Madame de Pompadour
Madame de Pompadour (* 29. Dezember 1721 in Paris; † 15. April 1764 in Versailles) war eine Prostituierte am Hof Ludwigs XV., die von 1745-1764 Frankreich regiert hat. Sie gilt als erste Gegenstreiterin der aufkeimenden Frauenbewegung, indem sie nach dem Motto "Live fast, die young" zwischen Pudertopf und Contouche die Waffen der Frau zum Griff nach unumschränkter Macht einsetzte. Neben visionären VorläuferInnen, wie der Gräfin Kosel, die maßgeblich die Entstehung des Ehevertrags mitverantwortete, war die Marquise de Pompadour die Erfinderin des Hochbumsens und schaffte es damit, als dritte Frau neben der Päpstin Johanna und Ludwig XIV. an die höchste Postition eines Staates. Das Rezept ihrer Macht wurde über Jahrhunderte immer wieder kopiert und von erfolgsorientierten Mehrwegbimbos mit Vaterkomplex in den verschiedensten Positionen (oben, unten, auf allen vieren) angewandt.
Wichtig bleibt dabei immer zu betonen, dass auch die Pompadour in einem historischen Kontext steht, den besonders günstige Aufstiegsbedingungen (u.a. Günstlingspolitik und weichere Betten) ermöglichten. Ein Hochbumsen in höchste Staatspositionen ist in der heutigen Zeit in den meisten Ländern ausgeschlossen.
Leben
Kindheit und Jugend
Madame de Pompadour wurde als Janine Antonia Fisch als neuntes Kind des französischen Heereslieferanten Herr Fisch in Paris geboren. Sie wuchs in einem Notabeln-Haushalt auf und lernte schon früh, sich in die Strukturen der bürgerlichen Kleinfamilie des 18. Jahrhunderts, Mätresse, Bastard, Esel, Ehefrau und Hausvater, einzufinden. Doch etwas war anders in der großbürgerlichen Idylle. Nicht nämlich Fischs Vater, sondern die Mutter Luise von der Motte hatte einen Hausfreund, zur damaligen Zeit eine ganz und gar ruchlose Affäre. Fisch war wegen mafiöser Machenschaften im Heer häufig monatelang in Südfrankreich und den Provinzen unterwegs, während die arme Madame von der Motte zu Hause in ihrem Saft darbte. So etwas hatte sich im orgienreichen Paris, in dem Wetteau ihre fêtes galantes feierte herumgesprochen und schon bald stand ein jouer amoreux, ein Stecher im Herrenrock, ein Pariser ohne Pariser, Charly Norman von Turnheim an ihrer Pforte. Als einer von vier Brüdern der Pariser Großfinanz war er nicht nur der grand donneur der von der Motte sondern auch ein Vorgesetzter von Herrn Fisch.
Dass Janine Antonia dann 1921 aus ihr darniederkam konnte Madame von der Motte gar nicht recht begreifen, da auch Herr von Turnheim ihr mit der Zeit zu fad geworden war und sie nebenher noch den Beutel hunderter anderer Pariser Banker zum Klingeln brachte. Herr Fisch, als guter Hausvater, nahm die Geburt seiner Tochter während einer viermonatigen Abwesenheit mal so hin, doch bereits fünf Jahre später, im Frühjahr 1926 war die Luft aus der Beziehung raus, Fisch und von der Motte hatten sich auseinandergelebt. Zuletzt hatte er sich nur noch halbtrunken auf schummrigen Getreidebörsen herumgetrieben und auf die Preise der nächsten Ernte gewettet. Ende 1725 hatte er damit eine Hungerkatastrophe in Paris provoziert, wodurch letztlich die Beziehung zerbrach.
Nachdem Fisch „nur mal schnell Tabak handeln“ ging ließ er die kleine Familie allein, die Norman von Turnheim in ihrer Not nun bei sich aufnahm. Hier konnte die kleine Janine Antonia zum ersten mal sehen, wie sexuelle Gefügigkeit den Mann zu formen vermochte. In den Folgejahren wuchs das Kind im Sündenpfuhl der versprengten Familienaffären auf, bis Fisch aus dem Exil dieses Lotterleben nicht länger duldete. Zwar hatte die Frau von der Motte das alleinige Sorgerecht für die junge Madame erhalten, leider gab es in Paris aber noch kein Gericht, vor dem sie es hätte einklagen können und so gab sie dem Drängen ihres Mannes nach und das Kind letztlich weg.
Janine Antonia kam in ein Ursulinerinnenkloster und sollte eine gute, fromme Erziehung zum gefügigen Herdweib erfahren. Doch die wilden Jahre zwischen Rausch, Aufwartungen und Stubenfesten ließen die Sechsjährige nicht mehr los. Bereits im Jahr 1730 wurde das Mädchen auf gegenseitiges Einvernehmen entlassen. Vorrangig gaben die Nonnen vor, nicht länger für ihre Gesundheit Sorge tragen zu können, doch dahinter standen schwere Strafdelikte, der Raub von Messwein, das liderliche Häkeln eines Baretts und was sie Unaussprechliches auf dem Chorgestühl getrieben hat, soll der Pietät halber an dieser Stelle unerwähnt bleiben.
Ausbildung und Verheiratung
In den 1730er Jahren kam Janine Antonia in den Haushalt ihres Ziehvaters Norman von Turnheim zurück. Während sie dort eine gute Ausbildung mit allen Fertigkeiten der höfischen etiquêtte genoss fuhr ihre Mutter bestärkt darin fort, einen schlechten Einfluss auf sie auszuüben und im Rausch zu erzählen, dass sie eines Tages den französischen König heiraten werde. Angesichts seines hohen Alters und der fünf Nachkommen, die der zwanzigjährige Greis mit seiner zwölfjährigen Kinderfrau bereits gezeugt hatte, war das aber eine äußerst illusionäre Vorstellung, auch wenn die kleine Patchwork-Familie bald in die Rue de Richelieu am Königspalast umzog.
Auch anderes stand einer Heirat entgegen. Zwar war Janine Antonia bald hinreichend ausgebildet im Operngesang, im Schauspiel, in der deklamatorischen (nutzlosen) Rhetorik, im Reiten, im Wagenbau, in der Gärtnerei, im Ingenieurswesen, in Staats- und Finanzaffären, im Straßen Pflastern und Erker Verklinkern, im Feuer machen, im Schwertkampf, im Knicksen, Knattern und Kokettieren und allem sonst, was man bei Hofe noch so können musste; auch war sie hochgebildet, hatte die inzestuöse Literatur von Moliére gelesen und Voltaire schon einmal auf der Straße entlanggehen sehen. Doch all das täuschte nicht darüber hinweg, dass sie durch ihren Schicksalsweg mit ihren 15 Jahren bereits eine alte Fregatte war, die keiner mehr wollte.
Auch ihr Ziehvater Norman von Turnheim sah das ein, wenn er sie als morceau de roi bezeichnete und damit andeutete, dass der König frigide Bettvorleger wie sie zum Frühstück isst. Mit viel Bestechungsgeld und langem Zureden konnte er schließlich in der Verwandschaft einen Neffen auftreiben, der die junge Mademoiselle heiratete und der Pariser Bankensippschaft erhielt. Von Turnheim schenkte ihr den Grafentitel von Etoil, der damals gerade im Angebot war und ein Provinzanwesen im rückständigen Hinterland. Schon als ihr Charles-Guillaume am 4. März 1741 in ihrer Taufkirche die Zwiebelringe ansteckte, war dem Mädchen klar, dass diese Verbindung nicht für die Ewigkeit beschlossen war.
...und dann kam Ludwig
Die frisch vermählte Marquise d´Etoil langweilte sich schon bald in der Enge ihres großbürgerlichen Haushalts und begann, das Pariser Salonleben zu erkunden. Salons waren die Tupperware-Partys der adligen und wohlhabenden Damenschaft des 18. Jahrhunderts, nur dass dort statt Spirituosen Günstlingsangebote auf verschiedene Ämter in der französischen Wissenskultur kreisten und das metaphorische Sexembargo einer umfangreichen Tuppper-Bestellung ein tatsächliches Sexembargo war, dass aus Lust und Laune für den ein oder anderen Pariser verhängt werden konnte. Die Damenkreise zogen so hintergründig die Fäden der französischen Gesellschaft, meistens angeführt von unansehlichen Schabracken, die nicht wussten, wie sie die Zeit in ihren lieblosen Ehen sinnvoll rumbringen konnten oder wie Voltaire sie nannte, der olle Schleimsack, "Damen, deren sinkende Schönheit ihre erwachende Weisheit ankündigt".
Auf Rundfahrt in solche Kreise begab sich nun auch Ludwig XV., denn es war Krieg in Frankreich. Krieg! Eigentlich bedeutete das nur, dass man ein paar Reservehänsel an den Rhein spazieren ließ, um Preußen zu demonstrieren, dass man sich gern am ersten Schlesischen Erbfolgekrieg beteiligt hätte. Aber auch das musste finanziert werden. Weil selbst hohe Staatsekretäre und Minister aus den Kreisen der Notabeln stammten, riet man dem König, sich mit diesen Leuten gut zu stellen und auch hier boten die Salons gewisse ... Möglichkeiten, die hießen entweder Madame Geoffrin, Madame Dupin, Madame de Tencin oder Madame Popelinière (die hier nur wegen ihres Namens erwähnt wird). Doch bevor er eine dieser trockenen Schoten schälen musste wurde ihm von seinem Vertrauten, Kardinal Bernis, zugetragen, dass eine junge Dame in den Reihen der Großfinanz weilt, die ganz scharf auf seine Anwesenheit sei. Tatsächlich hatte sich die Marquise schon in den Zwiebelfeldern von Etoile dem König zu nähern versucht, als der in den benachbarten Wäldern von Sénart Wildschweine streichelte. Damals lief jedoch seine Mätresse vom Tunnel neben ihr her und piekste sie die ganze Zeit eifersüchtig mit einem Stock in die Seite und stellte ihr manchmal auch ein Bein, wenn sie zu nah an den König herankam.
Die ambitionierte Marquise wartete nur auf die Gelegenheit, die sich bot, um Ludwig seine Dankbarkeit gegenüber seinen Geldgebern zu beweisen und im Winter 1744 war es soweit. Die intrigante Mätresse vom Tunnel wurde zur ersten, die in den Club 27 einzog, angeblich wegen einer schweren Lungenentzündung, die sie sich kurz zuvor zugezogen hatte. Diverse Quellen berichten allerdings, dass die Marquise sich ihr in den Wäldern von Sénart mehrfach genähert und sie ein paar mal direkt angeniest haben soll. Die gute französische Hygiene hätte in diesem Fall ihr übriges getan. Diese Weiber!
Jedenfalls fand wenige Wochen darauf ein großer Maskenball in Paris zum Anlass einer weiteren königlichen Minderjährigenhochzeit statt, auf der sich der Marquise endlich die Möglichkeit bot, sich für die freigewordene Mätressenstelle auf einem Heuhaufen am Hôtel de Ville zu bewerben. Es blieb nicht bei durchdringenden Umarmungen, denn schon bald pflegte sie mit dem König zu soupieren, dann zu ambulieren, schließlich zu vomieren. Nun musste das innige Band, das zwischen den beiden Leuten entstanden war, nur noch offiziell verkündet werden, denn es wäre nicht Frankreich, wenn man Dekadenz nicht in irgendeiner Form institutionalisieren würde. Am 9. September, zwei Tage vor den Anschlägen auf das WTC wurde die Marquise offiziell am Hof eingeführt als maîtresse en titre vorgestellt oder wie es in deutschen Zungen wohler klingen mag: als Volksloch.
Das französische Verständnis von "Politik"
Meine Frau, die Hure und ich
Schnell bekam die Marquise d´Etoil am Hofe einen eigenen Namen, "de Pompadour" (dt. "von Schmalzlocke", Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters) und wurde offizielle an den Hof geholt. Vielleicht war es gar nicht mal der Name, sondern der verlorene Reiz der Heimlichkeit, der Ludwigs Leidenschaft für die Madame genauso schnell ersterben ließ wie er sie gekommen war. Eine öffentliche Pretty Woman hatte einfach nicht mehr den sexuellen Impetus auf den armen König und so kam es, dass der Bourbone sechs Jahre nach Einführung der Pompadour gar nichts mehr in sie einführte. Nun war sie aber da und musste wegen ihrer hohen Stellung bei Hofe auch irgendwie mit durchgeschleppt werden, die bekannte Altlast des Fremdgehens. Zudem bot sie immer noch eine gute Abwechslung zu der Gebärmaschine von Ehefrau, die er persönlich nur noch hinter einem Paravan betrachten konnte und die er schon gut 12 Jahre vor der Ernennung der Pompadour nicht mehr angerührt hatte.
Apropos Ehefrau - Maria Leszczyńska (Name der Königin, für die französische Geschichte absolut unbedeutend) war natürlich von den Königsmätressen immer ganz besonders begeistert und begegnete ihnen dementsprechend aufgeschlossen und freundlich. Vielleicht verhinderte gerade hier das starre Hofritual, dass beiden Gespielinnen schlimmeres zustieß, wenn sie aufeinandertrafen. So blieb es bei kleineren Stänkereien. Neben dem üblichen Tratsch, den die Königin verbreitete, u.a., dass sie die Madame des morgens Arien rülpsend durch das Schloss laufen gehört hätte oder dass sie sich nicht gescheit unter den Armen pudere, konnte es da schonmal passieren, dass die Madame bei voller Fahrt aus der Königinnenkutsche flog, weil die nach ihrem Zusteigen einen plötzlichen Linksschlenker fahren musste, dass bei der täglichen Soupé Popel unter ihrem Platz klebten oder sie beim Canasta beschissen wurde. Doch beide ertrugen diese Eskapaden mit einem mehr oder weniger geduldigem Lächeln, die eine, weil sie wusste, dass sie mit dem Mann der anderen schlief, die andere, weil sie die Mätresse regelmäßig beklaute, um ihre Almosenprojekte zu finanzieren. Dabei nahm sie der Königin auch noch Aufgaben, wie das Kindergebären und die Representation der französischen Außenpolitik ab, damit die mehr Freizeit hatte- wenn das mal nicht eine echte Frauenfreundschaft war.
Selbst Komplimente unter dem Deckmantel der höfischen etiquêtte wie: "Mir gefällt Ihr neuer Zopf, er streckt elegant Ihr schönes Pferdegesicht" konnten diese harmonische Koexistenz auf Dauer nicht trüben, womit beide Frauen gleichzeitig bewiesen, wie gut doch immer wieder so eine offene Beziehung mit zwei Gespielinnen funktionieren kann
Der private König und der König privat
Es hat schon seinen Grund, warum man Mätressen nach Madame de Pompadour höchstens noch Herrscherinnen über die Erdbeerfelder und das gute Essbesteck wurde. Die ungute Mischung aus Langeweile und stiller Lethargie, die in den 1750er Jahren über Versailles lag führte letztlich dazu, dass sich die unterforderte Madame immer wieder in die Amtsgeschäfte ihres Gönners einmischte und der ließ sie gewähren, weil er selbst nicht so genau wusste, was er da macht.
Immer mehr Aufgaben eignete sich die Pompadour an. Während der König auf den Zierseen von Versaille Wasserski lief bearbeitete sie einkommende Bittschriften und entschied je nach Ziegenopfer, welche sie dem König zur Entscheidung vorlegte. Während er Billiard spielte, nahm sie Einfluss auf den Hofadel, indem sie Botschafter umbesetzte und für besondere Verdienste das sogenannte Cordon Bleu, ein mit Käse gefülltes Kalbsschnitzel, verleihen durfte. Während der König vor Versailles im Kreis ritt, verteilte sie die Patronagegüter und weil das ja ziemlich anstrengend war, sah man in höfischer Gesellschaft auch gern darüber hinweg, dass sie Unmengen des französischen Staatsschatzes zur Bereicherung ihrer eigenen Familie verpulverte.
Da beide, der König und die Mätresse so oft von ihrem Herrschersitz kamen und im Land umherfuhren, z.B. in die nahen Wälder zur Jagd, hatte sich hier ein geballtes Kompetenzteam zusammengetan, das Frankreichs Regierung fast schon nicht verdient hatte. Langes Zögern in Kriegssituationen, Zank mit den Parlamenten und den Geldgebern der Provinz und jede Menge toller Intrigen waren das Werk der weisen, weiblichen Vermittlungspolitik. Dabei erfuhr die Pompadour, dass Herrschaft oft auch etwas persönliches, etwas subjektives sein konnte, was sich durch Intuition viel eleganter regeln ließ als durch kühle und nüchterne Staatsmannskunst. Mochte ja sein, dass das Volk wegen ausbleibender Getreideimport hungerte, mochte es sein, dass gleichzeitig hunderte Kolonien in Übersee verloren gingen, weil man das Geld für den Schiffsbau lieber in ein neues Hoftheater anlegte und sich diplomatisch so klug verhielt, ja und vielleicht mochte es auch sein, dass der Staatsbankrott der Urgroßtante Ludwig XIV. immer weiter verschleppt werden musste, weil es ja wirtschaftlich schlau war, in Spiegel und Porzellan zu investieren. Aber musst man deswegen den hochdekorierten und um politische Kontrolle bemühten Haushaltssekretär behalten, wenn er einem doch so unsympathisch war? Warum konnte man nicht einfach mal den Jesuitenorden verbieten (1761), weil ihre schwarzen Kutten farblich nicht in die Lustgärten passten? Und musste man den amerikanischen Verlusten in Louisiana und Kanada so ewig nachtraueren? Konnte man nicht mal Holland angreifen, weil die ohnehin viel schönerer Tulpenfelder hatten?
Die Orte der Herrschaftsausübung wurden, ähnlich wie die Herrschaftsansinnen auch privater. Vieles wurde bei der Toilette der Pompadour entschieden, bei der Beobachter immer wieder von einer ganz besonderen Atmosphäre sprachen. Sicher wird hier nicht für einen plumpen Lacher der Witz gemacht, dass alle Entscheidungen, die sie dort traf, Scheiße waren. Vielmehr handelte es sich bei der Toilette derart hochrangiger und öffentlicher Personen um ein fest durchexerziertes Ritual, bei der alle Mängel, Makel und Ausdünstungen unter einer dicken, ein bisschen bleihaltigen, weißen Decke verschwanden und die Atmosphäre kam wohl daher, dass die Beobachter darin eine direkte Metapher zur Art der Pompadourschen Innen- und Außenpolitik sahen.
So konnte es für einen König, der sich so über das kluge Engagement seiner Mätresse freute, sein, dass er beim Zählen der Schlossfenster oder bei einem seiner 9000 Ballspiele ganz das Regieren vergaß. Angeblich hat die Pompadour mit der freien Hand, die man ihr ließ, immer mal wieder Narreteien begangen, Königsfreunde aus dem Drang heraus bezahlt, ihnen zu gefallen, obwohl sie sie doch nicht leiden konnten - oh, und ach ja, zwischenzeitlich war auch mal ein Pferd Finanzminister, eine witzige Geschichte... Natürlich hat sie auch mal ihren Liebhaber vergiftet, um ihn einzuschläfern, in seinen versteckten Geheimdokumenten zu wühlen und skandalöse Staatsaffären ans Tageslicht zu fördern, aber im Groben und Ganzen muss man traurigerweise konstatieren, dass sie die französische Politik bis zu ihrem Tod 1764 für die Zeitverhältnisse noch moderat lenkte, besser jedenfalls, als irgendein triebgesteuertes Affentier, das nur seinem Hädonismus nachhing...
Doch eben hier liegt gerade die Beobachtung, für die Madame de Pompadours Erfolgsgeschichte sensibilisieren muss. Denn jedem alphatierischem Verantwortungsträger muss klar sein, welche Verantwortung er mit der Ermöglichung einer physisch basierten Karriereförderung übernimmt. Nicht jede Oberweite, in der die Überzeugung steckt, man müsse sie einstellen enthält auch die Botschaft, dass gerade sie die richtige für den Job sei. Der prudente Personaler von heute ist sich bewusst, dass für ein verantwortungsvolles Hochschmusen viele Oberweiten probiert werden müssen, um die prallste beste für sich zu haben. Das ist nicht unbedingt die Moral, die man sich von so einer Geschichte erwartet hätte, aber immerhin noch besser, als würde man vor der eigentlichen Zusammenfassung einfach abbrech...
Pompadours Erfolgsrezept
Natürlich könnte man alle Geschehnisse der Pompadourschen Erfolgsgeschichte zufälligen Kausalzuständen zuschreiben, es hat sich jedoch für viele Frauen ohne Abschluss gezeigt, dass man für etwas, was man unbedingt erreichen möchte, nicht etwa den Fehler begehen sollte, hart zu arbeiten, sondern man einfach auf denjenigen warten muss, der es hat. Somit steht Madame de Pompadours steiler Aufstieg von einer Bürgerdirne zur Tussikratin exemplarisch für ein Bündel aus Tipps einer bis heute immer wieder angewandten Karrieremasche.
Such dir die Dicken aus
Der erste Tipp steht lediglich für eine allgemeine Empfehlung. Für dick könnte man auch hässlich, unsportlich oder verkorkst einsetzen, eigentlich jede Eigenschaft, die dazu dienen könnte, sie durch Sex zu kompensieren. Damit wird deutlich, dass eine sorgfältige Vorbereitung auch für eine sorgsame Auswahl steht, denn je nachdem wie abhängig sich die Frau machen will, je mehr muss sie von der Dankbarkeit ihres vieux protecteur oder Sugar Daddys, wie es auf deutsch heißt, profitieren.
Natürlich trifft die Regel auch nicht haargenau auf die historische Situation zu. Klar, Ludwig XV. hatte beim Kennenlernen mit der Pompadour ein paar Pfunde zuviel, weil er zu dieser Zeit den Tod seiner Mätresse verarbeitete. Aber egal, was die Quellen sagen, ob nun 270 oder 290 Pfund, bei einem Mann von Welt fielen solche Schwankungen gar nicht ins Gewicht und zurück in Versailles konnte er bald wieder die normale Zahl von vier halben Hühnchen am Abend zu sich nehmen. Vielmehr war die Pompadour für Ludwig XV. eine europäische Frage. Man wollte den anderen Dynastien ja in nichts nachstehen und das ging schon so, seit die deutschen Fürsten seiner Urgroßtante die Idee mit dem Rollrasen geklaut hatten. Kaufte sich Ludwig einen neuen Heckentrimmer, so hatte der preußische König sechs Wochen später den gleichen und weil Österreich in Sachen Dekadenz mal wieder vorlegte und eine Frau regieren ließ, regierte in Frankreich eben eine Hure. Wie man deutlich sieht, war der König in Hinblick auf diese Lage gar nicht von seinen persönlichen Ansinnen getrieben als vielmehr ein Sklave der Umstände und höherer Gewalt.
So etwas geht natürlich auch im privaten. Um beim Fettsack zu bleiben- hier zählt letztlich nicht mehr, als ihn durch ständigen Verkehr an seine körperlichen Makel zu erinnern und ihn mit der Aussicht zu binden, dass er ohne diesen Verkehr auf diese Makel zurückgeworfen wird. Gewöhnlich genügt dabei schon eine schlechte Eigenschaft völlig, alles andere ist sekundär. Es ist egal, ob er ein humorloser Klops mit Frauenhänden ist, solange der unter seinen Unterkleidern hervorwallende Wanst nur weit genug über dem Hosenstall hängt und weiß genug ist, um den Eigentümer als recht seltenen bis nicht so gelegentlichen Fußgänger auszuweisen.
Sag nicht von vornherein nein zu Anal
Die erfolgsorientierte, moderne Karrierefrau weiß, wie wichtig Flexibilität im heutigen Berufsleben, sowohl anatomisch, wie auch kausal ist. Bereits im 18. Jahrhundert setzte die Erkenntnis bei Hofe ein, dass eine Frau ihre Majorität an Körperöffnungen nicht verachten könne. Egal ob sich roter Besuch angekündigt hatte, im warmen Lendenschoss die Leibesfrucht heranreifte oder die Ehefrau des Günstlings sich in Prüderie versagte - für eine wahre Hetäre gab es immer noch eine Umgehung und einen Ausweg, den sie anbieten konnte und der hieß, den Ausweg zur Einfahrt zu machen, den braunen Salon zu entrümpeln, den Tanz in die hintere Gasse zu verlegen.
Dass Madame de Pompadour selbst den Rosettentango tanzte ist in aus den Überlieferungen der Zeit zwar nicht ersichtlich, aber ihr gesamtes Vorgehen lässt sich indes schon analisieren. Die Art ihres Einschmeichelns in höhere Kreise, die Stationen ihres Kennenlernns über Umwege und Mittelsmänner, schließlich ihre hinterfotzige Hofpolitik, all das war dermaßen anal.
Doch weg von der Übersetzung- die starke androgene Nachfrage nach griechischer Liebe ist bis heute nicht ins Hinterteffen geraten und so ist auch dies Usus und fester Bestandteil von Karrieredynamiken geworden, im Falle einer Gelegenheit die Bedenken fahren zu lassen, die in zahlreichen Webforen dagegen geschürt werden und den nächsten Zug nach Darmstadt zu nehmen.
Nur keine falsche Bescheidenheit
Wer gute Dienste anbietet, darf auch gute Leistungen einfordern. Nicht umsonst heißt das Sprichwort "Schuster bleib bei deinen Leistungen". Es ist allerdings nicht geraten, gleich nach den ersten Nächten, Herz und Hof des Gönners einzufordern. Auch hier kann nur wieder eine weise anale Vorgehensweise empfohlen werden. Ist der Magnat am Haken so sollten weitere Schnüre geworfen werden, ein nettes Gespräch mit seiner Frau z.B., beginnend mit den Worten "Ach, wussten Sie schon...?" oder auch ein Herumfragen in seinem potentaten Freundeskreis, wer denn noch sexuell bedürftig sei, sollte vorangehen. Die meisten Frauen blühen eigentlich erst dann auf, wenn sie all den Quell süßer Freuden und all das Leben zu Gunsten ihrer Ambitioniertheit aus ihrem Patriarchen herausgesaugt haben ... und dann verlieben sie sich in ihn. Wenn die höfische Gesellschaft zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit diesem Vorgehen eines lehren konnte, so ist es doch das, wie gut es sich in einer Gesellschaft lebt, die Triebhaftigkeit vor Rationalität setzt.