Spreubier

Als Spreubier bezeichnet man in der alkoholisierten Getränkekunde gemeinhin jedes Bier, das nicht zu gefallen weiß, etwa weil es ungebührlich schäumt und trotzdem nicht prickelt, weil es einfach nur scheußlich schmeckt, pelzig am Gaumen klebt und nur widerwillig den Weg durch die Speiseröhre antritt, um sich anschließend aber schlagartig in der Blase einzufinden, ohne auch nur einen einzigen Tropfen Alkohol im Körper hinterlassen zu haben.

Herstellung

Premium-Spreubier: extra dünn

Da kein Hersteller selbst zugibt, Spreubier zu verkaufen, kann nur spekuliert werden. Hochprozentige Expertenmeinungen stimmen darin überein, dass Spreubier stets aus der namensgebenden Spreu gebraut wird, also den beim Dreschen von Getreide abfallenden Spelzen und Hülsen, Grannen, Samenhüllen und Stengelteilen. Das Gespülze wird zusammen mit dem Grachel und dem Sprengel in lauwarmes Regenwasser gekippt und der natürlichen Gärung überlassen, bis eine trübe Suppe entstanden ist. Diese wird durch halbherziges Aussieben vom gröberen Treibgut befreit, da einerseits Spranz und Spurgel in der Bierflasche auch beim unbedarfteren Trinker Misstrauen erwecken, und weil alter Graddelspunz andererseits durchaus zur weiteren Bierproduktion wenigstens nicht schlechter geeignet ist als frischer. Das Spreubier ist somit als einziges Erzeugnis überhaupt zugleich Rohstoff und Abfallprodukt seines eigenen Herstellungsprozesses, was ihm allerdings kaum zum Vorteil gereicht.

Damit ist das Spreubier auch schon fertig – leider. Aroma hat sich keines entwickelt, Alkohol nur viel zu wenig und die gelblich braune Färbung weigert sich auch beharrlich, die eigentlich übliche Goldigkeit zu verströmen. Eigentlich sucht man alles vergebens, was über muffige Matschigkeit hinausgeht.

Banales

Obwohl weitgehende Einigkeit über die Definition des Spreubierbegriffs besteht, gehen die Meinungen darüber weit auseinander, welches Bier denn Spreubier ist und welches nicht.

Im Allgemeinen gilt immer das Bier, das in der jeweiligen Heimatstadt gebraut wird, dem Kenner selbst dann als exzellent, wenn es in allen anderen Teilen der Welt als widerwärtige, selbst im größten Notfall keineswegs trinkbare Brühe verschrien ist. Dieser Umstand ist einerseits dem Lokalpatriotismus geschuldet, andererseits ist man als Bewohner einer Brauereistadt natürlich von Kindesbeinen an mit dem Heimatbier vertraut und weigert sich deshalb möglicherweise trotz später erlangter Erkenntnis, dieses als labberiges Gesöff zu betrachten, und obwohl die Zunge und mit ihr der ganze Körper nach einem leckeren Flens schreit, hängt das Herz des Kölners doch am Kölsch; ein Dilemma, das zu Tränen rührt.

In Städten und Ortschaften, die selbst kein Bier brauen, existiert solch einigendes Verbundenheitsgefühl nicht und so ist die Vielfalt der Zuordnungen weit gefächert. Mitunter widersprechen sich schon die Auffassungen direkt benachbarter Stammtische ganz erheblich und so manche Prügelei entsteht gar zur Klärung der Frage, ob man Beck's ausscheidet, nachdem man Öttinger getrunken hat – oder umgekehrt. Jedes Wochenende dasselbe Theater, obwohl die salomonische Lösung eigentlich auf der Hand liegt: beides trifft zu! („Pipituum mobile“)


Zu viel davon
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