Schwänzen

Schwänzen, das, nicht zu verwechseln mit Pimmeln oder anderen auf das primäre Geschlechtsorgan des Mannes bezogene substantivierte Infinitive.

Beliebteste Praxis des Vermeidens von einzelnen Schulstunden bzw. ganzen Schultagen, bevorzugt von den Schülern vollzogen, die es sich aufgrund ihrer schulischen Leistungen nicht leisten können. Die Person, die das Schwänzen praktiziert, wird Schwänzer genannt. Synonyme: Blau machen, Ausfall haben, Freistunde nehmen, "Mein Bauch tut weh!" und Keinen Bock haben. Weibliche Schüler haben in vielen Fällen noch zusätzliche Unterleibsschmerzen. Bei überhöhtem Schwänzen spricht man auch von chronischer Unlust oder Schwänzeritis.

Historische Fakten über das Schwänzen

Sokrates, Philosoph: "Jugend von heute, schwänzet! Schwänzet um eurer Schwänze willen! Der Mut eines Mannes zu versäumen den Unterricht sei Zeuge eurer Eier! Denn lernen für das Leben, dafür sei stetig Zeit, die Jugend ist das, was schwindet! Schwänzet, nutzet die Zeit die euch noch bleibet, bei Zeus! Koks und Nutten erwarten euch!"

Die Praxis des Schwänzens ist in etwa so alt wie Bildung und Zivilisation selbst es sind. Historiker sind sich sicher, dass es bereits in modrigen Steinzeithöhlen sogenannte Faulpelze gab. Funde von prähistorischen Skeletten eingehüllt in verfaulte Tierpelze lassen ebenfalls darauf schließen. Diese Faulpelze verbrachten ihre Zeit wahrscheinlich mit Drogen oder Computerspielen, während die Mitmenschen davon ausgingen, dass der Faulpelz Nahrung beschaffte.
Der erste historische Beleg für das absichtliche Schwänzen findet man im antiken Griechenland, genauer in den Aufzeichnungen des Platon über seinen Lehrer Sokrates. Dieser forderte seine gehorsamen Schüler auf, frei zu handeln und sich selbstständig eine Auszeit zu erlauben. Sokrates-Biographen ziehen hierbei die Möglichkeit in Erwägung, dass Sokrates selbst ein fauler Lehrer war, der durchaus froh war, wenn seine Schüler zu Hause blieben. Auch der Begriff des Schwänzens lässt sich auf Sokrates zurückführen: Für ihn war das Schwänzen eine Möglichkeit, die eigene Männlichkeit zu beweisen, egal ob man mit einem Schwanz ausgestattet ist oder nicht. Zu seiner Zeit gab es noch keine Koedukation.

Verschiedene Methoden des Schwänzens

Die Ich-habe-keine-Lust-auf-die-nun-folgende-Stunde-und-schwänze-deshalb-Variante

Die wohl einfachste Art des Schwänzens. Der Schwänzer verkündet seinen Mitschülern, dass er plant, die folgende Stunde vorsätzlich ausfallen zu lassen. Die Variante ist von ihrer Spontanität gezeichnet, Konsequenzen des Schwänzens sind in diesem Fall erst nachträglich zu beseitigen: So heißt es, sich schnell eine gute Ausrede einfallen zu lassen, mit der man seinen Eltern die Fehlstunde erklären kann, oder aber man fälscht schlichtweg deren Unterschrift auf der Entschuldigung. Die Ich-habe-keine-Lust-auf-die-nun-folgende-Stunde-und-schwänze-deshalb-Variante wird auch oft die "Einsteigervariante" genannt, die dazu dient, die Welt des Schwänzens näher kennenzulernen. Fächer, die bevorzugt geschwänzt werden, sind in dieser Phase solche wie Religion, Kunst, Musik, Sport oder das Hassfach des einzelnen Schülers.

Vorteile:

  • Simpelste Methode
  • Wenig Planungsaufwand

Nachteile:

  • Lästige Vertuschungspflicht im Nachhinein
  • Kann, zu oft praktiziert, auffallen

Die Ich-habe-Bauchschmerzen-und-gehe-jetzt-nach-Hause-Taktik

Beliebte, weil simple Taktik. Der Schwänzer guckt sich eine beliebige Unterrichtsstunde des Tages aus, ab der er den Heimweg antritt. Um seinen Mitschülern ein Motiv zu geben, wird der Vorwand der Magenbeschwerden oder der Kopfschmerzen genannt, nicht ohne dabei gehörig mit den Augen zu zwinkern. Die Mitschüler fungieren im weiteren Verlauf des Schultages als glaubwürdige Zeugen, die den Lehrern aus erster Quelle berichten können, wie schlecht es dem Schwänzer doch ginge. Nicht ohne dabei gehörig mit den Augen zu zwinkern, versteht sich. Das wahre Problem der Schwänz-Praktik entsteht gegebenenfalls zu Hause: Sollten beide Elternteile nicht berufstätig sein, kommen Fragen wie: "Schon zu Hause?" und "Hast du heute sonst nicht länger Schule?" auf. Der Schwänzer hat nun folgende Wahl: Entweder er schauspielert seinen Eltern das selbe Leiden vor, wegen dem seine Lehrkräfte ihn fehlend zu wissen glauben, oder aber er benutzt den Meine-Lehrer-Sind-Krank-Notfall-Plan für schlechte Schauspieler. Dieser Notfallplan beinhaltet jedoch die Notwendigkeit des Entschuldigung-Fälschens.

!Achtung!: Diese Taktik ist nicht zu verwechseln mit dem Scheinkrebs, der eine wirkliche Krankheit ist.

Vorteile:

  • Einfach in der Durchführung
  • Man kommt schneller nach Hause

Nachteile:

  • Erfordert gewisses schauspielerisches Talent
  • Von der Gunst der Mitschüler abhängig
  • Misstrauen der Eltern kann geweckt werden

Die Ja-ich-halte-meine-Lehrkraft-für-blöd-genug-meine-Abwesenheit-nicht-zu-notieren-Methode

Die Methode der Menschenkenner. Der Schwänzer ist meist erprobt in diversen anderen Taktiken des Unterrichtvermeidens und weiß durch schwänzende Freunde oder Verwandte auf der selben Schule bereits über jede Lehrkraft Bescheid, sogar bevor er selbst mit dieser konfrontiert wird. Im Verlauf der nächsten Monate studiert der Schüler das Verhalten des Lehrers/ der Lehrerin beim Ausfall eines seiner Mitschüler: Wird die Abwesenheit notiert? Verlangt die Lehrkraft Entschuldigungen? Macht die Lehrkraft selbst öfters mal blau? Nach reichlicher Analyse entscheidet sich der Schwänzer für oder gegen den Versuch, eine außerplanmäßige Freistunde zu nehmen. Grundvoraussetzungen sind neben zeitaufwendiger Beobachtung außerdem Unauffälligkeit des Schwänzers im normalen Unterricht. So steigen die Chancen, ohne Fehlstundeneintrag zu schwänzen, um 50%.

Vorteile:

  • Bei Erfolg keine Fehlstunde
  • Folglich keine nötige Vertuschung

Nachteile:

  • Großer Planungsaufwand

Die Unser-Auto-spinnt-mal-wieder-rum-Variante

Diese Methode sollte nur mit Fachwissen und Talent in Sachen Schulschwänzen gemacht werden. Funktioniert auch nur, wenn man regelmäßig Auto fährt, weit genug von der Schule wohnt und nur ein Auto vorhanden ist. Es sollte vorwiegend im Winter durchgeführt werden, da hier die Glaubhaftigkeitsquote höher ist (auch wenn die Klimaerwärmung in Zukunft einen Strich dadurch macht). Dabei schleicht man sich nachts in das Auto (mit Autoschlüssel), schaltet möglichst alles technische ein (Radio, Lampen, angeschlossenes oder integriertes Navi), wartet ein paar Stunden (wenn das Auto dabei zu ist, hat man die Arschkarte gezogen!), und wenn die Elektronik ausfällt, ist die Batterie leer. Wenn man dann normalerweise mit dem Auto zur Schule fährt, springt der Wagen nicht an. Es gilt: Je unerfahrener das Elternteil, desto höher der Erfolg.

Vorteile:

  • Die Eltern organisieren freiwillig die "Krankheits"-Ausrede
  • Den ganzen Tag gammeln!

Nachteile:

  • Funktioniert oft nur einen Tag
  • Es gibt auch andere Verkehrsmittel (Bus, Taxi)
  • Risiko, aus allgemeiner Dummheit im Wagen ohne Strom eingeschlossen zu werden

Die Ich-tu-so-als-ob-ich-Bauchschmerzen-hätte-Taktik

Ein Klassiker und eine Methode mit hoher Erfolgsrate, braucht allerdings auch schauspielerisches Grundwissen. Dabei tut der Schüler so, als ob er Bauchschmerzen hätte, und lässt sich dann abholen. Am besten führt man diese Taktik erst in der Mitte oder am Ende des Schultages aus, und am Anfang tut man schonmal etwas schlapp, damit dies glaubwürdiger wirkt. Ein Vorteil ist auch, dass man gleich noch ein paat Tage blau machen kann, man es allerdings nicht übertreiben sollte, da es sonst zu Misstrauen und im schlimmsten Falle zu einem Arztbesuch kommen könnte.

Vorteile:

  • Man kann gleich noch ein paar Tage hinterher blau machen
  • Sehr hohe Erfolgsrate
  • Hohe Überzeugungsrate der Eltern

Nachteile:

  • gewisses schauspielerisches Talent erforderlich
  • übertriebenes Schwänzen könnte zum Attest führen
  • wiederholte Durchführung in naher Zeit kann Misstrauen wecken
  • Arbeiten müssen trotzdem nachgeschrieben werden

Der Ich-bleibe-heute-im-Bett-liegen-Plan

Für die Bequemsten unter den Bequemen. Der Schwänzer weiß spätestens beim Aufstehen, meist sogar am Vorabend, dass er den Schultag entspannt bei sich zu Hause verbringen wird. Manchmal ist diese Methode der Anschluss an die Ich-habe-Bauchschmerzen-und-gehe-jetzt-nach-Hause-Taktik, denn man könnte behaupten, man habe die Krankheit des Vortages noch nicht auskuriert. Im Wesentlichen meldet der Schwänzer sich am frühen Morgen bei einem seiner Elternteile und klärt dieses über sein ach so schlechtes Befinden auf. Bei erhöhtem Misstrauen hilft auch gezielt in Szene gesetztes Brechreiz-Imitieren oder Fiebermessen mit Manipulation. Man verpasst bequem einen Tag, braucht daher nach Schülerlogik für den Rest der Woche keine Hausaufgaben machen (man war ja krank) und kann seine Zeit sinnvoll ausschlafen. Von häufiger Verwendung ist abzuraten, zumal Eltern misstrauisch werden könnten und die Entschuldigung verweigern könnten, des Weiteren können Lehrer ab einer bestimmten Anzahl an Fehlstunden eine ärztliche Attestpflicht verordnen: Der metaphorische Tod für jeden Schwänzer. Denn das Imitieren von Krankheiten ist vor den Eltern noch einfach, ein Arzt wird aber sicherlich dahinter kommen.

Vorteile:

  • Ausschlafen wird ermöglicht
  • Bequem & Unkompliziert

Nachteile:

  • Nur sporadisch anwendbar
  • Erfordert schauspielerisches Talent

Die Ich-versuch-es-mal-mit-ernsthaften-Verletzungen-Finesse

Anette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: "Kein Wunder, dass PISA für uns so ein Desaster ist: Die wirklich schlauen Schüler wissen, wann sie zu schwänzen haben, um der Studie zu entgehen. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen, müssten dann schon Fangzäune aufgestellt werden..."

Die gewiefteste, aber auch gefährlichste Methode, die bei Erfolg zu einer sicheren, mindestens 3 Wochen andauernden Schwänz-Erlaubnis durch Ärzte und Eltern sowie Atteste, die das Schwänzen der im darauffolgenden Schuljahr stattfindenden Sportunterrichtseinheiten extrem erleichtern, führt. Der Schwänzer (meist ein ehemaliger und professioneller Anhänger der Ich-habe-Bauchschmerzen-und-gehe-jetzt-nach-Hause-Taktik, jedoch glücklos, da die Eltern/Lehrer ihr Misstrauen nicht mehr verstecken) sieht sich gezwungen, ein Gebrechen nicht mehr nur zu erfinden, sondern sich ein reales Gebrechen selbst oder durch Zweite, meist Unwissende, anzueignen. Dabei wird kein Mittel gescheut: Bei sportlichen Aktivitäten wird der Kreuzbandriss provoziert, beim Überqueren der Straßen der Kontakt mit den Fahrzeugen gesucht, beim Saufen der nächstbeste Asoziale angepöbelt und generell bei allem gefährlichen die Sicherheitsvorkehrung missachtet. Die Taktik wird nur von den Hardlinern der Schwänzer-Szene regelmäßig angewandt, da es ein gewisses Talent erfordert, die goldene Mitte zwischen lebensmüde und mutig zu finden. Da diese Routine den meisten Schwänzern fehlt, wird auf die Ich-versuche-es-mal-mit-ernsthaften-Verletzungen-Finesse nur selten zurückgegriffen.

Vorteile:

  • Größte Anzahl an versäumten und dennoch entschuldigten Fehlstunden
  • Hohes Ansehen bei Mitschülern (Mitleidsfaktor bzw. Coolnessfaktor)
  • Lange andauernde Post-Schwänz-Ausfallstunden-Phase
  • Selbst Aufenthalte beim Arzt sind immer erfolgreich

Nachteile:

  • Auch Hobbys werden ins Wasser fallen
  • Hohe Todesrate
  • Hoher Aufwand

Die Der-Bus-oder-der-Zug-hatte-Verspätung-Ausrede

Jackpot! Der fährt so bald nicht mehr weiter!
(Bild wurde 100m vor der Endhaltestelle "Oostend Hauptschule" aufgenommen)

Diese Taktik ist nur in den Morgenstunden möglich, ein Schwänzen von mehr als zwei Lektionen ist nicht zu empfehlen. Ein möglichst weit entfernter Wohnort von der Schule ist ratsam, um glaubwürdig zu wirken. Bei der Taktik wird eine Verspätung eines Busses und/oder Zuges und/oder das Verpassen eines Anschlusses vorgegaukelt. Je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto mehr kann geschwänzt werden. Die Ausrede sollte wenn möglich mit Mitschülern abgesprochen werden, die den selben Schulweg haben. Die Methode kann, im Gegensatz zu den anderen Methoden, auch dauerhaft und wiederholt angewendet werden, ohne großes Misstrauen zu erzeugen. Eine Nachprüfung des Lehrers erfolgt meistens nicht. Bei Schnee oder Glatteis kann ausnahmsweise auch mal ein ganzer Vormittag geschwänzt werden.

Vorteile:

  • kann auch wiederholt angewendet werden
  • glaubhaft

Nachteile:

  • Sollte u.u. mit Mitschülern abgesprochen werden, patzt einer, kann das negativ auffallen
  • eignet sich nicht für Schüler, die neben der Schule wohnen
  • Nur ein oder zwei Stunden am Morgen möglich, keine ganzen Tage

Die Ich-konnte-wegen-unvorhergesehenen-Ereignissen-einfach-nicht-früher-kommen-Ausrede

Diese Taktik ist nur in den ersten Schulstunden möglich, aber eigentlich für die meisten Schüler geeignet. Die Ausreden für ein Zuspätkommen sind meist solche, wie "mein Fahrrad ist kaputt (Platten, Kette ist raus gesprungen, Bremsen defekt (Sicherheit geht vor), usw.)", mein Wecker ist nicht funktionstauglich und meine Eltern stehen erst nach Schulbeginn auf (allerdings nur an maximal zwei bis drei Tagen zu gebrauchen, da die Lehrkraft auf den Erwerb eines neuen Weckers hinweisen wird)" oder "meine (Armband-)Uhr ist stehen geblieben, sodass ich dachte, ich hätte noch genug Zeit gehabt (hierbei ist daran zu denken, die eigene Armbanduhr auch wirklich zum Stehen zu bringen)".

Vorteile:

  • Wenig Aufwand
  • Kann bei verschiedenen Lehrern mit glaubhaftem Abstand öfter verwendet werden

Nachteile:

  • Nicht beliebig oft wiederholbar
  • Wiederum nur in den Morgenstunden verwendbar

Die Risiko-Variante

Diese Variante sollte nur am Ende des Schuljahres (in den letzten zwei Wochen) verwendet werden, da die Wahrscheinlichkeit, dass Lehrer einen Verweis für unentschuldigtes Fehlen ausstellen, meist geringer als sonst ist. Die Durchführung ist sehr einfach, da man zwar außer Haus gehen muss, um die Eltern nicht misstrauisch zu machen, allerdings kann man, sofern beide Elternteile beruflich weg sind, wieder zurückkehren und den Rest des Tages blau machen. Man kann sich aber auch mit Freunden treffen und gemeinsam chillen.

Vorteile:

  • Ganzer Tag frei
  • Wenig Planung nötig

Nachteile:

  • Sehr Risikoreich
  • Womöglicher eher unangenehmer nächster Schultag, da die Lehrer sich nach der Ursache für das Fehlen erkundigen werden

Berühmte Schwänzer

Statistisch gesehen hat jeder Mensch ab 16 Jahren mindestens einmal in seinem Leben geschwänzt. Berühmte Beispiele für professionelle Schwänzer finden sich sowohl in den Geschichtsbüchern als auch unter denen, die noch hineinschauen müssen:

  • Marco W.: Ließ sich im Urlaub festnehmen und verpasste so ein paar Monate Unterricht.
  • Natascha K.: Ließ sich entführen und 8 Jahre lang festhalten. Damit ist sie bis heute Weltrekordhalterin im Schwänzen und verdient ihren Lebensunterhalt mit Büchern und TV-Auftritten über Extrem-Schwänzen.
  • Sokrates: Begründer des abendländischen Schwänzens.
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