Leichtathletik bei den
Olympischen Spielen 1908
Information
Austragungsort White City Stadium
Wettkampfstätte Vereinigtes Konigreich 1801 London
Athleten 431
Datum 13. Juli bis 25. Juli 1908
Entscheidungen 26
St. Louis 1904
Olympische Spiele 1908
(Medaillenspiegel Leichtathletik)
PlatzMannschaftTotal
1  USA 16 10 8 34
2  Großbritannien 7 7 3 17
3  Schweden 2 3 5
4  Kanada 1 1 4 6
5  Südafrika 1 1 2
6  Griechenland 3 3
7  Norwegen 1 2 3
8  Deutschland 1 1 2
 Frankreich 1 1 2
 Ungarn 1 1 2
11  Königreich Italien 1 1
12  Australasien 1 1
 Finnland 1 1

Bei den IV. Olympischen Spielen 1908 in London fanden 26 Wettkämpfe in der Leichtathletik statt. Austragungsort war das White City Stadium, der Marathonlauf wurde am Windsor Castle gestartet.

Besonderheiten bei der Medaillenvergabe

Im Stabhochsprung wurden zwei Gold-, keine Silber- und drei Bronzemedaillen vergeben, im 400-Meter-Lauf alleine eine Goldmedaille und kein weiteres Edelmetall. Im Hochsprung gab es drei Silber-, im Standhochsprung zwei Silbermedaillen und jeweils keine Bronzemedaille. Insgesamt wurden 79 Medaillen vergeben, 27-mal Gold, 27-mal Silber und 25-mal Bronze.

Teilnehmer

In den meisten Wettkämpfen konnte jede Nation bis zu zwölf Teilnehmer anmelden. In der Staffel und beim 3-Meilen-Mannschaftsrennen wurde pro Land jeweils eine Mannschaft zugelassen, beim Staffellauf waren bis zu vier Ersatzläufer gestattet. Im Teamrennen über die Langstrecke gingen je fünf Athleten pro Nation an den Start, wobei nur die ersten drei gewertet wurden.

Zugelassen waren wie schon bei den drei Spielen zuvor nur Männer. Frauen konnten erst ab 1928 teilnehmen.

Wettbewerbe

Im Wettkampfangebot gab es wieder eine Reihe von Änderungen.

Die Wettkämpfe standen ausschließlich Amateuren offen und wurden gemäß den Bestimmungen der Amateur Athletic Association, dem damaligen britischen Leichtathletikverband, durchgeführt. Zu diesen Bestimmungen gehörte das Verbot, einen anderen Läufer zu behindern – eine Regel, die beim 400-Meter-Lauf eine wichtige Rolle spielen sollte.

Sportliche Erfolge

Die Nationenwertung nahm nach dem völlig einseitigen Ausgang bei den Olympischen Spielen 1904 wieder ein schon etwas gewohntes Bild an. Mit sechzehn Goldmedaillen lag die USA sehr deutlich vorn. Aber immerhin konnten die Briten sieben Olympiasiege erringen. Goldmedaillen gab es darüber hinaus nur noch für Schweden (2), Kanada (1) und Südafrika (1).

  • Erfolgreichster Teilnehmer war der US-Amerikaner Mel Sheppard. Er gewann beide Mittelstrecken und war Schlussläufer der siegreichen olympischen Staffel.
  • Vier zweifache Olympiasieger gab es in London:
  • Mit Raymond Ewry beendete ein herausragender Sportler seine olympische Karriere als Spezialist für alle Standsprungwettbewerbe. Er gewann hier in London seine insgesamt siebte und achte Goldmedaille, die er bei drei Olympischen Spielen seit 1900 errungen hatte. Er entschied sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich. In seiner Jugend war er von Kinderlähmung betroffen, war auf einen Rollstuhl angewiesen und hatte zur Überwindung dieser Erkrankung seine Beinmuskulatur trainiert, was schließlich mit zu seinen großen Erfolgen beitrug.
  • Der US-Amerikaner John Flanagan errang seine dritte Hammerwurfgoldmedaille hintereinander und hatte damit sämtliche olympische Hammerwurfkonkurrenzen gewonnen, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Resultate

100 m

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Reggie Walker  RSA 10,8 ORe
2 James Rector  USA 10,8 (geschätzt)
3 Robert Kerr  CAN 11,0 (geschätzt)
4 Nate Cartmell  USA 11,2 (geschätzt)

Datum: 20. bis 22. Juli

Am Start waren sechzig Läufer aus sechzehn Ländern. In siebzehn Vorläufen wurden die Teilnehmer der Zwischenläufe ermittelt. Dabei schied unter anderem der schwedische Weltrekordhalter Knut Lindberg aus. Die jeweiligen Sieger der vier Zwischenläufe qualifizierten sich für das Finale.
Dort legte der Südafrikaner Reggie Walker einen Blitzstart hin. Der US-Amerikaner James Rector konnte bei Hälfte der Distanz zu ihm aufschließen und es schien, als könne er Walker überholen. Doch Walker konterte diesen Angriff, zog davon und gewann mit einer Zehntelsekunde Vorsprung – Walkers eigentliche Zeit betrug 10,7 s, wurde nach den damaligen Bestimmungen jedoch offiziell auf 10,8 s aufgerundet. Eine ähnlich knappe Entscheidung gab es beim Kampf um die Bronzemedaille, den der Kanadier Robert Kerr mit wenigen Zentimetern Vorsprung vor dem US-Amerikaner Nate Cartmell für sich entschied.

200 m

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Kerr  CAN 22,6
2 Robert Cloughen  USA 22,6
3 Nate Cartmell  USA 22,7
4 George Hawkins  GBR 22,8

Datum: 21. bis 23. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 43 Läufer aus fünfzehn Ländern teil. Vorgesehen waren fünfzehn Vorläufe, in zweien davon gab es jeweils nur einen einzigen Läufer, da die anderen ihre Anmeldung zurückgezogen hatten. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, deren Gewinner sich für das Finale qualifizierten.
Der Kanadier Robert Kerr konnte nach einem schnellen Kurvenlauf seinen knappen Vorsprung bis ins Ziel retten und gewann überraschend die Goldmedaille. Der US-Amerikaner Cloughen hatte sich mit einem Hechtsprung über die Ziellinie geworfen, verfehlte den Sieg jedoch um wenige Zentimeter.

400 m

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Wyndham Halswelle  GBR 50,0
DSQ John Carpenter  USA Behinderung seines Kontrahenten
DNS William Robbins  USA
John Taylor  USA

Datum: 20. bis 23. und 25. Juli

Es traten 36 Läufer aus elf Ländern zu diesem Wettbewerb an. Vorgesehen waren sechzehn Vorläufe; in einem von ihnen war überhaupt kein Läufer erschienen und in einem zweiten war nur ein Athlet am Start. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, bei denen jeweils der Schnellste sich für das Finale qualifizierte.

Das Finale des 400-Meter-Laufs am 23. Juli gehört zu den umstrittensten Ereignissen der olympischen Geschichte. Eingangs der Zielgerade führte der US-Amerikaner William Robbins, wurde aber von seinem Landsmann John Carpenter und vom Briten Wyndham Halswelle überholt. Carpenter drängte Halswelle nun heftig nach außen und kam als Erster ins Ziel. Nach amerikanischen Regeln war dies erlaubt, doch die maßgeblichen britischen Regeln sahen ein striktes Behinderungsverbot vor. Nach heftigen Diskussionen und einer Verhandlung am Abend wurde Carpenter disqualifiziert.

Das Finale wurde zwei Tage später neu angesetzt, diesmal war die Strecke mit vier einzelnen Bahnen markiert. Doch die beiden US-Amerikaner William Robbins und John Taylor solidarisierten sich mit ihrem disqualifizierten Landsmann Carpenter und verzichteten auf den Start, um gegen den Entscheid der Jury zu protestieren. Somit war Halswelle der einzige Teilnehmer, lief in lockeren 50,0 s ins Ziel und erhielt die Goldmedaille. Die Silber- und Bronzemedaille wurde nicht vergeben.

800 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Mel Sheppard  USA 1:52,8 WR
2 Emilio Lunghi  ITA 1:54,2
3 Hanns Braun  GER 1:55,2
4 Ödön Bodor  HUN 1:55,4
5 Theodore Just  GBR 1:56,4
6 John Halstead  USA k. A.
Clarke Beard  USA DNF
Ivo Fairbairn-Crawford  GBR

Datum: 20. und 21. Juli

Für diesen Wettbewerb hatten sich 38 oder 39 Läufer aus elf Ländern gemeldet. Es gab acht Vorläufe, deren Sieger sich direkt für das Finale qualifizierten. Die US-amerikanische Delegation hatte erfolgreich dagegen protestiert, dass ihre stärksten Läufer – Mel Sheppard und John Halstead – bereits im Vorlauf aufeinander trafen.
Im Finale führte zunächst der Brite Ivo Fairbairn-Crawford; er hatte sich dabei aber so verausgabt, dass er das Rennen am Ende der ersten Runde aufgeben musste. Sheppard ging an die Spitze, schüttelte seine Verfolger ab und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Er gewann die Goldmedaille und unterbot James Lightbodys olympischen Rekord um 3,2 Sekunden. Gleichzeitig war dies ein neuer Weltrekord. Im Kampf um Platz drei fing Hanns Braun den stark abbauenden Theodore Just ab und wehrte den Schlussangriff durch Ödön Bodor ab.

1500 m

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Mel Sheppard  USA 4:03,4 ORe
2 Harold Wilson  GBR 4:03,6
3 Norman Hallows  GBR 4:04,0
4 John Tait  CAN 4:06,8
5 Ivo Fairbairn-Crawford  GBR 4:07,6
6 Joe Deakin  GBR 4:07,9
DNF James Sullivan  USA
Ernest Loney  GBR

Datum: 13. und 14. Juli

44 Läufer aus fünfzehn Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. In den Vorläufen qualifizierten sich jeweils die Sieger für das Finale. Diese Regelung hatte zur Folge, dass der Italiener Emilio Lunghi mit 4:03,8 min ausschied. Seine Zeit hätte im Finale für eine Medaille gereicht, doch Lunghi war in seinem Halbfinale lediglich Zweiter hinter Norman Hallows gewesen. Für seine Leistung erhielt Lunghi immerhin ein Ehrendiplom und gewann eine Woche später über 800 Meter die Silbermedaille.
Auf den ersten fünfhundert Metern des Finallaufs führte Ivo Fairbairn-Crawford, der jedoch zurückfiel. Eine Dreiergruppe, bestehend aus Harold Wilson, Norman Hallows und Mel Sheppard, übernahm die Spitze. Bis wenige Meter vor dem Ziel führte Weltrekordler Wilson, bevor ihn Sheppard mit seinem Schlussspurt noch abfing. Auch Hallows hatte nur geringen Rückstand auf Wilson und setzte sich gegenüber einer zweiten Dreiergruppe, in der außer ihm noch der Kanadier John Tait und Ivo Fairbairn-Crawford liefen, im Kampf um Bronze klar durch. Mel Sheppard egalisierte den von Hallows im Halbfinale aufgestellten olympischen Rekord und gewann seine erste Goldmedaille dieser Spiele.

5 Meilen (8047 m)

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Emil Voigt  GBR 25:11,2 OR
2 Edward Owen  GBR 25:24,0
3 John Svanberg  SWE 25:37,2
4 Charles Hefferon  RSA 25:44,0
5 Archie Robertson  GBR 26:13,0
6 Frederick Meadows  CAN k. A.
7 John Fitzgerald  CAN
8 Frederick Bellars  USA

Datum: 15. und 18. Juli

Für diesen Wettbewerb waren 35 Läufer aus vierzehn Ländern gemeldet. Die Qualifikation für das Finale erfolgte in sechs Halbfinalläufen. Deren Sieger sowie die vier schnellsten Zweitplatzierten kamen ins Finale.
Während des Finallaufs gab es mehrmals Wechsel an der Spitze. Nach der ersten Meile führte Edward Owen mit einer Zwischenzeit von 4:46,2 min. Danach übernahm der Südafrikaner Charles Hefferon die Führung. Er passierte die 2-Meilen-Marke in 9:54,2 min und die 3-Meilen-Marke nach 15:05,6 min. Nach vier Meilen lag der Schwede John Svanberg mit einer Zeit von 20:19,2 min vorne. Der Brite Emil Voigt hatte sich bis dahin taktisch geschickt im Hintergrund gehalten, sprintete siebenhundert Meter vor dem Ziel jedoch nach vorne, überholte seine Konkurrenten und gewann schließlich mit über zwölf Sekunden Vorsprung.

Marathon

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 John Hayes  USA 2:55:18,4 OR
2 Charles Hefferon  RSA 2:56:06,0
3 Joseph Forshaw  USA 2:57:10,4
4 Alton Welton  USA 2:59:44,4
5 William Wood  CAN 3:01:44,0
6 Frederick Simpson  CAN 3:04:28,2
7 Harry Lawson  CAN 3:06:47,2
8 John Svanberg  SWE 3:07:50,8

Datum: 24. Juli

Zum Marathonlauf hatten sich 56 Läufer aus sechzehn Ländern angemeldet. Es war die erste Veranstaltung über die heute übliche Distanz von 42,195 Kilometern. In den Jahren zuvor waren die Läufe in der Regel über 25 Meilen oder 40 km ausgetragen worden. So wurde zunächst auch vom White City Stadium eine Strecke von 25 Meilen Länge vermessen. Diese reichte aber nur bis zur Barnespool-Brücke in Eton. Da aber schon zuvor das Schloss Windsor als Startpunkt festgelegt worden war, musste die Distanz um exakt eine Meile verlängert werden. So wäre unter Beibehaltung der Streckenlänge das Rennen allerdings am Stadioneingang zu Ende gewesen. Bis zum Ziel vor der königlichen Loge mussten deshalb noch 385 Yards hinzugefügt werden. Daraus ergaben sich 42,195 km. Als sich in den Folgejahren immer mehr Marathonveranstaltungen die Londoner Streckenlänge übernommen hatten, beschloss die IAAF im Mai 1921, diese offiziell in den Regeln festzuschreiben.

Auf ein Zeichen von Kronprinzessin Maria von Teck hin feuerte OK-Präsident Lord Desborough um 14:30 Uhr den Startschuss ab. Der Lauf fand bei Sonnenschein und hohen Temperaturen statt. Nach der fünften Meile führte eine Sechsergruppe mit vier Briten, dem Italiener Dorando Pietri und dem Südafrikaner Charles Hefferon. Doch diese Gruppe war das Rennen viel zu schnell angegangen und fiel nach und nach auseinander. An der Spitze baute Hefferon seinen Vorsprung kontinuierlich aus und lag nach zwanzig Meilen (32,2 km) 3:52 min vor Pietri. Doch Pietri beschleunigte plötzlich – was den Verdacht aufkommen lässt, dass er mit Strychninsulfat gedopt war. Hefferon brach nach 22 Meilen (35,4 km) unerwartet ein, wurde von Pietri bei Meile 25 und wenig später auch von John Hayes überholt. Mit großem Vorsprung kam Pietri im vollbesetzten White City Stadium an, nur noch eine halbe Stadionrunde trennte ihn vom sicheren Olympiasieg. Aber er hatte sich völlig verausgabt, war benommen und bog zunächst in die falsche Richtung ab. Als die Kampfrichter ihm den richtigen Weg zum Ziel wiesen, brach Pietri völlig entkräftet zusammen. Er konnte sich wieder aufrappeln, fiel jedoch auf den letzten 350 Metern weitere dreimal zu Boden. Zehn Meter vor dem Ziel brach er zum fünften Mal zusammen, woraufhin er von einigen Mitleid empfindenden Ärzten und Kampfrichtern über die Ziellinie geschoben wurde. 32 Sekunden nach Pietri traf auch Hayes im Ziel ein.
Pietri musste aufgrund der unerlaubten Hilfestellung disqualifiziert werden, erhielt aber am darauf folgenden Tag von Königin Alexandra von Dänemark für seine Leistung einen Goldpokal. Olympiasieger John Hayes, dem weitaus weniger Aufmerksamkeit zuteilgeworden war, wurde von seinen amerikanischen Teamkollegen auf einen Tisch gesetzt und jubelnd um das Stadion getragen.

Der Sherlock-Holmes-Autor Arthur Conan Doyle schrieb für die Zeitung Daily Mail einen ausführlichen und emotionalen Bericht über dieses Ereignis, der viel dazu beitrug, die Geschichte von Dorando Pietri bekannt zu machen. Gleichzeitig rief Doyle zu Spenden für den Italiener auf. Doyles großes Engagement ist wahrscheinlich der Grund für die weit verbreitete Legende, er selbst habe Pietri über die Ziellinie geholfen.

110 m Hürden

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Forrest Smithson  USA 15,0 WR
2 John Garrels  USA 15,7
3 Arthur Shaw  USA 15,8
4 William Rand  USA 16,0

Datum: 23. bis 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 25 Läufer aus zehn Ländern teil. Die Sieger der vierzehn Vorläufe bestritten die vier Halbfinalläufe. In diesen wurden die vier Finalplätze vergeben. Sämtliche Rennen wurden nicht wie heute üblich auf der Bahn ausgetragen, sondern auf Gras. Die Anzahl der Hürden sowie deren Höhe und Abstände entsprachen jedoch dem heutigen Regelwerk.
Überlegener Sieger des Finallaufs wurde Forrest Smithson, der den bisherigen Weltrekord der drei US-Amerikaner Alvin Kraenzlein, John Garrels und Arthur Shaw deutlich unterbot. Die später weit verbreitete Legende, er habe das Rennen mit einer Bibel in der linken Hand bestritten, um gegen die Austragung an einem Sonntag zu protestieren, ist nachweislich falsch. Erstens gab es am Sonntag überhaupt keine Wettkämpfe, und zweitens zeigt das im offiziellen Bericht abgebildete Foto eine nach dem Rennen gestellte Szene.

400 m Hürden

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Charles Bacon  USA 55,0 WR
2 Harry Hillman  USA 55,3
3 Jimmy Tremeer  GBR 57,0
4 Leslie Burton  GBR 58,0

Datum: 20. bis 22. Juli

Wie unsinnig die Praxis war, bereits nach Eingang der Anmeldungen die Auslosung der Vorläufe vorzunehmen, zeigt sich bei diesem Wettbewerb. Vorgesehen waren vierzehn Vorläufe, doch es waren nur fünfzehn Läufer aus sechs Ländern am Start. In sieben Läufen gab es nur einen einzigen Teilnehmer, zu einem Lauf war sogar überhaupt niemand erschienen. Echte Ausscheidungen gab es deshalb nur in vier Vorläufen.
Die Vorlaufsieger ermittelten in vier Halbfinalrennen die vier Finalteilnehmer. Dort trafen zwei Briten und zwei US-Amerikaner aufeinander. Nach etwa der Hälfte der Distanz war klar, dass die Amerikaner den Sieg unter sich ausmachen würden. Auf der Zielgeraden zog Charles Bacon davon und gewann den Lauf mit neuem Weltrekord vor seinem Vorgänger Harry Hillman. Nach heute geltenden Regeln wäre er eigentlich disqualifiziert worden, da er eine Hürde auf einer falschen Bahn überquert hatte. Allerdings stellten die Kampfrichter fest, dass er dadurch sogar eine längere Strecke zurückgelegt hatte und so keinen Vorteil hatte.

3200 m Hindernis

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Arthur Russell  GBR 10:47,8 WBL
2 Arthur Robertson  GBR 10:48,4
3 John Eisele  USA 11:00,8
4 Guy Holdaway  GBR k. A.
5 Harry Sewell  GBR
6 William Galbraith  CAN

Datum: 17. und 18. Juli

Zwar steht der Hindernislauf bereits seit 1900 mit unterschiedlichen Streckenlängen und verschiedenen Hindernissen auf dem olympischen Programm, doch die heute übliche Länge von 3000 Metern wurde erst 1920 als Standard eingeführt. In London ging das Rennen erst- und auch letztmals über eine Distanz von 3200 Metern, was ungefähr den damals in Großbritannien üblichen 2-Meilen-Rennen entsprach. Für diesen Wettbewerb waren 24 Läufer aus sechs Ländern gemeldet. In sechs Vorläufen wurden die Finalteilnehmer ermittelt.
Im Finale führte zunächst Guy Holdaway, musste aber bald William Galbraith und Arthur Russell ziehen lassen. Nach der Hälfte der Distanz fiel Galbraith zurück, während John Eisele zu dem an der Spitze liegenden Russell aufschließen konnte. Zu Beginn der letzten Runde zog Arthur Robertson an Eisele vorbei, doch er erreichte Russell nicht mehr.

Olympische Staffel

Platz Land Athleten Zeit (min)
1  USA William Hamilton
Nate Cartmell
John Taylor
Mel Sheppard
3:29,4
2  Deutsches Reich Arthur Hoffmann
Hans Eicke
Otto Trieloff
Hanns Braun
3:32,4
3  Ungarn Pál Simon
Frigyes Mezei
József Nagy
Ödön Bodor
im Vorlauf außerdem:
Vilmos Rácz
3:32,5

Datum: 25. Juli

Zu diesem Wettbewerb hatten sich sieben Staffeln mit insgesamt 29 Läufern angemeldet. Es war die erste Staffel überhaupt in der olympischen Geschichte, wurde in dieser Form aber nur ein einziges Mal ausgetragen. Gelaufen wurde in der Reihenfolge 200 m – 200 m – 400 m – 800 m. Es gab drei Vorläufe, deren Sieger sich für das Finale qualifizierten.
William Hamilton brachte die US-Staffel gleich in Führung und wechselte mit ca. sechs Metern Vorsprung auf Ungarn, knapp dahinter Deutschland. Mit dem nächsten Läufer baute die USA ihre Führung aus, auf den Plätzen zwei und drei änderte sich nichts. John Taylor war der weitaus Schnellste auf seinem 400-Meter-Part, die USA war uneinholbar vorn. József Nagy erarbeitete für den ungarischen Schlussläufer nach zunächst hartem Kampf mit Otto Trieloff ca. fünf Meter Vorsprung. Der deutsche Schlussläufer Hanns Braun, vorher bereits 800-Meter-Dritter, holte den Rückstand gegen den 800-Meter-Vierten Ödön Bodor sukzessive auf und sicherte mit seinem Schlussspurt Silber für die deutsche Staffel. Die Siegerzeit war schwächer als die Leistung des US-Teams aus dem im Vorlauf.

3-Meilen-Mannschaftslauf (4828 m)

Platz Land Athleten Punkte
1  Großbritannien Joe Deakin 14:35,6 (1.)
Arthur Robertson 14:41,0 (2.)
William Coales 14:41,6 (3.)
außerhalb der Wertung:
Harold Wilson 14:57,0 (5.)
Norman Hallows 15:08,0 (7.)
6
2  USA John Eisele 14:41,8 (4.)
George Bonhag 15:05,0 (6.)
Herbert Trube 15:11,0 (9.)
außerhalb der Wertung:
Gayle Dull 15:27,0 (10.)
Harvey Cohn 15:40,2 (12.)
19
3  Frankreich Louis Bonniot de Fleurac 15:08,4 (8.)
Joseph Dreher 15:40,0 (11.)
Paul Lizandier 16:03,0 (13.)
außerhalb der Wertung:
Jean Bouin DNF
Alexandre Fayollat DNF
32

Datum: 14. und 15. Juli

Gemeldet waren sechs Mannschaften mit drei bis maximal fünf Läufern – insgesamt 28. Gewertet wurde nach Platzziffern, d. h. die Platzierungswerte wurden addiert, die Reihenfolge ergab sich aus den aufwärts sortierten Summen. Für die Wertung zählte die Leistung der drei besten Läufer einer Mannschaft.
Die Qualifikation für das Finale erfolgte in zwei Halbfinalläufen. Weiter kamen die jeweils beste Mannschaft sowie die bessere der beiden zweitplatzierten Mannschaften. Im Finale belegten die Briten Joe Deakin, Archie Robertson und William Coales die drei ersten Plätze, was die bestmögliche Punktzahl von 6 (1+2+3) ergab. Deakins Siegerzeit wurde zunächst mit 14:39,6 min gelistet, betrug jedoch tatsächlich 14:35,6 min.

3500 m Gehen

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 George Larner  GBR 14:55,0 OR
2 Ernest Webb  GBR 15:07,4
3 Harry Kerr  ANZ 15:43,4
4 George Goulding  CAN 15:49,8
5 Albert Rowland  ANZ 16:07,0
6 Charles Vestergaard  DEN 17:21,8
7 Einar Rothman  SWE 17:50,0
DNF Ralph Harrison  GBR
William Palmer  GBR

Datum: 14. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 23 Geher aus sieben Ländern teil. Die Disziplin wurde auf der Rundbahn im Stadion ausgetragen, es handelte sich also um einen Wettbewerb im Bahngehen. Es gab drei Vorausscheidungen, bei denen sich jeweils die drei Schnellsten für das Finale qualifizierten. Dieses gewann der Brite George Larner vor seinem Landsmann Ernest Webb und dem für das Team Australien/Neuseeland startenden Harry Kerr.

Es war der erste Gehwettbewerb bei Olympischen Spielen überhaupt. Eine erste Vorpremiere hatte es zwei Jahre zuvor bei den Athener Zwischenspielen gegeben.

10 Meilen Gehen (16.093 m)

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 George Larner  GBR 1:15:57,4 WR
2 Ernest Webb  GBR 1:17:31,0
3 Edward Spencer  GBR 1:21:20,2
4 Frank Carter  GBR 1:21:20,2
5 Ernest Larner  GBR 1:24:26,2
DNF William Palmer  GBR
DNS Ralph Harrison  GBR
Harry Kerr  ANZ

Datum: 16. und 17. Juli

Auch dieser Geherwettbewerb wurde in Form des Bahngehens ausgetragen. Es nahmen 25 Geher aus acht Ländern teil. Diese ermittelten in zwei Vorausscheidungen die Finalteilnehmer, wobei sich die jeweils vier Schnellsten qualifizierten. Zum Finale traten ausschließlich Briten an, da der für Australasien startende Harry Kerr – Dritter über 3500 Meter – neben dem Briten Ralph Harrison auf einen Start verzichtete. George Larner war seinen Konkurrenten deutlich überlegen und gewann damit seine zweite Goldmedaille. Dabei stellte er einen Weltrekord auf.

Hochsprung

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Harry Porter  USA 1,905 OR
2 Con Leahy  GBR 1,880
István Somodi  HUN
Géo André  FRA
5 Herbert Gidney  USA 1,853
Tom Moffitt  USA
7 Neil Patterson  USA 1,830

Datum: 21. Juli

Es nahmen 22 Springer aus zehn Ländern an diesem Wettbewerb teil. Die sieben Besten der Qualifikation erreichten das Finale. Es gewann der US-Amerikaner Harry Porter, der nach gefallener Entscheidung dreimal erfolglos versuchte, den Weltrekord seines Landsmanns Mike Sweeney – aufgestellt im Jahr 1895 mit 1,97 m – zu verbessern. Drei Springer teilten sich den zweiten Platz. Im Gegensatz zu heute hatte die Anzahl der Fehlversuche keinen Einfluss auf das Endergebnis, es gab noch keine Fehlversuchs- oder Mehrversuchsregel und nachdem sich in einem Stechen um Platz zwei Somodi, Leahy und André nicht mehr hatten verbessern können, wurden sie gemeinsam zu Gewinnern der Silbermedaille erklärt.

Stabhochsprung

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Edward Cook  USA 3,71 ORe
Alfred Gilbert  USA 3,71 ORe
3 Edward Archibald  CAN 3,58
Charles Jacobs  USA
Bruno Söderström  SWE
6 Georgios Banikas  GRE 3,50
Samuel Bellah  USA
8 Kálmán Szathmáry  HUN 3,35

Datum: 24. Juli

Vierzehn Springer aus sieben Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Nicht anwesend war Walter Dray, Weltrekordhalter mit 3,80 m. Angeblich hatte er auf Anraten seiner Mutter auf die Reise nach London verzichtet, da sie fürchtete, ihr Sohn könnte sich verletzen. Die acht Besten der Qualifikation kamen ins Finale. Als der Wettkampf in die entscheidende Phase kam, konzentrierten sich die Zuschauer nur auf das dramatische Ende des Marathonlaufs. Die Kampfrichter verzichteten auf ein Stechen, weshalb wegen Höhengleichheit zwei Gold- und drei Bronzemedaillen verliehen wurden. Es gewannen die beiden US-Amerikaner Edward Cook, mit achtzehn Jahren einer der jüngsten Olympiasieger von 1908, und der 24-jährige Alfred Gilbert. Beide stellten dabei Cooks olympischen Rekord aus der Qualifikation ein. Den geteilten dritten Platz belegten der US-Amerikaner Clare Jacobs, der Schwede Bruno Söderström und der Kanadier Edward Archibald.

Weitsprung

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Frank Irons  USA 7,48 OR
2 Daniel Kelly  USA 7,09
3 Calvin Bricker  CAN 7,08
4 Edward Cook  USA 6,97
5 John Brennan  USA 6,86
6 Frank Mount Pleasant  USA 6,82
7 Albert Weinstein  GER 6,77
8 Tim Ahearne  GBR 6,72

Datum: 22. Juli

Zu diesem Wettbewerb traten 31 Springer aus neun Ländern an. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche. Diese wurden in der Endwertung mitgezählt. Die drei Besten erhielten daraufhin drei weitere Versuche, doch nur der spätere Sieger Frank Irons konnte sich noch verbessern. Sein Landsmann Daniel Kelly gewann Silber, der Kanadier Calvin Bricker errang Bronze. Bricker wurde vier Jahre später in Stockholm Olympiazweiter. Stabhochsprungolympiasieger Edward Cook wurde hier im Weitsprung Vierter.

Dreisprung

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Tim Ahearne  GBR 14,92 OR
2 Garfield MacDonald  CAN 14,76
3 Edvard Larsen  NOR 14,39
4 Calvin Bricker  CAN 14,09
5 Platt Adams  USA 14,07
6 Frank Mount Pleasant  USA 13,97
7 Karl Fryksdahl  SWE 13,65
8 John Brennan  USA 13,59

Datum: 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen zwanzig Springer aus acht Ländern teil. Zum ersten Mal überhaupt war die Abfolge des Beineinsatzes im Reglement in derselben Form wie heute exakt festgehalten, das heißt links – links – rechts oder rechts – rechts – links. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten erhielten drei weitere. Tim Ahearne siegte mit olympischem Rekord, der zunächst auch als Weltrekord ausgerufen wurde. Doch in detaillierten Recherchen stellte sich heraus, dass der Ire John Breshnihan bereits 1906 regelgerechte 15,34 m gesprungen war.

Standhochsprung

Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Ray Ewry  USA 1,57
2 John Biller  USA 1,55
Konstantinos Tsiklitiras  GRE
4 Frank Holmes  USA 1,52
5 Platt Adams  USA 1,47
Géo André  FRA
Alfred Motté  FRA
8 Léon Dupont  BEL 1,42
Walter Henderson  GBR 1,42
Wilhelm Blystad  NOR
Frank Irons  USA
Arthur Mallwitz  GER
Svend Langkjær  DEN

Datum: 23. Juli

Am Hochsprung aus dem Stand nahmen 22 Springer aus elf Ländern teil. Zu Beginn des Wettkampfs gab es drei Qualifikationssprünge; die besten Acht kamen weiter und hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Auch wenn seine Überlegenheit nicht mehr so deutlich war, gewann wie schon 1900 und 1904 auch hier der Standsprungspezialist Raymond Ewry, der damit seine insgesamt achte Goldmedaille errang. Er hatte sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich entschieden und auch hier in London war er zuvor Sieger im Standweitsprung geworden.

Standweitsprung

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ray Ewry  USA 3,33
2 Konstantinos Tsiklitiras  GRE 3,23
3 Martin Sheridan  USA 3,22
4 John Biller  USA 3,21
5 Ragnar Ekberg  SWE 3,19
6 Platt Adams  USA 3,11
Frank Holmes  USA

Datum: 20. Juli

Es nahmen 25 Springer aus elf Ländern am Weitsprung aus dem Stand teil. Raymond Ewry wurde auch hier seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit zehn Zentimetern Vorsprung vor Kostas Tsiklitiras. Dieser aus Pylos stammende Grieche hatte Ewry zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen gesehen und war so zu diesem Sport gekommen.

Kugelstoßen

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ralph Rose  USA 14,21
2 Denis Horgan  GBR 13,62
3 John Garrels  USA 13,18
4 Wesley Coe  USA 13,07
5 Edward Barrett  GBR 12,89
6 Bill Horr  USA 12,83
7 Jalmari Sauli  FIN 12,58
8 Lee Talbott  USA 11,63

Datum: 16. Juli

26 Teilnehmer aus acht Ländern waren bei diesem Wettkampf anwesend. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche, die besten Drei danach nochmals drei Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 Ralph Rose galt als haushoher Favorit und erfüllte die Erwartungen. Der Ire Denis Horgan, dem 1900 und 1904 als damaliger Weltrekordler die Teilnahme an den olympischen Wettbewerben verwehrt geblieben war, konnte sich hier endlich der Konkurrenz stellen. Als 39-Jähriger war er nun zwar über seinen Leistungszenit hinaus, konnte aber immerhin eine Silbermedaille mitnehmen. Er startete für Großbritannien.

In der Literatur von zur Megede gibt es Abweichungen, die im Hauptartikel zu dieser Disziplin detailliert dargestellt sind.

Diskuswurf (freier Stil)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Martin Sheridan  USA 40,89 OR
2 Merritt Giffin  USA 40,70
3 Bill Horr  USA 39,45
4 Verner Järvinen  FIN 39,43
5 Arthur Dearborn  USA 38,52
6 Lee Talbott  USA 38,40
7 György Luntzer  HUN 38,34
8 André Tison  FRA 38,30

Datum: 16. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 42 Werfer aus elf Ländern teil. Der Freistil entspricht der heute üblichen Wurfweise mit Körperdrehung. Der Wurfkreis hatte einen Durchmesser von 2,50 Metern. Jeder Teilnehmer hatte zunächst drei Versuche. Den drei Besten standen anschließend drei weitere Versuche zu. Es gab einen dreifachen US-amerikanischen Sieg, obwohl Weltrekordhalter Arthur Dearborn nur den fünften Platz erreichte.

In den Quellen gibt es einige kleinere und zwei größere Abweichungen, die im ausführlichen Bericht zu dieser Disziplin detailliert beschrieben sind.

Diskuswurf (griechischer Stil)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Martin Sheridan  USA 38,00
2 Bill Horr  USA 37,32
3 Verner Järvinen  FIN 36,48
4 Arthur Dearborn  USA 35,65
5 Michalis Dorizas  GRE 33,34
6 Nikolaos Georgandas  GRE 33,20
7 István Mudin  HUN 33,11
8 Wilbur Burroughs  USA 32,81

Datum: 18. Juli

23 Werfer aus acht Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Eingeführt worden war dieser Wettbewerb bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen und verschwand nach 1908 wieder in der Versenkung. Zur Ausführung dieses Werfens gibt es unterschiedliche Darstellungen. Den Quellen zufolge kam dabei ein Podest der Maße 80 × 70 cm zum Einsatz, welches hinten 15 cm und in Wurfrichtung 5 cm hoch war, Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin. Auch die in den Quellen abweichenden Angaben sind dort detailliert beschrieben.

Hier in London siegte wie bereits im freien Stil der US-Amerikaner Martin Sheridan. Marquis Bill Horr, Bronzemedaillengewinner des Diskuswurfs im freien Stil, gewann diesmal Silber. Verner Järvinen, Vater der beiden späteren Weltklasseleichtathleten Matti JärvinenSpeerwerfer und Akilles JärvinenZehnkämpfer, errang die Bronzemedaille, nachdem er mit dem Diskus im freien Stil den vierten Platz belegt hatte.

Hammerwurf

Platz Athlet Land Weite (m)
1 John Flanagan  USA 51,92 OR
2 Matt McGrath  USA 51,18
3 Con Walsh  CAN 48,50
4 Tom Nicolson  GBR 48,09
5 Lee Talbott  USA 47,87
6 Bill Horr  USA 46,95
7 Simon Gillis  USA 45,59
8 Eric Lemming  SWE 43,06

Datum: 14. Juli

Beteiligt waren neunzehn Werfer aus acht Ländern. Jedem Teilnehmer wurden drei Versuche zugestanden, die drei Besten erhielten drei weitere Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 John Flanagan galt als großer Favorit, doch erst mit seinem letzten Wurf konnte er sich an die Spitze setzen. Damit gewann Flanagan sämtliche olympische Hammerwurfwettbewerbe, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Speerwurf (freier Stil)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Eric Lemming  SWE 54,44 OR
2 Michalis Dorizas  GRE 51,36
3 Arne Halse  NOR 49,73
4 Charalambos Zouras  GRE 48,61
5 Hugo Wieslander  SWE 47,55
6 Armas Pesonen  FIN 46,04
7 Imre Mudin  HUN 45,96
8 Jalmari Sauli  FIN 43,30

Datum: 15. Juli

33 Werfer aus neun Ländern beteiligten sich an diesem Wettbewerb. Bei der Freistilvariante, die wie die Mittelgriffversion schon bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 im Programm gestanden hatte, hielten die Werfer den Speer mit ausgestrecktem Arm am hinteren Ende. Während des Anlaufs wurde das Wurfgerät an die vordere Schulter gelehnt und mit der freien Hand gehalten. Beim Abwurf schleuderte der Athlet den Speer schließlich aus dem weiterhin gestreckten Arm von hinten heraus nach oben vorn. Diese Speerwurfvariante wurde bei Olympischen Spielen hier in London einmalig ausgetragen. Aus der unten genannten Literatur sagt Kluge dazu im Gegensatz zu zur Megede allerdings, dass die Mehrheit der Teilnehmer den heute üblichen "Mittelgriff" anwendete und dass keine besondere Technik vorgeschrieben war.

Eric Lemming siegte überlegen und gewann seine erste Goldmedaille.

Speerwurf (Mittelgriff)

Platz Athlet Land Weite (m)
1 Eric Lemming  SWE 54,83 OR
2 Arne Halse  NOR 50,57
3 Otto Nilsson  SWE 47,11
4 Aarne Salovaara  FIN 45,89
5 Armas Pesonen  FIN 45,17
6 Juho Halme  FIN 44,96
7 Jalmari Sauli  FIN k. A.
Wei-
tere
Teil-
neh-
mer
Carl Bechler  GER k. A.
Evert Jakobsson  FIN
John Johansen  NOR
Jarl Jakobsson  FIN
Charalambos Zouras  GRE
Ernest May  GBR
Henry Leeke  GBR
Hugo Wieslander  SWE
Jimmy Tremeer  GBR

Datum: 17. Juli

Sechzehn Werfer aus sechs Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Der Speerwurf war 1908 zum ersten Mal Teil des olympischen Programms, nachdem er bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 eine Vorpremiere hatte. Bei der Variante Mittelgriff musste der Werfer den Speer in der Mitte halten und aus dieser Griffposition heraus werfen, was auch dem heute üblichen Wurfstil entspricht. Jeder Werfer hatte in der Qualifikation drei Versuche, in dem ausschließlich von Skandinaviern besetzten Finale gab es nochmals je drei Versuche. Der Schwede Eric Lemming siegte mit deutlichem Vorsprung.

Auch hier finden sich in den Quellen teilweise abweichende Angaben zu den Resultaten und zur Anwendung der Technik – Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin.

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970
Commons: Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 79
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