Saverne
Zàwere
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (Mitglied der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass) (67)
Arrondissement Saverne (Unterpräfektur)
Kanton Saverne
Gemeindeverband Pays de Saverne
Koordinaten 48° 44′ N,  22′ O
Höhe 177–463 m
Fläche 26,01 km²
Einwohner 11.303 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 435 Einw./km²
Postleitzahl 67700
INSEE-Code 67437
Website http://www.saverne.fr/

Saverne [sa’vɛʀn], deutsch Zabern (elsässisch Zàwere [ˈd̥sɒvəʀə]) ist eine Stadt im Unterelsass (Europäische Gebietskörperschaft Elsass), an der Zorn und dem parallel dazu verlaufenden Rhein-Marne-Kanal gelegen. Im östlichen Gemeindegebiet verläuft die Mossel, ein Zufluss der Zorn. Die Siedlung ist seit spätrömischer Zeit bezeugt; in der Folge der Teilungen des Fränkischen Reichs kam der Ort 870 zum Ostfrankenreich, das später ins Römisch-Deutsche Reich überging. Seit 1680 gehört die Stadt mit Unterbrechungen zu Frankreich und ist seit 1790 dem Département Bas-Rhin zugeordnet. Seit dem 13. Februar 2014 ist die Stadt Zabern im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen zweisprachig.

Geschichte

Zabern (lateinisch Tabernæ Alsaticæ) ist als römische Militärstation (Tribus) Tabernis „bei den (drei) Schenken“ zur Sicherung der Zaberner Steige, eines Vogesenübergangs an der Römerstraße StraßburgMetz, seit dem 4. Jahrhundert bezeugt (im „Itinerarium Antonini“ wie bei Peutinger, in den „Rerum Gestarum“ und in den MGH DD Merovingi). Als Hauptort einer „Civitas“ der Provinz „Germania superior“ wurde die Siedlung zum Verwaltungszentrum. Seit der Besiedlung durch die Alamannen ab dem 5. Jahrhundert gehörte Zabern zum deutschen Sprachraum. Die gesicherten schriftlichen Aufzeichnungen beginnen mit Karl dem Kahlen, dem Herrscher des Westfrankenreichs, der auf einer seiner vielen Reisen 842 „ad Zabarnam“ das Elsass erreichte (Regesta Imperii I,2,1,281, auch bei Nithard, Nithardi hist. III,04). Der Ortsname gelangte offenbar noch vor der Zweiten Lautverschiebung ins Germanische, was den Anlaut sowohl der deutschen als der französischen Namensform erklärt.

Zur Zeit der Franken gehörte Zabern zum Bistum Metz, das mit dem Vertrag von Verdun von 843 Teil des Mittelreichs Lothars I. wurde und 870 im Vertrag von Meerssen an das Ostfrankenreich Ludwigs des Deutschen kam. Für das Jahr 923 berichten zwei Dokumente, dass Rudolf von Burgund die „Festung“ Zabern auf Bitten des Bischofs von Metz längere Zeit belagerte und schließlich einnahm; nach der Einnahme von Metz kam auch Zabern wieder in die Gewalt des deutschen Königs Heinrichs I. (Regesta Imperii II,1,10 a+b). Im 12. Jahrhundert gelangte die Stadt in den Besitz von Straßburg. 1223 schloss König Heinrich VII. mit dem Bischof von Straßburg einen Vergleich, der sowohl dem Reich als auch der Kirche in Zabern bestimmte Rechte zusprach (Regesta Imperii V,1,2,3890). im Zeitraum zwischen 1414 und dem Beginn der Französischen Revolution 1789 diente Zabern als Residenz der Straßburger Bischöfe. In der Zwischenzeit war die Stadt mehrfach im Blickpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Im 14. bzw. 15. Jahrhundert musste sich Zabern der Engländer und der Armagnaken erwehren. Im Deutschen Bauernkrieg bezogen die aufständischen Bauern unter ihrem Anführer Erasmus Gerber 1525 dort ihr Hauptquartier. Nachdem sie ihre Waffen niedergelegt hatten, versprach ihnen der Herzog Anton von Lothringen freien Abzug. Landsknechte töteten jedoch gegen den Willen des Herzogs etwa 18.000 Bauern.

Auch im Dreißigjährigen Krieg war die Stadt umkämpft und wechselte mehrfach den Besitzer. 1635 hatte der kaiserliche Generalleutnant Matthias Gallas im Feldzug nach Burgund die Stadt als Hauptquartier gewählt. Von hier aus beherrschte er mit den Städten Belfort und Montbéliard die Vogesenlücke und den Zugang nach Frankreich. Am 16. Juli 1636 kapitulierte die belagerte Stadt nach fünf abgeschlagenen Sturmangriffen eines französischen Heeres unter Bernhard von Sachsen-Weimar. Im Westfälischen Frieden wurde Zabern erneut dem Straßburger Bischof zugesprochen. Im Zuge der Reunionspolitik Ludwigs XIV. gelangte die Stadt 1680 unter französische Herrschaft. Ab 1704 residierten im Schloss die Fürstbischöfe aus dem Hause Rohan.

Im Juni 1770 besuchte Johann Wolfgang von Goethe Zabern während seiner Reise durch das nördliche Elsass und die Pfalz. In seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ beschreibt er seinen Besuch und lobt die Stadt und besonders das Schloss wegen ihrer Schönheit. Er beschreibt auch einen Kanal, der vom Schloss in den Park geht. Dies war aber noch nicht der Rhein-Marne-Kanal, sondern Teil des großen Schlossparks, der sich fast bis Steinbourg erstreckte.

Mit der administrativen Neuaufteilung des Landes während der Französischen Revolution wurde die Stadt 1790 zum Hauptort des Kantons Saverne im Département Bas-Rhin und 1800 zudem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissement Saverne; dieses kam nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 als Kreis Zabern des Reichslandes Elsass-Lothringen zum Deutschen Kaiserreich, das nach dem Ersten Weltkrieg mit Inkrafttreten des Friedensvertrag von Versailles im Januar 1920 wieder zu Frankreich zurückkehrte. Von 1877 bis 1890 war Zabern der Standort des Rheinischen Jäger-Bataillons No. 8. Von 1890 bis 1918 waren im Rohan-Schloss von Zabern zwei Bataillone des 2. Oberrheinischen Infanterie-Regiments Nr. 99 garnisoniert. Aus dieser Zeit stammen heute noch benutzte, wichtige Infrastrukturgebäude wie der Bahnhof Saverne und das Postgebäude. Ende 1913 kam es im Deutschen Reich zu einer Verfassungskrise, nachdem ein Offizier dieses Regiments die elsässische Ortsbevölkerung als „Wackes“ beschimpft hatte, was in der Folge zu Demonstrationen der einheimischen Bevölkerung und einer übertriebenen Gegenreaktion des Militärs führte („Zabern-Affäre“).

Im Januar 1945 versuchten Wehrmacht-Truppen in einer Winteroffensive namens Unternehmen Nordwind erfolglos, Zabern und andere Orte zurückzuerobern.

Seit 1945 hat die französische Amts- und Schulsprache die deutsche Sprache und damit auch die elsässische Mundart zurückgedrängt. Es gab und gibt aber Bestrebungen, sie zu bewahren.

Demographie
Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
17804000darunter in der Innenstadt wohnende Juden
18214595katholische Einwohner, mit Ausnahme von 50 Protestanten und 300 Juden
18615331
18725895am 1. Dezember, in 640 Häusern; nach anderen Angaben 5189 Einwohner
18806605am 1. Dezember, auf einer Fläche von 2600 ha, in 691 Häusern, davon 4842 Katholiken, 1460 Evangelische und 302 Juden
18856936davon 4877 Katholiken, 1754 Evangelische und 291 Juden
18907341davon 1882 Evangelische, 5142 Katholiken, 313 Juden
19058937, mit der Garnison (zwei Bataillone vom Infanterieregiment Nr. 99), davon 2290 Evangelische, 325 Juden
19109153
Einwohnerzahlen nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahr19621968197519821990199920072017
Einwohner9856968210.17010.32710.27811.20111.96611.239

Sehenswürdigkeiten

Das herausragende Bauwerk der Stadt ist das 1790 erbaute Rohan-Schloss. Es hat auf der Parkseite eine 140 m lange monumentale Fassade aus rotem Sandstein. Es handelt sich um die längste klassizistische Schlossfassade in ganz Frankreich. Das mehrmals umfunktionierte Gebäude beherbergt unter anderem das Stadtmuseum mit einer reichen archäologischen Sammlung, einigen regionalen Kunstwerken aus dem Mittelalter und der Renaissance sowie der von Louise Weiss gestifteten Sammlung an Werken des 20. Jahrhunderts.

Die Altstadt von Saverne besitzt zahlreiche Fachwerkbauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, u. a. das Haus des Landschreibers Katz in der Hauptstraße.

Die Pfarrkirche „Notre-Dame-de-la-Nativité“ (ehem. Stiftskirche) mit romanischem Westturm und spätgotischem Langhaus (Münster-Baumeister Hans Hammer) ist hochwertig ausgestattet: Kanzel (Hans Hammer, 1495), Figurengruppe „Die Beweinung Christi“ (Hans Daucher, um 1500), Glasfenster (Peter Hemmel, Ende 15. Jahrhundert).

Auch die ehemalige Stiftskirche der Steigerherren von 1303 mit ihrem freskenverzierten Kreuzgang ist sehenswert.

Eine technische Sehenswürdigkeit stellt das in der Nähe gelegene Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller (Plan incliné de Saint-Louis/Arzviller) im Rhein-Marne-Kanal dar.

Über der Stadt hat man von der Ruine Hohbarr (Château du Haut-Barr) eine gute Aussicht auf die Stadt, die Rheinebene und den Vogesenübergang. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zorntals liegt die Ruine Greifenstein (Griffon).

In der Stadt befindet sich das Rosarium Roseraie de Saverne, etwas außerhalb der botanische Garten Jardin botanique de Saverne.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft

Haupterwerbsquellen in Saverne sind der Maschinenbau (Kuhn Landmaschinen), das Uhren-, Brauerei- (Brasserie Licorne S.A.S.) und Druckgewerbe sowie der Tourismus.

Verkehr

Der Bahnhof von Saverne liegt an der Bahnstrecke Paris–Strasbourg. Früher zweigte hier eine heute stillgelegte Strecke nach Molsheim ab.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Literatur

Commons: Saverne – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Charta der Stadt Zabern zur Förderung der Regionalsprache auf der Grundlage der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (Server des Europarats)
  2. 1 2 Wulf Müller, Zabern, in: Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch, Berlin 2012, p. 713.
  3. Charta der Stadt Zabern zur Förderung der Regionalsprache auf der Grundlage der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
  4. 1 2 Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 188–190.
  5. Stefan Woltersdorff: Nordelsass für Leser, Morstadt Kehl, 2007, ISBN 978-3-88571-326-5, S. 163f
  6. GenWiki: Rheinisches Jäger-Bataillon No. 8
  7. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 259–260.
  8. 1 2 3 4 Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  9. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 46–47 und S. 78
  10. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 69 (online)
  11. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 45.
  12. Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894, S. 35.
  13. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 20, Leipzig/Wien 1909, S. 829–830 (online)
  14. Zabern, Elsass, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Zabern.
  15. Kreis Zabern, Elsass-Lothringen – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  16. Eisenbahnatlas Frankreich. Bd. 1: Nord – Atlas ferroviaire de la France. Tome 1: Nord. Schweers + Wall, Aachen 2015. ISBN 978-3-89494-143-7, Taf. 37, C3.
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