Plauen
Stadtteil und Statistischer Stadtteil Nr. 86 von Dresden
.
Koordinaten 51° 1′ 46″ N, 13° 42′ 26″ O.
Höhe 145 m ü. NN
Fläche 1,75 km²
Einwohner 11.607 (31. Dez. 2013)
Bevölkerungsdichte 6633 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1903
Postleitzahl 01187
Vorwahl 0351
Website www.dresden.de
Stadtbezirk Plauen
Verkehrsanbindung
S-Bahn S3
Straßenbahn 3, 8
Bus 61, 62, 63, 85

Plauen (slawisch Plawe, bedeutet Flößort oder Schwemmort) ist ein Stadtteil im Südwesten Dresdens und Namensgeber des gleichnamigen Dresdner Stadtbezirks, der weitere Stadtteile umfasst.

Plauen grenzt an die Stadtteile Löbtau, Dölzschen, Coschütz, Kleinpestitz, Räcknitz und Südvorstadt.

Geschichte

Plauen entstand als Dorf am Ausgang des Durchbruchtals der Weißeritz, dem Plauenschen Grund, vor dem 13. Jahrhundert. Es wurde – im gleichen Dokument wie Dresden – am 31. März 1206 erstmals als Plawen erwähnt. Der Name plawen (slawisch als Substantiv: Płavno) entstammt dem altsorbischen *płav = Ort, wo geschwemmt wurde (vgl. obersorbisch pławić, „schwemmen, flößen“) und bedeutet so viel wie Schwemmland oder auch Flussaue, während Flößerei an dieser Stelle eher nicht in Betracht kommt. Die nahegelegene Weißeritz begünstigte die Errichtung von mehreren Mahl- und Schneidemühlen.

An der Weißeritz lebte die geheimnisvolle Gräfin Auguste Charlotte von Kielmannsegge, angeblich eine Spionin Napoleons. Die Gräfin war auch bekannt als Malerin und pflegte mit dem Dresdner Akademieprofessor Josef Grassi intensive Beziehungen.

Eine Blütezeit erlebte der damals noch eigenständige Ort zur Zeit der Industrialisierung, als sich der Müllermeister Gottlieb Traugott Bienert ansiedelte und die alte Hofmühle zu einer großindustriellen Mühle umbaute. Sie brachte nicht nur einen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern durch Einrichtung von Schule und Kindergarten auch einen sozialen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Strecke der Albertsbahn AG in Richtung Tharandt und Freiberg errichtet und Plauen erhielt einen Bahnhof. Die zahlreichen Industriebauwerke, die geschlossene Gründerzeitbebauung und die Villenstraßen verdrängten die dörfliche Bebauung von Plauen.

Am 1. Januar 1903 wurde Plauen nach Dresden eingemeindet. Nach der Auflösung der Stadtbezirke gehörte Plauen dem Ortsamtsbereich Südvorstadt an, der nach der Verlegung des Amtssitzes vom Verwaltungsgebäude Fritz-Foerster-Platz 2 ins Rathaus Plauen 1996 den Namen Ortsamt Plauen (seit 2018: Stadtbezirk Plauen) erhielt.

Ausdehnung

Die alte Flur von Plauen, die sowohl in ihrem früheren Weichbild, als auch in ihren heutigen Gemarkungsgrenzen annähernd übereinstimmt, war jahrhundertelang rein dörflich-landwirtschaftlich geprägt. Über die Jahrhunderte hinweg kann planerisch, bedingt durch den Höhenversatz des Längshanges entlang der Weißeritz, klar zwischen einem Unterdorf an der Wassergasse (heute: Hofmühlenstraße) und einem Oberdorf im Bereich des 1875 zugeschütteten Dorfteiches (heute Chemnitzer Platz und Bereich der Straße Altplauen zwischen Chemnitzer Platz und Reckestraße) bis zur Kirche von Plauen unterschieden werden, wobei das Oberdorf der ältere Teil von Plauen war.

Mit der Industrialisierung, insbesondere mit dem Ausbau der Hofmühle durch Traugott Bienert begann einerseits die Überformung des alten Dorfes, wie auch, bedingt durch den zunehmenden Arbeitskräftebedarf, die Bebauung dieser landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde zunächst die alte Dorfflur vom Kern des Oberdorfes ausgehend Richtung Osten durch die Aktiengesellschaft Dresdner Westend und etwa ab dem Ersten Weltkrieg der nach Norden exponierte südliche Hang der Dresdner Elbtalweitung fast vollständig erschlossen und bebaut. Während im „Westend“ (dem durch historistische Bebauung geprägten Bereich) eine Vielzahl von Bürgerhäusern und Villen, die 1945 auch nicht der Bombardierung zum Opfer fielen, darunter die Villa Grübler, Villa Hohe Straße 139, Mietvilla Halbkreisstraße 12 und die Villa Westendstraße 21 entstanden, wird der nach 1920 vor allem bebaute Teil Hohenplauen durch genossenschaftliche Wohngebäude und Doppelhäuser im Stile der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre geprägt. Bemerkenswert sind das Plaut-Haus (Doppelwohnhaus Coschützer Straße 54/56) und weitere denkmalgeschützte Bauten an dieser Straße in dessen Nachbarschaft, alle gelegen nahe an der Flurgrenze zu Coschütz, die in Hohenplauen zu wesentlich früheren Zeitpunkten entstanden.

Straßennamen
Straßenname
bis 1903
Jahr der
Benennung
Straßenname
ab 1. Januar 1904
Elisenstraße 1874 Reckestraße
Falkenstraße 1877/78 Zwickauer Straße
Florastraße 1876 Biedermannstraße
Gartenstraße 1873 Gittersee-Straße
Grenzstraße 1878 Bamberger Straße
Kirchstraße 1865 Altplauen
Lutherstraße 1891 Schleiermacherstraße
Plauensche Straße 1872 Tharandter Straße
Poststraße 1891 Klingenberger Straße
Räcknitzer Straße 1876 Nöthnitzer Straße
Rathausstraße 1897 Müllerbrunnenstraße
Reisewitzer Straße 1872 Würzburger Straße
Schulstraße 1876 Krausestraße
Seminarstraße 1897 Kantstraße
Uferstraße 1896 Kielmannseggstraße
Wasserstraße 1865 Hofmühlenstraße
Wettinplatz 1895 Zwickauer Platz
weitere Umbenennungen von Straßen in Plauen
früherer
Straßenname
Jahr der
Umbenennung
heutiger
Straßenname
Liebigstraße 1897 Westendstraße
(oberer Teil der durchgehend geplanten
heutigen Liebigstraße,
bereits vor Eingemeindung umbenannt)
Rathausplatz 1911 F.-C.-Weiskopf-Platz,
1911–1953 Chemnitzer Platz
Kielmannseggstraße ca. 1952 Agnes-Smedley-Straße
Daheimstraße ca. 1952 1888 angelegt,
Friedrich-Hegel-Straße
Chemnitzer Straße 1956/1992 1956–1992 F.-C.-Weiskopf-Straße,
1865–1871 Coschützer Straße (durchgehend),
1871–1956 für diesen Teil Chemnitzer Straße,
seit 1992 wieder Chemnitzer Straße
Bernhardstraße 1970/1992 Ho-chi-Minh-Straße,
seit 1992 Bernhardstraße

Das Straßennetz Plauens ist demzufolge einesteils geprägt von den historischen Resten des Dorfes Plauen, während es andererseits, insbesondere durch das Gründerzeitraster alle Nachweise planmäßiger Anlage besitzt. Durch die Hanglage bedingt ergeben sich teilweise starke Anstiege (Bernhardstraße) und interessante Verläufe (Halbkreisstraße). Entlang des Plauenschen Ringes wurde eine Straßenbahnlinie zur Erschließung von Coschütz errichtet, die heute noch im Verlauf dessen oberen Teiles besteht.

Mit der Eingemeindung Plauens nach Dresden wurde ein Jahr nach Inkrafttreten des Vertrages auch eine Anpassung der Straßennamen vorgenommen, um in der Stadt Doppelbezeichnungen zu vermeiden. Die Tabelle gibt dazu eine vollständige Liste der Umbenennungen zum 1. Januar 1904 an (mit Angabe des Jahres der ursprünglichen Benennung der Straße). Vor 1865 war eine Straßenbenennung auf Grund der damaligen Größe des Dorfes generell nicht nötig gewesen, in diesem Jahr wurde die erste vollständige Hausnummerierung vorgenommen. Nach 1904 erfolgten weitere Umbenennungen. Sie sind zur Vollständigkeit mit Stand 2011 komplett als Ergänzung mit aufgenommen worden.

In exponierter Lage liegt der Fichtepark, der als Westendpark am 26. September 1891 eingeweiht wurde. Das Land wurde durch die Baugesellschaft Dresdner Westend unentgeltlich zur Verfügung gestellt. In ihm wurde am 2. September 1896, dem Sedantag, ein Aussichtsturm eingeweiht, der bei der gleichzeitigen Namenstaufe den Namen des Kanzlers Bismarck erhielt. 1937 wurde der Westendpark nach dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte in Johann-Gottlieb-Fichtepark umbenannt. Der Aussichtsturm, dessen wirklicher Name inzwischen völlig in Vergessenheit geraten war, wurde 1954 – ebenfalls nach dem Philosophen – in Fichteturm umbenannt. Von diesem überblickt man einen Großteil Dresdens.

Als funktionales Stadtteilzentrum dient der F.-C.-Weiskopf-Platz mit dem Müllerbrunnen, wo sich neben Geschäften und Gastronomie auch das denkmalgeschützte Plauener Rathaus befindet, das heute eine Sparkassenfiliale und das Stadtbezirksamt Plauen beheimatet.

Im Bereich der Zwickauer Straße wurde ab den 1990er Jahren eine innerstädtische Sanierungszone sowie nach dem Hochwasser der Weißeritz im Jahr 2002, bei dem der alte Dorfkern Plauens, die Hofmühlenstraße und die Weißeritz-Brücken schwer beschädigt wurden, ein Stadtteilentwicklungsprojekt ins Leben gerufen, wodurch die Sanierung von Wohn- und Geschäftsräumen unterstützt wurde.

Seit dem 21. Januar 2000 ist Plauen ein Denkmalschutzgebiet nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz. Das Gebiet ist ein „gut erhaltenes Zeugnis für eine planvolle Umgestaltung Dresdner Vororte in der Industrialisierungsphase des endenden 19. Jahrhunderts“.

Industrie

In diesem Kapitel ist historisch auf die Mühlen einzugehen, auf die Fabriken Reiche, Schwerter, auf Körber, auf das Wirken der Familien Taubert. Heute prägen Dr. Doerr und als einer der größten Arbeitgeber MSD (Herrenknecht) die Industrie. Dazu prägt das Dienstleistungsgewerbe die immer mehr als Wohnort ausgebaute Gemeinde, wobei auch frühere Gewerbegrundstücke zu Wohngrundstücken umgewidmet werden. Die ehemalige Falkenbrauerei war von 2003 bis 2011 Sitz der Dresden International University (DIU), einer Institution der TU Dresden.

Einrichtungen

Schulen

Mittelalter und frühe Neuzeit

1557 wurde erstmals das Schulwesen in Plauen erwähnt. Aus der damaligen Erhöhung des Küstergehaltes lässt sich erstmals auf ein gewisses Maß an Schulbildung der Plauener Kinder schließen. Das entspräche auch der Philosophie und den 1556 veröffentlichten „Generalartikeln“ des damals herrschenden Kurfürsten August. Aufgrund des damaligen engen Zusammenhangs von Schule und Kirche, der durch die Reformation wenige Jahre vorher bekräftigt und bestärkt worden war, lässt sich verbunden mit der ersten sächsischen Schulordnung von 1580 der Beginn des geordneten Schulwesens in Plauen festmachen. Allerdings war der Lehrer damals gleichzeitig Kustos und Hilfspfarrer, hatte Leichenpredigten und Trauungen vorzunehmen, und fungierte als Schreiber. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Familien zu ernähren, mussten sie in der Regel einem Handwerk nachgehen.

Das erste und zugleich älteste Schulhaus, das Plauen besaß (erstmals nachweisbar 1578, mehrfach umgebaut, 1857 letztmals erweitert und 1905 abgebrochen), war gleichzeitig das Wohnhaus des Kustos bzw. des späteren Lehrers. Ein Hilfslehrer wurde diesem ab 1849 bewilligt. Es stand dort, wo sich heute der prächtige Aufgang zur Auferstehungskirche von Altplauen direkt neben der Schleiermacherstraße befindet, der 1907 durch Hans Erlwein errichtet wurde. Schulstube und Wohnstube waren damals eins. Wie erbärmlich über Jahrzehnte hinweg der Zustand war, zeigt das permanente Klagen der jeweiligen Lehrer darüber.

Namentlich nachweisbar sind als Lehrer:

  • Gallus Waldeck, 1578 als erster Schulmeister erwähnt,
  • Matthes Hanitzsch, in den Visitationsakten 1583 und 1602 erwähnt,
  • Christian Leunert, 1626–1650 als Lehrer,
  • Abraham Weida (1618–1691), 1650–1691 als Lehrer
  • Georg Kretschmar (?–1728), 1688 als Hilfskraft, 1691–1728 als Lehrer,
  • Johann Jacob Gleditzsch [Gleditsch] (?–1760), 1728–1760 als Lehrer und Organist,
  • Christian Gottlieb Kleinstück (?–1797), 1760–1797 als Lehrer,
  • Gottlieb Fürchtegott Opitz (?–1814), 1797–1814 als Lehrer,
  • Johann Christian Grütze (auch Grützner geschrieben; * 12. März 1790 in Oberebersbach bei Großenhain; † 1872), 1814–1856, emeritiert zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum „wegen Erblindung“.
  • Friedrich Wilhelm Jentzsch (?–1881), 1849–1856 Hilfslehrer, 1856–1881 als Lehrer.

Es erscheint heute als ein fast archaischer Zustand, in dem sich noch im 18. Jahrhundert das Schulwesen Plauens befand: Ein Pferdeknecht bekam als Jahresgehalt mehr Geld als der Lehrer. Das Schulgeld sowie die ihm zustehenden Naturalien musste der Lehrer sich als „Holschuld“ Woche für Woche selbst bei den Bauern abholen. Zum Plauenschen Schulbezirk gehörte überdies fast 300 Jahre das Dorf Cunnersdorf, heute ein Teil der Gemeinde Bannewitz, mit dem es jahrzehntelang Streit um Kostenteilungen gab. Insgesamt, so Paul Dittrich in seiner Plauenschen Geschichte, ist die Schulgeschichte „ein so klägliches Kapitel in der Geschichte der Gemeinde“.

Schulen ab dem ersten sächsischen Schulgesetz 1835

1769 wurde die Schulpflicht eingeführt. 1835 wurde das erste sächsische Schulgesetz moderner Art verabschiedet, mit dem die Gemeinden verpflichtet wurden, Schulen zu unterhalten und der Schulbesuch nunmehr staatlicherseits überwacht wurde. Zur Schule gingen 80 Kinder, Plauen hatte 475 Einwohner – ein einziger Klassenraum und die inzwischen fast 300 Jahre alte Schule mussten noch immer dafür genügen.

Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl und dem sich aus der Industrialisierung ergebenden zunehmenden Wohlstand der Gemeinde gelang es nicht zuletzt gedrängt durch die zunehmenden Einfluss gewinnenden Träger der Industrie ab 1870 den Jahrhunderte alten unzumutbaren Zuständen des Plauener Schulwesens endlich ein Ende zu bereiten. Nicht nur, dass Bienert 1871 die für diese Zwecke und damalige Verhältnisse ungeheure Summe von 1000 Talern (heute etwa 22.000 EUR) für die Anschaffung von Lehrmitteln und Büchern zur Verfügung stellte. Sein Anliegen war es, gemeinsam mit der Gemeinde Plauen ein mustergültiges Schulwesen aufzubauen. Bienert hatte dafür mindestens einen guten Grund: Sein Betrieb benötigte ausgebildete Fachkräfte.

Als erster und längst überfälliger Schritt zur Neuordnung des Schulwesens wurde zunächst die alte Schule 1873, beginnend mit dem neu erlassenen Volksschulgesetzes, zunächst weiter ausgebaut, wenngleich sich das bei dem alten Schulhaus als schwierig erwies, und weitere Räume angemietet, bis schließlich die neue „mittlere Volksschule“ auf der damaligen Luther- und heutigen Schleiermacherstraße 7 (bis 2015 Außenstelle des Gymnasiums Dresden-Plauen, 2016 abgerissen) gebaut sowie das alte Schulhaus aufgegeben und in eine Volksbibliothek umgebaut wurde – die erste in einem sächsischen Dorf.

Die neue Mittlere Volksschule wurde 1875/1876 durch den Baumeister Fichtner mit einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 8 Klassenzimmern, Wohnungen für den Direktor, drei Lehrer und den Hausmeister zu Baukosten von über 115.000 Reichsmark errichtet, erster Schulleiter wurde Ernst Oskar Wilsdorf (1846–1907). 1882 erhielt sie einen Volksschulgarten, 1886 errichtete in ihr der Gemeinnützige Verein von Plauen eine Volksküche. 1891 wurde eine Kochschule eingerichtet, und 1892 der Handfertigkeitsunterricht eingeführt. 1892, 1893 und 1895 wurden Erweiterungsanbauten erforderlich, 1895 wurde ihre Turnhalle, die zweite in Plauen, errichtet (1945 zerstört). Dieser Schulbau wurde 2016 endgültig entfernt.

Auf Grund des Wachstums der Mittleren Volksschule wurde 1897 ein zweites Schulhaus für Knaben (chronologisch der 3. Schulneubau auf Plauener Flur, inzwischen war die Höhere Volksschule gebaut worden) errichtet, das heute von der 39. Grundschule genutzt wird.

Auf der Grundlage des ständisch geprägten Volksschulgesetzes von 1873 wurde auch die Gründung einer höheren Volksschule ins Auge gefasst, deren Vorläufer allerdings 1875 zunächst als Privatschule begann. Ostern 1882 begann zeitgleich mit dem Übergang der Schulkollatur (Recht zur Besetzung der Lehramtsstellen) vom Staat auf die Gemeinden diese „Höhere Volksschule“ ihren Unterrichtsbetrieb mit 61 Kindern, vier Klassen und drei Lehrern in angemieteten Räumen auf der heutigen Bienertstraße 20, einem Haus, das nach 1945 zunehmend verfiel und in den 1960er Jahren mit der Errichtung eines Wohnblocks endgültig abgebrochen wurde – heute befindet sich auf der Fläche ein Spielplatz.

Bereits zwei Jahre später, 1884, konnte mit 130 Schülern das neue Schulgebäude der Höheren Volksschule auf der Räcknitzer (heute: Nöthnitzer) Straße bezogen werden. Auch hier gehörte Theodor Bienert zu den Stiftern: Einesteils schenkte er kostenfrei den Grund und Boden aus seinem Besitz, andererseits stellten die Bienertschen Stiftungen wie schon 1882 Lehrmittel zur Verfügung. Ein Jahr später, 1885, wurde auf deren Schulgelände die erste Turnhalle Plauens gebaut, in der auch die neue Feuerwehr des Dorfes Plauen ihre Übungen durchführte; sie hatte bis zu ihrer Zerstörung 1945 Bestand. Das Schulgebäude der heutigen 55. Oberschule ist somit das älteste heute noch bestehende Schulgebäude des ehemaligen Dorfes Plauen.

Kirche und Friedhöfe

Eine Kapelle bzw. Kirche ist in Plauen seit um 1300 nachweisbar. Die immer an gleicher Stelle befindliche Kirche wurde in insgesamt sechs Bauperioden umgebaut, bis sie beim letzten großen Umbau 1900–1902 ihre heutige Gestalt im Stil der Renaissance erhielt. Diese architektonisch interessante Auferstehungskirche befindet sich unweit des Rathauses und gehört zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Direkt oberhalb der Kirche befindet sich der kleine Innere Plauensche Friedhof an der Krausestraße. Hier findet man unter anderem das Bienertsche Grabmal. Der deutlich größere Äußere Plauensche Friedhof befindet sich am südlichen Ende der Bernhardstraße an der Grenze zu Coschütz direkt neben dem Coschützer Friedhof.

Die ab 1923 erbaute und am 6. Dezember 1925 geweihte katholische Kirche St. Paulus wird zu Dresden-Plauen gerechnet, befindet sich aber nahe der Gemarkungsgrenze in der Dresdner Südvorstadt an der Bernhardstraße.

Ausflugsziele

Oberhalb des Plauenschen Grundes befindet sich der Obere Bienertpark, der größte von insgesamt vier Bienertparks mit dem Naturdenkmal Hoher Stein. Hier befindet sich ein restaurierter Aussichtsturm, der einen Blick auf Freital und die Felsenkellerbrauerei eröffnet.

Am Haltepunkt Dresden-Plauen befindet sich das Museum Hofmühle Dresden. Es befindet sich in einem alten Gebäude der Bienertmühle, dem Unternehmen Gottlieb Traugott Bienerts, das Plauen zu seiner Zeit berühmt machte.

Verkehr

Dresden-Plauen ist durch die Dresdner Verkehrsbetriebe mit den Buslinien 62, 63 und 85 erreichbar. Die Straßenbahnlinie 3 fährt vom Zentrum kommend über die Münchner Straße nach Coschütz, dies jedoch eher am Rande im sogenannten Westendviertel. Von den vormals drei Straßenbahnstrecken, die direkt in den Ortskern führten, ist heute keine verblieben, wenngleich es Planungen gibt, zumindest eine davon erneut in Betrieb zu nehmen.

Der S-Bahnhof Dresden-Plauen liegt an der Bahnstrecke Dresden–Werdau und bietet mit der Linie S3 Fahrtmöglichkeiten zum Hauptbahnhof und nach Tharandt. Außerdem verkehrt eine Regionalbahn über Chemnitz nach Zwickau.

Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Dresden-Südvorstadt an der A 17, erreichbar über die Bergstraße (B 170).

Persönlichkeiten

Die Liste enthält sowohl Persönlichkeiten, die in Plauen bzw. in Dresden-Plauen geboren wurden und Persönlichkeiten, die in Plauen (Dresden-Plauen) gelebt haben. Zur Unterscheidung zur Stadt Plauen im Vogtland wurde unabhängig vom Zeitpunkt immer Dresden-Plauen, auch für die Zeit vor der Eingemeindung nach Dresden, angegeben.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1. Dezember 1834 ¹475
1. Dezember 1843 ¹580
3. Dezember 1846 ¹591
3. Dezember 1849 ¹594
3. Dezember 1852 ¹671
3. Dezember 1855 ¹878
3. Dezember 1858 ¹1.037
3. Dezember 1861 ¹1.017
3. Dezember 1864 ¹1.116
3. Dezember 1867 ¹1.220
1. Dezember 1871 ¹1.684
1. Dezember 1875 ¹2.930
1. Dezember 1880 ¹4.258
Jahr Einwohner
1. Dezember 1885 ¹5.192
1. Dezember 1890 ¹7.459
2. Dezember 1895 ¹10.162
1. Dezember 1900 ¹12.185
1. Dezember 193314.124
3. Oktober 19909.775
31. Dezember 20009.050
31. Dezember 20029.518
31. Dezember 20039.694
31. Dezember 200510.195
31. Dezember 200911.034
31. Dezember 201111.423
31. Dezember 201511.758

¹ Volkszählungsergebnis

Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

Die Einzelnachweise stützen sich, wenn nicht anders benannt, auf

  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze – Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941, im Folgenden als „Dittrich“ bezeichnet sowie
  • die auf dieses Werk gestützte Neuausgabe mit den Aktualisierungen bis dahin: Annette Dubbers (Herausg.): Plauen – Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. Eigenverlag, Dresden 2006, ISBN 3-937199-34-9, im Folgenden: „Dubbers“.
  1. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Band III, Domowina-Verlag, Bautzen 1993, S. 76
  2. Verwaltungsbericht des Rates der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1903. Dresden 1904, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Kai Tempel: Dörfer in Dresden von A bis Z. Hille, Dresden 2007, ISBN 978-3-939025-09-2, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Dubbers, S. 5.
  5. Dittrich spricht in seinem Werk (S. 20, Fußnote 29) von Niederdorf und verweist auf die erstmalige Erwähnung der Wassergasse in einer Kaufurkunde von 1597.
  6. Dittrich, S. 20. Die Zuschüttung des Dorfteiches dort Fußnote 26.
  7. Nach dieser Aktiengesellschaft wurde das Areal, beginnend ab der Chemnitzer Straße („Westendschlösschen“) bis zur Westendstraße, benannt. Dittrich, S. 171/172.
  8. Dittrich, S. 175. An die Bezeichnung erinnert überdies ein Straßenname.
  9. Dittrich, S. 163, dort abgebildet der Bebauungsplan von 1888.
  10. Dittrich, S. 174.
  11. 1 2 3 Dittrich, S. 176. Die Kosten für die Herstellung des Turmes beliefen sich nach Dittrich auf 23.000 Reichsmark.
  12. Dresden: Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz. In: Werkstatt-Stadt.de. Abgerufen am 28. April 2020.
  13. Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz (Hrsg.): Plauen. Denkmalschutzgebiete im Porträt. Initial Werbung & Verlag, Dresden Dezember 2020 (online [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 28. November 2021]).
  14. Stefan Erbe: Nach Umzug ins WTC: Dresden International University öffnet erstmals die Pforten. 16. August 2011, abgerufen am 30. Oktober 2020..
  15. Der Text zu den Schulen in Plauen basiert auf dem Eröffnungsvortrag von Ingolf Roßberg zur Festwoche der 125-Jahr-Feier der 55. Mittelschule und auf der Nutzung der Quellen Dittrich und Dubbers.
  16. Dittrich, S. 115.
  17. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Dittrich, S. 116–118
  18. Vater: Johann Christian Grütze, Gärtner in Oberebersbach; Mutter: Johanna Rosina Sparmann aus Schönfeld. Die Angaben gemäß unveröffentlichten Ergebnissen der Familienforschung. Quellen: Sächsisches Hauptstadtarchiv: Kaufverträge von Ober- und Mittelebersbach, Kirchenbücher.
  19. Tabelle zusammengestellt nach Dittrich, S. 115–120.
  20. Ein Pferdeknecht erhielt 1688: 24 Taler als Jahresgehalt, ein Lehrer 1688/89 als Jahresgehalt: 24 Gulden; 1 Taler waren 24 Groschen, 1 Gulden waren 21 Groschen. Dittrich, S. 118, Fn. 140.
  21. Dittrich, S. 115.
  22. Dittrich gibt das Wachsen der Schülerzahl wie folgt an: 1857 = 130, 1871 = 236, 1880 = 750 (in 13 Klassen), 1900 = 1600 Schulkinder, davon allein in der mittleren Volksschule 1100 Schüler. Das Schulgeld betrug 1861 13 Pfennige, 1876 20 Pfennige wöchentlich. Dittrich, S. 165, Fn. 176
  23. Dittrich, S. 165.
  24. Dittrich, S. 158, 165
  25. Sie war die erste ihrer Art in Sachsen: Dittrich, S. 165, Fn. 175
  26. Eva Köllnberger, Horst Richter: Hoch über der Stadt – aus der Geschichte des Stadtteiles Dölzschen. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch, Band 9, Druckerei zu Altenburg, 2003, S. 125–163, hier S. 146
  27. Dies ist ein Hauptgrund, weshalb die Höhere Volksschule, heute 55. Oberschule, den Namen „Gottlieb Traugott Bienert“ trägt.
  28. Dittrich, S. 154, Abb. 79.
  29. Dittrich, S. 161.
  30. 1 2 Stadtteilkatalog 2014, S. 209. Abgerufen am 12. März 2018.
  31. Stadtteilkatalog 2015, S. 209. Abgerufen am 12. März 2018

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Plauen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 99.
  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze – Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941 (1. Auflage im gleichen Verlag 1940).
  • Adolf Jädicke: Beiträge zur Geschichte des Dorfes Plauen bei Dresden. Plauen bei Dresden 1894/1903 (Digitalisat)
  • Friedrich Reichert: Plauen-Dresden vom Dorf zur Stadt. In: Dresdner Geschichtsbuch 1. Dresden 1995, S. 84–118.
Commons: Plauen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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