Spiegelwelten:Nationalteam Santiago

Eine Dokumentation von Sky Media Entertainment unter Anleitung von Regisseur Sergio Valdes

Juan Noah Garcia

Alter: 31
Position: Zentrales Mittelfeld
Stärken: Techniker, Stratege, Café-Kenner
Ansonsten:
Malt gerne Malen-nach-Zahlen-Bilder aus und hat sein eigenes Cafékritik-Blog (cafés-de-santiago.san)
Carlos Hichago

Alter: 70
Position: Trainer
Stärken: Fachkompetenz, Begeistert, kennt gute Witze
Ansonsten:
37 verschiedene Hüte - trägt einen Hut immer bis zur nächsten Niederlage.
Kan LeMan

Alter: 9
Position: Torwart
Stärken: 1gegen1, auf der Linie
Ansonsten:
Besucht die 4. Klasse
Die Opinel-Zwillinge

Alter: 26
Position: Innenverteidigung
Stärken: Rustikal und spielerisch Situationen lösend eine perfekte Ergänzung
Ansonsten:
Haben regelmäßig Gastauftritte in Fernseh-Sitcoms
Bruno Jupiter

Alter: 22
Position: Linksverteidiger
Stärken: Sprint- und offensivstark
Ansonsten:
Ehemaliger Parcour-Sportler, beherrscht Salto, Schraube und Co.
Julio Mendes de Klappstock

Alter: 26
Position: Rechtsverteidiger
Stärken: Oft in bestechender Form
Ansonsten:
Kennt 178 verschiedene Schimpfwörter, kauft sich aus Sperren oft frei.

Wir fliegen mit unserem Hubschrauber über den tropischen Regenwald der Insel Pedro. Tief unter uns schlängelt sich ein Fluss durch die Landschaft, dort ist irgendwas im Wasser, Vögel zwitschern ihre Morgenmelodie, in der Ferne ist eine Kleinstadt zu erkennen. Es ist morgens halb zehn in Santiago, seit einer halben Stunde sind wir in der Luft, unser Ziel ist das Städtchen Dentista.

Das Generationen-Dreieck

Wir hoffen dort auf einen der großartigsten Fußballspieler Santiagos zu treffen. Juan Noah Garcia zieht es in den wenigen freien Wochen, die er hat, immer wieder zu seinem Elternhaus. Untypisch für einen Mann, der dank des Jobs genauso in den besten Hotels des Landes residieren könnte. Doch Garcia entspricht allgemein nicht dem Klischee. Unser Gespräch mit ihm führen wir in einer urigen Kaffeestube nahe der Innenstadt. Das reich besuchte Dentista verteilt seine Touristen jedoch eher auf die Shoppingmeile im Norden der Stadt und den wirklichen Kern der Innenstadt, sodass wir beinahe ausschließlich von Einheimischen umgeben sind und somit nochmal eine ganz andere Atmosphäre erleben können, als viele der anderen Besucher.
Unser Cappucho, dessen Bohnen lokal angebaut werden, ist beinahe schon kalt, als Garcia die Stube betritt. Auf seinen Wunsch hin, ziehen wir auf die Außenterrasse um und er beginnt sich ausführlichst zu entschuldigen. Mittlerweile bräuchte man daheim verstärkt seine Hilfe. Seit einem Sturz vor zwei Jahren, streiken die Knie seines Vaters gelegentlich, er habe daher noch ein paar Dinge im elterlichen Haushalt erledigen müssen, bevor er habe kommen können. Wir verzeihen ihm schnell, anders könnte man auch gar nicht, bei der Herzlichkeit, mit der Garcia auf uns einredet.
Garcia ist nicht nur Liebling der Fans, sondern zugleich erfahrener Kapitän einer jungen Fußballauswahl. Sein sympathisches Lächeln vermittelt einen positiven Eindruck auf uns. Auch Garcia erhält nun seinen Kaffee, das Gespräch kommt ins Rollen.

Red.: Señor Garcia, sie spielen seit nun schon 25 Jahren Fußball und haben diesen hier doch noch jungen Sport wie kein anderer vorangetrieben. Wo kommt da ihre Begeisterung her?
Garcia: Als kleiner Bengel habe ich immer schon gerne mit Bällen gespielt. Allerdings habe ich auch alles, was sich bewegt hat getreten. Wieso weiß niemand und es ist mir heute auch ein bisschen peinlich. Zum Glück hat mir mein Vater dies abgewöhnt, bevor ich in den Kindergarten kam. Ab da kamen für mich nämlich nur noch Fußball in Frage. Meine Kumpels damals hatten kein wirkliches Faible für diesen Sport. Wie damals eigentlich gar niemand in Santiago. Doch ich konnte sie begeistern und bald schon trafen wir uns auch nachmittags, um weiterzuspielen. Dadurch infizierten wir bald auch die Nachbarskinder, die nicht mit uns in den Kindergarten gingen. Es dauerte gar nicht so lang, bis wir damals unsere erste "Fußballbande" gründen konnten. Der erste inoffizielle Fußballverein Santiagos. Mir steckt dieser Sport einfach im Blut.
Ein Schluck des köstlichen Kaffees, der kurze Gedanke, dass man auf dem Land und in Kleinstädten anscheinend immer noch viel und schnell redet (wohingegen man in der Großstadt auf kurz&knapp umgestiegen ist) und das Gespräch geht weiter.
Red.: Wie sehen sie die Entwicklung des Sports in Santiago an? Kann sich die Liga infrastrukturell, finanziell und vor allem auch sportlich mit der internationalen Konkurrenz messen?
Garcia: Sportlich sind wir noch nicht auf dem Niveau internationaler Topteams. Es fehlen internationale Erfahrungen, Routine, zudem weist Fußball keine Tradition in Santiago auf. Doch es interessieren sich immer Leute für dieses Spiel (Unterzeichnet einem weiblichen Fan die Handtasche) wie sie sehen. Die Stadien sind allesamt neu, da es eine Profiliga erst seit knapp einem Jahrzehnt gibt und was noch viel wichtiger ist: Die Stadien sind standardgemäß ausverkauft! Finanziell kann man somit auf jeden Fall oben mithalten.

Wir zahlen und gehen mit Juan Noah Garcia die Straße entlang. Er führt uns zu einem Spielplatz zwischen den Häuserblöcken, sein Blick wird nostalgisch.

Garcia: Hier haben wir damals unser erstes Spiel gehabt. 7:3 gegen die Calle de Golpe. Heute spielen hier die Stars von morgen. (Garcia deutet auf den dunkelhäutigen Torwart) Er ist genial, merken sie sich seinen Namen. Kan LeMan. Ein tolles Talent. Neun Jahre dürfte er nun schon alt sein. Großartig im 1gegen1 und auf der Linie. Hohe Bälle wird er wohl erst ab 1,50m so richtig meistern können.
Red.: Und wie würden sie ihre eigenen Stärken einschätzen?
Garcia: Man haftet mir zumindest das Attribut an, ich sei technisch und strategisch top. Ich für meinen Teil denke, dass man nie ausgelernt hat und nur tägliche neue Herausforderungen den perfekten Fußballer aus einem machen. Meinen Torabschluss muss ich zum Beispiel noch verbessern. Bis auf Distanzschüsse, z.B. Freistöße, kann ich da ja nicht viel Gefahr produzieren.

[Cut] Kan LeMan: Zuletzt waren Talentscouts vom Festland da, aber meine Eltern wollen nicht, dass ich weg gehe, ich soll lieber fleißig für die Schule lernen sagt Mama immer.
Doch wie lange LeMan wirklich noch auf der Insel bleibt, weiß niemand, spätestes, wenn Nationalcoach Hichago anriefe, wäre der Weg zum Profisportler festgeschrieben. Der Himmel ist blau. Ein Handy klingelt. Garcia nimmt den Anruf an, erstarrt, ein Papphörnchen1 huscht sogar zwischen seinen regungslosen Beinen entlang, und reicht den Hörer nach einer knappen Minute weiter. Jetzt spricht Kan LeMan mit dem Anrufer. "Ich werde Ihnen ein Angebot machen.." tönte es aus den Handy-Lautsprecher.

Carlos Hichago ist zwar bereits 70 Jahre alt, doch niemand in Santiago versteht sich im Umgang mit störrischen Jugendlichen und arroganten Mittzwanzigern so gut. Nachdem man mit Garcia an der Spitze das Fußballspiel auf den Inseln erfunden hatte, war Hichago einer der Ersten, die den Sport mit auf das Festland brachten. Altersbedingt war Hichago allerdings nur auch administrativer und theoretischer Ebene tätig. Er bereiste andere Länder und eignete sich dortige Trainings- und Lehrmethoden an, versetzte sich in halluzinogene Zustände, um sich wie ein junger Fußballer zu fühlen und erfand mehrmals den Ball neu. Denn Ball ist nicht gleich Ball und rund ist nicht gleich rund. Die Version 007 war ein bei Torhütern unbeliebtes Flattergeschoss, hochgefährlich. Doch man kann es natürlich nicht abstreiten, dass Hichago, der Mann mit Hut, wie sie ihn nennen, ein leicht verrückter Kauz war. Einer, der den Sport so liebte, dass er sogar seine Frau diese Liebe verließ. Und jetzt gerade telefonierte er mit Kan LeMan...
Kan LeMan: Verletzt.. mhm, oh.. wie bitte.. gut, danke.. ja, ich denke schon.. Natio.. im Team?..
Der Trainer ist 70, der Kapitän 31, der Torhüter 9 Jahre alt. Mit diesen Informationen verlassen wir die Insel und begeben uns auf den Weg in Richtung der Hauptstadt El Centro.

Zwei Hünen

Die Reise von Pedro nach El Centro beansprucht zwei Tage und gibt uns somit genügend Zeit, die Interviews zu schneiden, Zusatzinformationen hinzuzufügen und uns Interviewfragen für den nächsten Besuch bei zwei Hünen Santiagos zu überlegen. In der Hauptstadt werden wir hoffentlich auf Davide und John Opinel treffen. Das Treffen findet am Meeresboden in einer Bucht nahe der Hauptstadt fest. Das Kugel-Restaurant bietet seinen Besuchern an, das Mahl in einer Glaskugel am Meeresgrund zu sich zu nehmen. Diese Kugeln sind über eine Leiter von unten aus erreichbar, da Großküche und Eventraum des Restaurants gänzlich unter Wasser liegen. Wir betreten am Festland die Räumlichkeiten, die Opinels seien bereits da, sagt man uns, und beschreiten die 241-stufige Treppe zum Meeresboden. Eine tolle Location.
Kellnerin: Kuchen?
Begeisterungsstürme, Geklopfe auf den Tischen, Davide und Joan lieben Kuchen scheinbar. Wir beginnen mit der Fragerunde.
Red.: Innenverteidiger zu sein ist ein harter Job. Davide, sie sind eher der kompromisslosere Typ, während Joan meistens die Situationen spielerisch lösen möchte, kommt man sich da manchmal in die Haare, wenn der andere sich wieder eine Karte abholt oder zu lässig spielt?
Davide: Wir sind Bruder, wir müssen uns in die Haare kommen. Oft versuchen wir uns schon zu Hause anzuschreien, damit es nicht im Spiel passiert und wir unkonzentriert spielen.
Joan: Ja. Genau.
Red.: Könnten sie für die Zuschauer vielleicht einmal ihre Stärken und Schwächen benennen?
Joan: Frauen und schnelle Autos.
Davide: Unser Temperament ist das einzige, was uns einen Strich durch die Rechnung machen kann, da bin ich recht selbstbewusst. International sind wir sicher eines der besten Gesamtpakete in der Innenverteidiung!

Außen vor

Sowohl Bruno Jupiter, als auch Julio Mendes de Klappstock sahen sich zu beschäftigt und waren nicht in der Lage mit uns zu dem vereinbarten Terminen zu erscheinen. Die Arschlöcher. Daher ein kurzes Porträt beider.

Bruno Jupiter

+++LAN-Party endet mit Schwervernetzten! Jupiter hinter Gittern+++ +++Liebesgut in Lagerhalle entdeckt - Jupiter verdächtigt!+++ +++Halbes Haus bei Hilfsorganisation angekommen! Polizei sucht mysteriösen Wandstifter!+++ +++Fahrer flucht! Jupiter bemerkt grünes Licht nicht!+++

Es vergeht keine Woche, die der holde Mädchenschwarm nicht in der Zeitung steht. Jegliche Ereignisse werden sinnlos mit ihm in Zusammenhang gebracht, denn Jupiter-Stories verkaufen sich in unglaublich hoher Menge. Fangirls stehen eine Woche lang vor dem Stammfriseur von Jupiter Schlange, nur um zu sehen, wie dieser sich auf den Weg zur Privatresidenz von Jupiter macht. Es gibt Lieder, Theaterstücke und Filme zu Jupiter, Tassen, Kugelschreiber und Lollis mit seiner Visage. Und das famose ist: Fußball spielen kann er auch noch. Das jahrelange Weglaufen vor weiblichen Stalkern hat ihn zu einem der schnellsten Spieler der Welt gemacht. Die 100 Meter läuft er in unter 9,5 Sekunden. Nach einer solchen Distanz braucht es dann aber auch ein paar Minuten, um die Frisur wieder zu richten. Die Frisur sitzt. Das Arschloch.

Julio Mendes de Klappstock

Der Rechtsverteidiger stammt aus einer uralten Adelsfamilie, deren genaue Herkunft mindestens so unbekannt ist, wie der Nachname des Sportlers. Seinen edlen Wurzeln entsprechend besteht er zudem darauf im Anzug spielen zu dürfen. So hat er einen Anzugverbrauch von knapp 200 Anzügen im Jahr und deshalb auch eine Werbekampagne mit dem größten Kaufhaus Santiagos in der Tasche. Seiner Kontakte wegen hat er zudem nicht nur eine Stammplatzgarantier, sondern auch noch eine eigene Kabine mit Palmölmassagen, jungen Damen und luxuriösen Gadgets. Spielerisch ist de Klappstock eine Diva sondergleichen, die zwischen Genie und Wahnsinn schaukelt. So hält er regelmäßig mit großer Begeisterung die Luft an, bis er blau wie sein Blut wird. So ein Arsch.

Das Viereck der Gegensätze

Wir schaffen es jedoch gerade noch rechtzeitig zu einem Gespräch mit dem kompletten Stammmittelfeld Santiagos. Ein optimales Mittelfeld besteht zum Beispiel aus einem Spielgestalter, einem Abräumer, Schnellen Flügeln. Unser Mittelfeld interpretiert dies neu und wir freuen uns aufrichtig auf ein Gespräch mit Nicolas, der 1,62 Meter großen Spielfigur, Patë Vieeera, dem Abnehmer, sowie Hugo Boss, Erfinder des Federkleids als Szenemode. Nicht zu vergessen Garcia, mit dem wir bereits sprachen. Dank dreier durchaus gesprächiger Mittelfeldspieler konnten wir folgenden Spielerdaten aufnehmen:

Nicolas Sacé

Alter: 28
Position: Rechtes Mittelfeld
Stärken: Kann für einige Sekunden dank seiner Segelohren abheben.
Ansonsten:
Redegewandt, extrem klein - bewegt sich somit unterm Medienradar
Hugo Boss

Alter: 31
Position: Linkes Mittelfeld
Stärken: Eiskalt, Locker
Ansonsten:
Nicht aus der Ruhe zu bringen, großartige Qualitäten, manchmal spielt er noch zu schön.
Patë Vieeera

Alter: 26
Position: Defensives Mittelfeld
Stärken: Kompromisslos, Ehrgeizig
Ansonsten:
Knallharter Abräumer, auch Prinz Eisenbein genannt


Voller Dampf voraus!

Der Sturm ist Santiagos absolute Schwachstelle, näheres dazu möchten wir nicht erläutern - es ist einfach zu peinlich. Auch die vergangenen Stürmergenerationen waren aus Scham nicht zu einem Interview zu bewegen.
Trainer Hichago muss improvisieren, wird vermutlich auf den bekennenden Alkoholiker Sito, der nur edlen Weißwein aus dem Hinterland trinkt, und Jorge Gorgonzola setzen, einen Gummimenschen. Der Vorteil von Sito ist eindeutig seine totale Unfähigkeit, welche sich in Kombination mit Alkohol zu einem treffsicheren Spielertypen entwickelt. Trifft er normal den Ball nicht, tut er dies unter Alkoholeinfluss umso besser, da er unter normalen Umständen neben den Ball treten würde. Eine Möglichkeit wäre es auch den gealterten Stürmer Morgan Freeman zurück ins Team zu holen, doch die Überredungskünste des Trainers sind - nun ja - bescheiden..

Sito

Alter: 33
Position: Sturm
Stärken: Ungewollt wendig, schnelle Richtungswechsel
Ansonsten:
Gut durch den Wind der Kerl
Jorge Gorgonzola

Alter: 22
Position: Sturm
Stärken: Überraschende Aktionen, Bälle in den Lauf
Ansonsten:
Käsefüße, sonst Frauenschwarm


Das sind sie also:

Die 11, die es bringen sollen!


1Papphörnchen, das; naher Verwandter des Eichhörnchen. Auf Umwegen jedoch auch mit Plappergeien, einer Unterart des konventionellen Aras auf Santiago, verwandt. Dadurch geben sie nun an jeder Straßenecke aufgeschnappte Gesprächsfetzen zum Besten ("Wenn das Abendlicht in genau dieser Farbe ist, dann ist ein Loch in der Luft, wo du standest.", "Hodenarschkrebs" etc.)

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