Leichtathletik bei den
XVII. Olympischen Spielen
Informationen
Datum: 31. August bis 10. September
Wettkampfort:  Rom
Austragungsort: Stadio Olimpico
Entscheidungen: Männer: 24/Frauen: 10
Melbourne 1956 Tokio 1964
Olympische Spiele 1960
(Medaillenspiegel Leichtathletik)
PlatzMannschaftTotal
1  USA 12 8 6 26
2  Sowjetunion 11 5 5 21
3  Deutschland 2 8 3 13
4  Polen 2 2 3 7
5  Neuseeland 2 1 3
6  Großbritannien 1 3 4 8
7  Australien 1 2 1 4
8  Italien 1 2 3
9  Rumänien 1 1 2
10  Äthiopien 1 1
11  Ungarn 1 2 3
12  Frankreich 1 1 2
13  Belgien 1 1
 Marokko 1 1
 Schweden 1 1
 Tschechoslowakei 1 1
 Taiwan 1 1
18 Westindische Föderation 2 2
19  Finnland 1 1
 Südafrikanische Union 1 1

Bei den XVII. Olympischen Spielen 1960 in Rom fanden 34 Wettkämpfe in der Leichtathletik statt. 31 dieser Wettbewerbe wurden im Stadio Olimpico ausgetragen, das ein Fassungsvermögen von 80.000 Zuschauern hatte.

Olympianormen

Erstmals in der Leichtathletik gab es sogenannte Olympianormen. Die Sportler mussten diese Normen erfüllen, wenn aus einem Land mehr als ein Sportler in einer Disziplin gemeldet werden sollte.

Teilnehmer

Wie auch bei den letzten Olympischen Spielen gab es einige Probleme und Sonderfälle im Hinblick auf die Teilnahme bestimmter Nationen.
Die Volksrepublik China war nicht mehr Mitglied des IOC, sodass aus diesem Land keine Sportler in Rom teilnahmen. Die Sportler der kleineren Republik China traten unter der Bezeichnung Taiwan zu den Wettbewerben an.
Aus Korea nahm nach einigen politischen Querelen nur der südliche Teil der Halbinsel, also Südkorea teil.
Die Karibikinseln Jamaika, Barbados sowie Trinidad und Tobago traten gemeinsam als Westindische Föderation auf. Ägypten und Syrien entsandten ein gemeinsames Team unter der Bezeichnung Vereinigte Arabische Republik.
Wie bereits 1956 wurde Deutschland durch eine gesamtdeutschen Mannschaft, gebildet von Sportlern aus der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, vertreten. Verbunden war dieses Konstrukt mit vielen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten zur Frage der Fahne, der Hymne, der offiziellen Bekleidung etc. Das IOC musste immer wieder vermitteln, bevor letzte Vereinbarungen getroffen waren. Wie in zahlreichen anderen Sportarten auch wurden Ausscheidungswettkämpfe zwischen den Sportlern aus Ost- und Westdeutschland ausgetragen, die über die Teilnahme an den Olympischen Spielen ausschlaggebend waren. Natürlich mussten bei Meldung von mehr als einem Sportler in einer Disziplin alle betroffenen Athleten den neuen Regeln entsprechend die Olympianorm erfüllt haben, damit sie teilnahmeberechtigt waren.

Stadion

Mit den Planungen für das spätere Stadio Olimpico, in dem fast alle Wettbewerbe der Leichtathletik stattfanden, wurde bereits in den 1920er Jahren begonnen. Der Bau zog sich mit zahlreichen Unterbrechungen über einen langen Zeitraum hin, bevor das Stadion im Jahre 1953 fertiggestellt war. Es hieß zu Anfang „Stadio dei Centomila“ – Stadion der Hunderttausend und wurde zur Austragung der Olympischen Spiele entsprechend umbenannt.
Für die Leichtathletikveranstaltungen stand eine ausgezeichnete Aschenbahn mit der üblichen Rundenlänge von vierhundert Metern zur Verfügung.

Wettbewerbe

Im Wettbewerbsangebot gab es eine Veränderung: im Frauenbereich wurde der 800-Meter-Lauf, der nach einmaliger Austragung bei den Olympischen Spielen 1928 in der Versenkung verschwunden war, wieder mit ins Programm aufgenommen. Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften, als die Disziplin bereits 1954 wieder angeboten worden war, hatte sich gezeigt, dass diese Laufstrecke keine Überforderung für Frauen darstellte und Teil des olympischen Leichtathletikprogramms auch für Frauen sein sollte.

Ansonsten war das Angebot identisch mit dem der letzten Spiele in Melbourne. Es gab 24 Disziplinen im Männerbereich und zehn für die Frauen, die nun vier Einzellaufdisziplinen – 100 Meter, 200 Meter sowie 80 Meter Hürden und als Mittelstrecke erstmals 800 Meter – im Programm vorfanden. Im Laufbereich wurde darüber hinaus nur noch die 4-mal-100-Meter-Staffel ausgetragen. Mit Hoch- und Weitsprung gab es weiterhin zwei Sprungdisziplinen sowie mit Kugelstoßen, Diskuswurf und Speerwurf drei Stoß- und Wurfwettbewerbe. Bis heute – Stand August 2021 – hat sich im Bereich der olympischen Männerdisziplinen nichts mehr verändert. Bei den Frauen dagegen standen noch zahlreiche Ergänzungen für die Zukunft an.

Sportliche Erfolge

Das Leistungsniveau war auch bei dieser Großveranstaltung hoch. In acht Disziplinen gab es elf neue oder eingestellte Weltrekorde, in einem weiteren Wettbewerb wurde eine neue Weltbestleistung erzielt. In 23 Disziplinen wurde darüber hinaus der olympische Rekord 48 Mal verbessert oder egalisiert.

Erfolgreichste Nation waren wie bei allen Spielen in der Leichtathletik zuvor die Vereinigten Staaten mit zwölf Goldmedaillen. Aber der Abstand zum Zweiten in dieser Rangliste, der Sowjetunion, die elf Olympiasiege zu verzeichnen hatte, war knapp geworden. Dahinter folgten drei Nationen mit je zwei Goldmedaillen: Deutschland, Polen und Neuseeland, wobei die deutsche Mannschaft deutlich mehr Silbermedaillen errang als die beiden anderen Länder. Alle weiteren Nationen errangen in der Leichtathletik höchstens einen Olympiasieg.

Herausragende Leichtathletin dieser Spiele war die US-amerikanische Sprinterin Wilma Rudolph die dreimal Olympiasiegerin wurde: über 100 Meter, 200 Meter und in der 4-mal-100-Meter-Staffel.

Drei weitere Sportler errangen je zwei Goldmedaillen in der Leichtathletik bei diesen Spielen:

Folgende hier siegreiche Leichtathleten hatten bereits bei früher ausgetragenen Olympischen Spielen Goldmedaillen errungen:

  • Glenn Davis, (USA) – 400-Meter-Hürdenlauf, Wiederholung seines Erfolgs von 1956, außerdem hier in Rom siegreich mit der 4-mal-400-Meter-Staffel, damit jetzt dreifacher Olympiasieger
  • Lee Calhoun, (USA) – 110-Meter-Hürdenlauf, Wiederholung seines Erfolgs von 1956, damit jetzt zweifacher Olympiasieger
  • Al Oerter, (USA) – Diskuswurf, Wiederholung seines Erfolgs von 1956, damit jetzt zweifacher Olympiasieger
  • Nina Ponomarjowa, (Sowjetunion) – Diskuswurf, Wiederholung ihres Erfolgs von 1952, damit jetzt zweifache Olympiasiegerin

Resultate Männer

100 m

Platz Athlet Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Armin Hary  EUA 10,2 s ORe 10,32 s
2 Dave Sime  USA 10,2 s ORe 10,35
3 Peter Radford  GBR 10,3 s 10,42 s
4 Enrique Figuerola  CUB 10,3 s 10,44 s
5 Frank Budd  USA 10,3 s 10,46 s
6 Ray Norton  USA 10,4 s 10,50 s

Finale am 1. September, 17:30 Uhr
Wind: ±0,0 m/s

Armin Harys Weltrekord von 10,0 Sekunden hatte der Kanadier Harry Jerome im Juli eingestellt. Mit seinem Sieg bei den US-Meisterschaften hatte sich Ray Norton in die Favoritenposition gelaufen. Armin Hary unterbot den alten olympischen Rekord mit 10,2 s bereits im Zwischenlauf, im Halbfinale gab Jerome verletzt auf. Nach zwei Fehlstarts – verursacht durch Dave Sime und dann durch Hary – ging das Feld im Finale geschlossen aus den Startblöcken. Hary lag sofort in Führung, Sime kam gegen Ende stark auf, aber Hary rettete seinen Vorsprung gerade noch ins Ziel. Armin Harys Sieg war der erste Olympiasieg in der Leichtathletik für Deutschland seit 1936.

200 m

Platz Athlet Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Livio Berruti  ITA 20,5 s WRe/ORe 20,62 s
2 Lester Carney  USA 20,6 s 20,69 s
3 Abdoulaye Seye  FRA 20,7 s 20,83 s
4 Marian Foik  POL 20,8 s 20,90 s
5 Stone Johnson  USA 20,8 s 20,93 s
6 Ray Norton  USA 20,9 s 21,09 s

Finale: 3. September, 18:00 Uhr
Wind: ±0,0 m/s

Nachdem Ray Norton den alten Weltrekord von 20,6 s in den Jahren 1959 und 1960 viermal eingestellt hatte, verbesserte der Brite Peter Radford im Mai 1960 den Rekord auf 20,5 s. Stone Johnson und Ray Norton egalisierten diese Leistung bei den US-Trials. Aber Norton war nicht in der Form dieser Ausscheidungswettkämpfe. Im Halbfinale stellte Livio Berruti den Weltrekord ein. Dies gelang dem sehr schlanken und dadurch grazil wirkenden Italiener im Finale erneut. Er war der erste Olympiasieger seit Percy Williams 1928, der nicht aus den USA kam, und der erste europäische Olympiasieger überhaupt auf dieser Strecke.

400 m

Platz Athlet Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Otis Davis  USA 44,9 s WR 45,07 s
2 Carl Kaufmann  EUA 44,9 s WR 45,08 s
3 Malcolm Spence  RSA 45,5 s 45,60 s
4 Milkha Singh  IND 45,6 s 45,73 s
5 Manfred Kinder  EUA 45,9 s 46,04 s
6 Earl Young  USA 45,9 s 46,07 s

Finale: 6. September, 15:45 Uhr

Der Weltrekord von Lou Jones stand seit 1956 bei 45,2 s, der olympische Rekord seit 1952 bei 45,9 s. Im ersten Halbfinale lief Otis Davis mit 45,5 s neuen Olympiarekord. Malcolm Spence war im Finale bei halber Strecke mit 21,2 Sekunden der Schnellste, in der Zielkurve ging Otis Davis in Führung und auf der Zielgeraden kämpfte sich Carl Kaufmann an Davis heran, konnte ihn jedoch nicht ganz einholen. Im Ziel lag Davis mit elektronisch gestoppten 44,91 s vor Kaufmann in 44,93 s. Da aber nur handgestoppte Zeiten gewertet wurden, hatten beide den Weltrekord um drei Zehntelsekunden verbessert.

800 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Peter Snell  NZL 1:46,3 OR
2 Roger Moens  BEL 1:46,5
3 George Kerr BWI 1:47,1
4 Paul Schmidt  EUA 1:47,6
5 Christian Wägli  SUI 1:48,1
6 Manfred Matuschewski  EUA 1:52,0

Finale: 2. September

Der Weltrekordler Roger Moens galt als klarer Favorit, im Halbfinale war George Kerr mit 1:47,1 min der Schnellste. Das Finale wurde lange von Christian Wägli bestimmt, der als schlechtester Spurter das Tempo hochhielt und bis zur 600-Meter-Marke führte. Moens übernahm in der Zielkurve die Spitze und fühlte sich wie der sichere Sieger, aber auf der Innenbahn schob sich Peter Snell an ihm vorbei und holte seine erste Goldmedaille. Kerr gewann Bronze und der Deutsche Paul Schmidt wurde Vierter. Erst nachdem Snell vier Jahre später zwei weitere Goldmedaillen gewonnen hatte, erkannte Moens, dass eine Silbermedaille hinter Peter Snell ein Erfolg und keine Enttäuschung war.

1500 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Herb Elliott  AUS 3:35,6 WR
2 Michel Jazy  FRA 3:38,4
3 István Rózsavölgyi  HUN 3:39,2
4 Dan Waern  SWE 3:40,0
5 Zoltan Vamoș  ROM 3:40,8
6 Dyrol Burleson  USA 3:40,9
7 Michel Bernard  FRA 3:41,5
8 Jim Grelle  USA 3:45,0

Finale: 6. September, 16:15 Uhr

Herb Elliott reiste als Weltrekordler über 1500 Meter und über die Meile an. Auf beiden Strecken war er seit Jugendzeiten ungeschlagen. Im Finale besorgten die Tempoläufer Michel Bernard und Dan Waern die Führungsarbeit bis zur 800-Meter-Marke, dann übernahm Elliott die Spitze und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. Er verbesserte seinen eigenen Weltrekord und hatte auf den Zweitplatzierten Michel Jazy zwanzig Meter Vorsprung.

5000 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Murray Halberg  NZL 13:43,4
2 Hans Grodotzki  EUA 13:44,6
3 Kazimierz Zimny  POL 13:44,8
4 Friedrich Janke  EUA 13:46,8
5 Dave Power  AUS 13:51,8
6 Nyandika Maiyoro  KEN 13:52,8
7 Michel Bernard  FRA 14:04,2
8 Horst Flosbach  EUA 14:06,6

Finale: 2. September, 17:10 Uhr

Nachdem zuvor bereits Peter Snell über 800 Meter gewonnen hatte, holte mit Murray Halberg der zweite Schützling von Trainer Arthur Lydiard Gold. Halberg übernahm drei Runden vor Schluss die Initiative und riss mit einem Zwischenspurt das Feld auseinander. Hans Grodotzki, Friedrich Janke und Kazimierz Zimny folgten Halberg und kamen auf der Schlussrunde immer näher an den Führenden heran, der aber bis ins Ziel durchhielt. Grodotzki sicherte sich knapp vor Zimny die Silbermedaille. Mit Janke auf Rang vier und Horst Flosbach auf Rang acht erreichten die deutschen Läufer ein sehr gutes Mannschaftsergebnis.

10.000 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Pjotr Bolotnikow  URS 28:32,2 OR
2 Hans Grodotzki  EUA 28:37,0
3 Dave Power  AUS 28:38,2
4 Alexei Dessjattschikow  URS 28:39,6
5 Murray Halberg  NZL 28:48,5
6 Max Truex  USA 28:50,2
7 Zdzisław Krzyszkowiak  POL 28:52,4
8 John Merriman  GBR 28:52,6

Start 8. September, 17:15 Uhr

Nachdem zuletzt Emil Zátopek und Wolodymyr Kuz jeweils ein Doppelsieg über 5000 und 10.000 Meter gelungen war, versuchte auch Murray Halberg sein Glück. Lediglich der Ungar Sándor Iharos hatte eine schnellere Bestzeit aufzuweisen als Halberg. Durch einen Regenschauer hatte sich die Temperatur gesenkt und die Bedingungen waren angenehmer als befürchtet. Nach siebentausend Metern setzen sich vier Läufer von den anderen ab, auch Halberg und Iharos konnten nicht mehr folgen. Pjotr Bolotnikow sicherte sich die Goldmedaille erst in der letzten Runde, als er mit seinem Endspurt seinen Gegnern keine Chance ließ.

Marathon

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Abebe Bikila  ETH 2:15:16,2 WBL
2 Rhadi Ben Abdesselam  MAR 2:15:41,6
3 Barry Magee  NZL 2:17:18,2
4 Konstantin Worobjow  URS 2:19:09,6
5 Sergei Popow  URS 2:19:18,8
6 Thyge Thøgersen  DEN 2:21:03,4
7 Abebe Wakgira  ETH 2:21:09,4
8 Bakir Benaïssa  MAR 2:21:21,4

Datum: 10. September, 17:30 Uhr

Der Marathonlauf wurde am Campidoglio gestartet. Über den Viale Cristofero Colombo ging es in den Süden nach Citinia und von dort zur Via Appia Antica, auf der stadteinwärts die letzten Kilometer gelaufen wurden, das Ziel befand sich am Konstantinsbogen.

Abebe Bikila war in 2400 Meter Höhe bereits 2:21:23,0 h gelaufen, was aber in Europa kaum bekannt war. Bikila lief die Strecke barfuß und unterbot trotzdem die bisherige Weltbestzeit des Russen Sergei Popow. Bikila war nicht der erste Afrikaner, der auf der Marathonstrecke siegte. Bereits 1912 hatte der weiße Südafrikaner Ken McArthur gesiegt. Die Algerier Boughéra El Ouafi 1928 und Alain Mimoun 1956 hatten für Frankreich gewonnen. Aber Bikila war der erste Olympiasieger der im Afrika südlich der Sahara geboren worden ist. Sein Sieg vor einem Marokkaner war auf der historischen Strecke im letzten Leichtathletikwettbewerb von Rom auch wie ein Ausblick in die Zukunft des Langstreckenlaufs.

110 m Hürden

Platz Athlet Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Lee Calhoun  USA 13,8 s 13,98 s
2 Willie May  USA 13,8 s 13,99 s
3 Hayes Jones  USA 14,0 s 14,17 s
4 Martin Lauer  EUA 14,0 s 14,20 s
5 Keith Gardner BWI 14,4 s 14,55 s
6 Walentin Tschistjakow  URS 14,6 s 14,71 s

Finale: 5. September, 16:45 Uhr
Wind: +0,1 m/s

Martin Lauer hatte 1959 den Weltrekord auf 13,2 s verbessert. Lee Calhoun, der Olympiasieger von 1956, hatte unmittelbar vor den Spielen in Rom diesen Rekord eingestellt. Im olympischen Finale kämpften Calhoun und Willie May vorn um Gold und dahinter Hayes Jones und Lauer um Bronze. Laut der inoffiziellen elektronischen Zeitnahme lag Calhoun im Ziel um eine Hundertstelsekunde vor May, im Kampf um Platz drei Jones drei Hundertstelsekunden vor Lauer. Mit Calhouns Sieg hatte auch auf der zweiten Hürdenstrecke neben den 400 Meter Hürden der Olympiasieger von Melbourne gewonnen.

Die offiziellen Windangaben sind offensichtlich nur bei eindeutigem Rückenwind korrekt. Bei Gegenwind dagegen wurden stets Werte von Windstille oder sogar von minimalem Rückenwind ausgewiesen. Hier im Finale wehte den Läufern ein ziemlich starker Wind entgegen. So relativieren sich die zunächst nicht unbedingt hochklassisch erscheinenden Zeiten erheblich.

400 m Hürden

Platz Athlet Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Glenn Davis  USA 49,3 s OR 49,51 s
2 Clifton Cushman  USA 49,6 s 49,77 s
3 Dick Howard  USA 49,7 s 49,90 s
4 Helmut Janz  EUA 49,9 s 50,05 s
5 Jussi Rintamäki  FIN 50,8 s 50,98 s
6 Bruno Galliker  SUI 51,0 s 51,11 s

Finale: 2. September, 16:00 Uhr

Der Olympiasieger von 1956 und Weltrekordhalter Glenn Davis war klarer Favorit. Einer der Mitfavoriten, Gert Potgieter aus Südafrika, hatte sich kurz vor den Spielen bei einem Autounfall schwer verletzt und konnte nicht antreten. Im Finale von Rom lief Davis vorne weg zu Gold, dann folgten seine beiden Landsleute Clifton Cushman und Dick Howard auf den Medaillenrängen. Der Deutsche Helmut Janz blieb als erster Europäer unter 50 Sekunden, aber auch der Europarekord reichte ihm nicht für eine Medaille. Bruno Galliker aus der Schweiz hatte im Halbfinale in 51,3 s ganz knapp den Italiener Salvatore Morale ausgeschaltet, im Finale war Galliker jedoch chancenlos.

3000 m Hindernis

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Zdzisław Krzyszkowiak  POL 8:34,2 OR
2 Nikolai Sokolow  URS 8:36,4
3 Semjon Rschischtschin  URS 8:42,2
4 Gaston Roelants  BEL 8:47,6
5 Gunnar Tjörnebo  SWE 8:58,6
6 Ludwig Müller  EUA 9:01,6
7 Deacon Jones  USA 9:18,2
8 Alexei Konow  URS 9:18,2

Finale: 3. September, 16:50 Uhr

Zdzisław Krzyszkowiak, der Europameister von 1958, hatte Ende Juni einen neuen Weltrekord aufgestellt und war klarer Favorit. Als tempoharter Läufer folgte er den drei sowjetischen Athleten, bei denen sich Alexei Konow an der Spitze für seine Mannschaftskameraden opferte. Krzyszkowiak siegte schließlich mit neuem olympischen Rekord.

Der deutsche Athlet Hans Hüneke gab im Endlauf auf.

4 × 100 m Staffel

Pl. Land Athleten Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1  Deutschland Bernd Cullmann
Armin Hary
Walter Mahlendorf
Martin Lauer
39,5 s WRe/ORe 39,66 s
2  Sowjetunion Gusman Kossanow
Leonid Bartenew
Juri Konowalow
Edwin Osolin
40,1 s 40,24 s
3  Großbritannien Peter Radford
David Jones
David Segal
Nick Whitehead
40,2 s 40,32 s
4  Italien Armando Sardi
Pier Giorgio Cazzola
Salvatore Giannone
Livio Berruti
40,2 s 40,33 s
5  Venezuela Clive Bonas (Halbfinale/Finale)
Lloyd Murad
Emilio Romero
Rafael Romero
im Vorlauf außerdem:
Horacio Esteves
40,7 s 40,83 s
DSQ  USA Frank Budd
Ray Norton
Stone Johnson
Dave Sime
Wechselmarke überlaufen

Finale: 8. September, 18:10 Uhr

Nachdem Manfred Germar erkrankt war, brauchte die deutsche Staffel einen neuen Schlussläufer. Als Ersatz kamen Manfred Steinbach und Martin Lauer in Frage, die beide in ihren Spezialdisziplinen jeweils Olympiavierte geworden waren. Die Wahl fiel auf Lauer, und schon im Vorlauf stellte die neuformierte deutsche Staffel den Weltrekord von 39,5 s ein. Deutschland und die USA gewannen ihre Halbfinals jeweils mit 39,7 s. Im Finale übertrat Norton seine Wechselmarke. Das amerikanische Team setzte das Rennen jedoch fort und lieferte sich bis ins Ziel einen engen Zweikampf mit den Deutschen. Sime war zwar vorn, aber die Disqualifikation war bereits angezeigt. Die US-Staffel wurde zwar mit 39,4 s gemessen, was zählte, war jedoch die Einstellung der Weltrekordzeit durch das deutsche Team. Nach der Disqualifikation der Amerikaner war das deutsche Team Olympiasieger.

Armin Hary war mit dem Staffelsieg der erste deutsche Leichtathlet mit zwei Goldmedaillen. Für die US-Läufer hingegen vollendete sich, was sich in den Finales über 100 und 200 Meter abgezeichnet hatte. Zum ersten Mal, seitdem die Sprintstaffel im Jahre 1912 bei Olympischen Spielen ausgetragen wurde, gewannen die US-Sprinter kein Gold auf einer der drei kurzen Sprintstrecken. Dieses Debakel wiederholte sich – abgesehen von den Spielen 1980 in Moskau, an denen keine US-amerikanischen Athleten teilnahmen – erst wieder 2008 in Peking.

4 × 400 m Staffel

Pl. Land Athleten Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1  USA Jack Yerman
Earl Young
Glenn Davis
Otis Davis
3:02,2 min WR 3:02,37 min
2  Deutschland Hans-Joachim Reske
Manfred Kinder
Johannes Kaiser
Carl Kaufmann
3:02,7 min 3:02,84 min
3 Westindische Föderation Malcolm Spence
James Wedderburn
Keith Gardner
George Kerr
3:04,0 min 3:04,13 min
4  Südafrikanische Union Edward Jefferys
Edgar Davis
Gordon Day
Malcolm Spence
3:05,0 min 3:05,18 min
5  Großbritannien Malcolm Yardley
Barry Jackson
John Wrighton
Robbie Brightwell
3:08,3 min 3:08,47 min
6  Schweiz René Weber
Ernst Zaugg
Hansruedi Bruder
Christian Wägli
3:09,4 min 3:09,55 min

Finale: 8. September, 16:30 Uhr

Der Weltrekord der jamaikanischen Staffel von 1952 stand bei 3:03,9 min. Hier in Rom waren die Jamaikaner als Teil der Westindischen Föderation am Start, wobei George Kerr, Mal Spence und Keith Gardner aus Jamaika stammten, James Wedderburn kam gebürtig aus Barbados. Im Finale führten von Beginn an die US-Amerikaner. Die deutsche Staffel lag nach ihrem zweiten Läufer Manfred Kinder auf Platz zwei und gewann am Ende die Silbermedaille. Das amerikanische Team stellte einen neuen Weltrekord auf, auch die deutsche Staffel unterbot den früheren Rekord noch.

20 km Gehen

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Wolodymyr Holubnytschyj  URS 1:34:07,2
2 Noel Freeman  AUS 1:34:16,4
3 Stan Vickers  GBR 1:34:56,4
4 Dieter Lindner  EUA 1:35:33,8
5 Norman Read  NZL 1:36:59,0
6 Lennart Back  SWE 1:37:17,0
7 John Ljunggren  SWE 1:37:59,0
8 Ladislav Moc  TCH 1:38:32,4

Datum: 2. September, 11:30 Uhr

Die Strecke war ein Rundkurs im Foro Italico an den Tennisplätzen und am Schwimmstadion vorbei zum Tiber. Insgesamt mussten dreizehn Runden zurückgelegt werden, Start und Ziel war das Stadio Olimpico.

Gegen Mitte des Rennens setzte sich Wolodymyr Holubnytschyj vom Feld ab und hatte schnell einen so großen Vorsprung, dass ihm auch die Schlussattacke des Australiers Noel Freeman nicht mehr gefährlich werden konnte. Holubnytschyj hatte die Olympischen Spiele 1956 wegen einer Erkrankung verpasst. Seine olympische Karriere von 1960 bis 1976 brachte ihm bei fünf Starts vier Medaillen (2xGold/1xSilber/1xBronze) ein.

50 km Gehen

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Don Thompson  GBR 4:25:30,0 OR
2 John Ljunggren  SWE 4:25:47,0
3 Abdon Pamich  ITA 4:27:55,4
4 Oleksandr Schtscherbyna  URS 4:31:44,0
5 Tom Misson  GBR 4:33:03,0
6 Alex Oakley  CAN 4:33:08,6
7 Giuseppe Dordoni  ITA 4:33:28,8
8 Zora Singh  IND 4:37:45,0

Datum: 7. September, 14:30 Uhr

Die Strecke war ein einfacher Wendekurs. Vom Stadio Olimpico ging es den Tiber entlang, nach elf Kilometern wurde der Fluss auf der Ponte Marconi überquert. Der Wendepunkt lag in Acilia im Süden Roms.

Von 39 gestarteten Gehern erreichten 28 das Ziel. Don Thompson übernahm nach dreißig Kilometern die Führung, dicht gefolgt von John Ljungberg, der schon das 20-km-Gehen in den Beinen hatte. Thompson löste sich an der Verpflegungsstation bei Kilometer 45 von Ljunggren. Unter den sieben Erstplatzierten waren vier Geher, die auf dieser Strecke von 1948 bis 1964 Olympiasieger wurden oder es noch werden sollten. Nur der Olympiasieger von 1956 Norman Read aus Neuseeland gab unterwegs auf.

Hochsprung

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Robert Schawlakadse  URS 2,16 OR
2 Waleri Brumel  URS 2,16 ORe
3 John Thomas  USA 2,14
4 Wiktor Bolschow  URS 2,14
5 Stig Pettersson  SWE 2,09
6 Charles Dumas  USA 2,03
7 Jiří Lanský  TCH 2,03
Kjell-Åke Nilsson  SWE
Theo Püll  EUA

Finale: 1. September, 15:15 Uhr

John Thomas hatte wegen einer Verletzung 1959 aussetzen müssen. 1960 bei seinem Comeback war er vier Weltrekorde bis zur Höhe von 2,22 m gesprungen und hatte insgesamt vierzehn Wettbewerbe gewonnen, alle mit Höhen von 2,13 m oder mehr. Damit galt der 19-jährige Thomas als klarer Favorit. In Rom war er bei 2,14 m nicht wie gewohnt allein im Wettbewerb, sondern zusammen mit drei Springern aus der Sowjetunion. Thomas war auch nicht Wettkämpfe von vier Stunden Dauer gewohnt, während die sowjetischen Springer genau dies vorher geprobt hatten. In den folgenden Jahren dominierte Waleri Brumel, hier Silbermedaillengewinner, den Hochsprung.

Stabhochsprung

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Don Bragg  USA 4,70 OR
2 Ron Morris  USA 4,60
3 Eeles Landström  FIN 4,55
4 Rolando Cruz  PUR 4,55
5 Günter Malcher  EUA 4,50
6 Ihor Petrenko  URS 4,50
Matti Sutinen  FIN
8 Rudolf Tomášek  TCH 4,50

Finale: 7. September, 13:30 Uhr

1957 hatte Bob Gutowski mit dem Aluminium-Stab den fünfzehn Jahre alten Bambus-Weltrekord von Cornelius Warmerdam auf 4,78 m verbessert, ohne Anerkennung als Weltrekord war er sogar 4,82 m gesprungen. Don Bragg verbesserte bei den US-Trials den Weltrekord mit dem Metall-Stab auf 4,80 m und reiste als klarer Favorit nach Rom. Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der US-Mannschaft wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und sprang sicher zum Titel. Er versuchte sich auch noch an der Weltrekordhöhe von 4,82 m, scheiterte aber deutlich. Braggs Weltrekord wurde erst mit dem Glasfiberstab gebrochen, der sich ab 1961 allgemein durchsetzte.

Weitsprung

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ralph Boston  USA 8,12 OR
2 Bo Roberson  USA 8,11
3 Igor Ter-Owanessjan  URS 8,04
4 Manfred Steinbach  EUA 8,00
5 Jorma Valkama  FIN 7,69
6 Christian Collardot  FRA 7,68
7 Henk Visser  NED 7,66
8 Dmytro Bondarenko  URS 7,58

Finale: 2. September, 16:20 Uhr

Drei Wochen vor dem Wettkampf hatte Ralph Boston mit 8,21 m den Weltrekord von Jesse Owens nach 25 Jahren und zweieinhalb Monaten übertroffen. Im olympischen Finale übertrafen Boston und Roberson auch die damals von zu starkem Rückenwind unterstützte und dennoch anerkannte Bestweite von 8,06 m, die Owens bei seinem Olympiasieg 1936 gesprungen war. Boston gelang sein weitester Sprung im dritten Versuch, im sechsten Durchgang sprangen drei weitere Athleten über acht Meter, Igor Ter-Owanesjan verbesserte als Bronzemedaillengewinner den Europarekord, Steinbach als Viertplatzierter den deutschen Rekord. Die beiden jungen Springer Boston und Ter-Owanesjan sollten den Weitsprung in den nächsten Jahren prägen.

Platz neun ging an den deutschen Teilnehmer Manfred Molzberger mit einer Weite von 7,49 m, der dritte deutsche Springer Fritz Köppen hatte sich nicht für das Finale qualifiziert.

Dreisprung

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Józef Szmidt  POL 16,81 OR
2 Wladimir Gorjajew  URS 16,63
3 Witold Krejer  URS 16,43
4 Ira Davis  USA 16,41
5 Vilhjálmur Einarsson  ISL 16,37
6 Ryszard Malcherczyk  POL 16,01
7 Manfred Hinze  EUA 15,93
8 Kari Rahkamo  FIN 15,84

Finale: 6. September, 15:00 Uhr

Die 1950er Jahre waren im Dreisprung die Ära des Brasilianers Adhemar da Silva gewesen, in Rom belegte er im Vorkampf nur noch den 14. Rang. Am 5. August 1960 war Józef Szmidt als erster über 17 Meter gesprungen. Die Ära Szmidt hatte zwei Jahre zuvor mit dem Europameistertitel begonnen, in Rom war er seinen Gegnern deutlich überlegen. Im letzten Versuch übertraf Witold Krejer den Amerikaner Ira Davis; als dieser ihm gratulieren wollte, wehrte Krejer ab, weil Vilhjálmur Einarsson noch einen Versuch ausstehen hatte. Das Publikum interpretierte Krejers Verhalten fälschlicherweise als amerikafeindlich und pfiff ihn gnadenlos aus.

Kugelstoßen

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Bill Nieder  USA 19,68 OR
2 Parry O’Brien  USA 19,11
3 Dallas Long  USA 19,01
4 Wiktor Lipsnis  URS 17,90
5 Mike Lindsay  GBR 17,80
6 Alfred Sosgórnik  POL 17,57
7 Dietrich Urbach  EUA 17,47
8 Martyn Lucking  GBR 17,43

Finale: 31. August, 16:50 Uhr

Parry O’Brien hatte bereits zweimal Gold gewonnen. Bei den US-Trials qualifizierte er sich hinter Dallas Long und vor Dave Davis. Da Davis wegen Verletzung seine Form nicht mehr hatte und Bill Nieder, der Vierte der Trials, Anfang August als erster Kugelstoßer die 20-Meter-Marke übertroffen hatte, entschied der US-Verband kurzfristig die Nachnominierung von Nieder für Davis. Dies war eine sehr ungewöhnliche Ausnahme vom Prinzip, nach dem immer die drei Ersten der Trials zum Großereignis fahren. Nieder rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen, hinderte damit aber O’Brien an seinem dritten Olympiasieg.

Diskuswurf

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Al Oerter  USA 59,18 OR
2 Rink Babka  USA 58,02
3 Dick Cochran  USA 57,16
4 József Szécsényi  HUN 55,79
5 Edmund Piątkowski  POL 55,12
6 Wiktor Kompanijez  URS 55,06
7 Carmelo Rado  ITA 54,00
8 Kim Buchanzow  URS 53,61

Finale: 7. September, 15:00 Uhr

In Melbourne hatte Al Oerter Gold vor dem Weltrekordinhaber Fortune Gordien gewonnen. Beim Abschlusssportfest der US-Athleten hatte Rink Babka den Weltrekord von Edmund Piątkowski mit 59,91 m eingestellt. Damit hatte Oerter in Rom die Chance, gleich zwei Weltrekordler in einem Wettkampf zu besiegen. Al Oerter gelang es nicht nur, vier olympische Goldmedaillen in Folge zu gewinnen, sondern er besiegte einschließlich Ludvík Daněk 1964 und Jay Silvester 1968 dabei auch noch fünf amtierende Weltrekordler.

Hammerwurf

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Wassili Rudenkow  URS 67,10 OR
2 Gyula Zsivótzky  HUN 65,79
3 Tadeusz Rut  POL 65,64
4 John Lawlor  IRL 64,95
5 Olgierd Ciepły  POL 64,57
6 Zvonko Bezjak  YUG 64,21
7 Anatoli Samozwetow  URS 63,60
8 Hal Connolly  USA 63,59

Finale: 3. September, 16:00 Uhr

Der Olympiasieger von 1956 Hal Connolly hatte zwar im Juni als erster Werfer die 70-Meter-Marke übertroffen, erreichte aber in Rom nicht das Finale der besten Sechs und belegte nur den achten Platz. Der Olympiasieger Wassili Rudenkow hatte Connolly bereits beim Länderkampf USA vs. Sowjetunion 1959 geschlagen und übertraf in Rom sowohl in der Qualifikation als auch im Finale den olympischen Rekord. Auf Platz neun ordnete sich mit 63,53 m Heinrich Thun aus Österreich ein.

Speerwurf

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Wiktor Zybulenko  URS 84,64
2 Walter Krüger  EUA 79,36
3 Gergely Kulcsár  HUN 78,57
4 Väinö Kuisma  FIN 78,40
5 Willy Rasmussen  NOR 78,36
6 Knut Fredriksson  SWE 78,33
7 Zbigniew Radziwonowicz  POL 77,31
8 Janusz Sidło  POL 76,46

Finale: 8. September, 15:30 Uhr

In der Qualifikation hatte Janusz Sidło 85,14 m geworfen und lag damit vor dem Weltrekordler Al Cantello und Wiktor Zybulenko. Im Vorkampf belegte Sidło dann Platz acht und Cantello Platz zehn. Ursache war der Wind, der im ersten Durchgang noch mild war, aber dann böig wurde. Den vier Erstplatzierten gelang ihr bester Wurf im ersten Durchgang, nur vier von zwölf Werfern konnten sich nach ihrem ersten Versuch noch steigern. Die ersten sechs Werfer erreichten den Endkampf und je drei weitere Versuche, die aber keine Veränderung mehr brachten.

Zehnkampf

Platz Athlet Land P – offiz. Wert. P – 85er Wert.
1 Rafer Johnson  USA 8392 OR 7901
2 Yang Chuan-Kwang  TWN 8334 7820
3 Wassili Kusnezow  URS 7809 7527
4 Jurij Kutenko  URS 7567 7401
5 Evert Kamerbeek  NED 7236 7213
6 Franco Sar  ITA 7195 7140
7 Markus Kahma  FIN 7112 7161
8 Klaus Grogorenz  EUA 7032 7078

5. und 6. September

Der Zweikampf des farbigen Weltrekordhalters Rafer Johnson mit seinem chinesischen Kollegen Yang Chuan-Kwang ging als vielleicht spannendster Zweikampf in die olympische Zehnkampfgeschichte ein. Yang führte nach der ersten Disziplin und baute die Führung im Weitsprung noch aus. Johnson übernahm die Spitze mit der dritten Disziplin, dem Kugelstoßen und verteidigte sie bis zum Ende des ersten Tages. Am zweiten Tag eroberte Yang mit dem Hürdenlauf die Führung zurück, Johnson als besserer Werfer lag nach dem Diskuswurf wieder vorn. Vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf hatte Yang 67 Punkte – umgerechnet ca. zehn Sekunden – Rückstand und Yang galt als der bessere Läufer. Johnson hielt sich das ganze Rennen im Windschatten von Yang auf und hatte im Ziel nur eine Sekunde auf den Chinesen verloren. Seine Bestzeit hatte Johnson um fast fünf Sekunden gesteigert. Der dritte Platz des sowjetischen Europameisters Kusnezow war hingegen nie gefährdet. Von dreißig angetretenen Zehnkämpfern schlossen 23 den Wettkampf ab. Auf Platz 23 kam Panagiotis Epitropopoulos, der drei Wochen zuvor in Olympia als erster Läufer die olympische Fackel übernommen hatte.

Resultate Frauen

100 m

Platz Athletin Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Wilma Rudolph  USA 11,0 s 11,180 s
2 Dorothy Hyman  GBR 11,3 s 11,43 s
3 Giuseppina Leone  ITA 11,3 s 11,48 s
4 Marija Itkina  URS 11,4 s 11,54 s
5 Catherine Capdevielle  FRA 11,5 s 11,64 s
6 Jenny Smart  GBR 11,6 s 11,72 s

Finale: 2. September, 16:20 Uhr
Wind: +2,75 m/s

Im Halbfinale hatte Wilma Rudolph den Weltrekord mit 11,3 s eingestellt. Im Finale lief sie überlegen allen Gegnerinnen davon, aber ihre Zeit konnte wegen des Rückenwinds nicht als Weltrekord anerkannt werden. Rudolph hatte vom Vorlauf bis zum Finale in jedem Lauf mindestens drei Zehntelsekunden Vorsprung. Im Halbfinale war mit Wera Krepkina die Mitinhaberin des Weltrekordes ausgeschieden, sie hatte zwei Tage zuvor den Olympiasieg im Weitsprung errungen.
Wegen des zu starken Rückenwinds waren alle erzielten Zeiten als Rekorde oder für Bestenlisten nicht anerkennungsfähig.

200 m

Platz Athletin Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Wilma Rudolph  USA 24,0 s 24,13 s
2 Jutta Heine  EUA 24,4 s 24,58 s
3 Dorothy Hyman  GBR 24,7 s 24,82 s
4 Marija Itkina  URS 24,7 s 24,85 s
5 Barbara Janiszewska  POL 24,8 s 24,96 s
6 Giuseppina Leone  ITA 24,9 s 25,01 s

Finale: 5. September, 17:10 Uhr

Auch im 200-Meter-Lauf gewann Wilma Rudolph in jeder Runde mit mindestens drei Zehntelsekunden Vorsprung. Im Vorlauf stellte sie mit 23,2 s einen neuen olympischen Rekord auf, im Zwischenlauf und im Finale verhinderte Gegenwind schnellere Zeiten. Die Schülerin Jutta Heine war ähnlich weit von Rudolph entfernt wie der Rest des Feldes von Heine. Gisela Birkemeyer hatte bei der gesamtdeutschen Olympiaausscheidung noch vor Heine gelegen. In Rom war Birkemeyer nach dem Finale im Hürdenlauf und dem Halbfinale über 100 Meter nicht mehr in der Lage, sich für das Finale über 200 Meter zu qualifizieren.

800 m

Platz Athletin Land Zeit (min)
1 Ljudmila Schewzowa  URS 2:04,3 WRe/OR
2 Brenda Jones  AUS 2:04,4
3 Ursula Donath  EUA 2:05,6
4 Vera Kummerfeldt  EUA 2:05,9
5 Antje Gleichfeld  EUA 2:06,5
6 Joy Jordan  GBR 2:07,8
7 Gizella Csóka  HUN 2:08,0
8 Beata Żbikowska  POL 2:11,8

Finale: 7. September

Nach 32 Jahren war die 800-Meter-Strecke wieder im olympischen Programm. Wenig überraschend wurde der olympische Rekord von 1928 bereits im ersten Vorlauf verbessert, im zweiten und vierten Vorlauf wurde der Rekord weiter herabgedrückt. Mit 2:05,9 min hielt die Australierin Dixie Willis nun den Rekord vor dem Finale. Im Endlauf machten Dixie Willis und Ljudmila Schewzowa die Führungsarbeit. Diese beiden kamen zuerst auf die Zielgerade, unmittelbar dahinter lief Ursula Donath. Willis stürzte, während von hinten Brenda Jones und Vera Kummerfeldt heranspurteten. Schewzowa stellte ihren Weltrekord ein und hatte doch nur knappen Vorsprung vor Jones. Donath gewann die Bronzemedaille.

80 m Hürden

Platz Athletin Land Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1 Irina Press  URS 10,8 s 10,93 s
2 Carole Quinton  GBR 10,9 s 10,99 s
3 Gisela Birkemeyer  EUA 11,0 s 11,13 s
4 Mary Bignal  GBR 11,1 s 11,22 s
5 Galina Bystrowa  URS 11,2 s 11,26 s
6 Rimma Koscheljowa  URS 11,2 s 11,28 s

Finale: 1. September, 17:10 Uhr
Wind: ±0,0 m/s

Im ersten Vorlauf hatte Irina Press mit 10,7 s den olympischen Rekord eingestellt. Im Zwischenlauf gewann Press in 10,6 s vor Gisela Birkemeyer, die mit 10,5 s den Weltrekord innehatte. Im Halbfinale schieden mit Zenta Kopp, frühere Zenta Gastl, und Karin Richert, spätere Karin Balzer, die anderen beiden deutschen Starterinnen jeweils als Vierte ihres Laufes aus. Im Finale hatte Press den besten Start und lief souverän zur Goldmedaille. Birkemeyer konnte sich nach schlechtem Start nur knapp noch zur Bronzemedaille vorarbeiten, Silber ging an Carole Quinton.

4 × 100 m Staffel

Pl. Land Athletinnen Offiz. hand-
gestoppte
Zeit
Inoffiz.
elek-
tron. Zeit
1  USA Martha Hudson
Lucinda Williams
Barbara Jones
Wilma Rudolph
44,5 s 44,72 s
2  Deutschland Martha Langbein
Anni Biechl
Brunhilde Hendrix
Jutta Heine
44,8 s 45,00 s
3  Polen Teresa Wieczorek
Teresa Ciepły
Barbara Sobotta
Celina Jesionowska
Halina Herrmann
45,0 s 45,19 s
4  Sowjetunion Wera Krepkina
Walentyna Maslowska
Marija Itkina
Irina Press
45,2 s 45,30 s
5  Italien Letizia Bertoni
Sandra Valenti
Piera Tizzoni
Giuseppina Leone
45,6 s 45,80 s
DSQ  Großbritannien Carole Quinton
Dorothy Hyman
Jenny Smart
Mary Bignal

Finale: 8. September, 17:55 Uhr

Den Weltrekord von 44,5 s der Australierinnen aus dem Olympiafinale von 1956 unterboten die vier Amerikanerinnen mit 44,4 s bereits im Vorlauf. Im Finale verloren die Britinnen beim zweiten Wechsel den Stab, während die (west)deutsche Staffel sehr gut wechselte und eingangs der Zielgeraden gleichauf mit den Amerikanerinnen lag. Aber Wilma Rudolph sorgte auch bei ihrem dritten Olympiasieg in Rom für einen klaren Vorsprung.

Hochsprung

Platz Athletin Land Höhe (m)
1 Iolanda Balaș  ROM 1,85 OR
2 Jarosława Jóźwiakowska  POL 1,71
Dorothy Shirley  GBR
4 Galina Dolja  URS 1,71
5 Taissija Tschentschik  URS 1,68
6 Helen Frith  AUS 1,65
Inga-Britt Lorentzon  SWE
Frances Slaap  GBR

Finale: 8. September, 15:00 Uhr

Von den fünfzehn Springerinnen, die sich für das Finale qualifiziert hatten, übersprangen vierzehn die Höhe von 1,65 m. Nur Iolanda Balaș ließ diese Höhe aus, nachdem sie 1,60 m mühelos gemeistert hatte. 1,68 m wurden dann nur noch von fünf Springerinnen genommen, alle im ersten Versuch. 1,71 m bewältigten drei Springerinnen im ersten Versuch, ab 1,73 m war Balaș allein. Nun nahm sie 1,77 m im ersten, 1,81 m im zweiten und 1,85 m im dritten Versuch, am Weltrekord von 1,87 m scheiterte sie dreimal. Vierzehn Zentimeter Vorsprung auf die Zweite gab es im Hochsprung der Frauen weder vor noch nach 1960.

Weitsprung

Platz Athletin Land Weite (m)
1 Wera Krepkina  URS 6,37 OR
2 Elżbieta Krzesińska  POL 6,27
3 Hildrun Claus  EUA 6,21
4 Renate Junker  EUA 6,19
5 Ljudmyla Radtschenko  URS 6,16
6 Helga Hoffmann  EUA 6,11
7 Joke Bijleveld  NED 6,11
8 Walentina Schaprunowa  URS 6,01

Finale: 31. August, 15:45 Uhr

Den Weltrekord hielt mit 6,40 m Hildrun Claus. In der Qualifikation erreichte Mary Bignal 6,33 m, im Vorkampf sprang sie jedoch nur 6,01 m, die am Ende den neunten Platz bedeuteten. Im Finale hingegen gelang der 100-Meter-Weltrekordlerin Wera Krepkina der weiteste Sprung ihrer Karriere zu einer überraschenden Goldmedaille vor der polnischen Olympiasiegerin von 1956. Hildrun Claus wurde Dritte und mit allen drei deutschen Starterinnen im Endkampf erwies sich der Weitsprung als die stärkste Disziplin der deutschen Leichtathletinnen nach dem 800-Meter-Lauf.

Kugelstoßen

Platz Athletin Land Weite (m)
1 Tamara Press  URS 17,32 OR
2 Johanna Lüttge  EUA 16,61
3 Earlene Brown  USA 16,42
4 Valerie Sloper  NZL 16,39
5 Sinaida Doinikowa  URS 16,13
6 Renate Garisch-Culmberger  EUA 15,94
7 Galina Sybina  URS 15,56
8 Wilfriede Hoffmann  EUA 15,14

Finale: 2. September, 16:40 Uhr

Tamara Press hielt mit 17,78 m den Weltrekord. Sie stieß im zweiten Versuch 17,32 m und hatte damit den Wettkampf bereits entschieden. Die Abstände zwischen den einzelnen Stoßerinnen waren beträchtlich, lediglich zwischen Valerie Sloper und Earlene Brown entwickelte sich ein Kampf um die Bronzemedaille. Die Olympiasiegerin von 1952 Galina Sybina erreichte den siebten Platz.

Diskuswurf

Platz Athletin Land Weite (m)
1 Nina Ponomarjowa  URS 55,10 OR
2 Tamara Press  URS 52,59
3 Lia Manoliu  ROM 52,36
4 Kriemhild Hausmann  EUA 51,47
5 Jewgenija Kusnezowa  URS 51,43
6 Earlene Brown  USA 51,29
7 Olga Connolly  USA 50,95
8 Jiřina Němcová  TCH 50,12

Finale: 5. September, 15:40 Uhr

Nina Ponomarjowa hatte bereits 1952 unter dem Namen Nina Romaschkowa die Goldmedaille gewonnen. Den Weltrekord hielt mit 57,04 m immer noch Nina Dumbadse, die Olympiadritte von 1952. Ponomarjowa lag ab dem zweiten Versuch in Führung und steigerte sich zur Siegesweite im fünften Versuch. Tamara Press hingegen konnte erst im letzten Versuch Lia Manoliu übertreffen. Auf Rang sieben platzierte sich Olga Connolly aus den USA, die vier Jahre zuvor als Olga Fikotová Olympiasiegerin für die Tschechoslowakei geworden war.

Speerwurf

Platz Athletin Land Weite (m)
1 Elvīra Ozoliņa  URS 55,98 OR
2 Dana Zátopková  TCH 53,78
3 Birutė Kalėdienė  URS 53,45
4 Vlasta Pešková  TCH 52,56
5 Urszula Figwer  POL 52,33
6 Anna Pazera  AUS 51,15
7 Sue Platt  GBR 51,01
8 Alewtina Schastitko  URS 50,92

Finale: 1. September, 15:00 Uhr

Die Weltrekordlerin Elvīra Ozoliņa warf ihre Siegesweite gleich im ersten Versuch und verbesserte damit gleichzeitig den olympischen Rekord. Auch ihre 54,80 m im vierten Versuch hätten für Gold ausgereicht. Zweite wurde die Olympiasiegerin von 1952 Dana Zátopková, die auch nach dem Karriereende ihres Mannes Emil noch in der Weltklasse mitwarf. Bei ihrem Olympiasieg hatte sie 50,47 m erzielt, in Rom warfen acht Athletinnen in Vor- und Endkampf weiter.

Literatur

  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik II. London 1948 – Tokio 1964. Sportverlag Berlin, Berlin 1998, ISBN 3-328-00740-7
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969
  • Ekkehard zur Megede, The Modern Olympic Century 1896–1996, Track and Field Athletics. Berlin 1999, publiziert über Deutsche Gesellschaft für Leichtathletik-Dokumentation e.V.
  • Heribert Meisel/Carl Grampp, Olympia 1960, Südwest Verlag München 1960

Video

Einzelnachweise

  1. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 269, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 2. September 2021
  2. Elke Brick, Die gesamtdeutschen Olympiamannschaften – eine Paradoxie der Sportgeschichte?, Dissertation der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft an der Universität Bielefeld, Mai 2013, S. 148–167 (PDF), abgerufen am 10. Oktober 2017
  3. Das "Olimpico": Roms Olympiastadion zwischen den Kulturen (Memento des Originals vom 11. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., FIFA.com 3. Oktober 2014, abgerufen am 10. Oktober 2017
  4. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969. S. 196f
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