Rabentum
Das Rabentum ist eine ursprünglich keltische Religion, die ihren Ursprung im irischen Schwemmland hat und sich im 17. Jahrhundert bis in den nordamerikanischen Ahornwald ausbreitete. Heutzutage wird die Religion jedoch kaum noch praktiziert, da die Menschen lieber zur Fußballreligion oder zur Tom-Cruise-Bruderschaft übergegangen sind.
Die Rabensage
Der folgende Text ist die Grundlage des Rabentums und wurde in einem keltischen Rabengrab aus dem 5. Jahrhundert vor Christus gefunden. Die Hieroglyphen wurden möglichst nah am Originaltext in die deutsche Sprache übersetzt (und zum besseren Verständnis kommentiert).
„Auf dem schroffen, vom Nordwind gepeitschten Gipfel des Berges Rubbeldynudl (, der zu Deutsch einfach nur "Berg" heißt), hausten einst ein paar Rabeneltern, die dort ihre drei Rabensöhne Abraxas, Corax und Asael großzogen. Als der Rabenvater eines Tages vom Futterholen nicht zurückkam, war die Mutter todunglücklich, sodass sie sich von einem Felsen stürzte. Haruspexe von Übersee haben herausgefunden, dass sie dabei seltsamerweise nicht den Tod fand, sondern überlebte und ein Jahr später am Rande der Großen Scheibe (gemeint ist hier Thailand) wieder auftauchte.
Abraxas, der Älteste, der als einziger Sohn in die hohe Kunst des Fliegens eingeweiht war, schwang sich aus dem Nest, um Hilfe zu holen, kehrte jedoch nie dorthin zurück. Man sagt, dass er von einer unfähigen Hexe versklavt wurde. Corax und Asael lagen sieben Tage lang hilflos in ihrem Nest, ohne Nahrung, sterbenskrank, bis ein junger Kuhhirt sie fand, bei sich aufnahm und ihnen eine angenehme Jugend bescherte.
Als die Raben das Erwachsenenalter erreicht hatten und dem Hirten davongeflogen waren, zogen sie los, um sich von einem bekifften Python, genannt das Orakel, die Zukunft voraussagen zu lassen. Dem Corax prophezeite die Schlage, er werde seine Mutter vögeln und seinen Bruder töten, woraufhin die Raben ungläubig davonflogen.
Im Jahre 1200 nach stonehenger Zeitrechnung (entspricht ca. 753 v.Chr.), beschloss Corax, eine Stadt zu gründen, und er formte eine Mauer aus Kieselsteinen. Asael beschmutzte die Mauer mit einem weißen Fleck, woraufhin Corax ihm blindwütig die Augen aushackte und ihn tötete, was er gleich darauf wieder bereute. (Tatsächlich entstand an jener Stelle später die Stadt Ravensburgh, die heute noch für ihre lustigen Gesellschaftsspiele bekannt ist.)
Unglücklich über seine unkontrollierte Grausamkeit flog Corax nach Thailand, wo er eine reife Rabenfrau vögelte, die, wie sich herausstellte, seine Mutter war. So sollte sich das Wort des Python erfüllen: Und er zerhacket sein Geschwist und beglücket seine Alte.
Eines Tages geschah es nun, dass ein böser Geselle dem Corax den Hals umdrehte und ihn während eines grausamen Rituals verbrannte. Die Asche verstreute er auf einem Acker. Als er am nächsten Tag aus seiner Lehmhütte trat, sah er einen Raben auf dem Feld, auf dem er die Asche verteilt hatte. Corax war aus seiner eigenen Asche wiedererstanden. Der Mann kehrte erschrocken in sein Haus zurück und beobachtete von dort aus, wie der Rabe in den Himmel flog. Dann erzählte er seinen Mitmenschen, was er gesehen hatte.“
Der frühe Rabenkult
Nachdem sich die Rabensage im keltischen Kulturraum stark verbreitet hatte, fand ein Wandel im eisenzeitlichen Rabenbild statt. Der Rabe wurde nun nicht mehr als eine auf Aas spezialisierte Fressmaschine angesehen, sondern als ein heiliges geflügeltes Himmelswesen. Es wurde dem Raben nachgesagt, er sei ein sehr weiser, schwarzer Vogel, der von einem göttlichen Glanz umgeben sei. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus wurde der Rabe in Rabentempeln verehrt, der Rabenkult entstand.
Ein wichtiger Bestandteil des keltischen Rabenkultes waren die Insektenopfer. Nachdem man einer lebensgroßen Rabenstatue mit sogenannten marihuanae, Tabakfackeln, die unseren heutigen Räucherstäbchen sehr ähnlich sind, gehuldigt hatte, brachte man ihr kleine Würmer und Käfer dar, die mit einer Bronzeklinge feingehackt wurden. Der Rabenpriester (genannt Rabi) kochte aus den Insekten einen Sud, den er dann trank und beim Gurgeln die Zukunft voraussehen konnte. So schreibt Caesar: „Und ich traf auf eine Schar von Barbaren, die einen Trank aus Bodengetier brauten und diesen oral zu sich nahmen: Die Wirkung waren rauschartigen Zustände, die der römische Durchschnittssäufer nicht für möglich gehalten hätte.“ Dieses Ritual findet sich heute noch in den Asterix-Comics, in denen die Zubereitung eines halluzinogenen Tranks beschrieben wird.
Ein weiterer Brauch neben diesen Kulten waren die Rabenbestattungen, die ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar sind. Die Vogelkadaver wurden in kleine Steinkammern gebracht, zusammen mit einer Menge Grabbeigaben wie Silberohrringen und Musikinstrumenten. „Und man brachte den toten Raben in eine Höhle, die man mit ehernem Behang und güldenen Harfen versehen hatte.“ Ein gallischer Krieger überliefert in seinem Werk de apris crassis eine andere Ansicht, die Wissenschaftlern Rätsel aufgibt: „Dann haben sie die Vögel in Vorratskammern gesteckt, wo sie ordentlich reifen sollten. Schon nach einer Woche löste sich das Fleisch wunderbar von den Knochen. Die spinnen, die Kelten!“ Der letzte Satz macht die These jedoch unglaubwürdig, da der Gallier nicht über seinen Stamm Bescheid zu wissen scheint.
Neben Rabenverehrung und Rabenbestattung gab es aber noch ein drittes Charakteristikum für das frühe Rabentum, die Rabenklaue. Diese galt im keltischen Kulturkreis als Glücksbringer, da dort der gemeine Feldhase bereits ausgerottet war. Sie wurde traditionell von Druiden und nur bei Vollmond geschnitten, weil sie nur dann ihre magischen Kräfte entfaltete. Damals hängte man am Neujahrstag Rabenklauen über der Haustür auf, um Böses abzuwenden, und noch heute gibt es in Cornwall einen Brauch, der auf das Rabentum zurückgeht. Wer am Tag der Wintersonnenwende unter einer aufgehängten luftgetrockneten Rabenklaue steht, darf geküsst werden.
Man hat nachgewiesen, dass das Rabentum damals einen viel stärkeren Einfluss auf die Gesellschaft hatte als in der heutigen Zeit. Ein Kniereitvers überliefert die Tatsache, dass berittene Ungläubige in den Graben geworfen wurden, wo sie von den Raben gefressen wurden.
Wie in vielen anderen Religionen auch kannte das Rabentum bestimmte Regeln und Sätze, die von enormer Wichtigkeit waren, von denen aber nur wenige erhalten wurden:
- (ein vegetarischer Prophet) Du darfst kein Rabenfleisch essen.
- (alte Bauernregel) Wenn ein Rabe Feuer fängt, wird der Schuldige gehängt.
- (Rabenweisheit von unbekannter Herkunft) Rabenkinder sind nicht von schlechten Eltern.
Das Rabentum im Mittelalter
Im Mittelalter ging die Verbreitung des Rabentums stark zurück, da man die Religion als Ketzerei ansah. Der Papst von damals setzte alles daran, das Rabentum als eine gefährliche Sekte hinzustellen (secta corviana). Im Mittelalter galten Raben als Überträger der Pest, außerdem glaubte man, dass in jedem Raben ein verwandelter Zauberer steckte, weshalb man die Vögel haufenweise verbrannte. Im Nachhinein wurde das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es ohne die aus den Raben gewonnene Wärmeenergie nie zur Industrialisierung gekommen wäre.
Das Rabentum in der heutigen Zeit
Heutzutage zählt das Rabentum nur noch geschätzte fünf Millionen aktive Mitglieder, die in Nordeuropa und im Land der Grizzlybären beheimatet sind.
Das neuzeitliche Rabentum hat nur noch wenig mit seinem keltischen Vorgänger gemeinsam, denn die Rituale haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Heute treffen sich die Anhänger nicht mehr in der Natur, sondern sie kommen in Clubs zu sogenannten Raven-Partys zusammen, bei denen das Gehirn durch nervtötende Technomusik ausgeschaltet wird. Einer der begehrtesten Veranstalter ist die Londoner Disco „Ravenclaw“, die neuerdings neben den Raven-Partys auch noch einen Eulenzoo eröffnet hat.
Der Rabenkult an sich wird jedoch nach wie vor nach einem bestimmten Muster praktiziert. Nachdem sich der Club gefüllt hat, spricht der Rabi, neudeutsch DJ, ein paar Worte, bevor die Raben durch besoffenes Gegröle verehrt werden, das von der Elektroorgel begleitet wird. Was früher die räucherstäbchenähnlichen „marihuanae“ waren, sind heute … naja … was denn, Räucherstäbchen halt. Diese vernebeln die Sinne der Gläubigen so stark, dass es nicht selten zu apokalyptischen Offenbarungen kommt.
Viele Menschen kennen das Rabentum als Religion an sich gar nicht mehr, obwohl sie tagtäglich damit konfrontiert werden. Das Buch „Rabat“, eine heilige, ziemlich radikale Schrift des Rabentums, als harmloses Kinderbuch getarnt, findet sich in jedem dritten Kinderzimmer. Im Fernsehen werden Ra(a)ben geschlagen (was zugegeben eine ziemlich perverse Richtung des Rabentums ist), doch der richtige Durchbruch gelang erst Vincent Raven, der das Bild des Rabentums erneuerte und als Begründer der raven’schen Prophezeiung gilt.
Der Aufschwung durch Vincent Raven
Als Vincent Raven 2008 in der erstaunlich magischen Sendung „Germany‘s next Geller“ auftrat, wurde er schnell zu einer Ikone des Rabentums. Mit seiner Prophezeiung, die im Übrigen nur aus einer Textzeile besteht, setzte er Maßstäbe für das Rabentum des 21. Jahrhunderts und gilt mit Stefan Raab zusammen als der Begründer der neurabischen Bewegung. Für alle, die in den Genuss dieser Prophezeiung kommen möchten, gibt es hier noch ein Musikvideo, das allein schon wegen Ravens erstaunlichen Gesangstalents sehenswert ist. Der Inhalt der Prophezeiung: Schwarze Seelen tanzt, dawayee, the Raven is back, dawayee. Die Kernaussage (The Raven is back) besagt, dass der Rabe zurück ist, was wohl auf Corax‘ Auferstehung anspielt.
Neben seiner Prophezeiung betont Vincent Raven immer wieder die Unverwundbarkeit der Raben, da diese tagtäglich auf Stromleitungen sitzen, ohne dass ihnen etwas passiert. Mysteriös, wie auch Forscher Aiman Abdallah findet.
Weil sich heute keine Sau mehr für den Propheten V. Raven interessiert, wird hier abgebrochen, um die Leserschaft nicht weiter mit sinnlosem Zeug zu nerven.
Immerhin ist das hier eine ernst zu nehmende Enzyklopädie.
Die Rabenkreuzer
Ende der neunziger Jahre entwickelte sich aus dem Rabentum heraus eine radikale Bewegung, die Rabenkreuzer. Das Ziel der Rabenkreuzer ist es, die gesamte Ornithologie zu revolutionieren, das Sternzeichen „Rabe“ einzuführen und nach dem Vorbild der Alchimisten aus Rabenscheiße Gold zu machen. Die Rabenkreuzer sehen sich selbst als Geheimbund, den kein Mensch kennt. Dies hat sich soeben geändert.