Datum | 11. September 1709 |
---|---|
Ort | südlich von Mons, Belgien |
Ausgang | Der Vormarsch der Alliierten nach Frankreich wurde gestoppt. |
Konfliktparteien | |
---|---|
Großbritannien | |
Befehlshaber | |
John Churchill | |
Truppenstärke | |
80.000 Mann |
90.000 Mann |
Verluste | |
11.000 Tote und Verwundete |
21.000 Tote und Verwundete |
1702
Cremona – Kaiserswerth – Luzzara – Santa Marta – Cádiz – Friedlingen – Vigo
1703
Schmidmühlen – Bonn – Krottensee – Ekeren – Höchstädt – Speyerbach
1704
Schellenberg – Gibraltar – Höchstädt – Vélez-Málaga
1705
Marbella – Cassano – Barcelona – Sendlinger Mordweihnacht
1706
Aidenbach – Calcinato – Ramillies – Turin – Castiglione – Santa Cruz de Tenerife
1707
Almansa – Kap Béveziers – Toulon – Lizard Point
1708
Lille – Oudenaarde – Gent
1709
Malplaquet – Mons
1710
Almenar – Saragossa – Villaviciosa
1711
Rio de Janeiro
1712
Denain
1714
Barcelona
In der Schlacht bei Malplaquet in Nordfrankreich, südlich der belgischen Stadt Mons, besiegte am 11. September 1709 während des Spanischen Erbfolgekrieges eine Armee der Großen Allianz unter Marlborough und Prinz Eugen die Franzosen, konnte sie aber nicht aufreiben.
Vorgeschichte
Im Juni 1709 begannen die Verbündeten den Feldzug in Flandern mit der Belagerung von Tournai. Die Armee der Verbündeten auf diesem Kriegsschauplatz des Spanischen Erbfolgekrieges unter dem Befehl von Marlborough und Prinz Eugen war 90.000 Mann stark und verfügte über 120 Geschütze. Die Stadt fiel Ende Juli, am 3. September folgte die Zitadelle.
Die französische Armee unter dem Befehl von Claude-Louis-Hector de Villars wartete währenddessen auf Verstärkungen vom Rhein und aus Spanien. Die französische Armee war aber mit 80.000 Mann und 90 Geschützen den Verbündeten zahlenmäßig unterlegen. Dennoch wagte de Villars eine offene Feldschlacht, um nicht auch noch die Stadt Mons zu verlieren.
Erst versuchten die Franzosen, die Verbündeten während des Marsches anzugreifen. Dies misslang jedoch: Marlborough erfuhr rechtzeitig davon und hielt seine Armee an. Daraufhin bereiteten sich die Franzosen auf die Schlacht vor und begannen mit dem Errichten von drei hintereinander liegenden Verschanzungen in den Wäldern von Sars und Lanière, etwa im Bereich der heutigen belgisch-französischen Grenze bei Quévy. Marlborough konzentrierte das Feuer seiner Artillerie auf die Franzosen, allerdings aus einer für die damalige Zeit sehr großen Entfernung. Die Franzosen konnten dennoch ihre Arbeit fortsetzen.
Ablauf der Schlacht
Bis zum frühen Morgen des 11. Septembers hatten die Kommandeure der Allianz ihre Truppen entsprechend der Lineartaktik in einer sechs Kilometer langen Angriffslinie aufgestellt. Um 8 Uhr rückte der rechte Flügel unter Prinz Eugen vor und versuchte in die Flanke der Franzosen zu kommen. Seine aus Kaiserlichen, Reichstruppen, Dänen und Sachsen zusammengesetzten Truppen, die zum größten Teil unter dem Kommando des Generals Johann Matthias von der Schulenburg standen, konnten jedoch nicht durchdringen. Auch die holländische und preußische Infanterie unter Prinz Johann Wilhelm Friso von Oranien und dem Baron François-Nicolas Fagel (1645–1718) am linken Flügel stieß auf heftigen Widerstand. Schon jetzt zeichnete sich eine äußerst verlustreiche Schlacht ab.
Der Angriff der ersten Linie des rechten alliierten Flügels wurde zurückgeschlagen, wobei zwei der drei befehlenden Generalmajore und alle Obristen entweder getötet oder verwundet wurden. Die Angriffe der zweiten und dritten Linie scheiterten ebenfalls. Erst nach einem massiven Bombardement der alliierten Artillerie konnte der vierte Angriff (wobei irische Soldaten der britischen Armee auf irische Söldner in französischen Diensten schossen) die Franzosen aus dem Wald hinaustreiben. Prinz Eugen focht in der ersten Reihe mit und wurde verwundet. Doch der linke Flügel der Franzosen hielt noch, ebenso wie der rechte Flügel, wo der Angriff der holländischen und preußischen Infanterie unter hohen Verlusten zusammenbrach.
Die fortgesetzten Angriffe der Alliierten an den Flügeln hatten jedoch zur Folge, dass nach und nach sämtliche französischen Reserven an die Flügel beordert wurden. Zuletzt wurden sogar Teile der Truppen, die im Zentrum stationiert waren, zur Verstärkung der Flügel gebraucht. Jetzt wurden sämtliche alliierten Reserven, vorwiegend bestehend aus englischen, schottischen und walisischen Truppen, von Marlborough gegen das geschwächte französische Zentrum geworfen. Gegen 14 Uhr brachen diese Verbände in die Stellung der Franzosen ein. Unter dem massiven Feuer der alliierten Artillerie gelang es den britischen Truppen, die gegnerischen Schanzen, die nur noch schwach besetzt waren, zu nehmen. Durch diesen Erfolg ermutigt durchbrachen die Holländer, die zwei Mal unter schwersten Verlusten zurückgeschlagen worden waren, die französische rechte Flanke.
Dicht auf die Infanterie folgte nun nach und nach die gesamte alliierte Kavallerie mit 30.000 Reitern, die bislang noch nicht zum Einsatz gekommen waren. Kaum hatten die ersten alliierten Kavallerieregimenter die Schanzen passiert und sich formiert, wurden sie schon von französischer Kavallerie angegriffen. Letztere focht so tapfer, dass es ihr gelang, die alliierten Reiter insgesamt sechs Mal bis zu den Schanzen des Zentrums zurückzudrängen. Dort erwartete die französischen Kavalleristen aber jedes Mal ein konzentriertes Infanterie- und Artilleriefeuer und zwang diese jeweils zum Rückzug. Als sämtliche alliierten Kavallerieschwadronen die Schanzen passiert hatten, konnten sie jedoch ihre zahlenmäßige Überlegenheit über die Franzosen, die lediglich 20.000 Berittene hatten, ausspielen. Nach einem wilden Reitergefecht in dem Heideland rund um Malplaquet gab der französische Marschall de Boufflers, der den Oberbefehl anstelle des am Knie verletzten De Villars übernommen hatte, um 15 Uhr den Rückzugsbefehl. Er hatte erkannt, dass die Schlacht nicht mehr zu gewinnen war, und zog einen geordneten Rückzug einer wilden Flucht vor. Zwischen 15 und 16 Uhr zogen die Franzosen unter der Deckung ihrer Kavallerie in guter Ordnung ab und überließen somit den Alliierten das Schlachtfeld und den Sieg.
Die Verbündeten verloren 25.000 Mann an Toten, Verwundeten und Vermissten; die Armee war dadurch zu geschwächt, um die Verfolgung des Gegners aufzunehmen. Die Verluste der Franzosen waren mit (je nach Quelle) 11.000 bis 15.000 Mann zwar geringer, aber immer noch sehr hoch. Die Schlacht von Malplaquet war damit die blutigste im Spanischen Erbfolgekrieg. Auf Grund der hohen Verluste konnte die Große Allianz die Invasion nicht fortsetzen, ein großer Erfolg für Ludwig XIV. Daher wird das Ergebnis der Schlacht verbreitet als ein Pyrrhussieg bezeichnet.
In der Schlacht sind auf jeder Seite 10 Generäle gefallen: Die englische Generalleutnant Grove, die Generalmajor Lord Hadron und Lord Sampson de Lalo, bei den Holländern fielen der Generalleutnant de Rapin, die Generalmajore van Keppel, Bengt Oxenstierna (* 1670) und Baron Sparr sowie die preußischen Generalmajore Heyden und Tettau. Die Franzosen verloren den Generalleutnant Comte de Chemerault, die MdC Maquis de Montplaisir, Comte de Pallavicini und den Comte de Tournefort sowie die Brigadiers Comte d'Augennes, Baron de Barantin, Comte de Beuil, Maquis de Charost, Comte de Croy und Chevalier d'Eckersberg.
Truppen derselben Nationalität auf beiden Seiten
In beiden Lagern kämpften Schweizer Söldnertruppen: auf französischer Seite zwei Bataillone der Schweizergarden sowie vier weitere Regimenter; auf Seiten der Niederländer sechs Regimenter. Zudem bestanden zwei durch Mitglieder der Patrizier-Familie von May geführte Regimenter aus Bernern: Gabriel von May stand im Dienste der Niederlande, Hans Rudolf von May diente Frankreich. Dieser Bruderkampf mit über 8000 Mann an Verlusten von Schweizern im Dienst verfeindeter Parteien rief in der Eidgenossenschaft heftige Reaktionen hervor. In der Tagsatzung kam es zum Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Fremden Dienste. Bis zur Schlacht bei Bailén 1808 kämpften Schweizer Söldner daher nicht mehr gegeneinander. Auch Iren kämpften auf beiden Seiten: teils unter dem Kommando Marlboroughs in der Armee der Allianz, teils unter dem Thronprätendenten James Francis Edward Stuart, der auf Seiten der Franzosen focht.
Literatur
- John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667–1714. Longman, London 1999, ISBN 0-582-05629-2.
- Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1920, Teil 4, S. 370–372.
- Gaston Bodart, Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618–1905), S. 160
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3-498-02835-0, S. 322.
- ↑ Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, S. 292.
- 1 2 3 4 5 Winston Churchill: Marlborough. His Life and Times. Band 2. University of Chicago Press, 2003.
- ↑ Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, S. 323.
- ↑ Martin Wrede: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-3160-1, S. 179.
- ↑ Bodart führt den englischen GL John Webb († 1724) unter den Toten, er wurde schwer verletzt und starb als Gouverneur der Insel Wight, Vgl.A Journal to Stella, S. 191
- ↑ A Political Index to the Histories of Great Britain and Ireland, S. 129
- ↑ Die von May in der Schlacht von Malplaquet. In: Andreas Z’Graggen: Adel in der Schweiz. Wie Herrschaftsfamilien unser Land über Jahrhunderte prägten. NZZ Libro, 2018, S. 51.
- ↑ Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, S. 311.