Militärflugplatz Chazor
Air Wing 4, Lage in Israel:
Hatzor Airbase
Kenndaten
ICAO-Code LLHS
Koordinaten

31° 45′ 45″ N, 34° 43′ 38″ O

Höhe über MSL 45 m  (148 ft)
Basisdaten
Eröffnung 1942 RAF / 1948 IAF
Betreiber Israelische Luftstreitkräfte
Start- und Landebahnen
05/23 2409 m Asphalt
11R/29L 2451 m Asphalt
11L/29R 2440 m Asphalt



i8 i11 i13

BW

Der Militärflugplatz Chazor (hebräisch בסיס חצור, englisch: Hatzor Airbase) ist ein Stützpunkt der Israelischen Luftwaffe (IAF). Er befindet sich in der Mitte Israels etwa 10 km östlich des Mittelmeeres, nahe dem Kibbuz Chazor Aschdod, von dem der Militärflugplatz seinen Namen hat. Er besitzt drei Start- und Landebahnen von jeweils knapp 2,5 km Länge.

Geschichte

Im Jahr 1942 wurde der Militärflugplatz von der Royal Air Force (RAF) unter dem britischen Mandat über Palästina als RAF Base Qastina angelegt. In der Nacht des 25. Februar 1946 griffen Untergrundkämpfer der Irgun die Airbase an und zerstörten mehrere der dort geparkten Handley Page Halifax Bomber. Auch zwei weitere RAF Basen wurden in dieser Nacht angegriffen, die man später Die Nacht der Flugzeuge nannte. Insgesamt wurden 20 Flugzeuge zerstört und etliche beschädigt, so dass die RAF sich gezwungen sah, viele ihrer Maschinen auf Basen nach Ägypten zu verlegen. 1948 wurde die Airbase nach dem Abzug der Briten von der Hagana übernommen und umbenannt.

Die „First Fighter“-Staffel wurde im Mai 1948 als erste Militärflugzeug-Staffel in Israel gegründet und im November nach Chazor verlegt – damals noch mit Avia S-199-Jagdflugzeugen, importiert aus der Tschechoslowakei. Ab den 1980er Jahren flog sie die F-16C/D und war seit ihrer Gründung an zahlreichen Einsätzen beteiligt. Die „Scorpion“-Staffel wurde 1950 gegründet und flog zunächst die englische Spitfire, später die US-amerikanische Mustang und die französische Dassault Mystère IV. Auch sie war an zahlreichen Einsätzen beteiligt. Anfang der 1990er Jahre erhielt sie die F-16C/D. Beide Staffeln wurden 2021 von Chazor auf den Militärflugplatz Ramat David umgezogen.

Am 19. Januar 1964 desertierte ein Jak-11 Schulflugzeug der ägyptischen Luftwaffe mit Kapitän Mahmoud Abbas Hilmi an Bord nach Chazor. Der 26-jährige ägyptische Fluglehrer bat nach der Landung um politisches Asyl. Am Morgen des 16. August 1966 landete eine irakische MiG-21 auf der Chazor Airbase, Höhepunkt der Operation Diamond. Munir Redfa, ein irakischer Kampfpilot, war vom Mossad dazu überredet worden, das Spitzenprodukt der damaligen sowjetischen Flugzeugtechnik nach Israel zu fliegen.

Polnische Kadettenanstalt Junacka Szkoła Kadetów (JSK)

Am 19. Oktober 1942 zog die im August des Jahres in Baschschit gegründete Junacka Szkoła Kadetów (JSK) der polnischen Anders-Armee mit 342 Kadetten auf die Airbase RAF Qastina.

Die JSK war eine polnische Kadettenanstalt, die vor allem polnische Knaben besuchten, deren Eltern durch die sowjetische Ausmerzung polnischer Intelligenz und Widerständigkeit ermordet oder in Arbeitslager verschleppt worden waren. Tausende polnische Jugendliche hatten sich zu Standorten der Anders-Armee im russischen Tozkoje sowie in den usbekischen Orten Dschalalabat, Gʻuzor, Kermine, Narpay und Olmazor (Wrjeskij) durchgeschlagen, in der Hoffnung mit der Armee aus der Sowjetunion zu entkommen. General Władysław Anders setzte sich sehr dafür ein, möglichst viele Jugendliche mitzunehmen. Major Andrzej Kulczycki (pl) leitete die Kadettenanstalt bis 1945, die dem 3. Karpaten-Schützen Division im 2 Korpus Polski zugeordnet war.

Am 28. Juni 1943 besuchte der polnische Ministerpräsident Władysław Sikorski die Kadettenanstalt, letzter offizieller Termin vor seinem Flugzeugabsturz bei Gibraltar (1943). Anders war häufig Gast der Kadettenanstalt, so am 26. November 1942, Juni 1943 (mit Sikorski), am 17. November 1943, am 5. Januar 1944, am 21. September 1945 und im Juni 1946, bei dieser Gelegenheit begleitet von General Antoni Chruściel, dem Kommandanten der Heimatarmee im Bezirk Warschau. Vom 29. Juli 1943 bis 31. Juli 1947 domizilierte die Kadettenanstalt in بربره / Barbarah, heute Mavqiʿim. Die Anstalt absolvierten 1.171, nach anderen Angaben 1.276, Kadetten der Jahrgänge von 1927 bis 1931, von denen 440 jeweils einer Einheit des 2 Korpus Polski beitraten. Am gregorianischen Karfreitag 1943 nahmen Kadetten am Kreuzweg durch Jerusalem teil und hielten Ostervigil am Grabe Jesu.

Der prosowjetische Bund Polnischer Patrioten griff alles Polnische an, was nicht Moskau unterstellt war. Die Vorsitzende des Bundes, Wanda Wasilewska, verleumdete in ihrem Artikel „Faschisten, Betrüger und Erpresser“ im Bundesorgan Ku Wolnej Polska die Kadetten als „Anders' Janitscharen“ und die JSK als „Nest reaktionärer Fürsten und Grafen“. Ab 15. August 1947 hatte die JSK ihren letzten Sitz auf der englischen Airbase RAF Bodney (engl), wo mit den letzten Abschlussprüfungen vom 23. bis 28. Februar 1948 die Anstalt ihren Lehrbetrieb einstellte. Unter den Vorwürfen aus Polen gingen nur etwa 20 Kadetten ins kommunistische Polen, die Heimat der meisten lag ohnehin in jenen 52 % des polnischen Staatsgebietes von 1938, die die Sowjetunion 1939 im Rahmen des Hitler-Stalin-Paktes für sich beanspruchte und 1945 dann in etwa einbehielt.

Überflutungen

Da sich der Militärflugplatz in einem Tal zwischen zwei Bächen befindet – die aber die meiste Zeit des Jahres trocken liegen – ist es seit seiner Gründung wiederholt zu Überflutungen gekommen, wobei militärisches Gerät in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dies geschah in den 1950er Jahren, im Winter 1991/92, 2013 und zuletzt im Jahr 2020, als Kampfflugzeuge und eine Batterie mit Abwehrraketen so beschädigt wurden, dass die Reparaturen fünf Monate in Anspruch nahmen. Dies ist auch ein Grund dafür, warum die letzten beiden Staffeln mit bemannten Kampfflugzeugen auf Chazor im Jahr 2021 auf den Militärflugplatz Ramat David im Norden Israels umgezogen wurden.

Aktuelles

Auf Chazor wurde 2010 eine Flugzeugstaffel eingeführt, die nie vom Boden abheben wird. Ein Netzwerk von acht Simulatoren nutzt 3D-Satellitenbilder, damit Kampfpiloten Einsätze über feindlichem Gebiet und das Ausweichen bei Beschuss mit Boden-Luft-Raketen realistisch und gefahrlos üben können.

Am 2. April 2017 wurden auf dem Stützpunkt die ersten beiden Batterien des neuen Raketenabwehrsystems David’s Sling installiert. Nicht weit entfernt vom Gazastreifen dienen sie in erster Linie dazu, von dort abgefeuerte Raketen der Hamas und des Islamischen Dschihads abzufangen. Das System ist gemeinsam von Rafael (Israel) und Raytheon (USA) entwickelt worden.

Im März 2021 wurden die beiden F-16-Staffeln der Basis („First Fighter“ & „Scorpion“) auf den Militärflugplatz Ramat David umgezogen, damit alle verbleibenden F-16C/D-Jets (Barak) unter einem Dach zusammengefasst sind. Damit gibt es nun keine bemannten Kampfjets mehr auf der Chazor Airbase.

Im Juli 2021 erschienen Fotos, die das Errichten eines Combined Operations Center für das US-Militär und Israel im Nordbereich der Basis zeigen. Weitere Informationen wurden jedoch nicht veröffentlicht. In den vergangenen Jahren waren bereits mehrere neue Gebäude dort errichtet worden.

Im Januar 2023 wurde die 200. Staffel „First UAV“ mit Heron 1 Shoval Drohnen von der Luftwaffenbasis Palmachim hierher umgezogen.

Im September 2023 wurde im Rahmen des Projekts Storm Clouds eine im August 2022 wiedereröffnete Staffel auf Chazor mit neuen Drohnen ausgerüstet, die 144. Staffel „Phoenix“ mit Flugkörpern des neuentwickelten Typs Spark Nitsot, die von Rafael Aeronautics hergestellt werden.

Einheiten

  • 100. Staffel Beechcraft King Air Tzofit & Beechcraft Bonanza Hofit Patrouillenflugzeuge („Flying Camel“ Squadron)
  • 144. Staffel Spark Nitsot Drohnen („Phoenix“ Squadron)
  • 200. Staffel Heron 1 Shoval Drohnen („First UAV“ Squadron)
  • 420. Staffel Flugsimulatoren (vernetzt)
  • 2 Batterien David’s Sling Abfangraketen
Commons: Militärflugplatz Chazor – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Handley Page Halifax destroyed while parked at RAF Qastina. In: Aviation Safety Network. 16. Juni 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  2. The First Fighter Squadron. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  3. The Scorpion Squadron. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  4. 1 2 3 Israel Set To Move Two F-16 Units To Ramat David. In: key.aero. 19. März 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  5. The Blue Bird Legend. In: ynetnews.com. 29. Mai 2007, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  6. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zbigniew Raczkowski, „Junacka Szkoła Kadetów 1942-1948 (81)“ (5. August 2016), auf: Kadeci II RP - strona kedecka i sympatyków (Webseite inaktiv); abgerufen am 25. April 2023 (polnisch).
  7. 1 2 3 NN, “The Polish Army in the Middle East, 1942-1943”, auf: Imperial War Museums; abgerufen am 25. April 2023 (englisch).
  8. NN, „Honorowy Obywatel Miasta Skierniewice“, auf: Miasto Skierniewice: Stolica nauk ogrodniczych; abgerufen am 25. April 2023 (polnisch).
  9. Flooding at Israeli Airbase Caused $9 Million in Damage, Probe Finds. In: Haaretz. 5. Februar 2020, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  10. 1 2 IAF’s newest squadron will never leave the ground. In: The Jerusalem Post. 3. Oktober 2010, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  11. 1 2 With a storm on the horizon, Israel turns on its latest missile defense system. In: The Times Of Israel. 2. April 2017, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  12. US-Israeli combined operations center being built at IAF's Hatzor base. In: Israel Defense. 18. Juli 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  13. 1 2 Israel Air Force Welcomes New UAV, Dubbed “Spark”. In: Israel Defense. 12. September 2023, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  14. One on One with an Air Patroller. In: IAF-Website. 31. Mai 2020, abgerufen am 30. September 2023 (englisch).
  15. A new platform in the IAF: the "Shining" UAV. In: IAF-Website. 11. September 2023, abgerufen am 30. September 2023 (hebräisch).
  16. The First UAV Squadron. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
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