Verdachtsfälle (RTL)

Verdachtsfälle ist eine Doku-Soap, die seit 2009 produziert und auf dem Sender RTL ausgestrahlt wird. Die einzelnen Folgen sind unabhängig voneinander und behandeln jeweils einen kriminellen Konflikt in einem familiärem Umfeld, welches von einem Kamerateam begleitet wird. Dabei sind natürlich die ganze Handlung und die auftretenden Personen frei erfunden, wie jeder Zuschauer am Ende jeder Folge an der Bemerkung links unten im Bildschirm in Schriftgröße 10 selber lesen kann.

Papabruder Jörg aus „Verdachtsfälle“: Was führt Baby Joel Kevin Luca im Schilde?

Inhalt

Der Fokus richtet sich immer auf eine konkrete Familie, deren Vornamen zusammen mit dem Nachnamen Alliterationen bilden. Dabei stößt meist eines der Familienmitglieder auf etwas rätselhaftes oder begegnet jemand mysteriösem, was sich aber alles am Ende der Folge aufklärt. Bis dahin verschärft sich die Lage und es ereignen sich weitere Ungeheuerlichkeiten mit kriminellem Hintergrund. Im Zuge dessen werden allerlei Mutmaßungen an Freunde, Bekannte und Unbekannte geäußert, um mehrere potentielle Täter vorzugeben und um die Spannung zu erhöhen. Damit die Zuschauer ja nicht vergessen, bei welcher Serie sie die spannende Krimis gesehen haben, werden in Dialogen gerne die Wörter "Verdacht" oder "Verdachtsfall" mehrmals wiederholt.

Die dargestellten Konflikte sind dabei sehr abwechslungsreich und können dramatische Wendungen enthalten, beispielsweise kann es um einen Ehemann gehen, der angeblich eine geheime Affäre mit seiner Sekretärin hatte, was sich aber am Ende als Irrtum herausstellt, da die Sekretärin in Wirklichkeit die verloren geglaubte Tochter des Ehemanns aus seiner ersten Ehe war, die gerade zusammen mit Dirk Steffens und Richard Gress eine Weltreise unternehmen wollte.

Die Regisseure besprechen gerade, ob sie lieber zwei Werbeblöcke à 5 Minuten oder lieber einen Werbeblock mit 15 Minuten einbauen sollen.

Die Profischauspieler und die Regisseure mit Grundschulabschluss sind stets bemüht, die Folgen so realistisch wie möglich zu gestalten. Das wird vor allem durch die Imitation des normalen Alltagsleben zum Ausdruck gebracht; so haben die Protagonisten zum Beispiel immer Geldsorgen, wobei der geschiedene Ehemann mit türkischem Akzent meist für radikalere Methoden wie Entführung der Nachbarkinder mit Lösegeldzahlung zu haben ist, während sich die alleinerziehende Mutter zwar ihren Traum von einem eigenen Nagelstudio-Café mit rosafarbenen Teetassen erfüllen will, aber andererseits auch nicht das Leben ihrer Kinder gefährden möchte.

Alltagsberufe wie Reinkarnationstherapeutin oder Glühbirnen-Verpackungsspezialist verdeutlichen nochmals die Realitätsnähe der Doku-Soap. Auch sprachlich übertreffen sich die Straßenschaupieler gegenseitig: Gekonnt wird nach jeder Frage die Stimme angehoben. Bei Kraftausdrücken werden besonders die Wörter "scheiße" und "Schlampe" betont, um größere Wirkung bei den Zuschauern zu erzielen. Gerne ziehen die Regisseure auch ausgebildete Sprachtherapeuten wie Diplomsonderschüler, ausgebildeten IQ-Legasthenikern und szenekundigen Banalrhethorikern zu Rate.

Abgerundet wird alles noch durch einen Erzähler, der beispielsweise nach jeder Werbepause für den Zuschauer kurz das bisher Geschehene zusammenfasst. Natürlich taucht der Erzähler nicht persönlich in den Folgen auf, aber trotzdem weiß er immer, was gerade passiert oder passiert ist. Die unsichtbare Stimme des Erzählers repräsentiert also somit Gott (niemand hat ihn je gesehen, weiß aber dennoch alles) wie im realen Leben.

Aufbau einer Folge

Wer ist dieses Mädchen und was hat sie gemacht? Wird sie von den Leuten im Hintergrund zur Prostitution gezwungen, bis die Polizei sie befreien kann oder wird sie qualvoll in einer verlassenen Lagerhalle sterben?

Zu Beginn wird der Zuschauer gleich mitten in das Geschehen hineinversetzt, indem die Stimme Gottes kurz die Protagonisten vorstellt. Danach wird man gleich mit dem Konflikt konfrontiert - dafür passiert etwas, was den Protagonisten in Sorge versetzt. Sei es der Arbeitskollege, der plötzlich nackt vor einem steht oder der Sohn, der gerade das Weiße Haus im Lotto gewonnen hat - die Preisschild-Autoren überraschen die Zuschauer jedes Mal mit etwas Neuem.

Nach ungefähr zehn Minuten geschieht schon die nächste unerwartete Wendung, die oft die Ereignisse in eine kriminelle Richtung lenkt - auch hier kann von Geiselnahme im Bundestag über Tod und Mordschlag bis hin zu Kuscheltiervergewaltigung alles passieren. Die hilflose Protagonistin mit traurigem Klaviermusikthema verdächtigt dabei entweder den dubiosen Freund der Tochter oder den neuen unsympathischen Ehemann der eigenen Schwester, je nachdem, welcher der beiden eine deutlichere nahöstliche Abstammung besitzt.

Da sich ein Sender wie RTL solche vorurteilsbehafteten Wendungen nicht erlauben kann, stellt sich der erste Verdacht stets als falsch heraus - im Gegenteil, der zu unrecht als Terrorist beschuldigte Freund der Tochter bzw. Schwager kommt am Ende als Retter in letzter Not, der einen Protagonisten aus den Fängen der echten Gangster befreit. Damit möchte RTL den Rassismus auf der Welt bekämpfen und stellt mit dieser Doku-Soap auch eine anerkannte Gegenbewegung von Pegida dar.

Actionszenen werden nicht nur in Zeitlupe gezeigt, sondern auch so aufgenommen.

Damit alles schön ernst und verbrecherisch wird, wird die örtliche Polizei bei der erstbesten Gelegenheit eingeschaltet. Nachdem sich die Protagonisten von zwei Polizisten schriftlich bescheinigen lassen haben, dass der Rauchmelder keine Zeitbombe einer Selbstmordsekte ist, ist der Zuschauer bereits mitten im Geschehen drin und schon längst von der Spannung gefesselt.

Kurz nach der zweiten Werbepause kommt es zum Höhepunkt - der wahre Täter zeigt sein Gesicht und kidnappt die Kinder des Protagonisten für den letzten, ultimativen Showdown. Sobald der Strom die 300 Volt erreicht hat, kommt der Retter mit nahöstlicher Herkunft ins Bild; nach einer dramatischen Verfolgungsjagd auf dem Dreirad hat er den Geiselnehmer eingeholt und es kommt zum letzten actiongeladenen Zweikampf zwischen Gut und Böse. Im letzten Augenblick kann sich der Retter aber aus einem Tetrapackstrohhalm und zwei Suppenlöffeln ein Maschinengewehrmacgyvern, bei dessen Anblick der Geiselnehmer aufgibt und sich gefangen nehmen lässt.

Der Täter erklärt dabei wie im echten Leben nochmal seine Motivation zum Verbrechen und klärt alle rätselhaften Details auf, die in der Folge aufgetreten sind, bevor er von den Polizisten abgeführt wird.

Ganz am Schluss erzählt Gott einen kurzen Epilog der Protagonisten. Sie führen nun nach der Verhaftung des Täters ein glückliches Leben und singen und tanzen jeden Tag unter dem Regenbogen des Familienfriedens. Die Mutter konnte nun endlich ihr Nagelstudio-Café eröffnen, weil sie vergessen hatte, dass auf ihrem Bankkonto noch 3.000.000 € rumlagen. Die vorher obligatorisch alkoholabhängigen Kinder haben nach 4 Tagen einen vollständigen Entzug gemacht, sind aufs Gymnasium gewechselt und haben als neue Musterschüler gute Chancen auf ein Stipendium.

Die Szene wird langsam ausgeblendet, während sie mit dem neuesten Top-Hit der Popsong-Charts untermalt wird.

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