Neptun-Werft GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1850 |
Sitz | Rostock, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | rund 700 (Dezember 2019) |
Branche | Schiffbau |
Website | www.neptunwerft.de |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Die Neptun Werft GmbH & Co. KG ist eine 1850 gegründete deutsche, in Rostock beheimatete Schiffswerft an der Warnow, die seit 1997 zur Meyer-Neptun-Gruppe gehört.
Geschichte
Gegründet 1850 als „Schiffswerft und Maschinenfabrik von Wilhelm Zeltz und Albrecht Tischbein“, wurde sie 1890 unter Direktor Henry Eugen Johns in die Actien-Gesellschaft „Neptun“ Schiffswerft und Maschinenfabrik in Rostock umgewandelt. Unter Johns Nachfolger, dem jungen Vorstand Gerhard Barg, expandierte sie stark. Mehr als 1500 neue Schiffe wurden gebaut, noch mehr repariert und umgebaut. Der erste eiserne Schraubendampfer Deutschlands, die Erbgroßherzog Friedrich Franz, lief 1851 vom Stapel. Die Pampa war der einzige in Rostock gebaute Frachtsegler der Hamburger Reederei F. Laeisz und zugleich 1891 das letzte für diese Reederei mit der Bau-Nr. 125 gebaute Vollschiff. Es galt zu der Zeit als das schnellste Schiff von Laeisz und machte zahlreiche Fahrten nach Chile in weniger als 70 Tagen.
Während des Ersten Weltkriegs wurden für die Kaiserliche Marine Minensuchboote der Typen M 1914, M 1915 und M 1916 gebaut, sowie ab 1918 U-Boote des Typs UF, von denen einige noch von Stapel liefen, aber aufgrund des Waffenstillstands nicht mehr fertiggestellt, sondern umgehend abgewrackt wurden. Zudem war die Neptun-Werft auch für den Bau des UG-Typs vorgesehen.
Ab 1927 gehörte die Werft zur Deutschen Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft.
Während des Zweiten Weltkriegs bildete die Neptun-Werft gemeinsam mit den Ernst Heinkel Flugzeugwerken einen Schwerpunkt der Rüstungsindustrie in Rostock. Ab 1941 wurden zehn U-Boote vom Typ VII C und ab 1944 Minensuchboote der Klasse 1943 gebaut.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Werft in die Sowjetische Aktiengesellschaft SAG Neptun umgewandelt. In den Nachkriegsjahren wurden vorwiegend Reparationsleistungen für die Sowjetunion (UdSSR) wie Neubauten von Hebeschiffen und Loggern durchgeführt. 1953 wurde aus der SAG ein Volkseigener Betrieb und die Werft hieß ab diesem Zeitpunkt VEB Schiffswerft Neptun. Die Werftanlagen wurden bis 1989 ständig erweitert, zuletzt erstreckten sie sich vom Kabutzenhof bis nach Bramow. Zur Wende hatte die Werft über 7000 Beschäftigte. Zur Schiffswerft Neptun gehörten eine Reparaturwerft für militärische Schiffe in Gehlsdorf, ein Betriebsteil im Patriotischen Weg, eine KfZ-Werkstatt in der Budapester Straße sowie der Betriebssportplatz „Rote Erde“ an der Hans-Sachs-Allee. Es wurden Frachtschiffe, Fischlogger, Hebeschiffe, Feuerlöschboote, Fähren, Schlepper, Eisenbahnfährschiffe, Forschungsschiffe, Schwimmkräne, Eimerkettenschwimmbagger, RoRo-Frachter und Mehrzweck-Containerschiffe gefertigt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung gehörte die Werft zum Bremer-Vulkan-Verbund. Sie musste 1991 wegen von EU-Beschränkungen den Schiffsneubau einstellen und beschränkte sich fortan auf die Reparatur und Modernisierung von Schiffen, die Lieferung von schiffbaulichen Komponenten und die Einrichtung von RoRo-Schiffen.
1993 erfolgte die Umfirmierung zur Neptun Industrie Rostock GmbH; 1997 wurde das Unternehmen Teil der Meyer-Werft-Unternehmensgruppe.
Seit 2001 werden auf der Neptun-Werft am neuen Standort weiter Warnow-abwärts wieder Schiffe gebaut. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um lange Flusskreuzfahrtschiffe wie die A-Rosa Bella oder die Viking Longships, da diese nicht den EU-Beschränkungen für den Schiffsneubau unterliegen. Man konzentriert sich auf Modernisierung und Reparatur von Schiffen sowie die Herstellung von schiffbaulichen Ausrüstungskomponenten (zum Beispiel Bauteile für RoRo-Schiffe, Luxusyachten, Fähranleger und Kräne). Im März 2006 wurde der Firmenname von Neptun Stahlbau GmbH in Neptun Werft GmbH geändert.
Bis 2006 verfügte die Werft über ein Schwimmdock. Es wurde nach Trinidad und Tobago verkauft; als Ersatz erhielt die Werft 2006 eine 150 Meter lange und 55 Meter breite Absenkvorrichtung. Sie wurde von der Hermann Kassens Bauunternehmung GmbH und Doka NL gebaut. Sie entstand in zwei Elementen mit einer Breite von jeweils 27,50 Metern im Außendock der Meyer Werft in Papenburg und wurde anschließend bei der Warnowwerft in Warnemünde zusammengesetzt.
Auf der Neptun Werft werden auch Maschinenraummodule (FERU - Floating Engine Room Unit) gefertigt, die schwimmend zu den Werften in Papenburg und Turku überführt und dort verbaut werden. Sie haben eine Länge von 140 Metern, eine Höhe von 16 Metern und eine Breite von bis zu 46 Metern. Vier Stück können pro Jahr gefertigt werden. Die Maschinen der Schiffe entstehen regelmäßig im benachbarten Betrieb von Caterpillar und werden anschließend auf der Neptun Werft in die Maschinenraummodule eingebaut.
Das Unternehmen beschäftigte im März 2016 etwa 525 Mitarbeiter; ungefähr 600 Mitarbeiter waren bei Zulieferunternehmen beschäftigt. Seit 2014 ist die Werft eine GmbH & Co. KG.
Im Oktober 2016 wurde beschlossen, bis 2018 eine neue Schiffbauhalle, Halle 8a zu errichten. Am 29. Juni 2017 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Halle ist 180 Meter lang und 65 Meter breit und kostete etwa 50 Millionen Euro. Die Höhe beträgt 56 Meter. Das erste dort erbaute Projekt war das Maschinenraummodul der Norwegian Encore (2018).
Im März 2021 lieferte die Neptun Werft mit der Viking Gymir und der Viking Egdir die vorerst letzten Flusskreuzfahrtschiffe ab. Fortan baute die Werft ausschließlich Sektionen für die beiden anderen Standorte der Gruppe. Im selben Jahr erhielt die Werft den Auftrag zum Bau eines Yacht-Rumpfes für Abeking & Rasmussen bis 2023. Ferner ist die Werft als Partner der Lürssen-Werft am Bau der zwei Betriebsstofftransporter der Klasse 707 für die Deutsche Marine beteiligt.
2023 wurde der beabsichtigte Einstieg in den Bau von Offshore-Anlagen bekannt. Die Arbeiten sollen gemeinsam mit dem belgischen Unternehmen Smulders erfolgen. Hierzu sollen auch das benachbarte ehemalige Caterpillar-Gelände und Teile des Marinearsenals genutzt werden. Eine zivile Nutzung des Arsenalgeländes scheiterte allerdings bislang an Sicherheitsbedenken des Militärischen Abschirmdienstes.
Ehemaliges Werftgelände
Das ehemalige Werftgelände am Rande der Rostocker Innenstadt wird städtebaulich neu geplant und bebaut. Insbesondere Bürobauten und Wohnhäuser wurden neu errichtet, nachdem viele Gebäude und Anlagen (wie die Helling sowie die Hochtrasse mit verschiedenen Versorgungsleitungen) abgerissen worden waren. Die Hafenpromenade wird entlang der Warnow über das Grundstück hinweg Richtung Warnemünde fortgesetzt. Der letzte verbliebene Hafenkran steht unter Denkmalschutz, er wurde im Jahr 2014 für 300.000 Euro saniert und neu lackiert. Die frühere Führerkanzel wird als Trauzimmer des Standesamtes genutzt, das Dach des entkernten Maschinenhauses dient als Aussichtsplattform.
Ebenfalls auf dem historischen Werftgelände entstand das „Internationale Haus des Tourismus“ als Schaltzentrale für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Hochbunker ist ein kultureller Treffpunkt. Das nach einem Brand stark beschädigte ehemalige Klubhaus wurde 2011 abgerissen, da es nicht mehr genutzt werden konnte. Die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende große Schiffbauhalle wurde zu einem Einkaufsmarkt umgebaut. Die Läden wurden als neues Gebäude in die (äußere) Hülle der Halle gesetzt, das südwestliche Hallenschiff wird als Parkplatz genutzt, so dass ein wettergeschützer Zugang entstand.
Bekannte Schiffe und Baureihen der Werft (Auswahl)
- SMS Schiff H
- Pampa
- Oituz
- Schipka
- Ettsi IV
- Kolomna (Schiffstyp)
- Andizhan (Schiffstyp)
- Povenez (Schiffstyp)
- Pioner (Schiffstyp)
- Trailerschiff 4850 t DW
- Ilri / Ilri (Typ IV)
- Albatros (Schiffstyp)
- Neptun 381 (Serie Hamburger Wall)
- Neptun 371 (Serie Sol Michel)
- Neptun 388 (Serie Neuenburg)
- Neptun 401 (Serie Hans Krüger)
- Neptun 403 (Serie Ivory Tellus)
- Neptun 421 (Serie Cam Doussié)
- MPC Neptun 900
- CFV Neptun 600
- Poseidon (Schiffstyp)
- mehrere A-Rosa Flussschiffe
- Viking Longships
- Varna
- Eisenbahnfährschiff Sassnitz
- Eisenbahnfährschiff Warnemünde
- Eisenbahnfährschiff Rügen
- Doppelendfähren Schleswig-Holstein (2011) und Norderaue (2018) der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH
Museumsschiffe
- Kieler Sprotte, ex Ueckermünde, ex Walter, ex Großherzogin Alexandra (Baujahr 1905), Seebäderschiff, Kiel
- Kronprinz, ex Undine, ex Kronprinz Wilhelm (Baujahr 1910), Seebäderschiff, Rostock.
- Likedeeler ex Condor (Baujahr 1962), Frachtmotorschiff, Rostock
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Rückblick 2019: Mehr als 700 Mitarbeiter auf der NEPTUN WERFT. 27. Dezember 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019.
- ↑ Neptun-Aktie von 1927
- ↑ horcom.de: Die maritime Umgebung Warnemündes: Neptun Werft, abgerufen am 2. Januar 2009.
- ↑ Die Ursprünge der Werft: 1997 begann eine neue Ära. Abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Viking bestellt sechs Flusskreuzer. In: Schiff & Hafen, Heft 4/2012, S. 8, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 0938-1643
- ↑ Ort für Innovationen. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ 28.000 t Beton können schwimmen - Neues Dock für Neptun Werft in Rostock. Abgerufen am 9. August 2023.
- ↑ Neptun Werft wird modernisiert. 30. Mai 2006, abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ Beton kann schwimmen. 28. Juli 2006, abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ Neubau eines Hebeponton in Rostock, Warnemünde. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ 28.000 t Beton können schwimmen. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ https://www.neptunwerft.de/de/neptunwerft_de/schiffe/schwimmende_maschinenraummodule/schwimmende_maschinenraummodule_1.jsp
- ↑ Herzstück für die „AIDAnova“ verschifft. 23. September 2017, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ AIDAnova fährt mit Dual-Fuel-Motoren aus Rostock. 27. August 2018, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ AIDAnova Maschinenraumblöcke auf dem Weg nach Rostock. Abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ AIDAnova - So wird ein Schiff gebaut. 21. September 2017, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ AIDAnova geht auf große Fahrt. 25. September 2017, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Weniger Emissionen durch Schiffsmotoren vom Hersteller Caterpillar. 19. Juli 2019, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Stabwechsel bei Neptun Werft. 30. März 2016, abgerufen am 30. März 2016.
- ↑ NEPTUN WERFT investiert: Neue Hallen und Neue Jobs. 2. Januar 2019, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Millioneninvestition in neue Produktionshalle. 31. Oktober 2016, abgerufen am 3. Juli 2017.
- ↑ Neue Halle für die NEPTUN WERFT. 29. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017.
- ↑ Pressemitteilung vom 19. Juni 2018
- ↑ MAPP: Neptun-Werft will eine neue Halle | SVZ. 14. Juli 2016, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Krischan Förster: Neptun dockt erstmals aus neuer Halle aus. 20. August 2018, abgerufen am 19. September 2023 (deutsch).
- ↑ Login - THB. Abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Neptun Werft beendet längste Serie von Flusskreuzfahrtschiffen der Welt. 25. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ NEPTUN WERFT beendet 2021 mit neuem Auftrag. 29. Dezember 2021, abgerufen am 26. Januar 2022.
- ↑ MEYER Gruppe verstärkt Führungsmannschaft – Bernd Eikens wird Mitglied des MEYER Teams. 28. August 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ Neue Aufträge für Neptun Werft? Meyer-Gruppe will Plattformen in Rostock bauen. 27. April 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ Neue Kräne, neue Hallen, neue Docks: Wofür die Neptun Werft in Rostock massiv erweitert werden soll. 27. Juni 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ 500 neue Jobs in Rostock: Verkündet Verteidigungsminister Pistorius jetzt den Plattform-Deal? 18. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Grafik der geplanten Erweiterung. Abgerufen am 19. September 2023.
- ↑ Trauung in der Kanzel · Ehemaliger Kran der Neptun Werft soll touristisch genutzt werden. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. November 2014, S. 16
- ↑ Internationales Haus des Tourismus in Rostock offiziell eröffnet. In: Rostock-Heute.de. (rostock-heute.de [abgerufen am 18. Oktober 2017]).
Koordinaten: 54° 5′ 39,1″ N, 12° 6′ 31,4″ O