Spiegelwelten:UM-Spiel 2014 Franzoséland vs. Saphira (Achtelfinale)
Gauck: Ich begrüße Sie, meine Damen und Herren. Ich bin Joachim Gauck, Ihr Bundespräsident in der realen Welt. Wie Sie sicherlich wissen, ist heute ein historischer Tag. Der Mauerfall. Der Anfang vom Ende des Unrechtsstaates DDR. Ein Teil von der DDR lebt ja noch. Die Linkspartei, jaja. Da soll ja jetzt einer Ministerpräsident in Thüringen werden. Das ist für mich unbegreifbar. Dieses Überbleibsel der SED, der Manifestierung des Unrechtsstaates, des...
Stimme aus dem Off: Sorry Gaucki, aber wir haben einen kleinen Fehler gemacht.
Gauck: Was?
Stimme aus dem Off: Eigentlich moderierst du heute gar nicht alleine.
Gauck: Ich bin der Präsident, was soll das? Wenn man mir etwas sagt, muss man das auch einhalten.
Kipping: Hallöle!
Gauck: Oh Gott, nein.
Vor dem Anpfiff
Gauck: Was macht denn die Parteivorsitzende der Linken hier?!
Kipping: Man hat mich eingeladen. Und warum müssen Sie meine Position so stark betonen?
Gauck: Sie sind in der LINKSPARTEI!
Kipping: ...haben Sie ein Problem damit?
Gauck: Das ist eine Nachfolgepartei der SED. Da sind nur irgendwelche verklemmten Leute drin, die noch an der DDR hängen und Margot Honecker mögen!
Kipping: Hören Sie mal, Opa...
Gauck: (bekommt Schnappatmung)
Kipping: Die Mauer ist gefallen, als ich gerade mal elf Jahre alt war. ELF. Und die SED hat sich aufgelöst, als ich noch nicht mal alt genug zum Eintreten war.
Gauck: Die Linkspartei IST die SED.
Kipping: Wir kritisieren die Überwachung. Früher hat die SED alle überwacht. Erklären Sie mir das mal.
Stimme aus dem Off: Leute, könnten wir mal bitte die Begebenheiten klären? Wo gespielt wird? Und vor allem, wer spielt?
Gauck: Wir spielen in dem Franzoséland zugehörigem Port Trodogne. Da Port Trodogne ziemlich klein ist, haben die das Stadion auf der Grenze zu Transvestitien gebaut, sodass die Mittelfeldlinie die politische Grenze auch tatsächlich darstellt. (Verfolgt die Mittellinie bis zur Kommentatorenkabine.) Also, die Kipping, die sitzt in Transvestitien und ich sitze in Port Trodogne.
Kipping: Bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit Nationalitäten. Wir versuchen doch, international zu sein.
Gauck: Singen Sie immer noch die Internationale?
Kipping: Na und? Das tut auch die SPD.
Gauck: Bäh. Zurück zum Thema: Passenderweise, wenn wir schon im Franzoséland spielen, spielt auch die franzoséländische Nationalmannschaft, die Équipe nationale. In diesem Achtelfinale dieses Mal gegen die Nationalmannschaft aus Saphira.
Kipping: Auch hier wieder nur Nationalismus. Wir sollten die Nationalstaaten abschaffen. Dass dann auch Fußballmannschaften abgeschafft werden müssten, ist einfach ein Nebeneffekt, aber ich glaube auch, dass Bayern München uns gut vertreten kann. In der Bundesliga langweilen die sich doch eh nur.
Gauck: Frau Kipping, Sie sollen doch eine Linke sein, aber Sie kommen mir eher wie ein Hippie vor.
Plötzlich auftauchender Hippie: LÖSE DICH VON ALLEM!!
Gauck: Geh weg.
Erste Halbzeit
01. Minute
Gauck: Okay, los geht's. Die franzoséländische Mannschaft besteht wie immer...äh...aus Leuten, die niemand kennt. Man hat vorher gelost, wer in die Mannschaft kommt. Deshalb ist gerade ein Säugling an der Spitze und ein Mann im Koma ist Torwart.
Kipping: Jeder hat ein Anrecht darauf, Spieler zu sein.
Gauck: Müssten Sie das nicht gendern?
Kipping: Da die Nationalmannschaft nur aus Männern besteht, nein. Eigentlich wäre aber eine Multigendermannschaft echt cool.
Gauck: Erlaubt Gott das überhaupt?
Kipping: Sie sind der Priester. Sagen Sie es mir.
Gauck: ...nein.
03. Minute
Gauck: Wer ist eigentlich der Schiedsrichter der heutigen Partie?
Kipping: Es sind Grenzsoldaten der DDR.
Gauck: ...bitte was?
Kipping: Die habe ich günstig beim Flohmarkt erworben und ich wollte die schon immer mal in Aktion sehen. Die sollen die Grenze im Mittelfeld sichern.
Gauck: Grenze sichern? Haben Sie vorhin nicht noch etwas von Internationalismus und No Border, no Nation gelabert?
Kipping: Natürlich. Aber das hier ist ein Fußballspiel. Da kann man auch mal die Sau rauslassen.
Gauck: Mir scheint, Sie haben doch noch ein bisschen SED-Blut in sich drin.
Kipping: Nur, weil ich in Dresden geboren wurde?
Gauck: Ah, im Tal der Ahnungslosen. Das erklärt einiges.
06. Minute
Gauck: Die DDR-Grenzsoldaten sichern jetzt erst einmal die Grenze.
Kipping: Na klar, das ist ja auch ihr Job.
Gauck: Ihr Job da unten ist es, Schiedsrichter für die Partie zu sein und nicht, die Grenze zu befestigen...Moment, die bauen ja eine Mauer! Wie sollen die denn jetzt Fußball spielen?
Kipping: Na ja, Sie sind doch derjenige, der dauernd was von Freiheit labert, also gehen Sie doch da runter und halten Sie eine Rede gegen die Mauer, damit hier Fußball gespielt werden kann.
Gauck: Vielleicht später. Ich muss erst einmal die Linkspartei beschimpfen. Die Linkspartei mag ich nicht.
Kipping: ...was für eine Beschimpfung war das denn?
Gauck: Level Die DDR war ein Rechtsstaat.
08. Minute
Kipping: Ein franzoséländischer Spieler - hat er da etwa ein Hackbeil in der Hand? Ist er Metzger? - hat nun den Ball und versucht, an der Grenze vorbei auf die andere Seite des Spielfeldes zu kommen, um ein Tor zu schießen.
Gauck: Die DDR-Grenzer verstehen aber keinen Spaß. Die werden ihn sicherlich nicht durchlassen.
Kipping: Unser Metzger hat ein Besuchsvisum und er kann rüber! Und die saphirische Nationalmannschaft ist so perplex, dass der Metzger jetzt ungehindert ein Tor schießen kann! 1:0 für das Franzoséland und die sofortige Ausweisung aus der saphirischen Hälfte!
Gauck: Warum?
Kipping: Vielleicht, weil man es nicht so gerne gesehen hat, dass der Metzger sein Beil ins Publikum geworfen hat.
Gauck: Er hat WAS!?
Kipping: Na ja. Freiheit des Menschen.
Gauck: Moment. Ich bin derjenige, der immer über Freiheit redet.
11. Minute
Gauck: Saphira stellt sich nun direkt vor die Grenze und fordert ebenfalls Visa für die andere Seite, doch der DDR-Grenzschutz weißt sie alle ab.
Kipping: Richtig so. Wer kein Visum hat, soll auch nicht ausreisen.
Gauck: Frau Kipping, Sie erstaunen mich immer wieder! Was ist denn mit Flüchtlingen aus dem Ausland?
Kipping: Ich bitte Sie. Rein können sie alle, das ist doch klar. Egal, aus welchem Land. Aber raus ist ja wohl eine andere Sache. Wir wollen Immigration, aber nicht......äh...Exigration? Also, Auswanderung. Ist ja wohl ganz klar, was ich meine. Braindrain und so was.
Gauck: Wer klug ist, wandert auch aus, um seinen Horizont zu erweitern.
Kipping: Als ob sich der Horizont erweitern ließe. Der ist immer am Rande des Sichtbaren.
Gauck: Frau Kipping, Sie sind mir ein Rätsel.
13. Minute
Kipping: Oh Gott, die 13! Lassen wir uns die überspringen.
14. Minute
Gauck: Und da steht es 1:1 unentschieden.
Kipping: Was? Warum? Ich habe nicht hingesehen!
Gauck: Die Grenzschützer waren anscheinend auch abergläubig...
Kipping: Wieso auch?
Gauck: ...und haben für kurze Zeit nicht aufgepasst. Das hat Saphira genutzt, um ein Tor zu schießen. Franz Schnell war der Schütze. Ich brauche ja nicht zu erwähnen, wie. Ist einfach so.
Kipping: Das kann nicht angehen, das darf nicht. Das ist ein klarer Regelverstoß!
Gauck: Tja. Schaut man einmal nicht hin, tanzen einem die Leute auf der Nase herum. Und das mündet nachher in Terrorismus. Das darf nicht sein, da muss man ordentlich überwachen können.
Kipping: ...Herr Gauck?
Gauck: Ja?
Kipping: Haben Sie gerade wirklich Überwachung gerechtfertigt?
Gauck: Die Freiheit muss geschützt werden, wird aber durch Terrorismus eingeschränkt. Wenn wie den BND nicht schalten und walten lassen, wie sie wollen, bekommt Terrorismus die Überhand.
Kipping: Das habe ich ja noch nie von Ihnen gehört!
Gauck: Hören Sie, wenn ich gegen Überwachung wäre, würde ich da auch viel öfter was gegen sagen. So wie gegen die Linkspartei. Sehen Sie? Die Linkspartei...auf die komme ich absolut nicht klar!
18. Minute
Gauck: Deshalb habe ich auch einen Freund von mir mitgebracht.
Biermann: Ich bin Wolf Biermann und ich bin hier, um zu singen.
Kipping: Das hoffe ich auch. Gedenkveranstaltungen sollten nicht für Politik missbraucht werden.
Biermann: Was soll denn der elende Rest der SED hier?
Kipping: Ich habe es schon Ihrem Pastorfreund Herrn Gauck erklärt: Als ich überhaupt erst das Alter hatte, in eine Partei einzutreten, hab es die SED gar nicht mehr.
Biermann: Sie sind halt in die Nachfolgepartei eingetreten. Na und? Ist doch dasselbe. (Highfive mit Gauck.) Und nun singe ich.
Gauck: Und ich höre wohlwollend zu. (Biermann singt wie kein Zweiter)
Kipping: Gut, vielen Dank.
Biermann: Haben Sie schon genug? Ich habe noch viel mehr, was ich spielen kann.
Kipping: Bekämpfen Sie lieber wieder das Unrecht der Welt. In Nordkorea gibt's zum Beispiel auch eine Mauer. Die kann eingerissen werden. (Biermann ab.)
21. Minute
Kipping: Das Franzoséland macht nun einen erneuten Versuch und schießt den Ball weeeeiiit über die Mauer.
Gauck: Aber Saphira pariert und haut den Ball volley wieder rüber.
Kipping: Und ein Franzosé baggert den Ball förmlich wie einen Volleyball. Ich glaube, der war mal Volleyballspieler.
Gauck: Ein DDR-Unrechtsstaatsgrenzschutzpolizist...
Kipping: Was ein Neologismus!
Gauck: ...verhaftet mit ein paar DDR-Unrechtsstaatsgrenzschutzpolizistkolleginnen...
Kipping: Geht's noch extremer?
Gauck: ...und DDR-Unrechtsstaatsgrenzschutzpolizistkollegen...
Kipping: Auch noch gegendert!
Gauck: ...den DDR-Unrechtsstaatsgefangenen wegen DDR-Unrechtsstaatsgefangenenhandball.
Kipping: DDR-Unrechtsstaatsgefangenenhandball? Warum sagen Sie nicht einfach Handspiel?
Gauck: Die DDR war ein Unrechtsstaat. Und darauf kann man nie genug hinweisen.
Kipping: ...aha?
24. Minute
Kipping: Na ja. Und jetzt?
Gauck: Das Franzoséland ist dezimiert. Aber die friedliche Revolution lässt sich nicht aufhalten.
Kipping: Was für eine Revolution? Die Franzosén hauen den Ball immer wieder gegen die Mauer, weil sie den Ball einfach nicht hoch genug schießen können.
Gauck: Vielleicht brauchen sie ein wenig Terrorismus.
Kipping: Sie erstaunen mich immer wieder aufs Neue.
Gauck: Terrorismus wird benötigt, um Überwachung zu rechtfertigen, die Terrorismus abhält. Und je mehr Widerstand sich gegen die Überwachung regt, desto mehr Terrorismus brauchen wir, denn Tourismus rechtfertigt Überwachung.
Kipping: ...haben Sie gerade Tourismus gesagt?
Gauck: Das ist ein Synonym.
27. Minute
Gauck: Seht mal, wer sich zu Saphira dazugesellt hat!
Kipping: Wolf Biermann ist doch gar kein zugelassener Spieler der saphirischen Nationalmannschaft!
Gauck: Das sehen die DDR-Unrechtsstaasgrenzschutzpolizistinnen und...
Kipping: Ersparen Sie uns das bitte.
Gauck: Ich dachte immer, Sie sind für ein Gendern?
Kipping: Ja, aber Sie machen es albern.
Gauck: Na und? Wollen Sie mir etwa die Freiheit nehmen, zu sagen, was ich will? Das ist unerhört! Wir sind in einem Land der Freiheit...
Kipping: Wie eingangs erwähnt, wir sind gerade in zwei verschiedenen Ländern.
Gauck: Wir sind in zwei Ländern der Freiheit und in diesen darf ich sagen, was ich will! Sie können meine Redefreiheit nicht einschränken!
Kipping: Beschränkt die Einschränkung Ihrer Freiheit nicht meine Freiheit, zu tun und zu lassen, was ich will?
Gauck: Freiheit kann so lange ausgeübt werden, solange sie nicht die Freiheit von anderen beschneidet.
Kipping: Das heißt, wenn ich an einer roten Ampel stehe, ist das eine unangemessene Einschränkung meiner Freiheit, wiel jemand anderes grün hat und damit mehr Freiheit besitzt als ich?
Gauck: Bullshit.
Hippiephilosoph: Lasset die Frage freien Lauf! Löst euch von gesellschaftlich-philosophischen Fragen und lasst die Antwort zu uns kommen!
Gauck: Wie kommt der eigentlich schon wieder hier rein!?
31. Minute
Gauck: Sieht so aus, als kämen dieses Mal...
Reagan: Mrs. Kipping, tear down this wall!
Kipping: Was? Aber ich habe die doch gar nicht aufgebaut! Wo kommt Reagan überhaupt her!?
(Gauck kriegt sich nicht mehr ein.)
33. Minute
Gauck: Mittlerweile geht Saphira dazu über, Stalinorgeln zu bauen, um die Mauer einzureißen.
Kipping: Gewalt hat noch nie weitergeholfen.
Gauck: Ich mag Sie nur einmal an 1953 erinnern.
Kipping: Da war ich noch nicht geboren, das brauche ich nicht zu berücksichtigen...OH MEIN GOTT, in der Westkurve ist ein NAZI!
Gauck: Die Nazis müssen Sie nicht beachten, die sind entstanden, da waren Sie noch gar nicht geboren.
Kipping: Als ob alles in Stein gemeißelt wäre, was ich sage!
Gauck: Ah, Politiker. Die Wendehälse schlechthin.
36. Minute
Gauck: Das Franzoséland versucht nun...ja, was eigentlich?
Kipping: Sie versuchen, die GrenzpolizistInnen zu bestechen.
Gauck: Die DDR-Unrechtsstaatsgrenzschutzpolizistinnen und...
Kipping: Verschonen Sie uns!
Gauck: Ich bin Präsident der Freiheit, Sie verbieten mir nicht meine Redefreiheit. Ich musste mir meine Freiheit stark erkämpfen und ich lasse nicht zu, dass man mir die Freiheit wieder nimmt!
Kipping: Warum unterstreichen Sie immer das Wort Freiheit und setzen interne Links zu dem Artikel?
Gauck: Freiheit ist wichtig. Und Sie unterstreichen das Wort ja auch immer.
Kipping: Welches Wort?
Gauck: Freiheit.
Kipping: Freiheit ist ja auch wichtig. Aber den internen Link kann man lassen. Mittlerweile sollte jeder den Artikel besucht haben.
Stimme aus dem Off: Schluss damit, ihr könnt nachher gerne weiterphilosophieren!
Hippiephilosoph: Lösen Sie sich von philosophischen Fragen!
Stimme aus dem Off: Verschwinde aus dem Off!
40. Minute
Kipping: Saphira versucht nun, mit der Stalinorgel die Mauer niederzuschießen.
Gauck: Uuuuund die Stalinorgel wurde beschlagnahmt.
Kipping: Das ist Unrecht!
Gauck: So wie die DDR?
Kipping: Halten Sie den Mund!
Gauck: Redefreiheit!
42. Minute
Gauck: Tja, und damit geht eine gewisse Lethargie einher. Die Franzosén haben es mittlerweile aufgegeben, die DDR-Unrechts...
Kipping: Skip!!
Gauck: ...zu bestechen.
Kipping: Unbestechlich und dem Land loyal.
Gauck: Wobei ich mich jetzt ja gerade frage, warum DDR-...
Kipping: Möp.
Gauck: ...die Grenze zwischen Port Trodogne und Transvestitien sichern.
44. Minute
Kipping: Och, na toll. Sehen Sie, was Sie angerichtet haben? Jetzt sind die GrenzpolizistInnen völlig verwirrt und stellen ihre eigene Existenz infrage.
Gauck: Toll!
Kipping: Finde ich gar nicht toll, die haben eine Sinnkrise.
Gauck: Riecht nach Halbzeit. 1:1 also in dem spannenden Spiel zwischen Saphira und dem Franzoséland! Und die Mauer steht wie eine Wand.
Kipping: Äh...
Halbzeitpause
Gauck: Ich könnte jetzt etwas zu Essen vertragen. Was wird denn auf dieser Seite des Stadions serviert?
Kipping: Thüringer Rostbratwurst. Mit Feuer einer Drachenbrut gebraten. Soll ich Ihnen eine mitbringen?
Gauck: Igitt! Die wurde doch sicher unter Einfluss eines linken Unrechtsregimes produziert. Nein danke! Nicht, dass die mich noch vergiften wollen.
(Kipping ab)
Gauck: Da denkt man, man ist in einem freien Land und besitzt die Freiheit, sich sein Essen auszusuchen und am Ende hat man doch wieder nur eine Möglichkeit dank der kommunistischen Planwirtschaft. Wie früher...
Nach einem zehnminütigen Monolog Gaucks über Freiheit erscheint Kipping wieder, in ihrer Hand eine zur Hälfte aufgegessene Thüringer Rostbratwurst.
Kipping: Mmh, echt lecker! Wollen Sie mal beißen?
Gauck: Um Himmels Willen, nein!
Kipping: Selbst schuld. Das war übrigens die letzte. Der nette Herr in Schwarz hinter mir in der Schlange, der vom Verfassungsschutz zu meiner Überwachung abgestellt ist, hat keine mehr bekommen.
Gauck: Planwirtschaft, sag ich doch.
Zweite Halbzeit
46. Minute
Gauck: Die Mannschaften haben sich wieder auf dem Spielfeld eingefunden. Allerdings haben die DDR-Unrechtsstaatsdingens den Teams verboten, die Grenze zu überqueren. Der traditionelle Seitenwechsel zur Halbzeit fällt heute also aus.
Kipping: Gut so! Wo kämen wir denn da hin? Wir sind hier doch nicht bei der SPD! Seitenwechsel, sowas...
Gauck: Ich sehe gerade: Einer hat es doch geschafft, die Seiten zu wechseln. Wolf Biermann ist in der Pause in die falsche Kabine gegangen und wurde anschließend von den DDR-UnrechtsstaatsgrenzschützerInnen an der Wiedereinreise ins saphiranische Team gehindert. Deshalb spielt er jetzt für das Franzoséland, das dem Gegner somit zahlenmäßig wieder ebenbürtig ist.
48. Minute
Gauck: Die Saphiraner versuchen immer noch, die Mauer zu überwinden. Shin Gen-
Kipping: (verschlingt den letzten Bissen ihrer Wurst) Boah, ich sag doch, dass ist Bratwurst! Nix Schinken hier...
Gauck: So heißt der Herr eben. Ich bitte Sie, niemanden aufgrund seines Namens zu diskriminieren!
Kipping: Wenn Sie nicht so nuscheln würden, könnte ich Sie auch besser verstehen.
Gauck: Das ist eine Unverschämtheit! Sie wollen mich doch nur unterdrücken und mir meine Redefreiheit rauben, genau wie Ihre Vorgänger in der Unrechtsstaatspartei SED im Unrechtsstaat DDR!
Kipping: Die DDR war kein Unrechtsstaat, nur ein Staat mit Unrecht!
Gauck: Ach lassen wir die Diskussion. Wo war ich stehengeblieben?
Kipping: Schinken!
Gauck: Stimmt, danke! Shin Gen versuchte eben, den Ball an der Mauer vorbeizuzirkeln, traf dabei aber nur die Zuschauer auf der Haupttribüne.
51. Minute
Kipping: Unter den GrenzschützerInnen-
Gauck: DDR-Unrechtsstaatsgrenzschützerinnen und DDR-Unrechtsstaatsgrenzschützer bitte! So viel Zeit muss sein!
Kipping: Wie auch immer. Die Uniformierten beraten über verschärfte Sicherheitsvorkehrungen um zu verhindern, dass Bälle die Mauer überqueren oder umgehen. Anscheinend geht bereits eine Bestellung an einen Waffenlieferanten raus.
53. Minute
David Hasselhoff: I've been looking for freedom!
Kipping: Was macht der denn hier?
Gauck: Ich vermute, er sucht die Freiheit. Ich war mal so frei, ihn einzuladen, um die Stimmung etwas aufzulockern.
Kipping: Na solange er nur singt und nicht gegen die Linke hetzt, soll es mir recht sein.
Biermann: Ha! Sehen Sie? Links, rechts, das ist denen ganz egal. Sie sind reaktionär, nichts anderes, Sie rothaarige Drachenbrut! Früher hätte man Sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt! (verschwindet wieder auf's Spielfeld)
Tomás de Torquemada: Hat hier jemand den Großinquisitor gerufen?
Gauck: Nein, die Hexenverfolgung hat nur am Rande etwas mit der Inquisition zu tun. Eigentlich waren Sie sogar gegen Hexenverfolgungen.
Tomás de Torquemada: Schade. (ab)
57. Minute
Gauck: Die Franzosén versuchen unterdessen, eine Ramme zu bauen, um die Mauer niederzureißen. Können Sie erkennen, was Saphira macht?
Kipping: Die haben gerade erklärt, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer einzureißen. Sie scheinen mit dem 1:1 zufrieden zu sein.
Gauck: Die reinste Mauertaktik, wenn Sie mich fragen. Genau wie früher. Da haben wir-
Kipping: Ich frage Sie aber nicht!
60. Minute
Gauck: Jetzt kommt ein DHL-Bote auf das Spielfeld und übergibt den DDR-Unrechts-
Kipping: Ja doch! Ist ja gut!
Gauck: ...eine Waffenlieferung aus Deutschland.
Kipping: Ich bin schon immer gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete!
Gauck: Ja, finde ich auch nicht so prickelnd. Es sei denn, die Krisengebiete zahlen Geld dafür. Wie sagte einer meiner Vorgänger so schön? Wir führen Kriege für unsere Wirtschaft.
Kipping: Nicht für die Freiheit?
Gauck: Doch, eigentlich schon für die Freiheit. Aber wer kein Geld hat, kann in unserer Welt auch nicht frei sein. Deshalb führen wir die Kriege, damit wir Geld bekommen, damit wir frei sind.
Kipping: Und was ist mit den Leuten, die mit unseren Waffen getötet werden?
Gauck: Die erreichen die absolute Freiheit im Himmel. Natürlich nur, wenn sie evangelisch und gläubig waren.
Hippiephilosoph: Löset euch von dem Leben!
Stimme aus dem Off: Raus aus der Leitung!
65. Minute
Gauck: Die einem DDR-Unrechtsregime angehörenden DDR-Unrechtsgrenz...
Kipping: Naja, Unrecht aber auch nur, weil die Wahlen vielleicht nicht so ganz rechtens abliefen. Aber sonst war auch vieles gar nicht mal so schlecht in der DDR!
Gauck: ...haben ihre Pakete ausgepackt und die Mauer mit Selbstschussanlagen ausgerüstet. Die Franzosén, auf ihre Freiheit bedacht, wie immer...
Kipping: Die ewigen Revoluzzer!
Gauck: ...versuchen jetzt erneut, einen Ball über die Mauer zu befördern. Die Saphiraner verteidigen ihr Tor schon gar nicht mehr, weil sie auf die Undurchlässigkeit der Mauer vertrauen.
68. Minute
Gauck: TOR! Saphira geht 2:1 in Führung!
Kipping: Was? Wie das denn? Ich habe auf dieser Seite der Mauer gar nichts davon mitbekommen.
Gauck: Ein Spieler Franzosélands hat beim Versuch, den Ball über die Mauer zu befördern, gegen die Mauer geschossen. Von dort aus sprang der Ball dann ins eigene Tor.
Kipping: Die Saphiraner haben noch nichts bemerkt. Doch, jetzt wird der Treffer auf der Anzeigetafel gemeldet. Durch das gleichgeschaltete Fernsehen empfängt die saphiranische Mannschaft die Nachricht über ihre erneute Führung!
Gauck: Ich bitte Sie. „Führung“, das klingt so veraltet. Sagen wir doch lieber „Präsidentschaft“.
72. Minute
Gauck: Die Franzosén haben ihre Arbeiten mittlerweile abgeschlossen.
Kipping: Was soll das denn sein?
Gauck: Anscheinend haben sie aus alter Gewohnheit anstatt einer Ramme eine Guillotine gebaut. Ob ihnen das weiterhilft gegen eine Mauer? Naja, jeder hat die Freiheit, zu bauen, was er will, solange er niemanden dabei in seiner Freiheit einschränkt.
Kipping: Wäre „Kopf ab“ keine erhebliche Einschränkung der Freiheit?
Gauck: Die Spieler des Franzosélands müssen ihre Guillotine ja nicht benutzen. Wobei... die Freiheit dazu hätten sie ja. Ach, das wird mir hier alles zu kompliziert!
75. Minute
Gauck: Die Équipe gibt nicht auf. Trotz des gerade erlittenen Rückschlages versuchen sie weiterhin, den Ball über die Mauer zu befördern, ungeachtet der Tatsache, dass diese mittlerweile bewaffnet ist.
Kipping: So eine Mauer muss man ja auch schützen. Wobei das mit den Waffen wirklich blöd ist. Wir sind ja für die Bekämpfung bewaffneter Konflikte ohne Waffen.
Gauck: Sie wollen den Menschen also ihre Freiheit nehmen, sich gegenseitig mit Waffen zu bekämpfen? Unerhört!
Amerikanischer Redneck: Exactly! What ich schon immer sage: Gegen Waffen helpen nur more Waffen!
Kipping: Mir sind hier eindeutig zu viele Leute unterwegs (schaut sich im Studio um)
David Hasselhoff, Tomás de Torquemada, Ronald Reagan, Verfassungsschützer, Hippiephilosoph: WAS DENN?
Stimme aus dem Off: Raus hier, alle!
79. Minute
Kipping: Nachdem uns unsere Redaktion aus der Reporterkabine geworfen hat, stehen wir jetzt direkt neben der Mauer, auf der saphiranischen Hälfte des Spielfeldes.
Gauck bekommt einen Ball an den Kopf. Von dort aus fliegt der Ball ins saphiranische Tor.
Gauck: TOR! Ich meine: Aua! Wie kommt der denn über die Mauer? Ich dachte, die hätten da Waffen montiert!
Kipping: Ja, Waffen aus Deutschland, aus den Restbeständen der Bundeswehr. Die funktionieren eben nur manchmal und nur, wenn man sie lieb bittet.
Gauck: Redaktion? Ich will wieder in die Kabine!
Kipping: Zu viel Freiheit hier draußen?
Gauck: Ach schweigen Sie doch!
Kipping: Wollen Sie etwa meine Redefreiheit einschränken?
Gauck: Lasst mich doch alle in Ruhe! Es steht übrigens 2:2!
82. Minute
Gauck: Wir sind zurück in der Reporterkabine.
Kipping: Dem Herrn war es in der Freiheit zu kalt.
Gauck: In meiner bescheidenen kleinen Residenz ist es deutlich angenehmer als hier.
Kipping: Das Franzoséland droht mittlerweile mit einem Streik, falls die Mauer nicht beseitigt wird.
Gauck: Streik? Die wollen hier alles lahmlegen? Da muss schnellstens ein Gesetz dagegen her!
Kipping: Sie wollen doch nicht etwa die Streikfreiheit einschränken? Und was würde ein Streik jetzt noch groß ändern? Die Spieler können doch sowieso nichts machen, solange die Mauer steht.
Gauck: Einschränken ist so ein hartes Wort. Das ist eigentlich genau wie mit der Überwachung: Manchmal muss man die Freiheit einzelner nicht übertreiben, damit man am Ende wieder mehr Freiheit herausbekommt.
Kipping: Und deshalb habe ich als gewählte Politikerin einen Verfassungsschützer, der mich überwacht?
Gauck: Sie sind immerhin Mitglied in der Nachfolgerin der DDR-Unrechtseinheitspartei SED. Nur, weil Sie in einer Nicht-Unrechtswahl gewählt wurden, heißt das nicht, dass Sie nicht nicht nicht unrechtmäßig- Was wollte ich jetzt nochmal sagen?
Kipping: Irgendwas mit Freiheit und Unrecht wahrscheinlich.
85. Minute
Kipping: Was machen die ganzen Bauarbeiter rund um das Stadion hier eigentlich?
Gauck: Die graben einen Tunnel, um die Grenze unterirdisch weiterzuführen. Trodogne 42 heißt das Projekt. Zuerst wird ein Tunnel gebaut und anschließend wird in diesem Tunnel eine Mauer errichtet.
Kipping: Hat da jemand zu viel Oettinger getrunken?
87. Minute
Gauck: Die Équipe berät immer noch, wie man die Mauer zu Fall bringen könnte, während sich die Saphiraner bereits Bananen verspeisend zurücklehnen und auf die Stabilität des Bauwerks vertrauen.
Kipping: Ob man ihnen vielleicht sagen sollte, dass sie bei unentschiedenem Spielstand nach 90 Minuten in die Verlängerung und gegebenenfalls ins Elfmeterschießen müssen?
Gauck: Ach, man muss den Leuten auch nicht alles sagen. Zu viel Information kann einen auch in seiner Freiheit einschränken.
Kipping: Ach?
Gauck: Ja glauben Sie denn, ich würde den Leuten alles sagen? Ich habe den Linken doch auch nicht gesagt, dass sie die Drachenbrut, die Nachfolger der Unrechtsstaats-DDR-Unrechtseinheitsunrechtspartei SED sind, als ich bei meiner Präsidentschaftskandidatur um ihre Stimmen gebettelt habe. Man darf den Leuten nur so viel sagen, dass sie das machen, was das beste für sie ist. Und das wissen sie leider oft nicht selbst, deshalb haben wir ja Politiker, Konzerne und die BILD-Zeitung.
89. Minute
Es beginnt mit einem kleinen Rumpeln, jetzt fängt das ganze Stadion an, zu beben.
Kipping: Was ist das?
Gauck: Weiß ich nicht, aber es fühlt sich an wie Sigmar Gabriel, wenn es Rib-Eye-Steaks in der Kantine gibt.
Die Mauer beginnt, zu bröckeln. Einzelne Steine fallen heraus.
Gauck: Die DDR-UnrechtsstaatsgrenzschutzsoldatInnen sind verwirrt und versuchen herauszufinden, wer da ihre Mauer beschädigt. Währenddessen haben die Saphiraner erschrocken ihre Bananen zur Seite geworfen und betrachten das Spektakel. Die Spieler des Franzosélands schauen auch leicht verwirrt nach oben.
Kipping: Sie stürzt ein!
Gauck: In der Tat! In der Mitte des Spielfeldes tut sich ein Graben auf, die Mauer bricht zusammen.
Kipping: Diese Tunnelgräber! Ich habe gleich gesagt, dass das eine Schnapsidee ist! Sowas hätte es unter der SED- pardon, unter der Linkspartei nicht gegeben!
Gauck: Die Mauer fällt!
Mit donnerndem Getöse stürzt die Mauer ein.
Gauck: Die Mauer ist gefallen! Ein Feiertag für die ganze Welt! Freiheit! Und TOR!!! Das Franzoséland geht mit 3:2 in FührungPräsidentschaft!
Kipping: Wie ging das denn?
Gauck: Wolf Biermann hat sich beim Fall der Mauer kurzerhand den Ball geschnappt und ins saphiranische Tor befördert. Die Mauertaktik der Saphiraner hat nicht funktioniert!
90. Minute
Kipping: Während sich der Opa neben mir freut wie ein kleines Kind, versucht Saphira, einen Anstoß auszuführen. Das gestaltet sich aber schwierig, weil diese kapitalistischen Arbeiter die Mittellinie des Stadions ja zu einem 20 Meter tiefen Graben umfunktioniert haben. Jetzt kickt Centero den Ball einfach über den Graben, in der Hoffnung, hier in der letzten Minute noch den Ausgleich zu erzielen. Doch der franzoséländische Torwart, der aussieht wie ein Bäcker-
Gauck: Das sind Franzosén, die haben immer ein Baguette dabei.
Kipping: Der hat auf jeden Fall den Ball gefangen und trägt ihn jetzt zur Guillotine. Was machen die Franzosén denn jetzt?
Gauck: Nach französischem Brauch gehört zu jeder Revolution auch eine ordentliche Enthauptung mittels Guillotine.
Kipping: Der Torwart legt den Ball in die Guillotine. Der Metzger betätigt diese und zerteilt damit den Ball.
Gauck: Die DDR-Unrechtsstaats-
Kipping: Das reicht doch für heute...
Gauck: ...stehen da etwas ratlos. Aber ohne Ball kann man schlecht weiterspielen. Ich würde sagen: Die Luft ist hier raus, die Mauer ist gefallen, das Spiel ist zu Ende! Das Franzoséland besiegt Saphira mit 3:2 und steht im Viertelfinale der UM 2014! Und damit verabschiede ich mich von den Zuschauern an den Empfangsgeräten. Machen Sie es gut, wählen Sie nicht die Linke und genießen Sie Ihre Freiheit, solange Sie noch welche haben! (verlässt das Studio)
Kipping: Boah, hier stinkt's. Ich glaube, der Opa hat zum Abschluss noch einen ordentlichen Wind of Change fahren lassen. Ich bin auch weg hier. Tschüss!
Équipe nationale (Franzoséland) |
Achtelfinale der UM 2014 | Nationalmannschaft Saphira (Saphira) | |
09.11.2014, Port Trodogne Zuschauer: Vorhanden |
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