Wilma Rudolph


Wilma Rudolph beim Zieleinlauf eines Wettkampfs
im Madison Square Garden (1961)

Voller Name Wilma Glodean Rudolph
Nation Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Geburtstag 23. Juni 1940
Geburtsort Saint Bethlehem (Tennessee)
Größe 180 cm
Gewicht 59 kg
Sterbedatum 12. November 1994
Sterbeort Brentwood (Tennessee)
Karriere
Disziplin Sprint
Bestleistung 11,2 s (100 m)
22,9 s (200 m)
Verein TSU Tigers
Karriereende 1963
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 3 × 0 × 1 ×
 Olympische Spiele
Bronze Melbourne 1956 4 × 100 m
Gold Rom 1960 100 m
Gold Rom 1960 200 m
Gold Rom 1960 4 × 100 m

Wilma Rudolph (Wilma Glodean Rudolph; * 23. Juni 1940 in Saint Bethlehem, Tennessee; † 12. November 1994 in Brentwood, Tennessee) war eine US-amerikanische Leichtathletin. Mit drei Goldmedaillen bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom gehörte sie zu den erfolgreichsten Teilnehmern dieser Spiele.

Jugend

Wilma Rudolph wuchs in einer Familie mit sieben Geschwistern und elf Halbgeschwistern auf. Bald nach ihrer Geburt zog die Familie in die Nachbarstadt Clarksville. In ihrer Kindheit erlitt Wilma eine Reihe schwerer Krankheiten. Eine Kinderlähmung setzte ihr linkes Bein außer Gefecht, und erst nach jahrelanger Physiotherapie und spezifischen Massagen konnte sie wieder ohne Hilfsmittel gehen. Von elf an konnte sie endlich mit ihren Brüdern Basketball spielen. Bald erzielte sie an der High School große Erfolge in dieser Sportart. Ed Temple, Leichtathletikcoach der Tigerbelles des Tennessee State College, entdeckte sie 1955 als Schiedsrichter bei einem Basketballmatch, erkannte ihr Talent und vermittelte ihr ein Arbeitsstipendium an seiner Hochschule.

Sportliche Karriere

Schon im Jahr darauf qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele 1956 in Melbourne, bei denen sie Bronze mit der 4-mal-100-Meter-Staffel gewann. Nach einer Schwangerschaftspause 1958 gehörte sie zu den weltbesten Sprinterinnen und stellte 1960 zwei Weltrekorde auf: Mit 22,9 s über 200 Meter verbesserte sie die alte Marke von Betty Cuthbert um drei Zehntelsekunden; im 100-Meter-Lauf erzielte sie 11,3 s und egalisierte damit die Zeit von Shirley Strickland de la Hunty und Wera Krepkina.

Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom siegte sie in allen drei Kurzstreckendisziplinen: In den Einzeldisziplinen 100 und 200 Meter siegte sie in allen Läufen mit mindestens drei Zehntelsekunden Vorsprung; die Fabelzeit von 11,0 s im 100-Meter-Finale konnte jedoch wegen zu starken Rückenwinds nicht als Weltrekord gewertet werden. In der 4-mal-100-Meter-Staffel lief sie zusammen mit Martha Hudson, Lucinda Williams und Barbara Jones im Vorlauf einen Weltrekord (44,4 s); im Finale sicherte Rudolph als Schlussläuferin das Gold vor der deutschen Staffel, die eingangs der Zielgeraden noch gleichauf lag. Durch ihre Leistungen bei den Spielen in Rom wurde Wilma Rudolph endgültig zum Star, der in der Presse als „Schwarze Gazelle“ (ital. La Gazzella Nera) und „Black Pearl“ bezeichnet wurde.

Als der Gouverneur ihres Heimatstaates Buford Ellington zur Feier ihrer Heimkehr eine Parade veranstalten wollte, stimmte Rudolph erst zu, als für diese die Rassentrennung aufgehoben wurde; die Parade und das anschließende Bankett waren die ersten Feiern in Clarksville, bei denen die Unterschiede zwischen schwarz und weiß aufgehoben wurden. Auch das trug dazu bei, sie zu einem Vorbild der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zu machen.

Am 19. August 1961 stellte sie über 100 Meter mit 11,2 s in Stuttgart einen weiteren Weltrekord auf.

Weiterer Werdegang

1961 heiratete sie William Ward; die Ehe währte jedoch nur kurz. Ihr letztes Rennen bestritt sie Anfang 1963; eine Appendektomie und eine Schwangerschaft veranlassten sie kurz danach, ihre sportliche Karriere zu beenden. Nachdem sie in diesem Jahr ihr Studium abgeschlossen hatte, wurde sie Grundschullehrerin und Basketball- und Leichtathletiktrainerin, und kurz nach der formellen Scheidung 1963 heiratete sie den Vater ihres neugeborenen Kindes, ihren Jugendfreund und Basketballspieler Robert Eldridge, von dem sie schon 1958 eine Tochter zur Welt gebracht hatte. Aus der Ehe, die 1980 geschieden wurde, gingen zwei weitere Kinder hervor.

Sie startete verschiedene Projekte, um die städtische Jugend von der Straße zum Sport zu bringen, und schrieb eine Autobiografie, die verfilmt wurde. 1981 gründete sie die Wilma Rudolph Foundation zur Unterstützung schwarzer Nachwuchsathleten. Ihr wohl prominentester Schützling war Florence Griffith-Joyner, der ebenfalls das Kunststück gelang, bei einer Austragung der Olympischen Spiele dreimal Gold zu gewinnen.

Am 12. November 1994 starb Wilma Rudolph an einem Hirntumor in Brentwood, einem Vorort Nashvilles.

Ehrungen

1960 und 1961 wurde sie jeweils mit der Sportler des Jahres-Auszeichnung von Associated Press geehrt.

1974 wurde sie (als erste schwarze Athletin) in die National Track and Field Hall of Fame aufgenommen.

1997 rief Gouverneur Don Sundquist den 23. Juni zum Wilma Rudolph Day aus.

Eine Gesamtschule in Berlin-Zehlendorf wurde 2000 ihr zu Ehren in Wilma-Rudolph-Oberschule umbenannt.

2014 fand sie Aufnahme in die IAAF Hall of Fame.

Veröffentlichungen

  • mit Martin Ralbovsky: Wilma. The story of Wilma Rudolph. Signet, 1977, ISBN 0451077482
  • Wilma Rudolph on track. Wanderer Books, 1980, ISBN 067195475X

Film

Literatur

  • Maureen M. Smith: Wilma Rudolph: A Biography. Greenwood Publishing Group, 2006, ISBN 0313333076
  • Rita Liberti; Maureen M. Smith: (Re)presenting Wilma Rudolph, Syracuse, NY : Syracuse Univ. Press, 2015, ISBN 978-0-8156-3384-6
Commons: Wilma Rudolph – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. USA Track & Field Hall of Fame
  2. Time: The Fastest Female. 19. September 1960
  3. 1 2 Ernst Probst: Wilma Rudolph: Die „schwarze Gazelle“ (Memento vom 3. Dezember 2008 im Internet Archive)
  4. Bobby L. Lovett: Wilma Rudolph and the TSU Tigerbelles. Auf: Tennessee State University—Website; Nashville, TN, ohne Datum in 1997. Abgerufen am 5. Mai 2019 (englisch).
  5. Jan Onofrio: Tennessee Biographical Dictionary. North American Book Dist LLC, 1999, ISBN 978-0-403-09700-5, S. 1 (google.com).
  6. The Fastest Female. (Nicht mehr online verfügbar.) In: TIME. 6. März 2007, archiviert vom Original am 21. Juli 2013; abgerufen am 24. Mai 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. 1 2 Website des Weißen Hauses (Archiv): White House Dream Team: Wilma Rudolph
  8. 1 2 ESPN: Rudolph ran and world went wild
  9. Übersicht zur Entwicklung des 100m-Weltrekords der Frauen auf rekorde-im-sport.de
  10. Sports Illustrated: Slight Change Of Pace For Wilma (Memento vom 23. Juli 2012 im Webarchiv archive.today). 7. September 1963
  11. Gale Cengage Learning: Black History – Biographies – Wilma Rudolph
  12. USATF: Hall of Fame – Wilma Rudolph
  13. Lakewood Public Library: Women in History – Wilma Rudolph biography (Memento vom 4. November 2012 im Internet Archive) (letzte Aktualisierung 9. März 2009)
  14. Die Welt: Wilma Rudolph – ihr Name lebt weiter. 14. Juli 2000
  15. Wilma Rudolph, die schwarze Gazelle. Internet Movie Database, abgerufen am 10. November 2015 (englisch).
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