Märchen
Märchen - kaum kann man richtig hören und halbwegs verstehen, quälen einen die Erwachsenen - vorwiegend ältere Damen, die Muttis unserer Muttis - mit Geschichten, die nicht grauseliger sein könnten und anderen Produkten aus dem Märchenland. Da werden Großmütter lebendig gefressen, junge Mädchen von ihren Stiefmüttern vergiftet und ältere Damen, die zurückgezogen in der Einsamkeit deutscher Wälder wohnen, von mordlüsternen Kindern lebendig im Ofen verbrannt... Papas Playboy darf man jedoch nicht durchblättern. Mord und Totschlag sind also völlig in Ordnung für die kleinen Hosenscheißer, Sex ist jedoch tabu. Eine total verquere Welt!
Albträume sind ein verbreitetes Phänomen unter Kindern. Gewaltverherrlichende und nur so von Gräueltaten strotzende, schweinische und obendrein auch noch menschenverachtene Märchen wie Hänsel und Gretel (Gretel sollte man wegen ihres Namens nicht hänseln) sind auf gar kein Fall Schuld an den quälenden Albträumen unserer kleinen Rabauken. Kriegsverbrecher wie Sadam Hussein und Milosewic bezogen ihre Phantasien und Praktiken aus den Grimmmärchen. Jugendliche Straftäter die mit Märchen aufgewachsen sind, erhalten meist milde Strafen, da sie eine schwere Kindheit hatten. Trotzdem kann man die Märchen nicht für Schlafstörungen und psychische Krankheiten verantwortlich machen. Das geht so nicht. So nicht.
Das fragwürdige Ende
Besonders makaber ist in diesem Zusammenhang jener Satz, mit dem all diese furchtbaren Geschichten enden:
"Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute!"
Ein deutlicher Hinweis auf Zombies und ähnliche Untote! Ist das Rumpelstilzchen etwa ein Wiedergänger, erscheint der böse Wolf dem Rotkäppchen in Vollmondnächten und besucht die verbrannte Hexe, mit einem Ringelpullover und Schlapphut bekleidet, Hänsel und Gretel jede Nacht in ihren Träumen? Es würde einen wirklich nicht wundern, wenn zukünftige Märchen Freddy und die kleine Jessica, Der böse Jack im 'Titty Twister' oder Weißt Du noch, was Du letzte Ostern getan hast? heißen würden.
Pädagogisch Wertvolles
Obwohl Grausamkeiten in den Märchen überwiegen, finden sich auch eindeutig zweideutige Anspielungen. So wohnt ein junges, unschuldiges Mädel zusammen mit sieben kleinwüchsigen Männern in einem kleinen, sehr abgelegenen Haus in einer recht hügeligen Landschaft. In einem anderen Märchen tritt ein pädophiler König sorgsam verkleidet vor einen Leid geplagten König und schwatzt ihm dessen junge, unschuldige Tochter ab, mit der er danach natürlich sofort in der Einöde verschwindet. Sex, Habgier, Neid und Hass wohin man auch schaut. Und all das empfehlen Pädagogen unseren Kindern seit vielen Jahrzehnten:
- Schneewittchen wird diskriminiert, weil sie so schön ist; die sieben Zwerge wollen alle was von Schneewittchen, aber keiner kriegt sie, weil sie klein, dick und hässlich sind. Dann kommt der Traumprinz und schnappt sie den sieben Gnomen vor der Nase weg.
- Dornröschen ist ein typisches Beispiel für Ungerechtigkeit: Nur weil ihre Eltern die dreizehnte Fee nicht zur Geburtstagsfeier eingeladen haben, verflucht die Alte das arme Dornröschen. Sie verschläft wichtige hundert Jahre ihres Lebens und wacht in einer völlig anderen Zeit auf. Der Prinz, der sie schließlich rettet, ist da nur eine versuchte Wiedergutmachung.
Verlorengegangene Märchenfortsetzungen
Ein berühmtes Beispiel ist Rotkäppchen, 10 Jahre danach!
So ging das besagte Rotkäppchen im Auftrag der Frau Mama mal wieder in den Wald zur Oma (Dieses zähe Luder lebte immer noch!), um ihr eine Flasche McAllen (25-jährig) zu bringen. Und wie schon damals, der Charakter änderte sich nicht, fing sie an, Blumen zu pflücken und verlor den Pfad. Sie kam dann zu einem Bächlein mit einem Brücklein, wollte drüber laufen als sie eine Warnung hörte: "Nicht betreten! Die Brücke ist im Arsch!" Und tatsächlich, die Brücke zerfiel sogleich!
Sie sah sich um und fand nur einen glitschigen Frosch. "Du gehörst aber nicht in mein Märchen!", zickte sie herum. Der aber laberte sie voll: "Aber doch doch! ich bin ein verzauberter Prinz, und wenn ein Mädchen nett zu mir ist, bla-bla, pipapo...". Er hüpfte also voran und sie gelangten zu einer Blockhütte. Sie aßen zusammen Abendessen und als sie sich schlafen legen wollte, wollte der fiese Frosch auch ins Bettchen! I-gitt! Der Frosch aber sagte sauer: "Ich retette dein Leben und du willst mir nicht helfen?" Also, ließ sie ihn ins Bett... Und am nächsten Morgen war es tatsächlich ein sehr netter, Junger Prinz mit einem Porsche vor der Hütte!
Das Problem daran: Der Bauch wurde immer runder und Mutti wollte das ganze Märchen nicht glauben!
Im 21. Jahrhundert sieht die Sache dagegen schon wieder anders aus. Blaukäppi hat nämlich nicht nur die Farbe der Mütze geändert, sondern auch die Oma ist mittlerweile viel cooler. Und der Herr Wolf ist ziemlich heruntergekommen.
Siehe auch
- Das hässliche Kälbchen
- Der tapfere Rittersmann
- Die Geschichte von Ronald McDonald
- Die hässliche Prinzessin
- Die Pro7 Märchenstunde
- Ein Märchen
- Hänsel und Gretel im 2. Weltkrieg
- Oh, wie schön ist Ecuador
- Rapunzel
- Schneescheißchen und Rosenkot
- Walter Scherf
- Silent Hill (ein Einschlafmärchen)
- Das Märchen von Uwe's Sorgen