Autobrand
Der Autobrand ist ein starkes Ausdrucksmittel von Menschen, die sich nicht anders ausdrücken können, außerdem Volkssport in Frankreich und offizieller Vorgänger und Nachfolger der Abwrackprämie. Man versteht darunter das Verbrennen - Fachleute sagen dazu "oxidieren" - von Privatkraftzeugen - normale Menschen nennen das wiederum Auto, der Brandstifter, übrigens kein normaler Mensch, nennt es jedoch einen "Bonzenschlitten der Elite".
Einige Fachidioten sind übrigens fest davon überzeugt, dass Rost auch eine Form von Autobrand ist - der einzige (außerdem erkennbare) Unterschied soll die "Stärke der Oxidation" sein. Aber wir sind ja nicht so billig, das wir Fachidioten zitieren, oder?
Wer zündet Autos an?
Es sind nicht, wie man nach bei der Einleitung denken können, Nazis, ganz im Gegenteil. Es sind unbeschäftigte, pubertäre Jugendliche und Studenten, die ihre Tat als "Ausdruck des Protests gegen soziale Missstände" erklären. Sie begehen laut Eigeninterpretation daher keine unbegründete Zerstörung von Privateigentum, nein! Sie vertreten damit doch glasklar eine politische Meinung, gar eine revolutionäre Meinung, die das Allgemeinwohl, die Weltordnung, die Bildung, ja einfach alles fördert! Sie unterstützen die sozial Schwachen, stürzen die Elite, bekämpfen anbei auch den Faschismus, was doch eindeutig nicht anklagbar sein kann!
Außerdem: Privateigentum ist doch sowieso Diebstahl, die Karren waren daher Eigentum der Gesellschaft und man vertritt ja mit seinen Brüdern, Genossen und Kameraden die unbestrittene Mehrheit der Bevölkerung. So lautet die Antwort auf die anfängliche Frage plump, „die Mehrheit der Bevölkerung“, ist doch logisch.
Wo brennt man sie ab?
Der Ort muss natürlich aussagekräftig und vor allem praktisch sein. Er muss so weit abgeschieden sein, dass die verhasste Minderheit des Staates, die "Fascho-Bullen", nicht tatkräftig zugreifen kann, aber darf er auch nicht so weit abgeschieden sein, sodass niemand die nachträgliche Schlacht mit der Polizei mehr sieht, schließlich soll das alltägliches Übel des korrupten Staates auch in gewisser Weise demonstriert werden. Dazu müssen ggf. auch die eigenen Prinzipien aufgegeben werden. Denn man braucht für seine weltbewegenden Thesen auch Beachtung, was nur mit Unterstützung der so verhassten Medien geht. Man darf in diesem Punkt jedoch nicht allzu wählerisch sein, die Springer-Presse tuts nämlich auch, denn wie die Berichterstattung genau aussieht ist letztendlich auch egal, schließlich ist jede Publicity gute Publicity. Es geht doch eigentlich nur um die Beachtung. Schließlich sind Marktgesetze laut Marx Gesetze, wie Naturgesetze.
Der Ort für seine Demonstration selber, muss natürlich auch schon eine Aura haben, wobei es auch hier ziemlich egal ist welche. Alte Nazidenkmäler sind dabei genauso beliebt wie links-autonome Zentren. Die Detailaussagen sind ja im Endeffekt auch Variabel. Was viel wichtiger ist, ist die Provokation. Denn, wenn man Beachtung will, muss man brüskieren; leise kritisieren tun schließlich nur Alt-68er, Streber-Sozis und Mauerblümchen-Kommunisten!
Wie brennt man Autos ab?
Natürlich muss es Eindruck schinden, aber auch Spaß machen. Daher muss jede "kostenlose Auto Abwrackung" vorher gut geplant sein, damit aus seinen politischen Demonstrationen ja kein spontaner Reinfall wird. So muss ein kindgerechtes Brandmittel verwendet werden - da wird die Flamme schön groß und vor allem auch schön gelb. Auf keinen Fall selber mischen! Lieber im voraus im Baumarkt kaufen, ist zwar schweineteuer, aber was tut man nicht alles für den Kampf gegen den Kapitalismus. Außerdem sollte das Auto immer mit einem extra langen Stabfeuerzeug angezündet werden - bei einem normalen könnte man sich die Hand verbrennen, und sie wäre dann knallrot.
Denn dann wäre man bei seiner Demonstration für Individualismus nicht mehr vermummt und die Bullen könnten einen anhand der roten Hand von der ansonsten identisch schwarzen Masse erkennen! (Siehe auch: "Der Wolf und die sieben Geißlein" von den Genossen Grimm!)
Der wohl wichtigste Hinweis für die größten Stümper ist außerdem, dass wenn man auf die Reifen schießt, der Wagen nicht hollywood-mäßig explodiert. Das klingt zwar dämlich, ist aber der Punkt an dem schon viel Engagement für eine bessere, friedvollere Welt gescheitert ist.