Straffzettel

Der Straffzettel ist nicht nur ein zusammengesetztes Substantiv mit numerus und kasus, ein Straffzettel ist auch ein "Ablassbrief" für kleinere Sünden. Wesentlich für Entstehung und Entwicklung des Straffzettels ist die "ontologische Wende der Hermeneutik" oder vereinfacht ausgedrückt: die Wirkung der Sprache auf das Sein.

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Vorläufer des Straffzettels: Ein Original aus dem Mittelalter.

Wortherkunft und Exegese (philosophische Hermeneutik)

Das Sehnen nach Wahrheit

Die ersten Hinweise auf Straffzettel entstammen dem Mittelalter. Die Gründe für dieses späte Auftauchen werden nach dem Studium entsprechender philosophischer Werke deutlich: Dank Hans-Georg Gadamer wissen wir, dass Sprache einen Einfluss auf die Wahrheit hat . Und im Mittelalter regte sich in Europa zwischen Päpsten, Gegenpäpsten, Druiden und der Pest ein unbändiger Drang nach Sekurität. Zudem wurden die ersten Verkehrsregeln eingeführt und der Versuch der damaligen Regulationsbehörden mit geschriebenem Wort Fakten zu schaffen, fiel auf denkbar fruchtbaren Boden, denn dort, genau auf diesem Boden, lag die nach einer einfach zu verstehehnden Wahrheit lechzende Bevölkerung.
Diese Wahrheit brachte in geschriebener Sprache der Straffzettel, mit dem erstmals gleichzeitig erkannt, gerichtet und gesühnt wurde! Eine Wahrheit zum Anfassen; klar, deutlich, vergebend und von tadelloser Glätte, welche Haut und Seele beruhigen konnte.

Die Geburtsstunde des Straffzettels und seine Abgrenzung zum Ablassbrief

Der bedeutendste Reformator der Verkehrsregulation war Martin Luther. Martin Luther wirkte um 1500 herum, also noch haarscharf im Mittelalter, was ja bekanntermaßen eine Erfindung ist (siehe Geschichtsklitterung). Das Mittelalter war aber auch die Blütezeit des Ablasshandels. Für Verstöße gegen die 10 Gebote konnte man damals die beim jüngsten Gericht zu erwartende Strafe schon zu Lebzeiten begleichen. Am besten mit Gold (immer noch angenehmer als Fegefeuer). Hierzu wurden von der Katholischen Kirche sogenannte Ablassbriefe erteilt.

Ablassbrief. Nicht straff!

Luther erkannte nun, dass (erstens) die 10 Gebote als Sündenkatalog nicht mehr ausreichend waren, denn häufig gab es Konflikte im Verkehr zu regeln (Dort stießen zwei Eselskarren zusammen und hier zwei Ochsenfuhrwerke, wo anders kollidierte ein Ochsengespann mit einem Handwagen und wieder wo anders wurde ein Bischof unter einer Wanderhure begraben) und zweitens waren die Ablassbriefe total zerknittert! Luther dachte sich etwas anderes, genau Gegensätzliches (Gegenthese) aus. Den "Straffen Zettel"! Und der Straffzettel würde ausschließlich Bußen für kleine Sünden innehaben, denn genau das hatten Luther und Papst Innozenz vereinbart. Der Vatikan sollte für die großen, Eisleben und Wittenberg für die kleinen Sünden zuständig sein.

Luther hatte schnell kleine Sünden identifiziert. Es ging ihm um die beschriebenen Unachtsamkeit im Straßenverkehr aber auch um Ähnliches, wie das Rotzen auf Fahrbahnen, öffentliches Pissen und das Beschmieren von Telefonzellen. Daneben waren natürlich noch viele weitere kleine Sünden bekannt aber die wurden von Luther häufig selbst begangen (z.B. Mundraub, Furzen, Saufen und die Hurerey (wie man damals sagte)), so dass er schön blöd gewesen wäre, diese unter Buße zu stellen. Mit dem Straffzettel wurden somit Verkehrs- und andere Ordnungsvergehen angeprangert und gerichtet sowie durch den auf dem "Straffen Zettel" vermerkten Geldbetrag etwas später gesühnt.

Ältere Vergangenheit (Umschwung )

Die Straffzetteley war bis zum Versailer Vertrag aus dem November 1918 ein einträgliches Geschäft der Evangelischen Kirche; doch sah sich der Deutsche Staat nach dem Verlust des Ersten Weltkrieges gezwungen, seine eigenen Interessen mit diesem Geschäft zu verweben: Aufgrund der Reparationszahlungen an die Franzosen musste Deutschland das Straffzettelpatent der Evangelischen Kirche auslaufen lassen und auf die Siegermächte übertragen (und auf den Deutschen Staat, man wollte ja selbst auch ein gutes Geschäft machen). Der Evangelischen Kirche sprach man im Gegensatz die Kirchensteuer zu, mit gleich hohem Satz wie die Steuer für die Katholiken. Dieses zunächst kaum lohnende Geschäft für den Deutschen Steuerstaat wurde nach einem gewieften Richterspruch im Jahre 1966 (sehr zum Leidwesen der Nachfolgerin Luthers) zur goldenen Gans, zum dukatenscheißenden Esel, zum Lapis philosophorum … indem man die Sauferei im Verkehr zur Sünde erhob und mit Bußgeld belegte.

Jüngere Vergangenheit

Falsche Versprechungen im Paradies...

Lange Zeit galten Ablassbriefe und Straffzettel nebeneinander. Mit dem Wirken von Gadamer erkannte die Menschheit dann, dass der religiöse Nimbus nur auf Sprache gegründet war. Diese Erkenntnis wurde wohl in die eine, wie auch in die andere Richtung weiter entwickelt. Salman Rushdie schrieb z.B. die Satanischen Verse und irgendwelche Dänen zeichneten den Propheten. Jedenfalls erkannte man, dass die christlichen Ablassbriefe auf weltliche Worte begründet waren und somit vor dem jüngsten Gericht keine Gültigkeit haben. Nur noch die radikalen Moslems glauben an Verheißungen im Paradies. Aber nur deswegen, weil sie den Koran nicht richtig lesen und lieber den Triaden ihrer Hassprediger glauben. Oh, wir schweifen ab. Kehren wir zurück zum modernen Menschen. Der glaubt jedenfalls nicht mehr an die Wirkung von Ablassbriefen und fast wäre auch der Straffzettel in der Versenkung verschwunden, wäre er nicht durch die staatliche Okkupation entkommuniziert worden. So ist, den Franzosen und Luther sei Dank, der Straffzettel nunmehr das einzige sündenerlassende Dokument der Neuzeit. Hat man gezahlt, ist alles wieder tacko.

Noch jüngere Vergangenheit, fast schon Gegenwart

Im 21sten Jahrhundert geschah in der westlichen Welt etwas Bemerkenswertes. Das private Geldvermögen erreichte einen neuen Höchststand, ebenso wie die Staatsverschuldung . Der gewiefte FDP-Anhänger hat bereits erkannt, dass das nicht neu ist, sondern eine seit Jahrzehnten bekannte Relation, denn der Staat leit sich sein Geld bei Krupp's & Klatten's und finanziert die Zinsen durch die Steuern der arbeitenden Bevölkerung. Aber, und das ist das Bemerkenswerte: Weil die Zinslast immer höher wird, muss auch an den guten Ecken und Enden gespart werden. Und so begab es sich, dass der Straffzettel, der zu Luthers Zeiten noch aus gewalztem Akazienholz bestand, aus immer minderwertigerem Material gefertigt wurde. Die Stadt Kopenhagen ging z.B. 2002 dazu über, altes Knäckebrot zu recyclen und Straffzettel daraus zu pressen (einziger Vorteil: die Mohn-Variante erlaubt sogar Blindenschrift). Frankfurt an der Oder ließ ein Jahr später Straffzettel aus gebrauchtem Klopapierzellstoff, welches aus der städtischen Kläranlage herausgesiebt wurde, erstellen. Der Straffzettel erfüllt damit zwar noch seine erkennende, richtende und sühnende Funktion, das attributum qualitas des "Straffen Zettels", nämlich straff zu sein, verblasst jedoch wie eine weiße Nelke im Nebel (lyrischer Exkurs!).

Missbrauch

Dieser vormals sehr dicke Polizist trägt zur Gesichtsstraffung einen Straffzettel.

In bestimmten ethnischen Kreisen wird dem Straffzettel, ähnlich wie dem Tigerhoden, dem Seepferdefleisch oder dem Nashornhorn, medizinische Wirkung zugeschrieben. Der Straffzettel wird deshalb häufig missbräuchlich eingesetzt, z.B. um Hautpartien zu straffen (siehe Silvio Berlusconi). Der Erfolg ist medizinisch nicht nachweisbar, dennoch ist der Aberglaube daran nicht auszurotten. Versuche, potenzsteigernde Wirkungen mit Straffzetteln zu erzielen, wurden hingegen -vermutlich aufgrund der fehlenden Bebilderung- sehr früh wieder aufgegeben (siehe Silvio Berlusconi).

Gefahren

Wenn das Plätten zwischen Buchseiten zu lange dauert: Die Bauchspannmethode als Alternative.

Der Kostendruck auf die öffentlichen Haushalte führt, wie bereits beschrieben, zur Verwendung minderwertigen "Papiers" für die Straffzettel mit der Folge: Zerknitterung! Diese Tatsache ist leider nicht so banal wie es scheint sondern eine große Gefahr für die Welt wie wir sie kennen! Denn ein zerknitterter Straffzettel ist ein Widerspruch in sich (contradictio in adiecto) und trägt zu einer Verwischung der ursprünglichen Gegenthese zum Ablassbrief bei. Wären Ablassbrief und Straffzettel jedoch sprachlich gleichzusetzen (was haben wir weiter oben über Gadamers Thesen gelernt?), dann wäre der Ablassbrief (obwohl abgeschafft) noch existent und, was viel schlimmer wäre, es gäbe auch keine Rangfolge bei der Schwere der Sünden mehr! Die gesamten glaubenden Menschheit würde hierdurch, das ist leicht nachzuvollziehen, in eine apokalyptische Krise gestürzt (Kein katholischer Pfarrer könnte mehr unterschiedlich hohe Bußen (wie ein "Vater unser" für das lässliche "Katze ertränken" und "500 mal Rosenkranz" für Schlimmes "an die Muschi fassen") aufgeben. Lediglich Anhänger des Kantschen Imperativs könnten mit ranglosen Sünden leben, dem Rest bliebe nur der Lemmingismus.

Die Rettung?

Eine Verbesserung der Papierqualität ist nicht zu erwarten, eine caritative Forschergruppe unter Leitung der Mutter Theresa des Westens, Katja Riemann, hat deshalb zur Rettung des Glaubens eine revolutionäre Methode erarbeitet, die Straffzettel zu entknittern. Hierzu werden die geknitterten Straffzettel zwischen zwei Buchseiten platziert, das Buch wird geschlossen und mit weiteren Büchern beschwert. Nach ca. 14 Tagen ist der Zettel wieder straff! Da aus finanziellen Gründen die meisten öffentlichen Bibliotheken geschlossen wurden, liegt das Straffungspotential der öffentlichen Hand bei ca. 280.000 Zettel/Tag. Zu wenig. Aus diesem Grunde hat die derzeitige Ministerin für Bildung und Forschung, die Aggrotechnikerin und Mathematikerin Johanna Wanka ihren Sudienfreund Dr. Bruce Banner (ein bekannter Marvelist) gebeten die dynamische Zettelstraffung zu entwickeln. Durch diese Innovation kann ein Straffzettel innerhalb von 15 Sekunden geglättet werden! Hierzu wird der geknitterte Zettel auf einen Mutantenbauch geklebt und durch kurzes Bauchwölben geglättet. Durch die derzeit äußerst geringe Zahl der zur Verfügung stehenden Mutanten (der Hulk, Ottfried Fischer, Rainer Calmund, Werner Böhm und Gotlieb Wendehals) kann jedoch die Tagesrate nur unwesentlich gesteigert werden. Jeder ist deshalb aufgerufen mitzumachen. Bei McDonalds sind entsprechende mutationsfördernde Ingredenzien für kleines Geld zu erwerben.

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