Doppelpunkt
Der Doppelpunkt ist geprägt von tiefer Zerrissenheit, einem Widerspruch zwischen äußerem Auftreten und innerem Wesen. Er leidet darunter, von niemandem wahrhaft verstanden zu werden, und gilt daher als das modernste aller Satzzeichen, als wahrhaftiges Symbol Europas.
Äußerer Schein
Nach außen hin erscheint der Doppelpunkt als Zeichen von Zweisamkeit und Partnerschaft, von Intimität und Geborgenheit. Zwei Punkte – als liebende Einheit verbunden; so sehen Unwissende den Doppelpunkt oft auf derselben Stufe wie das klassische Liebessymbol eines Herzens. Bei seinem Anblick erwartet der Betrachter eine innigliche Umarmung, die jeden Augenblick kommen muss, um die Spannung zwischen diesen zwei sich wohl nach einander sehnenden Punkten zu überwinden.
Sensible Zeitgenossen wollen nachhelfen und verbinden beide Wesen mit einem unauslöschlichen Strich, damit endlich zusammenkommt, was scheinbar zusammengehört. Der dadurch entstehende senkrechte Strich wird v.a. in der Programmierung als Verkettungszeichen benutzt und stellt im Grunde das ultimative Freundschaftssymbol der Nerds dar. Auf diese Weise vertieft der Doppelpunkt ungewollt sein positives Image und erscheint in der Öffentlichkeit als freundliches und gutmütiges Zeichen, das es zu beschützen gilt.
Tatsächliches Sein
Dabei wird oftmals verkannt, dass schon die Über- und Unterordnung der beiden Punkte einen ersten Hinweis gibt auf das wahre Gemüt des Doppelpunktes.
Tatsächlich erfüllt er nämlich die Funktion einer Trennung, einer Teilung. Er zerreißt Dinge, die offensichtlich zusammengehören und auch zusammen sein wollen. Mitleidlos dividiert er Zahlen und unterscheidet Unheil stiftend beim Torergebnis zwischen Gewinnern und Verlierern. Seine ganze Boshaftigkeit wird offenbar, wenn es um Mischungsverhältnisse und Zeitangaben geht; Schülern jagt er einen Schauer über den Rücken bei der Frage, ob nach ihm groß oder klein geschrieben wird.
Wo der Doppelpunkt wütet, ist der Zwist nicht mehr fern.
Er lässt niemanden gelten, der über ihm stünde. Wo er auftaucht, müssen sich alle anderen Zeichen anpassen oder gänzlich weichen wie z.B. der einzelne Punkt oder das Komma. Daher suchen eigentlich nur selbstverleugnende Anführungszeichen seine Nähe, die sich als schwaches Imitat des dominanten Originals meist im doppelten Gewande zeigen, aber im Übrigen klein, duckmäuserisch und unscheinbar am oberen oder unteren Rand der Zeile gequetscht herumlungern.
Selbstfindung des Doppelpunktes
Sein Unwesen treibt der Doppelpunkt überall, wo man ihn nicht vermuten würde: (!) So hat er sich erfolgreich in das Yin-Yang-Symbol eingeschlichen, um ein für allemal klar zu stellen, dass in Europa – nicht und niemals in Asien ! - die Leitkultur der ganzen Welt existiert. Hier sind beide Punkte endgültig getrennt durch eine Linie; nichts verbindet sie mehr, nicht einmal die Farbe. Der schwarze Punkt steht einsam und verlassen im Weiß, der weiße Punkt genauso im Schwarz ... keiner von beiden hat etwas gemein mit dem anderen. Dieser Anblick zerreißt jedem fühlenden Wesen das Herz.
Nirgends wird das wahre Sein des Doppelpunktes so offenbar wie hier – als Eindringling in eine fremde Kultur.
Siehe auch
Satzzeichen
Ausrufezeichen (!) |
Doppelpunkt (:) |
Dreifachpunkt (⋮) |
Fragezeichen (?) |
Interrobang (‽) |
Eckige Klammer ][ |
Komma (,) |
Leerzeichen ( )
Übliche Zeichen
Akut (´) |
At-Zeichen (@) |
Apostroph (') |
Bindestrich (-) |
Copyright-Zeichen (©) |
Dollarzeichen ($) |
Et-Zeichen (&) |
Eurozeichen (€) |
Gradzeichen (°) |
Kreuzzeichen (†) |
Marssymbol (♂) |
Paragraphenzeichen (§) |
Pluszeichen (+) |
Prozentzeichen (%) |
Raute (#) |
Schrägstrich (/) |
Herzzeichen (♥) |
Tilde (~) |
Trademark-Zeichen (™) |
Zirkumflex (^)
Geometrische Zeichen
Block (█) |
Kreis (○) |
Linie (----) |
Mittlerer Schatten (▒) |
Punkt (•)