Kardinals Benedetto Pamphilj an der Via del Corso in Rom. Pamphilj verfasste auch das Libretto. Der ursprünglich vorgesehene Titel lautete La Bellezza ravveduta nel Trionfo del Tempo e del Disenganno (dt. etwa ‚Die durch den Sieg über die Zeit und die Ernüchterung geläuterte Schönheit‘). Er wurde möglicherweise aufgrund der Zensur geändert, da in Rom noch das aus dem Jahr 1667 stammende Auftrittsverbot für Frauen auf der Opernbühne von Papst Clemens IX. galt. Dieses wurde 1686 noch einmal bekräftigt und verlängert. Papst Innozenz XII. ging schließlich gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch einen Schritt weiter und ließ die drei noch existierenden öffentlichen Theater Roms, das Teatro Tordinona, das Teatro Capranica und das Teatro della Pace zerstören, um dem Sittenverfall und der Glaubensschwäche durch ‚musica profana‘ ein für allemal den Nährboden zu entziehen. Es sollte in der Folge bis 1717 dauern, bis das Teatro delle Dame als erstes wieder seine Pforten für die allgemeine Unterhaltung öffnen konnte. Die häufig erwähnte erste Aufführung von Händels Oratorium, das allein durch diese Werkform in der Zeit der ‚opera proibita‘ überhaupt entstehen konnte, wurde deswegen wohl zunächst im Theater des Collegio Clementino aufgeführt, eine Aufführung ist aber bis heute nicht nachweisbar. 1708/1709 führte der Komponist Carlo Francesco Cesarini das Werk höchstwahrscheinlich mit einigen eigenen Ergänzungen auf. Aus den Jahren 1709 und 1725 sind noch weitere Aufführungen Cesarinis von Werken mit ähnlichen Titeln dokumentiert. Es ist allerdings unklar, ob diese Musik Händels enthielten.
1737 überarbeitete Händel es für eine weitere Aufführung in Rom und ergänzte einige neu komponierte Teile. Diese Fassung veröffentlichte er unter dem neuen Titel Il trionfo del Tempo e del verita (HWV 46b).
In Friedrich Chrysanders Ausgabe von Georg Friedrich Händel’s Werken ist diese Fassung in Band 24 zu finden. Er enthält zwar nicht die Originalausgabe aus dem Jahr 1707, als die sie von Chrysander ursprünglich angekündigt worden war, es sind in ihr „aber die 10 Nummern enthalten, die nicht in die spätere Ausgabe von 1757 übernommen wurden“, so dass sie gegenüber der letzten Fassung eine etwas vollständigere Ausgabe darstellt, die sich auch in weiteren Details näher an der Erstfassung orientiert. Auf der anderen Seite räumte Chrysander aber im Vorwort ein, dass erhebliche Änderungen Händels insbesondere an den Schlüssen der Chöre nicht in die Ausgabe aufgenommen werden konnten, da diese hierzu nicht „erheblich genug gewesen seien“.
Für weitere Aufführungen ab dem 11. März 1757 wurde der Text von Thomas Morell als „nur einfache Übersetzung aus dem Italienischen“ (Chrysander) ins Englische übertragen. Der Titel lautete nun The Triumph of Time and Truth (HWV 71).
Weblinks
- Libretto – italienisch und deutsch auf altemusik.kug.ac.at (Alte Musik & Aufführungspraxis an der Kunstuniversität Graz)
Einzelnachweise
- 1 2 3 Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2, S. 243–247.
- ↑ Sue Baxter, Booklet zu: Handel: Il Trionfo del Tempo, Teseo, Amadigi; Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski 1988
- ↑ Das Oratorium unterschied sich von der Oper dadurch, dass es auf eine szenische Darstellung verzichtete und aus zwei Teilen statt aus drei Akten bestand.
- ↑ Vorwort der Ausgabe von Friedrich Chrysander auf daten.digitale-sammlungen.de