16. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin800-Meter-Lauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer47 Athletinnen aus 30 Ländern
AustragungsortVereinigtes Konigreich London
WettkampfortOlympiastadion London
Wettkampfphase10. August 2017 (Vorläufe)
11. August 2017 (Halbfinale)
13. August 2017 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Caster Semenya (Sudafrika RSA)
Francine Niyonsaba (Burundi BDI)
Ajeé Wilson (Vereinigte Staaten USA)

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2017 wurde vom 10. bis 13. August 2017 im Olympiastadion der britischen Hauptstadt London ausgetragen.

Ihren dritten Weltmeistertitel nach 2009 und 2011 errang die zweifache Olympiasiegerin (2012/2016) Caster Semenya aus Südafrika. Bei den Afrikameisterschaften 2016 hatte sie mit ihren Siegen über 800 und 1500 Meter sowie mit der 4-mal-400-Meter-Staffel dreimal Gold gewonnen. Hier in London war sie sechs Tage zuvor bereits Dritte über 1500 Meter geworden.
Den zweiten Rang belegte wie im Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Afrikameisterin von 2012 Francine Niyonsaba aus Burundi.
Bronze gewann die US-Amerikanerin Ajeé Wilson.

Geschlechtsstatusfrage

Im Zusammenhang mit dem 800-Meter-Lauf bei diesen Weltmeisterschaften kann die Frage nach dem Geschlechtsstatus nicht ausgeklammert werden. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt und wie ist es um die Chancengleichheit bestellt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich an den Start ging. Alle seine Resultate wurden allerdings nach 1938 gestrichen.

In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal auf im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion aktuell, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien. Beide verschwanden nach Einführung der sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.

Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in der früheren Form abgeschafft. Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für die 800-Meter-Siegerin Caster Semenya und auch anderen weit vorne platzierten Athletinnen mit einem männlich anmutenden Erscheinungsbild.

Bestehende Rekorde

Weltrekord  Jarmila Kratochvílová 1:53,28 min BR Deutschland (heute Deutschland) 26. Juli 1983
Weltmeisterschaftsrekord 1:54,68 min WM in Helsinki, Finnland 9. August 1983

Der bereits seit den ersten Weltmeisterschaften 1983 bestehende WM-Rekord wurde auch hier in London nicht erreicht. Die Siegerin Caster Semenya verfehlte diesen Rekord im Finale allerdings nur um 0,48 Sekunden.

Weltmeisterin Caster Semenya stellte mit ihrer Siegerzeit von 1:55,16 min im Finale am 13. August eine neue Weltjahresbestleistung auf.

Vorläufe

Aus den sechs Vorläufen qualifizierten sich die jeweils drei Ersten jedes Laufes – hellblau unterlegt – und zusätzlich die sechs Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – für das Halbfinale. Die Vorläufe fanden am 10. August 2015 ab 19:25 Uhr Ortszeit (Uhr MESZ) statt.

Lauf 1

10. August 2017, 19:25 Uhr Ortszeit (20:25 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Ajeé Wilson USA2:00,52
2Noélie Yarigo Benin2:00,99 SB
3Eglė Balčiūnaitė Litauen2:01,21 SB
4Sanne Verstegen Niederlande2:01,50
5Winnie Nanyondo Uganda2:02,65
6Kore Tola Äthiopien2:03,01
7Johana Arrieta Kolumbien2:07,36
DNSLovisa Lindh Schweden

Lauf 2

10. August 2017, 19:34 Uhr Ortszeit (20:34 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Angelika Cichocka Polen2:00,86 SB
2Melissa Bishop Kanada2:01,11
3Shelayna Oskan-Clarke Großbritannien2:01,30
4Brenda Martinez USA2:01,53
5Esther Guerrero Spanien2:02,22
6Emily Cherotich Tuei Kenia2:02,70
7Lora Storey Australien2:07,17
8Nimali Liyanarachchi Sri Lanka2:08,49

Lauf 3

10. August 2017, 19:43 Uhr Ortszeit (20:43 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Caster Semenya Südafrika2:01,33
2Rose Mary Almanza Kuba2:01,43
3Joanna Jóźwik Polen2:01,51
4Angie Petty Neuseeland2:01,76
5Natoya Goule Jamaika2:01,77
6Brittany McGowan Australien2:02,25
7Annie Leblanc Kanada2:04,06

Lauf 4

10. August 2017, 19:52 Uhr Ortszeit (20:52 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Margaret Wambui Kenia2:00,75
2Lynsey Sharp Großbritannien2:01,04
3Halimah Nakaayi Uganda2:01,80
4Maryna Arsamassawa Belarus2:01,92 SB
5Mahlet Mulugeta Äthiopien2:02,04
6Olha Ljachowa Ukraine2:02,07
7Yusneysi Santiusti Italien2:02,75
8Lindsey Butterworth Kanada2:03,19

Lauf 5

10. August 2017, 20:01 Uhr Ortszeit (21:01 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Charlene Lipsey USA2:02,74
2Hedda Hynne Norwegen2:02,85
3Dorcus Ajok Uganda2:02,98
4Aníta Hinriksdóttir Island2:03,45
5Georgia Griffith Australien2:03,54
6Síofra Cléirigh Büttner Irland2:06,54
7Kimarra McDonald Jamaika2:09,19
DNSEunice Jepkoech Sum Kenia

Lauf 6

10. August 2017, 20:10 Uhr Ortszeit (21:10 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)Anmerkung
1Francine Niyonsaba Burundi1:59,86
2Habitam Alemu Äthiopien2:00,07
3Selina Büchel Schweiz2:00,23
4Adelle Tracey Großbritannien2:00,28 PB
5Christina Hering Deutschland2:01,13
6Hanna Hermansson Schweden2:01,25
7Gena Löfstrand Südafrika2:01,73
8Rose Lokonyen Athlete Refugee Team2:20,06 SBAthletin aus dem Südsudan

Halbfinale

Aus den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils beiden Ersten jedes Laufes – hellblau unterlegt – und zusätzlich die beiden Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – für das Halbfinale.

Lauf 1

11. August 2017, 19:35 Uhr Ortszeit (20:35 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Ajeé Wilson USA1:59,21
2Melissa Bishop Kanada1:59,56
3Noélie Yarigo Benin1:59,74 SB
4Rose Mary Almanza Kuba1:59,79
5Hedda Hynne Norwegen1:59,88
6Adelle Tracey Großbritannien2:00,26 PB
7Hanna Hermansson Schweden2:00,43 PB
8Habitam Alemu Äthiopien2:00,69

Weitere im ersten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Lauf 2

11. August 2017, 19:45 Uhr Ortszeit (20:45 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Caster Semenya Südafrika1:58,90
2Angelika Cichocka Polen1:59,32 SB
3Charlene Lipsey USA1:59,35
4Lynsey Sharp Großbritannien1:59,47
5Selina Büchel Schweiz1:59,85
6Eglė Balčiūnaitė Litauen2:00,48 SB
7Sanne Verstegen Niederlande2:00,92
8Dorcus Ajok Uganda2:02,00

Lauf 3

11. August 2017, 19:55 Uhr Ortszeit (20:55 Uhr MESZ)

PlatzNameLandZeit (min)
1Francine Niyonsaba Burundi2:01,11
2Margaret Wambui Kenia2:01,19
3Brenda Martinez USA2:01,31
4Halimah Nakaayi Uganda2:01,74
5Joanna Jóźwik Polen2:01,91
6Shelayna Oskan-Clarke Großbritannien2:02,26
7Christina Hering Deutschland2:02,69
8Gena Löfstrand Südafrika2:03,67

Im dritten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Finale

13. August 2017, 20:10 Uhr Ortszeit (21:10 Uhr MESZ)

Eindeutige Favoritin für dieses Rennen war die zweifache Olympiasiegerin – 2012 / 2016 – und Weltmeisterin von 2009 Caster Semenya aus Südafrika. Zu ihren stärksten Gegnerinnen gehörten die beiden weiteren Medaillengewinnerinnen von 2016 Francine Niyonsaba aus Burundi und die Kenianerin Margaret Wambui. Auch die amtierende Weltmeisterin Maryna Arsamassawa aus Weißrussland war hier am Start, hatte jedoch nicht mehr die Form von 2015 und war bereits im Vorlauf ausgeschieden. Mit der Kanadierin Melissa Bishop und der Britin Lynsey Sharp standen zwei weitere Finalistinnen der letztjährigen Olympischen Spiele auch hier wieder im Finale.

Niyonsaba übernahm früh in diesem Rennen die Initiative und legte von Anfang an ein zügiges Tempo vor. Ihr folgten zunächst die US-Amerikanerin Ajeé Wilson und Margaret Wambui. Zum Ende der ersten Runde – Durchgangszeit 57,98 s – verschärfte Wilson das Tempo und löste Niyonsaba an der Spitze ab. Es entstand eine kleine Lücke, die Semenya sofort wieder schloss. Diese drei Läuferinnen setzten sich in der nächsten Kurve ein wenig von ihren Konkurrentinnen ab. Wambui folgte als Vierte. Auf der Gegengeraden lag Niyonsaba wieder vorne vor Wilson und Semenya. Wambui kämpfte um den Anschluss, konnte aber die Lücke aufgrund des jetzt sehr hohen Tempos nicht schließen. Diese Konstellation blieb bis zum Beginn der Zielgerade so bestehen.

Auf den letzten achtzig Metern forcierte Caster Semenya noch einmal und zog fast mühelos an ihren Gegnerinnen vorbei. Im Ziel hatte sie ihren zweiten Weltmeistertitel gewonnen. Francine Niyonsaba wurde wie bei den Olympischen Spielen 2016 Zweite. Ajeé Wilson sicherte sich überraschend die Bronzemedaille vor der Olympiadritten Margaret Wambui. Melissa Bishop belegte Rang fünf in diesem schnellen Rennen vor der Polin Angelika Cichocka. Die US-Amerikanerin Charlene Lipsey und Lynsey Sharp belegten die Plätze sieben und acht in diesem Finale.

Platz Athletin Land Zeit (min)
Caster Semenya  Südafrika 1:55,16 WL
Francine Niyonsaba  Burundi 1:55,92
Ajeé Wilson  USA 1:56,65
4 Margaret Wambui  Kenia 1:57,54
5 Melissa Bishop  Kanada 1:57,68
6 Angelika Cichocka  Polen 1:58,41 PB
7 Charlene Lipsey  USA 1:58,73
8 Lynsey Sharp  Großbritannien 1:58,98

Video

Einzelnachweise

  1. Das Doppelleben der Dora Ratjen auf ndr.de 18. November 2011, abgerufen am 4. März 2021
  2. Zwischen Ruhm und Argwohn. In: Allgemeine Zeitung, abgerufen am 4. März 2021
  3. Intersexualität als Problem des Hochleistungssports, Jennifer de Antoni, Diplomarbeit, Mai 2011 (PDF; 757 KB), abgerufen am 4. März 2021
  4. Der Sex-Test - Sportler beweisen ihr Geschlecht, 3sat.de 21. August 2009, abgerufen am 4. März 2021
  5. Stichwort Sex-Test. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. August 2009, abgerufen am 4. März 2021
  6. Olympias »schöne« Töchter von Petra Welzel. In: der Freitag, 15. September 2000, abgerufen am 4. März 2021
  7. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 12. Januar 2022
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