Leichtathletik bei den
I. Olympischen Spielen 1896
Information
Austragungsort Königreich Griechenland Athen, Marathon
Wettkampfstätte Panathinaiko-Stadion
Nationen 9
Athleten 63 (63 )
Datum 6. bis 10. April 1896
Entscheidungen 12

Medaillenspiegel

Olympische Spiele 1896
(Medaillenspiegel Leichtathletik)
PlatzMannschaft3.Total
1 Vereinigte Staaten96217
2 Australien22
3 Griechenland13610
4 Ungarn123
5 Frankreich112
 Deutsches Reich112
7 Großbritannien11

Bei den I. Olympischen Spielen 1896 in Athen wurden zwölf Wettbewerbe in der Leichtathletik ausgetragen. Teilnahmeberechtigt waren nur Männer. Frauen waren bei Olympischen Spielen in der Leichtathletik erstmals 1928 zugelassen.

Das Stadion war nicht gerade leistungsfördernd angelegt. Die Laufbahn war eine U-förmige Rundbahn mit äußerst engen Kurven bei einer Länge von 333,33 Metern. Es gab 47 Sitzreihen und Stehplätze für insgesamt ca. 70.000 Zuschauer.

Die Darstellung der exakten Resultate für diese Wettbewerbe ist nicht immer eindeutig. Je nach Quelle – siehe Literatur bzw. Weblinks, Link 1 unten – gibt es v. a. in den hinteren Platzierungen voneinander abweichende Darstellungen. In einem Fall, dem 400-Meter-Lauf, ist auch die Rangfolge schon ab Platz drei nicht eindeutig. Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf den hier benannten Medaillenspiegel. Dieser allerdings ist den Regeln von heute angepasst, denn Medaillen wurden damals in anderer Form vergeben: der Sieger bekam eine Silber-, der Zweite eine Bronzemedaille. Der Dritte erhielt bei den ersten Olympischen Spielen noch keine Medaille. In der folgenden Auflistung findet sich die – soweit überhaupt zu beurteilen – jeweils wahrscheinlichste Variante.

Resultate

100 m

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – 100 m (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Thomas Burke  USA 12,0
2 Fritz Hofmann  GER 12,2
3 Alajos Szokolyi  HUN 12,6
Francis Lane  USA 12,6
5 Alexandros Chalkokondylis  GRE 12,6
Thomas Curtis  USA DNS

Datum: 10. April 1896, 14:30 Uhr

1896 stoppten die Zeitnehmer für den 100-Meter-Lauf nur die Zeiten für die beiden Erstplatzierten. Die Zeiten der anderen Läufer wurden geschätzt. Thomas Burke stellte im dritten Vorlauf mit 11,8 s einen olympischen Rekord auf. Er war der einzige Läufer, der den heute einzig üblichen Tiefstart praktizierte, was ihm allerdings keinen Vorteil brachte, denn zu Beginn des Finales lag er deutlich hinter dem anfangs führenden Fritz Hofmann im hinteren Feld. Aber dank seiner Schnelligkeit zog er an allen vorbei und wurde der erste Sprintolympiasieger der Neuzeit.

400 m

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – 400 m (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Thomas Burke  USA 54,2 OR
2 Herbert Jamison  USA 55,2
3 Fritz Hofmann  GER 55,6
4 Charles Gmelin  GBR 55,6

Datum: 7. April 1896, 15:30 Uhr

Über 400 Meter wurde die exakte Zeit nur für den Sieger gestoppt, alle anderen Zeiten sind geschätzt. Diese sind übereinstimmend in den beiden unten genannten Quellen benannt. Eine Abweichung gibt es bezüglich des dritten Platzes. In der Literaturangabe von Ekkehard zur Megede wird allerdings der Verlauf des Rennens so genau beschrieben, dass hier dieses Resultat wiedergegeben ist. Danach war Hofmann zu Beginn der Zielgeraden noch ganz mit vorn dabei, die beiden US-Amerikaner überholten ihn dann aber und verwiesen ihn auf den dritten Platz.

800 m

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – 800 m (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Edwin Flack  AUS 2:11,0
2 Nándor Dáni  HUN 2:11,8
3 Dimitrios Golemis  GRE 2:28,0
Albin Lermusiaux  FRA DNS

Datum: 9. April 1896, 14:30 Uhr

Edwin Flack stellte im ersten Vorlauf mit 2:10,0 min einen olympischen Rekord auf.
Das Resultat dieses Wettbewerbs findet sich in den Quellen übereinstimmend wieder. Flack übernahm von Beginn an die Führung, hatte bei 400 Metern eine Zwischenzeit von 65,5 Sekunden, löste sich auf der zweiten Streckenhälfte von Nándor Dáni und brachte seinen Vorsprung ins Ziel. Es war nach Flacks Sieg über 1500 Meter dessen zweite Goldmedaille.

1500 m

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – 1500 m (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Edwin Flack  AUS 4:33,2 OR
2 Arthur Blake  USA 4:34,0
3 Albin Lermusiaux  FRA 4:36,0
4 Carl Galle  GER 4:39,0
5 Angelos Fetsis  GRE k. A.
6 Dimitrios Golemis  GRE
7 Konstantinos Karakatsanis  GRE
8 Dimitrios Tomprof  GRE

Datum: 7. April 1896

Da es keine Vorläufe gab, bedeutete die Siegerzeit für Edwin Flack natürlich auch olympischen Rekord. Zu Beginn des Rennens bestimmte Albin Lermusiaux das Tempo, wurde aber in der letzten Runde von Flack und Arthur Blake überholt. Im Spurt behielt der Australier, der hier seinen ersten Olympiasieg errang, die Oberhand.

Marathon

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Marathon (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Spyridon Louis  GRE 2:58:50 OR
2 Charilaos Vasilakos  GRE 3:06:03
3 Gyula Kellner  HUN 3:06:35
4 Ioannis Vrettos  GRE k. A.
5 Eleftherios Papasymeon  GRE
6 Dimitrios Deligiannis  GRE
7 Evangelos Gerakeris  GRE
8 Stamatios Masouris  GRE

Datum: 10. April 1896, 13:56 Uhr. Streckenlänge: 40 Kilometer

17 Männer, davon 13 Griechen, wurden auf einem Pferdefuhrwerk an den Start gekarrt. Ein Auto tuckerte mit dem Läuferfeld einher, darin ein Arzt und das mobile Kampfgericht. Mit weißen Handschuhen setzte sich Albin Lermusiaux ab, der Favorit aus Frankreich, mit ihm Edwin Flack, Australien, sowie Arthur Blake, USA, die ersten drei also des 1500-Meter-Laufs. Angeblich trank Louis im Wirtshaus von Pikermi – Kilometer 22 – ein Glas Wein und kündigte lauthals seinen Sieg an. Das Versprechen hielt er, in Pikermi überholte er alle. Einzig Flack konnte ihm noch folgen, brach aber dann im Kessel von Athen zusammen. Louis stärkte sich unterwegs angeblich mit Schafskäse, Metaxa-Brandy und den warmen Worten seiner Landsleute. Er lief ins Stadion ein und sank vor seiner Königin in Demut auf die müden Knie: "Ich bin nur ein Bauernsohn, Eure Majestät."

Spyridon Belokas, der nach 3:06:30 h auf dem dritten Platz einlief, wurde nach einem Protest von Gyula Kellner disqualifiziert, weil der Grieche für ein Teilstück in einer Kutsche mitgefahren war.

110 m Hürden

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – 110 m Hürden (Männer)

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Thomas Curtis  USA 17,6 OR
2 Grantley Goulding  GBR 18,0
William Hoyt  USA DNS
Alajos Szokolyi  HUN

Datum: 10. April 1896, 15:30 Uhr

In einigen Quellen wird davon ausgegangen, dass die Streckenlänge damals 100 und nicht wie heute üblich 110 Meter betrug. Allerdings ist angesichts der gelaufenen Zeit die längere Strecke eher wahrscheinlich. Dabei mussten acht Hürden, die jeweils 1,00 Meter hoch waren, überquert werden. Eine ausgefeilte Hürdentechnik hatten die Teilnehmer damals noch nicht. Die Hürden wurden eher übersprungen als überlaufen.

Hochsprung

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Hochsprung (Männer)

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Ellery Clark  USA 1,81 OR
2 James Connolly  USA 1,65
Robert Garrett  USA 1,65
4 Henrik Sjöberg  SWE 1,62
5 Fritz Hofmann  GER 1,62

Datum: 10. April 1896, 14:40 Uhr

In dieser Disziplin gibt es wieder unterschiedliche Angaben zu den Resultaten. Eindeutig sind nur der Sieger Ellery Clark und seine übersprungene Höhe. Detailliert dargestellt sind die verschiedenen Versionen im ausführlichen Artikel zum Hochsprung.
Bei diesen ersten Olympischen Spielen fehlte der US-Amerikaner Mike Sweeny, der mit hier bei Weitem nicht erreichten 1,91 m den Weltrekord hielt. Er hatte nach den damals gültigen Regeln zu den Amateurbestimmungen verstoßen und war damit von der Teilnahme an Olympischen Spielen ausgeschlossen.

Stabhochsprung

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Stabhochsprung (Männer)

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 William Hoyt  USA 3,30 OR
2 Albert Tyler  USA 3,20
3 Evangelos Damaskos  GRE 2,60
Ioannis Theodoropoulos  GRE 2,60
5 Vasilios Xydas  GRE 2,40

Datum: 10. April 1896, 15:40 Uhr

Das Stabhochsprung-Resultat weist wie in vielen anderen Wettbewerben ebenfalls unterschiedliche Angaben in den Quellen aus. Übereinstimmend werden nur William Hoyt als Sieger mit übersprungenen 3,30 m und Albert Tyler genannt, In der u.g. Literatur gibt es davon abweichende Angaben ab Rang fünf. Die unterschiedlichen Versionen sind im ausführlichen Bericht zum Stabhochsprung exakt dargestellt.
Die griechischen Zuschauer hatten hier auf einen Sieg eines ihrer Landsleute gehofft. Nach dem Ausscheiden aller griechischen Teilnehmer widmeten sie dem Stabhochsprung so gut wie überhaupt kein Interesse mehr, alle Augen waren nur noch auf das sich ankündigende Einlaufen des Marathonsiegers gerichtet. Es war fast ein Wunder, dass der Stabhochsprungwettbewerb in dem Tumult um den Marathonlauf überhaupt zu Ende geführt werden konnte. Das nach Zeitplan eigentlich noch angesetzte Ringen konnte jedenfalls an diesem Tag nicht mehr stattfinden.

Weitsprung

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Weitsprung (Männer)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ellery Clark  USA 6,35 OR
2 Robert Garrett  USA 6,18
3 James Connolly  USA 6,11
4 Alexandre Tuffèri  FRA 5,98
5 Adolphe Grisel  FRA 5,83
6 Henrik Sjöberg  SWE 5,80
7 Alexandros Chalkokondylis  GRE 5,74
8 Carl Schuhmann  GER 5,70

Datum: 7. April 1896, 14:40 Uhr

Ellery Clark startete mit zwei Fehlversuchen in den Wettbewerb, bevor er mit dem letzten seiner drei Versuche seinen bis dahin führenden Landsmann Garrett noch übertraf. Der Grund für Clarks Fehlversuche lag darin, dass der griechische Kronprinz Konstantin seine als Anlaufmarke gesetzte Mütze mit der Bemerkung, das gehöre sich nicht für Amateure, entfernt hatte. Das Niveau dieses Wettbewerbs war nicht das beste, auch gemessen am Standard der Zeit. Den Weltrekord hielt der hier nicht angetretene Ire J.J. Mooney mit 7,21 m, C.E.H. Leggatt war im Olympiajahr britischer AAA-Meister mit 7,03 m geworden und trat in Athen ebenfalls nicht an.
Die Angaben aus den verschiedenen Quellen zu dieser Disziplin sind wiederum deutlich abweichend voneinander. Hier abgebildet sind die Angaben wie auf der Seite des IOC. Die unterschiedlichen Versionen sind im ausführlichen Bericht zum Weitsprung gegenübergestellt.

Dreisprung

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Dreisprung (Männer)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 James Connolly  USA 13,71 OR
2 Alexandre Tuffèri  FRA 12,70
3 Ioannis Persakis  GRE 12,52
4 Alajos Szokolyi  HUN 12,30
5 Christos Zoumis  GRE k. A.
6 Carl Schuhmann  GER

Datum: 6. April 1896, 15:40 Uhr

Der erste Sieger einer olympischen Disziplin überhaupt ist der Amerikaner James Connolly, der den Dreisprung mit 13,71 m gewann. Er erhielt dafür wie alle anderen Sieger dieser Spiele eine Silbermedaille. Der US-amerikanische Springer kam nach einer 16-tägigen Reise aus seinem Heimatland einen Tag vor den Wettkämpfen in Athen an. Die Harvard University hatte ihrem Studenten Connolly keine Erlaubnis gegeben, nach Athen zu reisen. Daher exmatrikulierte er sich, um nach Griechenland reisen zu können. 1949, im Alter von 83 Jahren, verlieh ihm aber seine Universität die Ehrendoktorwürde. Er sprang entgegen den heute geltenden Regeln links – rechts – links.

Die Siegesweite lag genau 1,55 m unter dem bestehenden Weltrekord des Iren Matthew Roseingreve, den dieser ein Jahr zuvor aufgestellt hatte. Das sagt viel aus über das Niveau dieses Wettbewerbs, zumal der Zweite noch etwas mehr als einen Meter zurücklag. Weltrekordler Roseingreve war hier in Athen nicht am Start.

In den Ergebnisübersichten aus den verschiedenen Quellen zu dieser Disziplin finden sich deutliche Abweichungen. Hier abgebildet sind die Angaben wie auf der Seite des IOC. Die unterschiedlichen Versionen sind im ausführlichen Artikel zu dieser Disziplin gegenübergestellt.

Kugelstoßen

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Kugelstoßen (Männer)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Robert Garrett  USA 11,22 OR
2 Miltiadis Gouskos  GRE 11,20
3 Giorgos Papasideris  GRE 10,36
4 Viggo Jensen  DEN k. A.
Weitere
Final-
Teilnehmer
Carl Schuhmann  GER
Ellery Clark  USA
Fritz Hofmann  GER

Datum: 7. April 1896, 15:40 Uhr

Gestoßen wurde in Athen aus einem Quadrat, nicht aus einem Kreis. Das Kugelstoßen hatte wie andere Disziplinen bei diesen olympischen Wettbewerben auch kein besonderes Leistungsniveau. Der Weltrekord des Kanadiers George Gray aus dem Jahr 1893 lag mit 14,32 m um mehr als drei Meter über der Siegesweite. Dem Iren Denis Horgan, der 1896 alle Wettbewerbe, bei denen er am Start war, gewonnen hatte, stellte sein Verband nicht die Mittel zur Verfügung, um nach Athen zu fahren. Horgans schwächste Leistung im Jahr 1896 lag bei 13,24 m, seine beste bei 14,15 m, was noch einmal das Niveau des Kugelstoßens hier in Athen deutlich macht.

Dieser Wettbewerb ist derjenige mit den am meisten abweichenden Angaben in den Quellen. Detaillierte Gegenüberstellungen der je nach Quelle unterschiedlichen Versionen finden sich im ausführlichen Bericht zum Kugelstoßen.

Diskuswurf

Olympische Sommerspiele 1896/Leichtathletik – Diskuswurf (Männer)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Robert Garrett  USA 29,150 OR
2 Panagiotis Paraskevopoulos  GRE 28,955
3 Sotirios Versis  GRE 27,780
4 A. Adler  FRA k. A.
5 Giorgos Papasideris  GRE
6 George Stuart Robertson  GBR 25,200
7 Henrik Sjöberg  SWE k. A.

Datum: 6. April 1896, 16:25 Uhr

Auch im Diskuswurf standen den Teilnehmern drei Versuche zur Verfügung – und nicht sechs wie heute. Vor dem letzten Durchgang führte Panagiotis Paraskevopoulos. Mit seinem letzten Wurf überholte Robert Garrett den Griechen noch. So gewann der US-Amerikaner hier seine erste Goldmedaille, bevor er am nächsten Tag auch das Kugelstoßen für sich entschied.

In dieser Disziplin stimmen die Darstellungen in den beiden hier zugrunde liegenden Quellen auf den vorderen Rängen weitgehend überein. Auf der u.g. IOC-Webseite ist der vierte Platz nicht aufgeführt, auch die Weite für den sechstplatzierten George Stuart Robertson fehlt dort. Über Platz sieben hinaus sind in den Quellen dann unterschiedliche Angaben zu finden – Genaueres im ausführlichen Artikel zum Diskuswurf.

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970
  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)

Einzelnachweise

  1. George Stuart Robertson, Kurzporträt auf sports-reference.com, abgerufen am 23. Juli 2017
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