Werkdaten
Titel: Semele

Peter Paul Rubens: „Tod der Semele“, vor 1640

Form: Oratorium in drei Akten
Originalsprache: Englisch
Musik: Georg Friedrich Händel
Libretto: William Congreve
Literarische Vorlage: Ovid: Metamorphosen
Uraufführung: 10. Februar 1744
Ort der Uraufführung: Theatre Royal in Covent Garden
Spieldauer: ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: griechische Mythologie
Personen

Semele (HWV 58), eigentlich The Story of Semele, ist ein Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel. Neben Hercules ist es das zweite dramatische Oratorium Händels auf ein weltliches Thema.

Handlung

Erster Akt

Im Tempel der Juno

Anlässlich eines Opfers am Altar der Juno verlangen Kadmos und Athamas, dass sich Semele nicht länger der bereits vereinbarten Hochzeit widersetzt. Diese beschwört Jupiter, ihren heimlichen Geliebten, ihr zu Hilfe zu kommen. Dieser äußert seinen Unmut und das Opfer an Juno wird abgebrochen.

Ino versucht, Athamas ihre Liebe zu gestehen, dieser denkt aber nur an seine Braut; Kadmos tritt ein und teilt den beiden mit, dass Semele von einem Adler geraubt worden ist, und die Priester Jupiters verkünden, dass sie mit diesem nun endlose Freuden erlebt.

Zweiter Akt

In einer angenehmen Landschaft

Juno erfährt durch Iris, dass Semele auf dem Berg Kithairon in einem von Vulkan erbauten und von zwei Drachen bewachten Palast lebt. Sie beschließt, Semele zu verderben und sich an Somnus, den Gott des Schlafes, um Hilfe zu wenden.

Im Palast

Semele erlebt die Freuden mit ihrem Geliebten. Sie deutet an, dass sie in den Stand der Unsterblichen erhöht werden möchte; um sie abzulenken, lässt Jupiter Ino in den Palast bringen. Die Schwestern feiern ein freudvolles Wiedersehen.

Dritter Akt

In der Höhle des Schlafes

Juno verspricht Somnus die Hand der Pasithea, worauf er ihr seinen bleiernen Stab des Schlafes gibt. Sie ist nun in der Lage, die Drachen und Ino in Schlaf zu versetzen.

Im Palast

Juno nähert sich Semele in der Gestalt Inos, überreicht ihr einen Spiegel und überzeugt sie davon, dass sie unsterblich wird, wenn sich Jupiter ihr in seiner wahren Gestalt zeigt. Semele lässt Jupiter schwören, dass er ihr einen Wunsch erfüllt und verlangt von ihm, dass er sich ihr als Gott zeigt. Jupiter versucht, sie davon abzubringen, aber sie besteht darauf. Juno erfreut sich des Erfolgs ihrer Rache und Semele erkennt, in den Strahlen von Jupiters Macht verbrennend, zu spät ihren Fehler.

Auf der Erde

Die Thebaner trauern, Ino verkündet, dass sie auf Jupiters Befehl Athamas heiraten soll. Dieser willigt ein.

Schlussszene

Apollon erscheint und verkündet, dass Semeles Asche ein Phönix entstiegen ist, der dazu bestimmt ist, als Gott unter den Göttern zu wohnen. Ein Schlusschor huldigt Bacchus.

Werkgeschichte

Das Libretto für Semele wurde ursprünglich 1705/06 von William Congreve für eine von John Eccles komponierte Oper verfasst, die aber nicht zur Aufführung kam. Es wurde vermutlich von Newburgh Hamilton für Händel überarbeitet. Die Handlung basiert auf dem griechischen Mythos der Semele, wie er von Ovid in den Metamorphosen in Buch 3 beschrieben wird.

Händel begann am 3. Juni 1743 mit der Komposition des ersten Aktes und schloss ihn am 13. Juni ab. Der zweite Akt wurde sieben Tage später fertig. Mit der Komposition des dritten Aktes und dem Ausfüllen der Mittelstimmen stellte er das Werk am 4. Juli fertig.

Die Uraufführung fand am 10. Februar 1744 im Theatre Royal in Covent Garden statt. Im Anschluss gab es noch drei Wiederholungen. Danach nahm Händel das Oratorium nur noch zweimal im Dezember 1744 auf.

Die Rollen wurden bei der Uraufführung von folgenden Sängern gesungen:

Gestaltung

Werkgattung

Der Gattungstyp der Story of Semele ist in der Forschung umstritten. Händel selbst kündigte das Werk mit dem Hinweis „After the Manner of an Oratorio“ an, distanzierte sich also etwas von dem Begriff Oratorium, den er ansonsten verwendete. Von den anderen Oratorien außer Hercules unterscheidet dieses sich, indem es einen weltlichen, mythologischen Stoff verwendet. Auch hat der Chor einen verhältnismäßig kleinen Anteil und wirkt nur kommentierend, ohne in die Handlung einzugreifen.

Händel führte Semele trotz im Libretto vorhandener Szenenanweisungen immer konzertant auf. Trotzdem hat man sie oft als Oper bezeichnet, womit sie, nach Henry Purcells Dido und Aeneas, eine der ersten echten englischsprachigen Opern wäre. Im 20. Jahrhundert wurde sie mehrmals (zuerst 1925 in Cambridge) erfolgreich szenisch aufgeführt.

Orchester

Die Orchesterbesetzung der Oper umfasst die folgenden Instrumente:

Literatur

  • Winton Dean: Handel's Dramatic Oratorios and Masques. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-816184-0, (Originalausgabe: Oxford University Press, Oxford 1959).
  • Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2, S. 208–216.
  • Albert Scheibler, Julia Evdokimova: Georg Friedrich Händel. Oratorien-Führer. Edition Köln, Lohmar 1993, ISBN 3-928010-04-2.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2, S. 208.
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